Warum der BND so zeitnah über den „Bund Aufrechter Südtirolfreunde“ und den wahren Hintergrund informiert ist, geht aus einer Vorbemerkung zu diesem Bericht der Wiener BND-Niederlassung hervor:
Nachstehende Information über Südtirol wurde aus unbedingt zuverlässiger Quelle über eine SV [Sonderverbindung – Anm. d. Autors] bekannt. […] Es darf um besonders vorsichtige Verwendung gebeten werden, da das Bekanntwerden von Einzelheiten aus dieser Information notwendigerweise zur Enttarnung hiesiger SV vor allem gegenüber der Qu . [Quelle – Anm. d. Autors] führen muss, was für die SV äußerst peinliche Folgen hätte. […] Nachstehende Mitteilungen erfuhr SV aus Gesprächen mit Qu., die zwischen Mitte Januar und Mitte Februar 1960 geführt wurden. 20
Wer die Sonderverbindung und die Quelle sind, geht aus einer handschriftlichen Notiz hervor, die jemand in Pullach an die Meldung aus dem „Handelskontor“ heftet:
Quelle: Uni-Dozent Herwig Büchele, Innsbruck, geführt von DN Wieland, Wien. 21
Rudolf Wihan alias Agent „Wieland“ ist selbst im DÖB tätig und hat zu diesem Zeitpunkt enge Kontakte zu Büchele. Es ist sogar anzunehmen, dass der BND-Mann zumindest bis zu dessen Ausscheiden aus dem BAS Ende 1961 Büchele führt. Ob der Jesuit dabei nur abgeschöpft – das heißt von „Wieland“ unbewusst ausgehorcht wird – oder bewusst für den deutschen Nachrichtendienst arbeitet, geht aus den vorliegenden Akten nicht hervor. Aber es spricht einiges dafür, dass Büchele weiß, mit wem er redet.
Wenige Wochen nach der Feuernacht 1961 schickt der Leiter des „Handelskontors“ denselben Bericht noch einmal nach Pullach. Im Begleitschreiben steht:
In der Anlage Fotokopie eines Berichts vom 2.3.1960. Quelle des Berichts war V-14791 (DN Wieland). V-14 791 hat weiterhin Möglichkeiten, in den in der Meldung erwähnten Kreisen entsprechende Nachforschungen anzustellen. Falls dort Interesse besteht, wird um Rückäußerung gebeten .
Agent „Wieland“ bewährt sich in den rechtsnationalen Kreisen und wird Anfang 1961 vom deutschen Nachrichtendienst auch auf den „Ring Freiheitlicher Studenten“ (RFS) angesetzt. Dort soll der BND-Agent Zuträger und Informanten anwerben, denn der rechtsgerichtete von Burschenschaftern durchsetzte RFS ist ein ergiebiges Rekrutierungsreservoir für die Spionagearbeit des deutschen Nachrichtendienstes in Richtung Ostblock. Man sucht in Wien junge Studenten, die für den BND als Kuriere und Spione in Ungarn oder der Tschechoslowakei tätig werden.
Am 28. Jänner 1961 wird in der BND-Zentrale in Pullach ein neuer Mitarbeiter registriert. Rudolf Wihan wirbt einen neuen Mann an, der in Pullach ab diesem Zeitpunkt unter der Nummer „V-22 271“ geführt wird. Hinter dieser Verwaltungsnummer verbirgt sich der damals 22-jährige Wiener Student und Burschenschafter Rainer Mauritz (* 1939). 22
Die Person Rainer Mauritz und seine politische Überzeugung lassen sich am besten anhand eines kleinen Taschenkalenders beschreiben. Dieses „Merkbuch 1961“ hat eine Seite, in die die „Wichtigsten Familiendaten“ eingetragen werden können. Mauritz notiert darin:
Beschlagnahmtes Merkbuch von Rainer Mauritz: Hitlers Geburts tag eingetragen .
24.2 . |
Mutti Geburtstag |
16.3 . |
Omi Geburtstag |
18.3 . |
Mutti N. T. [Namenstag – Anm. d. Autors] |
20.1 . |
Onkel Otto G. T. [Geburtstag – Anm. d. Autors] |
20.4 . |
Hitler G. T . |
11.5 . |
Karl G. T. 23 |
„20.4 Hitler G. T.“, also 20. April, Hitlers Geburtstag: Ein Kommentar erübrigt sich. Drei Jahrzehnte später holt Rainer Mauritz seine Vergangenheit ein. Mauritz ist zu diesem Zeitpunkt FPÖ-Bezirksobmann von Klosterneuburg und seit fünf Jahren Präsident des „Österreichischen Fechtverbandes“ (ÖFV). Als solcher muss er in den 1990er-Jahren zurücktreten, als das Wiener Nachrichtenmagazin „profil“ diese Taschenbuchnotiz öffentlich macht. Vor allem nach seinem absurden Rechtfertigungsversuch, denn Mauritz erklärt in einem Interview ernsthaft:
Meine Großmutter hatte ein Papiergeschäft, in dem ein Maler namens Adolf Hitler immer Farben und Papier eingekauft hat. Meine Großmutter war von ihm sehr angetan, denn er hat ihr immer Nelken geschenkt. Ich habe meiner Großmutter deshalb bis zu ihrem Tod zu Hitlers Geburtstag immer Nelken geschenkt. 24
Fortsetzung
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