Valeria Luiselli - Archiv der verlorenen Kinder

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Eine Mutter, ein Vater, ein Junge und ein Mädchen packen in New York ihre Sachen ins Auto und machen sich auf in die Gegend, die einst die Heimat der Apachen war. Sie fahren durch Wüsten und Berge, machen Halt an einem Diner, wenn sie Hunger haben, und übernachten, wenn es dunkel wird, in einem Motel. Das kleine Mädchen erzählt Witze und bringt alle zum Lachen, der Junge korrigiert jeden, der etwas Falsches sagt. Vater und Mutter sprechen kaum miteinander.
Zur gleichen Zeit machen sich Tausende von Kindern aus Zentralamerika und Mexiko nach Norden auf, zu ihren Eltern, die schon in den USA leben. Jedes hat einen Rucksack dabei mit einem Spielzeug und sauberer Unterwäsche. Die Kinder reisen mit einem Coyote: einem Mann, der ihnen Angst macht. Sie haben einen langen Marsch vor sich, für den sie sich Essen und Trinken einteilen müssen. Sie klettern auf Züge und in offene Frachtcontainer. Nicht alle kommen bis zur Grenze.
Mit literarischer Virtuosität verknüpft Valeria Luiselli Reise und Flucht zu einem vielschichtigen Roman voller Echos und Reflektionen, zu einer bewegenden und brandaktuellen Geschichte darüber, was Flucht und was Menschlichkeit bedeuten in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist.

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BEWUSSTSEIN & ELEKTRIZITÄT

Ich bleibe auf der Veranda und lese Sontags Tagebücher. Meine Arme und Beine, ein Festmahl für die Moskitos. Über mir knallen sture Käfer mit ihren Außenskeletten gegen die einzige Glühbirne; weiße Motten wirbeln um ihren Heiligenschein und fallen dann herunter. Eine kleine Spinne webt im Schnittpunkt eines Balkens und einer Säule eine Falle. Und vor der Veranda ziert ein hübsches Sternbild aus Glühwürmchen die dunkle Grenzenlosigkeit.

Ich führe kein Tagebuch. Meine Tagebücher sind die Unterstreichungen in Büchern. Ich würde niemandem ein Buch ausleihen, nachdem ich es gelesen habe, denn ich unterstreiche zu viel, manchmal ganze Seiten, manchmal doppelt. Mein Mann und ich lasen diese Ausgabe von Sontags Tagebüchern gemeinsam. Wir hatten uns gerade kennengelernt. Begeistert, fast fieberhaft unterstrichen wir beide ganze Passagen. Die nackten Beine auf dem Doppelbett ineinander verschlungen, lasen wir uns abwechselnd laut vor und blätterten die Seiten um, als befragten wir ein Orakel. Ich nehme an, dass Worte, zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Reihenfolge, ein Nachglühen hinterlassen. Wenn man solche Worte in einem Buch liest, wunderschöne Worte, stellt sich ein starkes, wenn auch flüchtiges Gefühl ein. Aber man weiß, dies alles wird bald verschwunden sein: die Idee, die man gerade verstanden, und das Gefühl, das sie ausgelöst hat. Dann folgt der Wunsch, dieses seltsame, kurzlebige Nachglühen zu besitzen und das Gefühl festzuhalten. Also liest man ein zweites Mal, unterstreicht, lernt manches vielleicht sogar auswendig und schreibt das Gelesene irgendwo auf – in einem Notizbuch, auf eine Serviette, auf die Hand. In unserer Ausgabe von Sontags Tagebüchern sind folgende Stellen einfach und doppelt unterstrichen, manchmal eingerahmt oder am Rand markiert:

»Eine der wichtigsten (sozialen) Funktionen eines Tagebuchs besteht genau darin, heimlich von anderen gelesen zu werden, von den Leuten (wie Eltern & Geliebte), über die man sich nur in seinem Tagebuch mit grausamer Ehrlichkeit geäußert hat.«

»In einer Zeit, in der das Dekor keine Rolle spielt, eignet man sich unmoderne Tugenden an.«

»1831: Hegel gestorben.«

»Und wir hocken hier in diesem Rattenloch auf unseren Ärschen und werden bedeutend und immer älter …«

»Moralische Buchführung verlangt eine Abrechnung.«

»In der Ehe habe ich einen gewissen Persönlichkeitsverlust erlitten – zunächst war dieser Verlust angenehm, wohltuend …«

»Ehe basiert auf dem Prinzip der Trägheit.«

»Der Himmel aus städtischer Perspektive ist ein Negativum – die Abwesenheit von Häusern.«

»Der Abschied war vage, denn die Trennung hat immer noch etwas Unwirkliches.«

Diese letzte Zeile ist mit Bleistift unterstrichen, dann mit schwarzer Tinte umkreist und am Rand mit einem Ausrufezeichen versehen. Von mir oder ihm unterstrichen? Ich weiß es nicht mehr. Aber ich erinnere mich noch, dass es mir, als ich Sontag zum ersten Mal las, ähnlich erging wie bei der ersten Lektüre von Hannah Arendt, Emily Dickinson und Pascal und ich immer wieder jähe, subtile und vermutlich mikrochemisch bedingte Hochgefühle empfand – kleine, tief im Hirngewebe flackernde Lichter –, wie manche Menschen sie erleben, wenn sie ein sehr einfaches, bis zu diesem Zeitpunkt jedoch unaussprechliches Gefühl plötzlich in Worte fassen können. Wenn die Worte eines Fremden auf diese Weise in das eigene Bewusstsein dringen, werden sie kleine gedankliche Lichtmarken. Sie sind nicht unbedingt erhellend. Ein Streichholz, angezündet in einem dunklen Flur, die glühende Spitze einer Zigarette, um Mitternacht im Bett geraucht, Aschenglut in einem erlöschenden Feuer: nichts davon besitzt genügend eigenes Licht, um etwas zu offenbaren. Ebenso wenig wie die Worte von anderen. Manchmal aber lässt einen ein kleines Licht den dunklen, unbekannten Raum erkennen, der es umgibt, das gewaltige Unwissen, das alles umhüllt, was wir zu wissen glauben. Und diese Erkenntnis und das Verarbeiten der Dunkelheit sind wertvoller als jedes angehäufte Faktenwissen.

Während ich die unterstrichenen Passagen in Sontags Tagebüchern wieder lese und sie noch Jahre später kraftvoll finde, manche sogar neu unterstreiche – besonders die Betrachtungen über die Ehe –, wird mir bewusst, dass alles Gelesene zwischen 1957 und 1958 geschrieben wurde. Ich zähle mit den Fingern nach. Sontag war damals erst vierundzwanzig, neun Jahre jünger, als ich es heute bin. Plötzlich bin ich peinlich berührt, als wäre ich dabei erwischt worden, wie ich vor der Pointe über einen Witz lache oder als hätte ich bei einem Konzert zwischen zwei Sätzen applaudiert. Deshalb springe ich zu 1963, als Sontag um die dreißig war, inzwischen geschieden, und Aktuelles und Künftiges vielleicht klarer sah. Ich bin zu müde, um weiterzulesen. Ich markiere die Seite, schließe das Buch, schalte das Verandalicht aus – bedrängt von Insekten und Motten – und gehe ins Bett.

ARCHIV

Am nächsten Morgen wache ich früh auf, gehe durch die Küche in den Wohnbereich und öffne die Verandatür. Hinter den Bergen geht die Sonne auf. Zum ersten Mal seit Jahren verspüre ich das Bedürfnis, Einzelheiten aus unserem Privatleben aufzunehmen, möchte ich Geräusche dokumentieren und aufbewahren. Vielleicht liegt es daran, dass Neues, neue Umstände, eine Aura von Vergangenem umgibt. Anfänge werden oft mit Enden verwechselt. Wir betrachten sie wie eine Ziege oder ein Stinktier, das dämlich die Sonne am Horizont anstarrt, ohne zu wissen, ob das gelbe Gestirn dort auf- oder untergeht.

Vielleicht will ich die ersten Geräusche unserer gemeinsamen Reise festhalten, weil sie die letzten von etwas sein könnten. Gleichzeitig möchte ich es nicht tun, weil ich Arbeit und Privates nicht gerne vermische; dieser besondere Moment unseres Zusammenseins soll kein Dokument für ein künftiges Archiv werden. Am liebsten würde ich bestimmte Eindrücke einfach im Kopf unterstreichen: dieses Licht, das durch das Küchenfenster hereinfällt und den Raum in warmes Gold taucht, während ich die Kaffeemaschine vorbereite; die sanfte Brise, die zur offenen Tür hereinweht und meine Beine umschmeichelt, als ich den Herd einschalte; die tapsenden Schritte – verursacht von kleinen, bloßen, warmen Füßen –, als das Mädchen aus dem Bett steigt, von hinten an mich herantritt und verkündet:

Mama, ich bin wach!

Ich stehe am Herd und warte, dass der Kaffee fertig ist. Sie sieht mich lächelnd an und reibt sich die Augen, als ich ihr Guten Morgen wünsche. Ich kenne niemanden, für den Aufwachen etwas so Schönes und Erfreuliches ist. Ihre Augen sind verblüffend groß, und ihr weißes, viel zu großes Höschen bauscht sich unter ihrem nackten Oberkörper. Ernst und überaus höflich sagt sie:

Ich habe eine Frage, Mama.

Ja?

Ich möchte wissen: Wer ist Herrgott Nochmal?

Statt einer Antwort reiche ich ihr ein großes Glas Milch.

ORDNUNG

Der Junge und sein Vater schlafen noch, und wir – Mutter und Tochter – setzen uns in dem kleinen, lichten Wohnzimmer auf die Couch. Sie trinkt ihre Milch in kleinen Schlucken und schlägt ihr Skizzenbuch auf. Nach ein paar misslungenen Zeichenversuchen bittet sie mich, vier Quadrate für sie zu malen – zwei oben, zwei unten – und sie dann in dieser Reihenfolge zu beschriften: »Figur«, »Schauplatz«, »Problem«, »Lösung.« Als ich fertig bin und wissen will, wozu die Quadrate gut sind, erklärt sie mir, in der Schule hätte sie gelernt, dass man so Geschichten erzählt. Schlechter Literaturunterricht beginnt schon früh und dauert viel zu lange. Ich erinnere mich noch, wie ich einmal, als der Junge in die zweite Klasse ging und ich ihm bei den Hausaufgaben half, plötzlich feststellte, dass er den Unterschied zwischen einem Substantiv und einem Verb nicht kannte. Also fragte ich ihn. Er schaute theatralisch an die Decke und sagte ein paar Sekunden später, doch, natürlich kenne er den Unterschied: Substantive seien die Buchstaben auf den gelben Karten über der Tafel, Verben seien die auf den blauen Karten unter der Tafel.

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