„Hier seht Ihr das größte und schwerste Schloss, das es in meinem Reich je gab. Wer von euch ist in der Lage, das Schloss zu öffnen?“
Ein Teil der Höflinge schüttelte nur verneinend den Kopf. Einige der Weisen schauten sich das Schloss näher an, gaben aber zu, sie könnten es nicht schaffen. Als die Weisen dies gesagt hatten, war sich auch der Rest des Hofstaates einig, dieses Problem sei zu schwer, als dass sie es lösen könnten. Nur ein Weiser ging an das Schloss heran. Er untersuchte es mit Blicken und Fingern, versuchte es auf verschiedenste Weisen zu bewegen und zog schließlich mit einem Ruck daran.
Und siehe, das Schloss öffnete sich …
Das Schloss war nur angelehnt gewesen, nicht ganz zugeschnappt, und es bedurfte nichts weiter als des Mutes und der Bereitschaft, dies zu begreifen und beherzt zu handeln. Der König sprach: „Du wirst die Stelle am Hof erhalten, denn Du verlässt Dich nicht nur auf das, was Du siehst oder was Du hörst, sondern Du setzt selber Deine eigenen Kräfte ein und wagst eine Probe.“ ◀
Quelle: Orientalischer Mythos
Stichwörter: Mut, Zielstrebigkeit, Kompetenz
ein besonderes geschenk |
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Eine weise Frau reiste durch die Berge. Eines Tages fand sie dort in einem Bachlauf einen sehr, sehr wertvollen Stein.
Am nächsten Tag traf sie einen anderen Wanderer. Der Mann war hungrig und die weise Frau öffnete ihre Tasche, um mit ihm ihr Brot zu teilen. Der Wanderer sah den wundervollen Stein in der Tasche.
„Gib mir den Stein“, sagte er.
Die Frau reichte dem Mann ohne jedes Zögern den Stein. Der machte sich schnell davon, denn ihm war klar, dass der Stein sehr, sehr wertvoll war und dass er nun den Rest seines Lebens sorgenfrei verbringen konnte.
Einige Tage später kam der Mann jedoch zurück zu der weisen Frau und gab ihr den Stein wieder.
„Ich habe nachgedacht“, sagte er. „Ich weiß, wie wertvoll dieser Stein ist. Aber ich gebe ihn dir zurück. Das tue ich in der Hoffnung, dass du mir etwas viel Wertvolleres dafür schenken kannst. Bitte gib mir etwas davon, was es dir möglich machte, mir diesen Stein zu schenken.“ ◀
Autor: unbekannt; Quelle: The Women’s Spiritual Network, übersetzt und leicht geändert
Stichwörter: Werte, Reichtum, Weisheit, Selbstlosigkeit
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desiderata |
Gehe gelassen inmitten von Lärm und Hast und denke daran, welcher Friede in der Stille sein mag.
Soweit wie möglich versuche mit allen Menschen auszukommen, ohne Dich zu unterwerfen. Sprich Deine Wahrheit ruhig und klar und höre anderen zu, auch den Dummen und Unwissenden, auch sie haben ihre Geschichte.
Vermeide laute, aggressive Menschen, sie sind eine Plage für die Seele.
Wenn Du Dich mit anderen vergleichst, magst Du eitel oder bitter werden, denn es gibt immer größere und geringere Menschen als Dich.
Freue Dich über Deine Erfolge und Pläne.
Nimm Deine Arbeit ernst, aber bleibe bescheiden, es ist ein wirklicher Besitz in den wechselnden Geschicken des Lebens.
Sei vorsichtig mit geschäftlichen Dingen, denn die Welt ist voller Listen.
Aber sei Du selbst.
Besonders heuchle keine Zärtlichkeit.
Sei aber auch nicht zynisch in Bezug auf die Liebe, denn angesichts aller Trockenheit und Entzauberung ist sie wiederkehrend wie das Gras.
Nimm gütig den Rat der Jahre an und lass mit Anmut die Dinge der Jugend hinter Dir.
Nähre die Stärke der Seele, um in plötzlichem Unglück nicht schutzlos zu sein.
Aber beunruhige Dich nicht mit Grübeleien.
Abgesehen von einer gesunden Disziplin, sei milde mit Dir selbst.
Du bist ein Kind des Universums, nicht weniger als die Bäume und die Sterne. Du hast ein Recht hier zu sein. Und, ob es Dir klar ist oder nicht, kein Zweifel, das Universum entfaltet sich, wie es soll.
Deshalb sei in Frieden mit Gott, wie immer Du Ihn Dir auch vorstellst und was immer Deine Ziele und Mühen sein mögen, in der lärmenden Verwirrtheit des Lebens, halte Frieden mit Deiner Seele. Mit all ihrem Schein, der Plackerei und den zerbrochenen Träumen, ist es doch eine schöne Welt.
Sei achtsam und versuche glücklich zu werden. ◀
Verfasser: Max Ehrmann (1872-1945)
Stichwörter: Weisheit, Gelassenheit, Frieden, Vertrauen
was vor uns liegt … |
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Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt.
Wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder. ◀
Verfasser: Henry David Thoreau
Stichwörter: Selbstvertrauen, Wunder
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wenn mit dreck geworfen wird |
Eines Tages fiel einem Bauern ein Esel in den tiefen Schacht eines alten, verlassenen Brunnens. Das Tier schrie herzzerreißend, während der Bauer darüber nachdachte, was er tun könnte.
Er überlegte, dass das Tier eh schon alt sei und der Brunnen sowieso zugeschüttet werden sollte. Deshalb entschied er, dass sich die Mühe nicht mehr lohnt, das Tier aus dem Schacht herauszuholen. Er rief seine Nachbarn zusammen, um den Brunnen zuzuschütten.
Gemeinsam begannen sie, den alten Brunnenschaft mit Dreck zuzuschaufeln. Als dem Esel klar wurde, was ihm angetan wurde, schrie er noch viel flehentlicher.
Dann aber beruhigte er sich zum Erstaunen aller. Ein paar Schaufelladungen später schaute der Bauer in den Schacht hinunter und sah zu seiner Verblüffung, was der Esel tat: Er schüttelte den Dreck von sich ab und trat ihn fest. Mit jeder Schauffelladung Dreck kam er ein Stückchen höher und konnte schließlich über den Rand springen und davonlaufen.
Fazit:
Das Leben wird immer wieder Dreck auf dich abladen, alle Arten von Dreck. Der Trick dabei ist, ihn abzuschütteln und zu nutzen, um aus dem Loch herauszukommen, indem du gerade steckst. ◀
Autor: unbekannt
Stichwörter: Ausdauer, Handeln, Zielstrebigkeit, Chancen
interview mit gott |
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Ich träumte, ich hätte ein Interview mit Gott gehabt .
„Komm rein“, sagte Gott. „Du möchtest Mich also gerne etwas fragen?“
„Nur wenn Du Zeit dafür hast“, sagte ich.
Gott lachte und sagte: „Meine Zeit ist die Ewigkeit und reicht für alles.
Welche Fragen möchtest Du mir denn stellen?“
„Was überrascht Dich am meisten an den Menschen?“
Gott antwortete:
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Dass sie es so langweilig finden, Kinder zu sein, und unbedingt erwachsen werden wollen, um sich dann danach zu sehnen, wieder Kinder zu sein. |
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Dass sie ihre Gesundheit ruinieren, um viel Geld zu verdienen und dann ihr ganzes Geld investieren, um wieder gesund zu werden. |
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Dass sie sich so sehr um die Zukunft sorgen, dass sie darüber die Gegenwart vergessen und dann weder in der Gegenwart, noch in der Zukunft richtig leben. |
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Dass sie leben, als würden sie niemals sterben, und dass sie sterben, als hätten sie niemals gelebt. |
Gott nahm meine Hände und wir waren eine Weile still. Dann fragte ich: „Was meinst Du als Vater, welche Lektionen Deine Kinder unbedingt fürs Leben lernen sollten?“
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