Valeria Luiselli - Archiv der verlorenen Kinder

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Eine Mutter, ein Vater, ein Junge und ein Mädchen packen in New York ihre Sachen ins Auto und machen sich auf in die Gegend, die einst die Heimat der Apachen war. Sie fahren durch Wüsten und Berge, machen Halt an einem Diner, wenn sie Hunger haben, und übernachten, wenn es dunkel wird, in einem Motel. Das kleine Mädchen erzählt Witze und bringt alle zum Lachen, der Junge korrigiert jeden, der etwas Falsches sagt. Vater und Mutter sprechen kaum miteinander.
Zur gleichen Zeit machen sich Tausende von Kindern aus Zentralamerika und Mexiko nach Norden auf, zu ihren Eltern, die schon in den USA leben. Jedes hat einen Rucksack dabei mit einem Spielzeug und sauberer Unterwäsche. Die Kinder reisen mit einem Coyote: einem Mann, der ihnen Angst macht. Sie haben einen langen Marsch vor sich, für den sie sich Essen und Trinken einteilen müssen. Sie klettern auf Züge und in offene Frachtcontainer. Nicht alle kommen bis zur Grenze.
Mit literarischer Virtuosität verknüpft Valeria Luiselli Reise und Flucht zu einem vielschichtigen Roman voller Echos und Reflektionen, zu einer bewegenden und brandaktuellen Geschichte darüber, was Flucht und was Menschlichkeit bedeuten in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist.

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Wir zwei wurden zusammengespannt und damit beauftragt, sämtliche in der Stadt gesprochenen Sprachen über einen Zeitraum von vier Kalenderjahren aufzunehmen. Unsere Aufgabenbeschreibung lautete: »eine Erhebung der sprachlich mannigfaltigsten Metropole auf dem Planeten und die Aufzeichnung sämtlicher Sprachen, die ihre Erwachsenen und Kinder sprechen«. Wie sich herausstellte, machten wir unsere Sache gut, vielleicht sogar sehr gut. Wir waren ein perfektes Zweierteam. Nach wenigen Monaten Zusammenarbeit verliebten wir uns – total, unvernünftig, vorhersehbar und Hals über Kopf, wie sich vielleicht ein Stein in einen Vogel verlieben würde, ohne zu wissen, wer der Stein und wer der Vogel war – und im Sommer beschlossen wir, zusammenzuziehen.

Das Mädchen erinnert sich natürlich nicht an diese Zeit. Der Junge behauptet, er erinnere sich daran, dass ich immer eine alte blaue, bis zu den Knien reichende Strickjacke trug, an der ein paar Knöpfe fehlten, und dass ich sie manchmal, wenn wir mit der U-Bahn oder dem Bus fuhren – wo die Klimaanlage immer eiskalte Luft verströmte –, auszog und als Decke benutzte, um ihn und das Mädchen zu wärmen, und dass sie nach Tabak roch und kratzte. Unser Zusammenziehen war eine unbedachte Entscheidung – chaotisch, verwirrend, zwingend und so schön und wirklich, wie das Leben ist, wenn man nicht über die Folgen nachdenkt. Wir wurden ein Stamm. Dann kamen die Folgen. Wir lernten die Verwandten des jeweils anderen kennen, heirateten, gaben gemeinsame Steuererklärungen ab, wurden eine Familie.

BESTANDSAUFNAHME

Auf den Vordersitzen: er und ich. Im Handschuhfach: Versicherungsnachweis, Fahrzeugschein, Benutzerhandbuch und Straßenkarten. Auf der Rückbank: die beiden Kinder, ihre Rucksäcke, eine Taschentuchbox und eine blaue Kühltasche mit Wasserflaschen und begrenzt haltbaren Snacks. Und im Kofferraum: eine kleine Reisetasche mit meinem digitalen Sony PCM-D50 Audiorekorder, Kopfhörer, Kabel und Ersatzbatterien; eine große Porta-Brace-Tasche für seine Teleskopangel, Mikro, Kopfhörer, Kabel, Korb- und Fell-Windschutz, und den Sound Devices 702T. Außerdem: vier kleine Koffer mit unseren Kleidern und sieben Archivschachteln (40x30x25) mit verstärkten Böden und soliden Deckeln.

KOVALENZ

Trotz unserer Bemühungen, alles fest zusammenzuhalten, gab es, im Hinblick auf die eigene Position in der Familie, bei jedem eine gewisse Unsicherheit. Wir ähneln jenen komplizierten Molekülen, die man aus dem Chemieunterricht kennt, mit kovalenter statt ionischer Bindung – oder andersrum. Der Junge hatte seine leibliche Mutter bei der Geburt verloren, ein Thema, über das nie gesprochen wird. Mein Mann verkündete mir diese Tatsache gleich am Anfang unserer Beziehung in einem Satz, und ich begriff sofort, dass keine weiteren Fragen erwünscht waren. Und weil auch ich nicht gerne über den biologischen Vater des Mädchens spreche, haben wir beide uns immer an einen respektvollen Schweigepakt über diese Aspekte unserer Vergangenheit und der unserer Kinder gehalten.

Vielleicht wollten die Kinder deshalb immer Geschichten über sich und uns hören. Sie wollen alles darüber wissen, wann sie beide unsere Kinder und wir eine Familie wurden. Sie sind wie Anthropologen, die kosmogonische Narrative studieren, nur mit etwas mehr Narzissmus. Das Mädchen will ständig dieselben Geschichten hören. Der Junge fragt nach Momenten ihrer gemeinsamen Kindheit, als läge sie Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zurück. Also erzählen wir ihnen. Wir erzählen ihnen sämtliche Geschichten, an die wir uns erinnern können. Und sobald wir einen Teil auslassen, eine Kleinigkeit verwechseln oder nur geringfügig von der ihnen bekannten Version abweichen, unterbrechen und verbessern sie uns und verlangen, dass die Geschichte noch einmal erzählt wird, und diesmal richtig. Dann spulen wir das Band in unseren Köpfen zurück und spielen es von vorne ab.

GRÜNDUNGSMYTHEN

Unseren Anfang markieren eine fast leere Wohnung und eine Hitzewelle. In dieser Wohnung – derselben Wohnung, die wir gerade auflösten – saßen wir im Wohnzimmer auf dem Fußboden, alle vier in Unterwäsche, verschwitzt und müde, und aßen Pizza aus der Hand.

Wir hatten ein paar unserer Habseligkeiten und die Sachen, die wir an dem Tag gekauft hatten, ausgepackt: einen Korkenzieher, vier neue Kopfkissen, Fensterreiniger, Spülmittel, zwei kleine Bilderrahmen, Nägel, Hammer. Dann maßen wir die Größe unserer Kinder und malten die ersten Striche an die Flurwand: 84 und 107 Zentimeter. Dann hämmerten wir zwei Nägel in die Küchenwand und hängten zwei Postkarten aus unseren jeweiligen früheren Wohnungen auf: ein Porträt von Malcolm X, aufgenommen kurz vor seiner Ermordung, wo er den Kopf auf die rechte Hand stützt und jemanden oder etwas genau betrachtet; das zweite zeigt den aufrecht stehenden Emiliano Zapata, ein Gewehr in einer und einen Säbel in der anderen Hand, mit einer über die Schulter geschlungenen Schärpe und dem doppelten Patronengürtel über Kreuz auf der Brust. Das Glas vor der Postkarte von Zapata hatte noch den Schmutzfilm – oder war es Ruß? – aus meiner alten Küche. Wir hängten beide Bilder neben dem Kühlschrank auf. Aber selbst danach sah die neue Wohnung noch zu leer aus, die Wände zu weiß, fühlte sich fremd an.

Der Junge schaute sich Pizza kauend im Wohnzimmer um und fragte:

Und jetzt?

Das Mädchen, damals zwei Jahre alt, wiederholte seine Frage:

Ja, was jetzt?

Wir wussten beide keine Antwort, obwohl ich scharf nachdachte, denn vermutlich war es eine Frage, die uns insgeheim selbst die ganze Zeit beschäftigt hatte.

Und jetzt? bohrte der Junge nach.

Schließlich antwortete ich:

Jetzt geht ihr euch die Zähne putzen.

Aber unsere Zahnbürsten sind noch nicht ausgepackt, sagte der Junge.

Dann spült euch im Bad den Mund über dem Waschbecken aus und geht schlafen, erwiderte mein Mann.

Sie kamen aus dem Bad zurück und sagten, sie hätten Angst, allein in dem neuen Schlafzimmer zu schlafen. Wir erlaubten ihnen, eine Weile bei uns im Wohnzimmer zu bleiben, wenn sie versprachen zu schlafen. Sie krochen in einen leeren Pappkarton, und nach einigem Gerangel um die gerechte Platzaufteilung fielen sie in einen tiefen, schweren Schlaf.

Mein Mann und ich öffneten eine Flasche Wein und rauchten am Fenster einen Joint. Dann setzten wir uns auf den Fußboden, machten nichts, sagten nichts, beobachteten die schlafenden Kinder. Von unserem Platz aus sahen wir nur ein Durcheinander von Köpfen und Hintern: sein Haar schweißverklebt, ihre Locken ein wirres Nest; sein Po flach wie eine Tablette, ihrer mit runden Apfelbacken. Sie sahen aus wie ein Paar, das seine gemeinsame Zeit überschritten hat, zu schnell gealtert, einander überdrüssig, aber einigermaßen zufrieden. Sie schliefen in totaler, einsamer Gemeinschaft. Hin und wieder wurde unser leicht angetörntes Schweigen unterbrochen: der Junge schnarchte wie ein Betrunkener, und aus dem Körper des Mädchens drangen lange laute Fürze.

Ein ähnliches Konzert hatten sie schon früher am Tag gegeben, als wir in der U-Bahn vom Supermarkt in unsere neue Wohnung zurückfuhren, umgeben von weißen Plastiktüten mit riesigen Eiern, sehr rosa Schinken, Biomandeln, Maisbrot und kleinen Päckchen mit Biomilch – gesunde Produkte der neuen, verfeinerten Kost einer Familie mit zwei Gehältern. Nach ein paar Minuten in der U-Bahn schliefen die Kinder, die Köpfe auf unserem Schoß, verfilztes feuchtes Haar, ein angenehm salziger Geruch von den warmen Brezeln, die wir kurz zuvor an einer Straßenecke gegessen hatten. Sie waren engelsgleich, wir noch einigermaßen jung, und zusammen bildeten wir einen schönen Stamm, eine beneidenswerte Truppe. Plötzlich fing er an zu schnarchen und sie zu furzen. Die wenigen Fahrgäste, die nicht an ihren Handys hingen, bekamen es mit, schauten das Mädchen an, uns, den Jungen, und lächelten – schwer zu sagen, ob aus Mitleid oder Komplizenschaft mit der öffentlichen Schamlosigkeit unserer Kinder. Mein Mann erwiderte das Lächeln der lächelnden Fremden. Ich dachte kurz daran, ihre Aufmerksamkeit von uns wegzulenken und den alten Mann, der ein paar Sitze weiter schlief, vorwurfsvoll anzusehen oder vielleicht die junge Frau im vollen Joggingoutfit. Was ich natürlich nicht tat. Ich nickte nur ergeben oder resigniert und lächelte die Fremden an – ein verkniffenes schmallippiges Lächeln. Vermutlich hatte ich die Art von Lampenfieber, die einen in bestimmten Träumen überkommt, wenn man feststellt, dass man in der Schule ist und vergessen hat, eine Unterhose anzuziehen; eine jähe, tiefe Verletzlichkeit vor all diesen Fremden, denen wir einen kurzen Einblick in unser noch sehr neues Leben boten.

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