Tobias Fischer
Veyron Swift und die Allianz der Verlorenen: Serial Teil 2
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Inhaltsverzeichnis
Titel Tobias Fischer Veyron Swift und die Allianz der Verlorenen: Serial Teil 2 Dieses ebook wurde erstellt bei
5. Kapitel: Im Reich der Seelenkönigin
6. Kapitel: Die Schwarze Horde
7. Kapitel: Die Ankunft der Könige
8. Kapitel: Kommandant Ernie
9. Kapitel: Ganz neue Verwicklungen
Impressum neobooks
5. Kapitel: Im Reich der Seelenkönigin
Jane und Veyron waren von der Seelenkönigin einfach auf dem Platz mit dem Weltentor stehen gelassen worden. Bedrückt vermerkte Jane, dass sich der Platz mehr und mehr leerte, bis sie beide die einzigen lebenden Wesen auf dem Hof waren. Sie machte Veyron Vorhaltungen, in welchen Schlamassel er sie da nun wieder hineinmanövriert hatte, doch der ging kaum darauf ein.
»Machen wir das Beste draus, Willkins«, war alles, was er zu sagen wusste.
Als wäre die ganze Misere nichts anderes als ein Sonntagsnachmittagsausflug, spazierte er über den Hof und untersuchte verschiedene Nischen und Türen. Wie sich herausstellte, ruhten die Gebäude der Burg auf der Spitze eines zehn Meter hohen Felsens. Der Hof, auf dem sie sich befanden, war nichts weiter, als der eingeebnete, gepflasterte Gipfel, der mit der Befestigungsmauer auf einer Ebene lag. Über eine in den Fels getriebene Treppe gelangte man schließlich in den unteren Teil der Burg.
Veyron trat er an die Zinnen der Brustwehr und schaute auf das Land hinaus. Jane ging ihm hinterher, doch viel gab es dort nicht zu sehen. Ansmacht, wie das Reich der Seelenkönigin genannt wurde, hatte sich an diesem Tag fast vollständig in Nebel gehüllt. Ratlos, was sie tun sollte, setzte Jane sich auf den Boden vor dem Weltentor. Wieso hatte sie sich bloß zu diesem Irrsinn bequatschen lassen? Veyron hatte sie, während er mit fast kindlicher Begeisterung jedes Detail der Burg inspizierte, vollständig ignoriert. Du musst total den Verstand verloren haben, Jane , dachte sie. Veyron hat mein Loyalitätsgefühl ausgenutzt! Immer wieder macht er das!
Aber du hättest ja nur ›Nein‹ sagen müssen , meldete sich ein anderer Teil ihres Verstandes. Die Wahrheit war, dass sie einfach der Versuchung nicht hatte widerstehen können, nach Elderwelt zurückzukehren. Allerdings hatte sie auf einen weitaus gastfreundlicheren Ort spekuliert. Selber schuld. Jetzt musste sie – genau wie Veyron es gesagt hatte – das Beste daraus machen.
Es war etwa eine Stunde seit ihrer Ankunft vergangen, als zwei Sklaven aus dem Hauptgebäude der Burg traten, ein Junge und ein Mädchen, beide noch sehr jung, aber armselig gekleidet. Eiserne Manschetten an den Handgelenken zeugten von ihrem Status, das Zittern ihrer Gliedmaßen und die Blässe im Gesicht von ihrer Furcht. Sie traten vor Jane und verbeugten sich artig.
»Ich bin Uric und das ist Femoin«, stellte der Junge sich und das Mädchen vor. »Wir sollen Euch und Meister Swift in Eure Gemächer bringen. So lautet der Befehl der Königin«, stotterte er.
Jane erkannte sofort, dass er die Worte auswendig gelernt hatte. Seine Aussprache war miserabel, sehr wahrscheinlich sprach er gar kein Englisch. Sie nickte zustimmend, was die beiden jungen Leute sichtlich erleichterte, und rief Veyron. Interessiert kam er näher. Rasch erklärte sie ihm den Sachverhalt, worauf er den beiden Sklaven aufmunternd zulächelte.
»Dann lasst uns mal sehen, wo uns die Königin unterzubringen gedenkt«, meinte er.
Uric und Femoin schauten sich nur verwirrt an. Veyrons Lächeln wurde noch gutmütiger. Schließlich nickte auch er in freundlicher Zustimmung. Die Sklaven verbeugten sich gehorsam, dann eilten sie davon, Jane und Veyron hinterdrein.
Das Innere der Burg stand in Sachen Tristheit dem Äußeren in nichts nach. Die Mauern waren alt, unverputzt, und abgesehen von ein paar Fackelhaltern gab es weder Zierrat noch Wandteppiche oder Gemälde, nichts, woran sich das Auge zu erfreuen vermochte. Dafür entdeckte Jane an allen Ecken und Biegungen die schwarzen Wachen der Seelenkönigin. Sie alle blickten starr und leer aus trüben Augen vor sich hin, rührten sich keinen Millimeter, schauten ihnen nicht einmal entgegen. Als sie an zwei weiteren Wachen vorbeikamen, konnte Jane der Versuchung nicht widerstehen. Blitzschnell berührte sie einen der Männer, doch nicht einmal ein Muskel in seinem Gesicht zuckte. Da können selbst die Grenadier Guards der Königin noch was lernen , dachte sie beeindruckt. Wahrscheinlich standen sie alle unter dem Einfluss der Seelenkönigin und konnten sich gar nicht bewegen, selbst wenn sie wollten. Arme Kerle , befand sie.
Uric und Femoin führten sie eine hohe Treppe hinauf. Im zweiten Stock des Hauptgebäudes öffneten sie eine schwere Holztür und deuteten hinein. »Meister Swift«, sagte Uric und versperrte Jane den Weg, sodass nur Veyron hineingehen konnte.
Jane erhaschte dennoch den Blick auf ein karg eingerichtetes kleines Zimmer, das außer einem Waschzuber nur ein Bett und einen kleinen Nachttisch enthielt. Veyron schien dennoch zufrieden und nickte den Sklaven zu. Sie verbeugten sich abermals, schlossen vorsichtig die Tür und führten Jane dann weiter. Drei Türen weiter lag Janes Zimmer, ein Raum mit identischen Maßen, der aber immerhin über ein Fenster nach draußen verfügte. Na ja, Schießscharte traf es wohl eher. Sie entdeckte zumindest kein Fensterglas, und die Öffnung schien allenfalls breit genug, um den Kopf hinauszustrecken. Vorsichtig setzte sie sich auf das Bett, nur um festzustellen, dass es überraschend bequem war. Auf dem Nachttisch standen zwei halb abgebrannte Kerzen. Anders als in Veyrons Unterkunft fehlte in ihrem Zimmer der Waschzuber.
»Können wir sonst noch etwas für Euch tun?«, fragte Uric neugierig.
Jane sprang überrascht auf. »Ich dachte, Ihr zwei sprecht meine Sprache gar nicht!«, rief sie aus.
Die Sklaven sahen sich betreten an, dann wandten sie sich wieder Jane zu. »Haben wir auch nicht«, sagte Uric.
» Sie hat es getan«, wisperte Femoin und deutete vielsagend nach oben. »Sie gab uns vorhin dieses Wissen. Es schmerzt sehr«. Sie tippte sich mit zwei Fingern gegen die Schläfen.
Jane verstand. Die Seelenkönigin und ihre telepathische Kontrolle. Sie hatte ihre Sprachkenntnisse auf die beiden jungen Leute übertragen. Offenbar war das kein sonderlicher Spaß und obendrein schmerzhaft.
»Bitte, können wir sonst noch irgendetwas für Euch tun?«, fragte Uric erneut. Er wirkte fast flehend, als wollte er nicht weg von Jane.
Zu gern hätte sie allerhand erfunden, das ihr Hierbleiben nötig machen würde, doch in diesem Augenblick packte Femoin Uric am Arm und schüttelte den Kopf.
»Mach sie nicht wütend«, warnte sie ihn und deutete zur Decke. Mit Tränen in den Augen wandte sich Uric ab und trat in den Gang.
Mit bedauernder Miene folgte ihm Femoin. »Schlaft gut«, raunte sie Jane zu, dann schloss sie die Tür.
Kaum war sie allein, nahm Jane ihren Rucksack ab und stellte ihn neben das Bett. An Einschlafen war nicht zu denken. Das Schicksal der beiden Sklaven wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Lange saß sie ratlos auf dem Bett, bis die Einsamkeit sie übermannte. Veyrons Gesellschaft war besser als keine, entschied sie und machte sich auf den Weg zu seinem Gemach. Auf ihr Klopfen reagierte er nicht, und als sie die Tür öffnen wollte, fand sie diese abgesperrt. Enttäuscht und wütend kehrte sie in ihren eigenen Raum zurück und verbrachte die restlichen Stunden bis Sonnenuntergang damit, aus dem kleinen Fenster zu starren. Jane begann sich zu fragen, was Tom während ihrer Abwesenheit wohl anstellte. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und studierte die letzten Nachrichten.
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