[1]Rotes Heft 110
Dipl.-Ing. (FH) Thomas Zawadke
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1. Auflage 2021
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© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-038861-1
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pdf: ISBN 978-3-17-038863-5
epub: ISBN 978-3-17-038864-2
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Der Klimawandel stellt an die Feuerwehren und Hilfsorganisationen neue Herausforderungen. So müssen in kurzer Zeit viele Einzelereignisse oder im unwegsamen Gelände großflächige und komplexe Einsätze abgearbeitet werden. Dazu gehören insbesondere Vegetationsbrände, die an Ausmaß und Intensität zugenommen haben. Speziell in Deutschland haben wir in vielen Regionen zunehmend mit Bränden auf Feldern mit Monokulturen (Stichwort: Biogasanlagen) und in Wäldern mit munitionsbelasteten Flächen zu kämpfen.
Dieses Rote Heft soll eine Hilfestellung bieten, wie mit einfachen Mitteln Norm- oder Serien-Fahrzeuge aufgewertet werden können oder welche Anforderungen an die Persönliche Schutzausrüstung gestellt werden müssen. Es wurde bewusst nicht auf die taktische Vorgehensweise eingegangen, da dies den Rahmen dieser Veröffentlichung sprengen würde. Dazu muss auf andere Literatur, z. B. Die Roten Hefte, Band 107 »Wald- und Vegetationsbrände« von Birgit Süssner verwiesen werden. Ausdrücklich vermerkt wird, dass gerade bei Flächenbränden die Taktik entscheidend für den Einsatzerfolg ist. Gemäß dem Motto von Heinrich Schläfer: »Die Technik hat der Taktik zu folgen«, ist dieses Rote Heft nur ein »Mosaikstein« im großen Bild der Abwehrtechnik von Vegetationsbränden. An Hand von Beispielen aus anderen Ländern (speziell in südlichen EU-Ländern und den USA) wird beschrieben, wie dort auf Anforderungen in Bezug auf Vegetationsbrände reagiert wurde, ohne den Anspruch oder gar die Forderung, diese Technik »blind« zu übernehmen.
[4]Bedanken möchte ich mich bei allen, die sich in den letzten Jahren engagiert haben, ihre Erfahrungen aus Übungen und Einsätzen zum wichtigen Thema »Vegetationsbrandbekämpfung« zu veröffentlichen und die dazu beitragen, die aktiven Einsatzkräfte der deutschen Feuerwehren dafür zu sensibilisieren. Insbesondere gilt mein Dank den engagierten Mitgliedern des Vereins @fire, der, neben anderen, maßgeblich an der Verbesserung der Ausbildung kommunaler Feuerwehren in Deutschland beteiligt ist.
Aber auch Landesfeuerwehrschulen, Institute der Feuerwehr und sogar mancher Vertreter der Politik haben die Dringlichkeit erkannt und unterstützen die Feuerwehren durch Anpassung der Lehrpläne und Unterlagen zur örtlichen Schulung sowie durch die Bereitstellung von Geldern zur Beschaffung von Geräten und Ausrüstung.
Wir sollten, neben der Beschaffung von spezieller Ausrüstung, die Ausbildung und Unterlagen immer kontinuierlich auf den Prüfstand stellen, neue Erkenntnisse harmonisieren und diese Verbesserungen auch allen Beteiligten mitteilen. Einsätze in anderen Ländern (z. B. Kalifornien oder Australien) zeigen sehr deutlich, dass Flächenlagen nur durch harmonisierte und aufeinander abgestimmte Technik und vor allem Taktik beherrschbar werden.
So bin ich sehr gerne auch zukünftig für Ergänzungen, Erfahrungen oder Hinweise dankbar und werde diese wieder einarbeiten oder in Beiträgen in der Fachzeitschrift BRANDSchutz/Deutsche Feuerwehr-Zeitung veröffentlichen.
[5]Noch eine Anmerkung:
Ohne Zweifel bereichern Frauen und Mädchen die Feuerwehren seit vielen Jahren und ohne sie ist das bewährte flächendeckende ehrenamtliche Feuerwehrsystem in Deutschland längst nicht mehr zu erhalten. Ich habe versucht, geschlechtsneutrale Bezeichnungen zu verwenden. Im Sinne der besseren Lesbarkeit habe ich, wo dies nicht möglich war, auf die weibliche Form verzichtet. Bei der Bezeichnung Feuerwehrangehörige(r) sind selbstverständlich Angehörige der Feuerwehr beiderlei Geschlechts gemeint.
Ich wünsche ihnen viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre.
Neu-Ulm 2021
Thomas Zawadke
[11]1 Persönliche Schutzausrüstung
1.1 Besondere Anforderungen und Empfehlungen
Die DGUV Vorschrift 49 (UVV Feuerwehr ist in Deutschland die Grundlagen für die Ausstattung von Feuerwehrangehörigen mit Persönlichen Schutzausrüstung (PSA)) beschreibt in § 12 (1) die Mindestausrüstung:
Feuerwehrschutzanzug
Feuerwehrhelm mit Nackenschutz
Feuerwehrschutzhandschuhe
Feuerwehrschutzschuhwerk
Dies ist für die Vegetationsbrandbekämpfung bereits eine gute Grundausrüstung, die nur noch um wenige Elemente ergänzt werden muss.
1.2 Schutzkleidung zur Brandbekämpfung
Die Gefahren müssen bekannt sein, um sich davor schützen zu können – da wären:
Feuer:
Hitze z. B. durch Strahlungswärme, heiße Luft (kann u. a. zu Atemwegsverletzung führen), Glutpartikel durch Funkenflug, [12]Flammen (thermische Zersetzung der Vegetation) oder Rauch (Rauchgasintoxikation, gereizte Augen)
Mechanische Verletzungen:
Vegetation (beim Gehen durch Buschwerk mit Verletzungen durch Dornen, abgebrochene Zweige, aber auch Stolpern, Ausrutschen o. ä.), Umgang mit (Hand-)Werkzeugen (auch von anderen Einsatzkräften), Hochspritzen von scharfkantigem oder splitterartigem Boden- oder Vegetationsmaterial durch Einsatz von Wasser unter hohem Druck und Hochschleudern von Material durch Bodenfräsen.
Idealerweise wird für die Vegetationsbrandbekämpfung besonders geeignete Kleidung verwendet, wie sie z. B. in der DIN EN ISO 15384 beschrieben ist. Der Unterschied dieser Bekleidung zur »üblichen« Feuerwehrschutzkleidung besteht darin, dass das Gewicht deutlich geringer und atmungsaktiver ist. Das liegt in erster Linie daran, dass der mehrlagige Aufbau nicht notwendig ist. Wichtig ist, dass die Arm- und Beinabschlüsse enger geschlossen werden können, um ein Eindringen von brennbaren Gasen oder Flammen zu vermeiden. Es ist nicht zwingend erforderlich, spezielle Einsatzkleidung zu beschaffen. Die herkömmliche Feuerwehreinsatzkleidung kann so optimiert werden, dass sie für gelegentliche Einsätze bei Vegetationsbränden ebenso einsatztauglich ist.
Die immer wieder (in Veröffentlichungen dokumentiert) zu beobachtende Verwendung von »Überbekleidung zur Brandbekämpfung in Räumen mit Durchzündungsgefahr« (HuPF 1 bzw. 4 bzw. DIN EN 469) ist bei der Vegetationsbrandbekämpfung (auch bei höheren Temperaturen) im Freien weder not[13]wendig noch sinnvoll. Sie gefährdet bei längerer und harter Arbeit bei Vegetationsbränden aufgrund des Wärmestaus unter der Kleidung die Einsatzkräfte durch Überhitzung bzw. erhöhten Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen. Es muss auch davon ausgegangen werden, dass die Arbeit bei der Bekämpfung eines Flächenbrandes wesentlich länger dauert als die begrenzte Arbeit unter Atemschutz im Innenangriff.
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