Oscar Martínez - El Niño de Hollywood

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Die Länder Zentralamerikas haben die höchsten Mord­raten der Welt. Millionen Menschen fliehen vor der Gewalt, die dort zwischen verfeindeten Gangs herrscht. Wer sind die jungen Männer, die sich den Banden anschließen und denen ein Menschenleben nichts wert zu sein scheint? Welche Rolle spielten die USA bei der Entstehung ihrer Strukturen? Eine hochspannende Reportage über einen Killer der Mara Salvatrucha 13.
Jährlich versuchen Tausende von Menschen, aus Zentralamerika in die USA zu fliehen. Länder wie El Salvador leiden unter einem entsetzlichen Bandenkrieg und verzeichnen die höchsten Mordraten der Welt. Die Mara Salvatrucha 13 allein hat dort geschätzte 40.000 Mitglieder: junge Männer ohne Perspektive, die sich im tödlichen Wettstreit mit den Rivalen Status und Respekt erwerben.
Miguel Ángel Tobar, genannt El Niño de Hollywood, ist einer von ihnen. Schon als Junge wird er zum skrupellosen Mörder für die MS-13, und später ihr Opfer: Als die Gang seinen Bruder ermordet, schwört er Rache. Seine Zeugenaussagen helfen, mehr als dreißig ranghohe Mitglieder der MS-13 vor Gericht zu stellen. Doch die Mara kennt kein Erbarmen, und der salvadorianische Zeugenschutz ist dürftig.
Auf der Grundlage von Interviews mit El Niño, ehemaligen Gangmitgliedern, Polizisten und jahrelanger Recherche zeichnen die Brüder Martínez in ihrer spannenden Reportage nicht nur das erbärmliche Leben und Sterben eines Killers der MS-13 nach. Sie erzählen auch, wie die Mara Salvatrucha in den Achtzigern in den USA entstand, wie abgeschobene Kriminelle die Gangkultur in die bürgerkriegszerrütteten Heimatländer exportierten und seitdem die Straßen beherrschen. Ein so faktengesättigtes wie erschütterndes Porträt aus dem Inneren einer der gefährlichsten Gangs der Welt.

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ZUM BUCH

Die Länder Zentralamerikas haben die höchsten Mordraten der Welt. Millionen Menschen fliehen vor der Gewalt, die dort zwischen verfeindeten Gangs herrscht. Wer sind die jungen Männer, die sich den Banden anschließen und denen ein Menschenleben nichts wert zu sein scheint? Welche Rolle spielten die USA bei der Entstehung ihrer Strukturen? Eine hochspannende Reportage über einen Killer der Mara Salvatrucha 13.

Jährlich versuchen Tausende von Menschen, aus Zentralamerika in die USA zu fliehen. Länder wie El Salvador leiden unter einem entsetzlichen Bandenkrieg und verzeichnen die höchsten Mordraten der Welt. Die Mara Salvatrucha 13 allein hat dort geschätzte 40.000 Mitglieder: junge Männer ohne Perspektive, die sich im tödlichen Wettstreit mit den Rivalen Status und Respekt erwerben.

Miguel Ángel Tobar, genannt El Niño de Hollywood, ist einer von ihnen. Schon als Junge wird er zum skrupellosen Mörder für die MS-13, und später ihr Opfer: Als die Gang seinen Bruder ermordet, schwört er Rache. Seine Zeugenaussagen helfen, mehr als dreißig ranghohe Mitglieder der MS-13 vor Gericht zu stellen. Doch die Mara kennt kein Erbarmen, und der salvadorianische Zeugenschutz ist dürftig.

Auf der Grundlage von Interviews mit El Niño, ehemaligen Gangmitgliedern, Polizisten und jahrelanger Recherche zeichnen die Brüder Martínez in ihrer spannenden Reportage nicht nur das erbärmliche Leben und Sterben eines Killers der MS-13 nach. Sie erzählen auch, wie die Mara Salvatrucha in den Achtzigern in den USA entstand, wie abgeschobene Kriminelle die Gangkultur in die bürgerkriegszerrütteten Heimatländer exportierten und seitdem die Straßen beherrschen. Ein so faktengesättigtes wie erschütterndes Porträt aus dem Inneren einer der gefährlichsten Gangs der Welt.

»Martínez’ politisches Engagement und seine schriftstellerische Kunst, auch die schlimmsten Fakten erzählerisch behutsam zu vermitteln, sind außergewöhnlich. Ein Leuchtturm des mutigen Journalismus …«

MICHI STRAUSFELD

ÜBER DIE AUTOREN

Óscar Martínezwurde 1978 in El Salvador geboren und ist Journalist bei ElFaro.net, dem ersten Online-Magazin Südamerikas. Er gilt als einer der renommiertesten investigativen Journalisten Zentralamerikas. Seine Reportagen erregen immer wieder öffentliches Aufsehen und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Auf Deutsch erschien von ihm 2016 „Eine Geschichte der Gewalt“.

Juan José Martínezwurde 1986 in El Salvador geboren und ist Anthropologe und Autor. Er befasst sich seit Jahren mit der Rolle von Gewalt in der Welt der organisierten Kriminalität Zentral- und Nordamerikas und hat zahlreiche akademische Studien, wissenschaftliche Beiträge, Artikel und Bücher zum Thema veröffentlicht.

Óscar Martínez

Juan José Martínez

MAN NANNTE IHN

EL NIÑO

DE HOLLYWOOD

Leben und Sterben eines Killers der

Mara Salvatrucha

Aus dem Spanischen

von Hans-Joachim Hartstein

Verlag Antje Kunstmann

Für Edin, in Liebe und Dankbarkeit

Du hast gesagt, wir seien eine Erweiterung von Dir.

Also hast auch Du einen Anteil an diesem Buch.

Du lebst in uns weiter, Papa.

Für Marisa, den schönsten Ort, den besten Ort der Welt.

Unsere Worte sind auch Deine Worte, Mama.

INHALT

Vorwort der Autoren

TEIL I

1. Das Ende

2. Der Anfang

3. Der Ursprung

4. Willkommen im System El Sur

5. Der Blick eines Mörders

6. Jugendbanden

TEIL II

Auf der Parzelle I

Auf der Parzelle II

Auf der Parzelle III

Auf der Parzelle IV

Auf der Parzelle V

Auf der Parzelle VI

Auf der Parzelle VII

Auf der Parzelle VIII

Auf der Parzelle IX

Auf der Parzelle X

Auf der Parzelle XI

Auf der Parzelle XII

Auf der Parzelle XIII

TEIL III

1. Verräter

2. Outlaw

3. Waffenruhe

4. Hölle

5. Tod

TEIL IV

Einziges Kapitel. Auf der Suche nach El Niño

VORWORT DER AUTOREN

Dieses Buch handelt von Abfall. Konkret, von den Abfällen, die die Maschinerie der Vereinigten Staaten von Nordamerika in regelmäßigen Abständen an ihren Grenzen ausstößt. Abfälle, die nach El Salvador abgeschoben werden, in ein Land, das selbst eine Mühle ist. Doch diese menschlichen Abfälle haben ein Leben, erst recht nach ihrer Vertreibung. Und mit der Zeit werden die Früchte dieser Abfälle erneut auf vielfältige Weise zum Sand im Getriebe jener Maschinerie, die sie zermalmt und dann ausgespuckt hat. Dieses Buch erzählt davon, wie diese Länder mit dem Abfall umgehen.

Die Geschichte von Miguel Ángel Tobar ist das ideale Beispiel dafür, wie globale Prozesse eine Unmenge an kleinen Geschichten hervorbringen. Miguel Ángel Tobar war ein Killer, ein gnadenloser Mörder der Mara Salvatrucha 13. Ein Mann, der durch seine mehr als fünfzig Morde eine zweifelhafte Berühmtheit in den Vereinigten Staaten erlangte und in den Klub der Serienmörder aufgenommen wurde, denen ganze Fernsehsendungen gewidmet werden. Aber sein Leben und seine Verbrechen spielten sich fern der Orte ab, an denen Fälle wie seine bekannt wurden: mitten in einer heißen, feuchten Gegend des salvadorianischen Westens. Miguel Ángel hat nie Englisch gesprochen, und er war auch nie in Los Angeles, wo die kriminellen Banden entstanden sind. Nicht einmal den Namen seiner Gang, der Hollywood Gang, konnte er korrekt aussprechen. »Jaliwú«, sagte er. Und doch bestimmte das, was in dem Land im Norden passierte, sein Leben in El Salvador und natürlich das all derer, denen er es genommen hat. Es bestimmte sein Leben und somit den Tod Dutzender von Menschen.

Wir lernten Miguel Ángel fast wie nebenbei kennen, ohne es geplant zu haben, bei einer Recherche für die Online-Zeitung elfaro.net . Wir untersuchten die Bandenbosse und ihre Gangs und die Frage, wie es einem einzelnen Anführer gelingen konnte, einer kleinen Gang das ganze Konzept des organisierten Verbrechens näherzubringen. Gil Pineda, der barsche Polizeiermittler, mit dem wir über das Thema sprachen, sagte zu seinem Untergebenen einen Satz, der unser Leben für die folgenden Jahre verändern sollte: »Cabo, bring El Niño her!« Wenig später erschien in der Tür der muffigen Polizeiwache ein schlanker junger Mann mit Schlitzaugen, einem locker über die Hose fallenden Hemd und einer bunten Rasta-Mütze. Er glich nicht dem Bild eines marero , das die Medien von den Mitgliedern der Mara Salvatrucha zeichnen: Mann mit kahl rasiertem Schädel, bis zum Hals tätowiert. Nach einem kurzen Händedruck überquerten wir die Straße und gingen zu seiner Parzelle, wo wir uns auf wacklige Plastikstühle setzten. Wir unterhielten uns mehrere Stunden. Er erzählte uns von seinem Leben. Dabei ging er so weit zurück, wie er sich erinnern konnte, also ab der Zeit, als er ein verschreckter Junge gewesen war, der versucht hatte, Menschen umzubringen. Wir lernten Lorena kennen, seine Frau, und Marbelly, seine unterernährte kleine Tochter. Von dem Tag an besuchten wir ihn regelmäßig. Wir hörten uns an, was er zu erzählen hatte, und verglichen es mit anderen Quellen, Polizeiberichten und Zeitungsarchiven, Aussagen von anderen Bandenmitgliedern und ehemaligen Mareros, Polizisten, Untersuchungsrichtern, Familienangehörigen, Opfern, Gerichtsmedizinern. Wir trafen uns auch dann noch mit ihm, als er den unsicheren Zufluchtsort verließ, den der salvadorianische Staat ihm im Zeugenschutzprogramm bot. Wir sahen ihn zwischen Zuckerrohrfeldern leben und sich als Jäger und Sammler durchschlagen, wie die ersten Menschen der Urzeit. Wir sahen ihn unter dem Schutz des Staats verzweifeln und bis auf die Knochen abmagern und daran denken, wieder mit dem Stehlen und Töten zu beginnen, um seine Familie zu ernähren.

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