Barbara Zaugg
Expedition Körper
Gesundheit ist keine Glückssache
Inhalt
Von der Kuh zur Idee
Über mich Über mich
Das Mysterium X Das Mysterium X
Eine Expedition durch den Körper Eine Expedition durch den Körper
Willkommen auf dem Schädeldach Willkommen auf dem Schädeldach Schöne Aussicht und gute Luft hier oben, auch wenn unsere Füsse mehr oder weniger in einem haarigen Feld stehen. Wussten Sie, dass jedes einzelne Körperhaar über einen eigenen Muskel, den Haaraufrichter (M. arrector pili), verfügt? Kein Wunder, dass einem ab und zu die Haare zu Berge stehen! Die Aktivität dieses Haarmuskels nehmen Sie bewusst wahr, wenn es Sie schaudert oder fröstelt und sich auf der sogenannten Gänsehaut Härchen sichtbar aufstellen. Seien wir froh, müssen wir diese unzähligen Haarmuskeln nicht auch noch einzeln im Fitnesscenter trainieren! Haare sind ein Gebilde aus Keratin, Hornfäden also. Zu unserem Glück besitzen sie weder Nervenzellen noch Blutgefässe, sonst wäre der Coiffeurbesuch wohl eine Tortur. Beim forschen Durchkämmen aber reagieren die Nervenzellen der Kopfhaut, was durchaus mal eine Träne ins Auge drücken kann. Das Schädeldach, auf dem wir uns gerade befinden, hat wissenschaftlich definiert eine Dicke von 6,5 bis 7,1 Millimetern, ist äusserst robust und nimmt viele Stösse problemlos entgegen. Die Wissenschaft glaubt zu wissen, dass das Schädeldach der Frauen generell dicker ist als das der Männer. Es ist also kein Zufall, dass Frauen von der männlichen Spezies öfter als Dickschädel bezeichnet werden. Liebe Männer, kurzer Verweis auf X: Es ist das Gesetz der Natur, die Frauen trifft keine Schuld. Jetzt lade ich Sie ein, mit mir in den fiktiven Körperlift zu steigen. Wir starten im Stockwerk G.
Schaltstelle Gehirn
Unterwegs im Verdauungstrakt
In der Knochenwerkstatt
Das Energiekraftwerk
Rasant durch Herz- und Lungenkreislauf
Das Biochemiewerk Leber
Die unterschätzten Nieren
Im Raum der Sinne
Das Immunsystem: unsere Körperarmee
Das Lymphsystem
Wir sind nicht gleich
Massgeschneidert gibt es nicht
Der gigantische Stoffwechsel und die Macht der Hormone
Das Bauchgefühl – wenn der Körper Sie anruft
Der Reiz und seine Antwort
Das innere Gleichgewicht
Placebo – wenn nichts plötzlich Wirkung zeigt
Alles klar?
Achtung, fertig, Feuerwerk!
Quellen
Inhalt
Es mag etwas seltsam oder gar verrückt klingen, wenn ich Ihnen sage, dass mich eine auffallend lustig gefleckte Bauernhofkuh namens Rita inspiriert hat, dieses Buch zu schreiben. Ich begegne ihr täglich frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit. Sie schafft es immer aufs Neue, mich zum Schmunzeln zu bringen. Sehr genussvoll und fast tänzelnd bewegt sie sich an der automatisch drehenden, gelben Reinigungsbürste hin und her und zelebriert ihre Morgentoilette. Von den Artgenossen in der Warteschlange, die offenbar gerne das Gleiche tun würden, lässt sie sich weder stören noch vertreiben. Ein Schauspiel der Sonderklasse, das bei mir immer wieder gute Gefühle auslöst und die Morgenmuffelstimmung vertreibt. Man kann hier quasi von einem Gute-Laune-Elixier sprechen.
Dieses allmorgendliche Ritual und sein Effekt haben in mir das unbändige Bedürfnis erweckt, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, auf sehr einfache und unterhaltsame Weise Einblick in Ihren Körper zu verschaffen. Mit meinen Schilderungen will ich in Ihrem Gehirn Signalstoffe auslösen, ein Kopfkino aktivieren und Sie mitten in Ihren eigenen Körper katapultieren. Voller Erstaunen und Bewunderung werden Sie Strukturen und Funktionsprozesse individuell und visualisiert erleben. Anders ausgedrückt: Sie rücken sich mal selbst auf den Pelz und kommen sich körperlich eine Spur näher. Ich garantiere Ihnen, Sie werden es nicht bereuen.
Von Geburt an leben wir als individuelle Persönlichkeiten in einem ebenso individuellen Körper. Wir glauben, uns bestens zu kennen. Mit dem Wissen darum, wie wir ausschauen, was wir fühlen und denken, wie wir handeln, was wir mögen oder nicht, was uns freut oder traurig macht, und vielen Fähigkeiten mehr, kommen wir gut durch das Leben. Erst im Falle einer Krankheit, einer Verletzung oder eines psychischen Ungleichgewichts kann es dazu kommen, dass wir auf einmal ein befremdendes Körpergefühl verspüren. Spätestens dann ist es hilfreich, ein Mindestwissen über die Körperstrukturen und -funktionen zu haben. Mein Buch soll Ihnen Einsicht in Ihren Körper verleihen und damit Ihre Wahrnehmung sowie Ihre Eigenverantwortung steigern. Sie benötigen dafür keine medizinischen oder anatomischen Kenntnisse, sondern einzig eine Vorstellungsgabe, damit Sie die amüsante Expedition durch den Körper als Kopfkino erleben können.
Freuen Sie sich auf eine nicht alltägliche Herausforderung, und tauchen Sie ein in Ihre faszinierende Körperwelt. Sie erhalten dabei zwei Arten von Einsichten: zum einen physische Einsichten in die Körperwelt und zum anderen geistige Einsichten, damit Sie künftig im Denken, Fühlen und Handeln in Bezug auf Ihre Gesundheit differenzierter, aber auch kritischer vorgehen können.
Über mich
Mit vier fing alles an. Denn ganz der Norm der anno dazumal vierjährigen Kinder entsprach ich definitiv nicht. Statt Bilderbücher anzuschauen, Stofftiere herumzuschleppen und Seifenblasen nachzublicken, funktionierte ich mein Kinderzimmer in eine Puppenarztpraxis um. Dort frönte ich meiner unbändigen Leidenschaft, Forschungsversuche an meinen Puppen durchzuführen. Hinter verschlossener Zimmertür machte ich mich ans Werk. Keine meiner Puppen blieb unversehrt. Auch tot aufgefundene Fliegen, Spinnen und Mücken waren willkommene Forschungsobjekte. Einigen meiner Puppen malte ich mit Filzstift Verletzungen auf und versorgte sie anschliessend mit Verbänden und Pflastern. Anderen schnitt ich versuchsweise die Haare, um zu schauen, wie lange es dauert, bis sie wieder nachwachsen. Ich wartete Stunden, Tage, ja Wochen, bis ich mit grösster Enttäuschung feststellen musste, dass sich weder in Sachen Wundheilung noch in Sachen Haarwuchs irgendetwas tat.
Ich wurde älter, und meine Praxis entwickelte sich im Laufe der Zeit weiter. Sehr erfreute ich mich an den Utensilien aus dem realen Arztpraxisalltag, die mir Bekannte aus dem Pflegeberuf wohlwollend mitgebracht hatten. Erstaunlicherweise war ich tatsächlich im Besitz von Injektionsspritzen, leeren Infusionsflaschen mit Besteck, Injektionsmittelfläschchen und Operationsklemmen, ja sogar von einem Skalpell. Meine Versuche wurden überlegter, aber auch gewagter. Der Puppenwelt ging es dabei richtig an den Kragen beziehungsweise an den Kautschuk! Ich impfte die Puppen mit Wasser, schnitt ihnen die Mundpartie auf und fütterte sie mit eigens zubereitetem Bananenbrei oder öffnete ihnen mit dem brutal scharfen Skalpell den Bauch. Die Ergebnisse meiner Forschung waren stets ernüchternd: Wenn Haare nicht nachwachsen, aufgemalte Wunden nicht heilen, Injektionsmittel nicht aufgenommen werden, Nahrungsmittel übel zu riechen beginnen, Bäuche einfach Hohlräume sind, ja was zum Teufel kann ich denn hier in Erfahrung bringen? Eine einzige Kautschuklüge? Enttäuscht und entmutigt war ich kurz davor, meine Praxis zu schliessen.
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