Osama Abu El Hosna - Wie wir nicht sind

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Während am Wiener Schwedenplatz noch Schüsse fielen, zerrte Osama Abu El Hosna einen schwer verletzten Polizisten aus der Gefahrenzone und riskierte dabei sein eigenes Leben. Für den 24-Jährigen war das ein selbstverständlicher Akt der Hilfsbereitschaft, auf die er als Zuwanderer aus Palästina in Österreich selbst noch nicht getroffen war. Auch als gefeierter «Held der Wiener Terrornacht» sah er sich bis hinauf in höchste Kreise der Politik Alltagsrassismus und Fremdenfeindlichkeit ausgesetzt. Mit diesem Buch legt er eine kluge Abrechnung mit beidem vor, entzieht der Xenophobie den Boden und macht Lust auf mehr Multikulti.

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»Aber wie? Wohin?«

Die Stimme meiner Mutter klang aufgeregt. Neben mir schliefen sie alle. Ahmed und Amer leise schnarchend auf dem Rücken, Mansor mit verrutschter Brille, Ali und Yasin in dem kleinen Kinderbett, und meine Schwestern Nada und Somaya eng ineinander verschlungen. Ich war erschöpft, aber ich konnte kein Auge zumachen. Meine Lider brannten. Es war ein paar Tage nach dem letzten Krieg. Dieser Krieg war besonders hart gewesen. Ich war neun Jahre alt, aber ich verglich bereits den einen Krieg mit dem anderen, als könnte ich so besser verstehen, was um mich herum passierte. Das letzte Mal war es so schlimm gewesen, dass wir uns mit fünfundsechzig anderen Menschen in einem Keller versteckt hielten. Wir lebten dort für achtundzwanzig Tage, schliefen am Boden, ohne Radio, ohne Telefon. Wir wussten nicht, was draußen passierte. Wir wussten nicht, ob es eine Zukunft geben würde. Menschen, die den Krieg nicht erlebt haben, denken nur an die Bilder. Aber manchmal sieht man ihn nicht, manchmal hört man ihn nur.

»Ich werde zuerst gehen. Alleine. Nach Großbritannien.« Ich schlug mir die Hand auf den Mund. Die Stimme meines Vaters klang jetzt ganz ruhig. Etwas fiel zu Boden. Vielleicht die Teetasse aus der Hand meiner Mutter? Mansor wälzte sich unruhig neben mir auf die Seite. Die anderen schliefen weiter, nicht wissend, was hier gerade verhandelt wurde. Für einen kurzen Moment wünschte ich mir, ich würde auch schlafen. Ich zog Mansor vorsichtig seine Brille von der Nase und legte sie auf dem kleinen Nachttisch neben mir ab. Mein Vater würde also gehen. Ohne uns. Ich wusste, er konnte es schaffen. Er war Englischlehrer, er würde sich dort verständigen können, eine Arbeit finden, da war ich mir sicher. In meinem Bauch brannte es jetzt vor Aufregung. Er würde sich durchschlagen, aber was sollte aus uns werden? War die Zeit im Keller das letzte Puzzleteil, das mein Vater, für seine endgültige Entscheidung fortzugehen, gebraucht hatte? Vielleicht wusste er es auch schon immer, seit er selbst ein kleiner Junge war. Oder hatte er Hoffnung, die Dinge würden sich bessern? Ich weiß es nicht. Ich habe bis heute nie mit ihm darüber gesprochen. Wir sprechen generell nie darüber, wie es war, nur wie es sein wird. Es sind einfach zu viele Erinnerungen.

»Ich werde euch nachholen, so schnell es geht«, sagte mein Vater in das kratzende Geräusch, das unser alter Besen machte, wenn man mit ihm über den Boden fuhr. Meine Mutter sagte nichts. Vielleicht nickte sie, vielleicht wog sie ihren Kopf hin und her, wie sie es heute noch tut, wenn sie nicht ganz überzeugt von einer Sache ist.

Meine Großmutter beließ es nicht bei einem Kopfnicken, als sie ein paar Tage später von den Plänen meines Vaters erfuhr. Wir saßen auf ihrem riesigen, braunen, goldverzierten Sofa wie jeden Nachmittag und beobachteten staunend mit offenen Mündern, wie sie sich mit meinem Vater stritt, wie sie Türen knallte, wehklagend die Hände zum Himmel hob und – als dass alles nichts half – mit ihren Fäusten wild auf ihn einschlug. Selbst mein Großvater konnte sie nicht beruhigen, obwohl er sogar extra seinen Fernsehsessel verließ, und so das Fußballspiel seiner Lieblingsmannschaft Real Madrid verpasste, nur um ihr sanft über den Kopf streicheln zu können und ihr gut zuzureden, wie einem kranken Tier.

Es stand fest. Mein Vater hatte seine Entscheidung getroffen, er ließ sich von nichts abbringen, nicht mal von seiner eigenen Mutter. Als er ging, malten wir uns die wildesten Dinge aus. Wie er uns abholen würde. Mit einem Privatflugzeug würde er in Dschabaliya landen und uns alle mitnehmen. Meine Großmutter war davon nicht sehr überzeugt. Nachdem die ersten Tränen getrocknet waren, saß sie abends wieder in ihrem Sessel und es kam vor, dass sie ganz plötzlich laut auflachte. Ihre Augen wurden zu listigen, schmalen Schlitzen. »Das wird nicht passieren«, sagte sie immer, »euer Vater wird schon sehen, er wird zurückkommen«.

Als Kind fragte ich mich oft, warum meine Großmutter, die uns allen sonst immer nur das Beste wünschte, so wenig Hoffnung für meinen Vater hatte. Heute weiß ich, wie sehr sie damals schon jeden Tag Angst hatte, uns zu verlieren. Wenn wir weggingen, würden wir uns alle wahrscheinlich nie wiedersehen.

Es verging ein Jahr, in dem wir kaum etwas von unserem Vater hörten. Wenn er alle paar Monate anrief, dann sprach er nur kurz mit meiner Mutter, die dafür immer das Zimmer verließ, als gäbe es ein großes Geheimnis, von dem wir nichts wissen durften. Meine Mutter überbrachte uns seine Nachrichten portionsweise beim Abendessen. Er sei jetzt in Österreich. Dort wäre es schön, aber er wüsste nicht, wann er uns holen könnte, erzählte sie uns. Meine Großmutter schnaufte laut auf. Sie hatte uns ja immer gewarnt, dass es so ausgehen würde, und je länger es dauerte, desto weniger war Österreich, dieses unbekannte Land, in unseren Köpfen. Wir Kinder waren uns auch nicht mehr sicher, ob wir wirklich jemals aus Dschabaliya wegkommen würden. Auch die Menschen in unserer Straße glaubten nicht mehr daran.

»Ihr redet nur, das wird doch nichts«, sagten die anderen Kinder und lachten uns aus.

Österreich war so weit weg, wie die Geschichten, die unsere Großmutter uns erzählte, wenn es mal wieder keinen Strom gab oder wir abends im Bett lagen und einfach nicht einschlafen konnten. Aber mit der Zeit brachten uns die Geschichten meiner Großmutter immer weniger durch die Nächte, und noch weniger durch unseren Alltag. Wir wurden älter und wir spürten, wie sehr unser Vater fehlte, wie sehr wir ihn brauchten. Alles wurde knapper, enger. Die Räume, in denen wir lebten, die Luft zum Atmen und auch das Geld wurde immer weniger. Meine Brüder Mansor und Ahmed beschlossen, dass wir etwas dazuverdienen sollten. Ich musste auch arbeiten. Ich war gerade elf Jahre alt geworden und fing an, mir in unserer Straße einen kleinen Stand einzurichten, an dem ich nach der Schule Süßigkeiten und Spielzeug verkaufte. Manchmal dachte ich daran, wie wir gemeinsam, als mein Vater noch da gewesen war, immer morgens in die Moschee gegangen waren. Ich dachte an den kleinen Jungen dort, der nach dem Morgengebet immer süße Sesamkringel verkauft hatte. Die ganze Luft hatte nach diesem Gebäck gerochen, und wir hatten glücklich die Sesamkörner zwischen unseren Zähnen zerspringen lassen. Jetzt gab es keinen Unterschied mehr zwischen dem kleinen Verkäufer und mir. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich, was es hieß, auf mich allein gestellt zu sein.

Nach einem Jahr kam endlich der Anruf, auf den wir so lange gewartet hatten. »Ich habe ein Visum für euch.«

Wir konnten es kaum glauben, ihn wiederzusehen. Jeder wollte das Handy in der Hand haben, und wir stolperten und fielen übereinander her wie junge Welpen. Mein Vater sah müde und abgekämpft aus, aber sein Gesicht war jetzt hoffnungsvoll.

»Das Leben ist schön hier.« Ich erinnere mich, wie er das sagte.

»Ich habe ein Visum für euch«, wiederholte er, als wüssten wir nicht, was diese Worte bedeuteten. Jedes Kind in Gaza weiß das. Wir ließen das Handy auf das Sofa meiner Großmutter fallen und lagen uns in den Armen. Mein Vater sah uns von dem goldbestickten Samt aus zu, wie wir wild durcheinander redeten. Sein daumengroßes Gesicht auf dem Display war wegen der schlechten Verbindung ganz verpixelt. Man konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob er lachte, ob er weinte, oder ob er beides tat.

Wir packten unsere Sachen, während meine Mutter uns ermahnte, ja nicht zu viel einzupacken. »Wir müssen ja auch noch fliegen«, sagte sie.

Fliegen. Man konnte ihrer zittrigen Stimme anhören, dass sie es selbst kaum glauben konnte. Fliegen. Mit dem Flugzeug. In den kommenden Tagen verabschiedeten wir uns von den Kindern in unserer Straße. Es war sehr traurig. Nicht nur, dass wir unsere Freunde zurücklassen mussten. Auch dass wir nicht wussten, ob wir sie je wiedersehen würden. Meine Großmutter weinte jeden Abend. Sie versuchte nicht einmal mehr, es zu verstecken.

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