Gerade bei Großanlagen gehört eine solche Datenaufzeichnung zum Standard, da hier selbst kleine Anlagenstörungen ins Geld gehen können; die Performace Ratio steht als Wert permanent zum Vergleich zur Verfügung, womit man Abweichungen zeitnah erfassen und darauf reagieren kann.
Energiefluss und Verluste einer PV-Anlage
Eine Photovoltaikanlage verzeichnet im Betrieb wie jede energieumwandelnde Anlage Verluste, die sich primär auf den Ertrag der Photovoltaikanlage auswirken. Sie entstehen bei den einzelnen Anlagenkomponenten, die bauart- und konstruktionsbedingt zwangsläufig auftreten beziehungsweise auftreten können. Hierzu gehören zum Beispiel Verluste durch die Lichtreflexion der Modulscheibe, durch Leitungen und Steckverbinder, Umwandlungsverluste bei Wechselrichter und Temperaturverluste, wie wir sie bereits bei den Zelleigenschaften kennengelernt haben.
Es treten aber auch Verluste auf, die planerisch vielleicht gar nicht berücksichtigt wurden und/oder sich womöglich allein aus dem Anlagenbetrieb ergeben. So können Verschattungen und Verschmutzungen der Module den Ertrag mindern. Dies wird in den folgenden Kapiteln noch genauer behandelt (siehe ab Seite 56).
Im Vordergrund jeder Photovoltaikanlage stehen die Fragen, mit welchem Ertrag und mit welchen Einnahmen aus der Einspeisevergütung oder letztendlich mit welcher Stromersparnis durch Eigenverbrauch zu rechnen ist. Hierzu wurden bereits einige Punkte im ersten Kapitel (siehe Seite 10) angesprochen. Da der reale Ertrag wie beschrieben an viele Faktoren gekoppelt ist, kann es auf diese Frage keine Standardantwort geben.
Um eine Voreinschätzung zu ermöglichen, werden vom Planer oder Installateur im Zuge der Angebotserstellung sogenannte Wirtschaftlichkeitsberechnungen auf Basis einer Ertragsprognose durchgeführt, auf die wir später noch eingehen werden. Ertragsprognosen sollten vom Anlagenplaner mit Vorsicht erstellt werden, da sie oft als Maß aller Dinge angesehen werden und seitens des Anlagenbetreibers oftmals das Verständnis dafür fehlt, wenn es zu Abweichungen kommt. Die Ertragsprognose muss realistische Werte als Ergebnis hervorbringen, was sie dann tut, wenn das Berechnungsprogramm hierfür auch mit den richtigen Daten „gefüttert“ wird. Werthaltige Ertragsprognosen sind meist nur mittels Ertragsgutachten zu erwarten, die von unabhängigen Dritten erstellt werden. Bei Großanlagen ist das meist ein Muss, weil hier bereits die Banken entsprechende Grundlagen für die Finanzierung prüfen wollen. Schließlich muss sichergestellt sein, dass die Kosten des Kreditdienstes zumindest von den Ertragserlösen gedeckt werden.
Zwar gibt es schon lange einfache oder auch etwas anspruchsvollere Berechnungsprogramme für Ertragsprognosen, doch lässt sich das Endergebnis hieraus mit vielen Stellschrauben in einen „gewünschten“ Wert überführen. Als Laie ist man hierbei überfordert, insbesondere wenn das Berechnungsprogramm die gesamten Eingabedaten oder Analysen nicht offenlegt, sondern nur eine Ergebniszusammenfassung liefert.
In nicht wenigen Fällen klaffen daher Theorie und Praxis weit auseinander. So können sich aus verschiedenen Annahmen von Leitungsverlusten, Wetterdaten, fehlender Berücksichtigung von Horizontal- und Nahverschattungen aus mehreren unabhängigen Berechnungen für ein und dieselbe Anlage recht unterschiedliche Resultate ergeben. Recht optimistisch angesetzte Ertragsergebnisse führen zwangsläufig zu einer deutlich besseren Anlagenrendite, wobei früher mitunter ein überhöhter Anlagenpreis argumentativ gleich mit ausgeglichen wurde. Im Gegenzug führt eine zu vorsichtig gerechnete Ertragsprognose im Vergleich mit den realen Ertragswerten der Anlage zu einem stets „guten“ realen Jahresertrag, was den Anlagenbetreiber in entsprechende Sicherheit wiegt. In nicht wenigen Fällen ergibt sich aber der Umstand, dass die Anlage durch eine vernünftige Planung in Wirklichkeit einen besseren Ertrag erzielen könnte.
Gleiches gilt übrigens für die Wirtschaftlichkeit von Speichersystemen. Besonders für die Zukunft angesetzte exorbitante Stromkostensteigerungen führen einerseits natürlich zu einem für den Anlagenkäufer günstigen Gesamtergebnis. Ob sich andererseits die Preisspirale tatsächlich so nach oben dreht, weiß heute niemand.
Wichtig für Sie als Anlagenbetreiber ist aber auch zu wissen, dass es sich bei den prognostizierten Erträgen um ein langfristiges Mittel jährlicher Einstrahlungen aus den letzten zehn bis 15 Jahren handelt. Die tatsächliche Jahreseinstrahlung unterliegt gemäß dem tatsächlichen Vorkommen jährlichen Abweichungen. Wird für eine Anlage beispielsweise ein jährlicher Jahresertrag von 980 kWh/kWp bei einer zugrunde liegenden mittleren Jahresstrahlung von 1 100 W/m 2ermittelt, sollte im Vergleich zur tatsächlichen Jahresstrahlung, wenn diese auch den Wert von 1 100 W/m 2erreicht hat, der prognostizierte Jahresertrag unter Berücksichtigung von geringen prozentualen Abweichungen (+/- 5 Prozent) ebenfalls um 980 kWh/kWp erreicht haben. Liegt der Ertragswert deutlich niedriger, stimmt entweder die Ertragsberechnung nicht oder die Anlage läuft nicht optimal.
Lassen Sie sich daher die Parameter aus der Ertragsprognose vom Fachbetrieb Ihrer Wahl erläutern und fragen Sie im Zweifelsfall nach.
Mittlerweile bekommt man über das Internet die Möglichkeit, bei verschiedenen Organisationen oder Anbietern (z. B. solarserver.de) eine Ertragsprognose mittels einfacher Berechnung zu erstellen. Diese kann aufgrund der eingeschränkten Eingabemöglichkeiten aber nur als grober Anhaltswert betrachtet werden und ersetzt keine fachmännische Ertragsberechnung unter Berücksichtigung aller örtlichen Gegebenheiten (wie etwa Teilverschattungen, unterschiedliche Dachneigungen, …).
INSTALLATION BEIM HAUSNEUBAU ODER NACHRÜSTUNG
Die Installation einer PV-Anlage beim Hausneubau bringt Vorteile bei der Energiebilanz und Kosteneinsparungen beim Strombezug.
Nutzungsmöglichkeiten von PV-Strom
Der Schwerpunkt der PV-Nutzung liegt beim Eigenstrombezug und damit der Schaffung von Unabhängigkeiten in der Energieversorgung.
Für den Häuslebauer stellt sich die Frage, ob man gleich eine PV-Anlage mitplanen und realisieren sollte, oder ob man diese später nachrüstet. An eine solche Entscheidung sind einerseits mehrere Überlegungen geknüpft, andererseits sind die individuellen Möglichkeiten der Bauherren zu berücksichtigen.
Im Vordergrund mag sicherlich auch der finanzielle Aspekt stehen. Früher, also vor rund 15 Jahren, waren PV-Anlagen noch kostenintensiver in der Anschaffung. Da lag der Anschaffungspreis für eine 6-kWp-Anlage noch bei 3 000 bis 4 000 Euro/kWp und somit einer Gesamtinvestitionssumme von etwa 18 000 – 24 000 Euro. Bei einer Amortisationszeit von rund zwölf Jahren im Zuge einer Vollfinanzierung warf die Anlage daher bei einer reinen Netzeinspeisung erst ab dem 13. oder 14. Jahr einen Gewinn ab; dieser wirkte sich somit erst relativ spät als finanzielle Entlastung eines finanzierten Hauses aus.
Heute liegen die Systemkosten (ohne Speicher bei gleicher Anlagengröße) zwischen 1 200 und 1 500 Euro/kWp, für die gesamte Anlage somit bei ungefähr 7 000 – 9 000 Euro. Zugleich dient eine PV-Anlage derzeit nicht mehr zur reinen Netzeinspeisung, sondern ist Bestandteil der Energieversorgung des Gebäudes selbst. Und hier ergeben sich vielfältige Möglichkeiten mit sofortiger Kosteneffizienz bzw. -einsparung und alle hieraus erdenklichen Kombinationen:
Allgemeiner Eigenverbrauch ohne Speicher (Einsparung von Strombezugskosten)
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