Valeria Luiselli - Archiv der verlorenen Kinder

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Eine Mutter, ein Vater, ein Junge und ein Mädchen packen in New York ihre Sachen ins Auto und machen sich auf in die Gegend, die einst die Heimat der Apachen war. Sie fahren durch Wüsten und Berge, machen Halt an einem Diner, wenn sie Hunger haben, und übernachten, wenn es dunkel wird, in einem Motel. Das kleine Mädchen erzählt Witze und bringt alle zum Lachen, der Junge korrigiert jeden, der etwas Falsches sagt. Vater und Mutter sprechen kaum miteinander.
Zur gleichen Zeit machen sich Tausende von Kindern aus Zentralamerika und Mexiko nach Norden auf, zu ihren Eltern, die schon in den USA leben. Jedes hat einen Rucksack dabei mit einem Spielzeug und sauberer Unterwäsche. Die Kinder reisen mit einem Coyote: einem Mann, der ihnen Angst macht. Sie haben einen langen Marsch vor sich, für den sie sich Essen und Trinken einteilen müssen. Sie klettern auf Züge und in offene Frachtcontainer. Nicht alle kommen bis zur Grenze.
Mit literarischer Virtuosität verknüpft Valeria Luiselli Reise und Flucht zu einem vielschichtigen Roman voller Echos und Reflektionen, zu einer bewegenden und brandaktuellen Geschichte darüber, was Flucht und was Menschlichkeit bedeuten in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist.

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Keine Ahnung, wie die Zeit vergangen und wohin sie verschwunden war, aber der Junge war plötzlich acht, dann neun und das Mädchen fünf. Sie besuchten dieselbe öffentliche Schule. Die vielen kleinen Fremden, die sie kennengelernt hatten, waren jetzt ihre Freunde. Es gab Fußballteams, Turnen, Theateraufführungen am Schuljahresschluss, Übernachtungspartys, immer zu viele Geburtstagsfeiern, und die Striche im Flur, mit denen wir die Größe unserer Kinder markierten, erzählten eine vertikale Geschichte. Sie waren so groß geworden! Mein Mann fand, dass sie zu schnell wuchsen. Unnatürlich schnell, sagte er, wegen der Biovollmilch, die sie aus diesen kleinen Päckchen tranken; seiner Ansicht nach war die Milch chemisch verändert, um bei Kindern frühzeitiges Wachstum zu fördern. Vielleicht, dachte ich. Aber vielleicht war auch einfach nur Zeit vergangen.

ZÄHNE

Wie weit noch?

Wie lange noch?

Vermutlich ist das bei allen Kindern so: Wenn sie im Auto wach sind, wollen sie beachtet werden, Pinkelpausen machen, Snacks essen. Aber am häufigsten fragen sie:

Wann sind wir endlich da?

Meistens antworten wir den beiden, dass es nicht mehr lange dauert. Oder wir sagen:

Spielt mit euren Spielsachen.

Zählt alle weißen Autos, die vorbeifahren.

Versucht zu schlafen.

Als wir in der Nähe von Philadelphia an einer Zahlstelle halten, wachen sie plötzlich auf, als würden sie ihren Schlaf miteinander und, etwas schwerer erklärbar, mit den wechselnden Fahrtgeschwindigkeiten abstimmen. Das Mädchen ruft von hinten:

Wie viele Straßen noch?

Nur noch ein Weilchen, dann machen wir halt in Baltimore, sage ich.

Aber wie viele Straßen noch, bis wir ganz da sind?

»Ganz da« ist in Arizona. Geplant ist, dass wir von New York in die südöstliche Ecke des Staates fahren. Auf der Fahrt in südwestlicher Richtung zu den Grenzgebieten werden mein Mann und ich an unseren neuen Tonprojekten arbeiten und Feldaufnahmen und Umfragen machen. Ich werde Interviews führen und Gesprächsfetzen zwischen Fremden einfangen, Nachrichten aus dem Radio und Stimmen in Dinern aufnehmen. In Arizona werde ich meine letzten Aufzeichnungen machen und anfangen, alles zu bearbeiten. Dazu bleiben mir vier Wochen Zeit. Dann muss ich wahrscheinlich mit dem Mädchen zurück nach New York fliegen, doch das steht noch nicht endgültig fest. Wie der genaue Plan meines Mannes aussieht, weiß ich nicht. Ich betrachte sein Profil. Er konzentriert sich auf die Straße. Er wird den Wind mitschneiden, der in Ebenen oder auf Parkplätzen weht; Schritte auf Kies, Beton oder Sand; Kleingeld, das in Registrierkassen fällt, Zähne, die Erdnüsse zerkauen, eine Kinderhand, die in einer Jackentasche voller Kieselsteine wühlt. Ich weiß nicht, wie lange sein neues Projekt dauert oder was als Nächstes kommt. Das Mädchen unterbricht unser Schweigen und beharrt auf seiner Frage:

Ich hab euch was gefragt, Mama, Papa. Wie viele Straßen noch, bis wir ganz da sind?

Wir müssen uns ermahnen, geduldig zu sein. Wir wissen – und vermutlich weiß es auch der Junge –, wie verwirrend es sein muss, in der zeitlosen Welt einer Fünfjährigen zu leben: einer Welt, in der Zeit im Überfluss vorhanden ist. Mein Mann gibt dem Mädchen schließlich eine Antwort, die es offensichtlich zufriedenstellt:

Wir sind ganz da, wenn du unten deinen zweiten Zahn verlierst.

VERKNOTETE ZUNGEN

Als das Mädchen mit vier die Vorschule besuchte, verlor sie frühzeitig einen Zahn. Unmittelbar danach fing sie an zu stottern. Wir wussten nicht, ob es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Schule, Zahn und Stottern gab. In unserer Familiengeschichte jedoch verband sich alles drei zu einem verwirrenden, emotional aufgeladenen Knoten.

Eines Morgens während unseres letzten Winters in New York unterhielt ich mich mit der Mutter einer Klassenkameradin meiner Tochter. Wir warteten in der Schulaula, um neue Elternvertreter zu wählen, standen eine Weile in der Schlange und tauschten Geschichten über die sprachlichen und kulturellen Schwächen unserer Kinder aus. Meine Tochter hat ein Jahr lang gestottert, erzählte ich ihr, und phasenweise gar nicht mehr gesprochen. Sie fing jeden Satz an, als müsste sie gleich niesen. Irgendwann stellte sie fest, dass sie nicht stottert, wenn sie einen Satz singt, anstatt ihn zu sprechen. Ihr Sohn, erzählte mir die Frau, hatte seit fast sechs Monaten kein Wort gesagt, in keiner Sprache.

Wir fragten einander, woher wir kamen und welche Sprachen wir zu Hause benutzt hatten. Sie kam aus der Mixteca-Region. Ihre erste Sprache war Trique. Ich hatte diese Sprache noch nie gehört und wusste nur, dass es eine der komplexesten tonalen Sprachen ist, mit mehr als acht Tonhöhen. Meine Großmutter war Hnahnu und sprach Otomí, eine einfachere tonale Sprache als Trique, mit nur drei Tonhöhen. Aber meine Mutter lernte diese Sprache nicht, und so lernte ich sie natürlich auch nicht. Meine Frage, ob ihr Sohn Trique beherrsche, verneinte sie und fügte hinzu:

Unsere Mütter bringen uns das Sprechen bei, und das Leben gewöhnt es uns wieder ab.

Nachdem wir gewählt hatten und uns verabschieden wollten, stellten wir uns einander vor, was eigentlich umgekehrt hätte laufen sollen. Sie hieß Manuela, genau wie meine Großmutter, ein Zufall, den sie weniger amüsant fand als ich. Ich fragte, ob ich sie irgendwann einmal aufnehmen dürfe, und erzählte ihr von der fast abgeschlossenen Tondokumentation, an der mein Mann und ich arbeiteten. Von Trique hatten wir bisher noch keine Stichprobe – es war eine seltene Sprache, an die nicht leicht heranzukommen war. Sie willigte zögernd ein, und als wir uns ein paar Tage später im Park neben der Schule trafen, bat sie mich als Gegenleistung für ihre Mitarbeit um einen Gefallen. Sie hatte zwei ältere Töchter – acht und zehn Jahre alt –, die gerade in Amerika angekommen waren; die beiden hatten die Grenze zu Fuß überquert und wurden in einer Notunterkunft in Texas festgehalten. Sie brauchte jemanden, der ihre Papiere möglichst günstig oder umsonst aus dem Spanischen ins Englische übersetzte, damit sie einen Anwalt engagieren konnte, der ihre Töchter vor der Abschiebung bewahrte. Ich erklärte mich bereit, ohne zu ahnen, worauf ich mich da einließ.

VERFAHREN

Anfangs ging es nur um die Übersetzung von Dokumenten: die Geburtsurkunden der Mädchen, Impfpässe, ein Schulzeugnis. Dann folgte eine Reihe von Briefen, die ein Nachbar in Mexiko geschrieben und an Manuela geschickt hatte, mit detaillierten Berichten über die dortige Lage: die unzähmbaren Wellen der Gewalt, das Militär, die Gangs, die Polizei, das plötzliche Verschwinden von Menschen – meist jungen Frauen und Mädchen. Eines Tages dann bat mich Manuela, sie zu einem Treffen mit einer möglichen Anwältin zu begleiten.

Wir trafen uns zu dritt in einem Warteraum des New Yorker Einwanderungsgerichts. Die Anwältin ging einen kurzen Fragebogen durch, stellte ihre Fragen auf Englisch, und ich übersetzte für Manuela ins Spanische. Sie erzählte ihre Geschichte und die der Mädchen. Die Familie stammte aus einer kleinen Stadt an der Grenze zu den Provinzen Oaxaca und Guerrero. Vor ungefähr sechs Jahren, als das jüngere der beiden Mädchen zwei wurde und das andere vier war, ließ Manuela sie in der Obhut ihrer Großmutter zurück. Das Essen war knapp, es war unmöglich, zwei Mädchen unter diesen ärmlichen Bedingungen großzuziehen, erklärte sie. Sie überquerte ohne Papiere die Grenze und ließ sich in der Bronx nieder, wo sie eine Cousine hatte. Sie fand einen Job und fing an, Geld nach Hause zu schicken. Geplant war, in kurzer Zeit möglichst viel zu sparen und bald wieder zurückzukehren. Aber sie wurde schwanger, das Leben wurde kompliziert, und die Jahre vergingen schnell. Die Mädchen wurden größer, telefonierten mit ihr, hörten Geschichten über Schnee, über große breite Straßen, Brücken, Verkehrsstaus und später über ihren kleinen Bruder. Als die Situation in Mexiko immer schwieriger und unsicherer wurde, bat Manuela ihren Chef um ein Darlehen und bezahlte einen Schlepper, um die Mädchen zu ihr in die Vereinigten Staaten zu bringen.

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