Valeria Luiselli - Archiv der verlorenen Kinder

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Eine Mutter, ein Vater, ein Junge und ein Mädchen packen in New York ihre Sachen ins Auto und machen sich auf in die Gegend, die einst die Heimat der Apachen war. Sie fahren durch Wüsten und Berge, machen Halt an einem Diner, wenn sie Hunger haben, und übernachten, wenn es dunkel wird, in einem Motel. Das kleine Mädchen erzählt Witze und bringt alle zum Lachen, der Junge korrigiert jeden, der etwas Falsches sagt. Vater und Mutter sprechen kaum miteinander.
Zur gleichen Zeit machen sich Tausende von Kindern aus Zentralamerika und Mexiko nach Norden auf, zu ihren Eltern, die schon in den USA leben. Jedes hat einen Rucksack dabei mit einem Spielzeug und sauberer Unterwäsche. Die Kinder reisen mit einem Coyote: einem Mann, der ihnen Angst macht. Sie haben einen langen Marsch vor sich, für den sie sich Essen und Trinken einteilen müssen. Sie klettern auf Züge und in offene Frachtcontainer. Nicht alle kommen bis zur Grenze.
Mit literarischer Virtuosität verknüpft Valeria Luiselli Reise und Flucht zu einem vielschichtigen Roman voller Echos und Reflektionen, zu einer bewegenden und brandaktuellen Geschichte darüber, was Flucht und was Menschlichkeit bedeuten in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist.

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Sein Anfall geht so lange, bis sein Vater schließlich die Geduld verliert, zu ihm geht, ihn fest an den Schultern packt und schreit. Der Junge windet sich aus seinem Griff, tritt gegen seine Knöchel und Knie – die Tritte sollen nicht schaden oder wehtun, aber es sind Tritte. Als Reaktion nimmt sein Vater seine Mütze ab und haut ihn damit ein paar Mal auf den Hintern. Die Strafe ist nicht schmerzhaft, aber für einen Zehnjährigen ist es demütigend, mit einer Mütze versohlt zu werden. Die Folge ist absehbar, aber auch entwaffnend: Tränen, Schniefen, Schluchzer und gestottertes okay, tut mir leid, schon gut.

Als der Junge sich endlich beruhigt hat, geht seine Schwester zu ihm und fragt, leicht hoffnungsvoll und leicht zögernd, ob er ein bisschen mit ihr spielen will. Sie braucht die Bestätigung, dass er und sie noch immer ein Leben teilen, in dem sie zusammen sind, unauflösbar verbunden, trotz der beiden Eltern und ihrer Fehler. Freundlich, aber bestimmt gibt der Junge ihr zunächst einen Korb:

Lass mich eine Weile allein.

Doch letztendlich ist er immer noch klein und immer noch empfänglich für unsere zerbrechlichen, privaten Familienmythologien. Als sein Vater vorschlägt, die Abfahrt aufzuschieben und vorher noch das Apachen-Spiel zu spielen, ist der Junge überglücklich. Er sammelt Federn, holt seinen Plastikbogen samt Pfeilen, putzt seine Schwester als Indianerprinzessin heraus, bindet ihr einen Baumwollgürtel um den Kopf, nicht zu fest und nicht zu locker, und rennt dann wie ein verrücktes Kind heulend im Kreis herum, wild und unbeschwert. Er erfüllt unser Leben mit seinem Atem, mit seiner plötzlichen Wärme, mit seiner besonderen Art, in lautes Lachen auszubrechen.

ARCHIV

Im trägen Vormittagslicht spielen die Kinder mit ihrem Vater das Apachen-Spiel. Das Cottage steht auf einem Hügelkamm in einem Hochtal, das sich wellenförmig in Richtung der für uns nicht sichtbaren Hauptstraße erstreckt. Häuser sind nicht zu sehen, nur Ackerland und Wiesen, hie und da gesprenkelt mit Wildblumen, deren Namen wir nicht kennen. Sie sind weiß und violett, ich entdecke auch ein paar orangefarbene Kleckse. Ein Stück weiter entfernt grast eine Gruppe von Kühen, die leicht verschwörerisch wirkt.

Soweit ich es von meinem Platz auf der Veranda beurteilen kann, besteht das Spiel nur darin, Stöcke im Wald zu sammeln, sie zurückzubringen und dann nebeneinander in den Boden zu stecken. Zwischendurch würzen kleine Auseinandersetzungen das Spiel: Das Mädchen will plötzlich ein Cowgirl sein und keine Indianerprinzessin, gar keine Art von Prinzessin. Mein Mann erklärt ihr, dass es in diesem Spiel keine Bleichgesichter gibt. Sie streiten. Am Ende gibt sie zögernd nach. Sie will weiter ein Apache sein, aber nur, wenn sie Lozen sein und trotzdem den Cowboyhut tragen darf, den wir in der Hütte gefunden haben, und nicht das Stirnband, das ständig rutscht.

Ich sitze auf der Bank, lese manchmal in meinem Buch, blicke hin und wieder zu den dreien. Sie sehen denkwürdig aus, so, als sollten sie fotografiert werden. Ich fotografiere meine Kinder fast nie. Sie sind nicht gern auf Bildern und boykottieren regelmäßig fotogene Familienmomente. Wenn sie für ein Porträt posieren sollen, sorgen sie dafür, dass ihr Widerwille sichtbar ist, und grinsen zynisch. Wenn sie machen dürfen, was sie wollen, ziehen sie Schweineschnuten, strecken die Zunge raus und winden sich wie halb irre Außerirdische in einem Hollywoodfilm. Sie üben asoziale Verhaltensweisen. Vielleicht sind alle Kinder so. Erwachsene hingegen legen einen fast religiösen Respekt vor fotografischen Ritualen an den Tag. Sie nehmen ernste Gesten an oder lächeln berechnend; sie blicken mit patrizischer Eitelkeit in die Ferne oder mit der einsamen Versunkenheit von Pornostars in die Kameralinse. Erwachsene posieren für die Ewigkeit, Kinder für den Augenblick.

Ich gehe in die Hütte, um die Polaroidkamera und die Bedienungsanleitung zu suchen. Ich hatte dem Jungen versprochen, sie zu studieren, weil wir mit Sicherheit etwas falsch machen, wenn seine Bilder immer weiß herauskommen. Ich finde beides in seinem Rucksack, unter Spielzeugautos, Gummibändern, Comics und seinem leuchtend roten Schweizer Armeemesser. Wie kommt es, dass das Stöbern in fremden Sachen irgendwie immer etwas zugleich Trauriges und Rührendes hat, als zeigte sich die große Zerbrechlichkeit der abwesenden Person in ihrem Hab und Gut? Einmal musste ich einen Ausweis suchen, den meine Schwester in ihrer Schublade vergessen hatte, und wischte mir plötzlich mit dem Ärmel Tränen ab, als ich ihre gut geordneten Bleistifte, bunten Büroklammern und ihre an sich selbst adressierten Post-it-Notizen durchsah – diese Woche Mama besuchen, langsamer sprechen, Blumen und lange Ohrringe kaufen, öfter zu Fuß gehen. Schwer zu sagen, warum solche Gegenstände wichtige Dinge über einen Menschen enthüllen; und ebenso schwer ist zu verstehen, warum diese Sachen in der Abwesenheit der betreffenden Person eine plötzliche Melancholie auslösen. Vielleicht liegt es daran, dass Gegenstände ihre Besitzer oft überdauern und unser Verstand sie deshalb mühelos in eine Zukunft projizieren kann, in der es den Besitzer nicht mehr gibt. Wir nehmen die zukünftige Abwesenheit unserer Lieben durch die materielle Anwesenheit ihrer Sachen vorweg.

Zurück auf der Veranda, studiere ich die Anleitung. Inzwischen sammeln die Kinder und ihr Vater Steine, die sie zwischen die im Boden steckenden Stöcke legen, abwechselnd Stein, Stock, Stein. Die Anleitung ist kompliziert. Neuer Polaroidfilm muss vor Licht geschützt werden, sobald das Foto ausgeworfen wird, sonst ist die Aufnahme zerstört. Die Kinder und ihr Vater übernehmen jetzt die Macht in Texas, verteidigen es gegen die amerikanische Armee, übergeben es ihren Apachen-Brüdern und trennen es mit einem Zaun aus Stein, Stock, Stein ab. Farbfilm braucht zum Entwickeln dreißig Minuten, schwarz-weiß nur zehn. In dieser Zeit muss das Bild horizontal in völliger Dunkelheit bleiben. Ein einziger Lichtstrahl hinterlässt eine Spur, einen Fehler. Es wird empfohlen, ein Polaroid während der Entwicklung in einer speziellen Dunkelbox aufzubewahren, erhältlich im Geschäft. Man kann es auch zwischen zwei Buchseiten legen und warten, bis alle Farben und Schattierungen fixiert sind.

Natürlich habe ich keine spezielle Dunkelbox. Aber ich habe ein Buch, Sontags Tagebücher, das ich benutzen kann, wenn das Polaroid aus der Kamera kommt. Ich schlage das Buch auf einer beliebigen Seite auf: 142. Bevor ich es neben mich lege, lese ich noch ein bisschen, um sicherzustellen, dass die gefundene Seite etwas Gutes verheißt. Ich konnte noch nie dem abergläubischen Impuls widerstehen, eine wahllos aufgeschlagene Seite zu lesen, als enthielte sie das Tageshoroskop. Einer dieser kleinen, aber ungewöhnlichen Zufälle: die aufgeschlagene Seite spiegelt seltsamerweise eine Szene wider, wie ich sie vor mir sehe. Die Kinder spielen mit ihrem Vater das Apachen-Spiel, und Sontag beschreibt ein Erlebnis mit ihrem Sohn: »Um fünf hat David aufgeschrien – ich bin in sein Zimmer gestürzt + wir haben eine Stunde lang geschmust. Er war ein mexikanischer Soldat (& deshalb war ich auch einer); wir haben die Geschichte umgeschrieben, sodass Mexiko Texas behalten durfte. ›Daddy‹ war ein amerikanischer Soldat.«

Ich nehme die Kamera und suche durch die Linse die Umgebung ab. Schließlich finde ich die Kinder – stelle scharf, noch schärfer und drücke ab. Sobald die Kamera die Aufnahme ausspuckt, nehme ich sie mit Zeigefinger und Daumen und lege sie zwischen die Seiten 142 und 143.

DOKUMENT

Das Bild kommt in Brauntönen heraus: sepia, ecru, weizengelb und sandfarben. Junge und Mädchen, die mich nicht bemerken, stehen ein Stück von der Veranda entfernt neben einem Zaun. Er hält einen Stock in der rechten Hand, sie zeigt auf eine Lichtung im Wald hinter der Hütte, vielleicht schlägt sie vor, noch mehr Stöcke zu suchen. Hinter ihnen befindet sich ein schmaler Weg, und dahinter eine Reihe von Bäumen, die dem abfallenden Hügel von der Hütte in Richtung Hauptstraße folgt. Ich kann es nicht erklären, aber sie sehen aus, als wären sie nicht wirklich da, als wären sie nur eine Erinnerung und nicht auf einem Foto.

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