Angehörige von Menschen mit Demenz erfahren in der Begleitung großes Leid, wenn sie die Veränderungen und die zunehmende Hilflosigkeit miterleben. Was würden Sie den Angehörigen mit auf den Weg geben?
Demenz kann jeden treffen 
Menschen mit Demenz gibt es überall, in allen Gesellschaftsschichten! Vielleicht denkt man nicht daran, aber alle, Ärzte, Zahnärzte, Bankangestellte, Verkäufer, Polizisten, Pfarrer, Politiker, usw. können Menschen mit Demenz begegnen, wissen aber nicht, wie sie sich verhalten sollen! Wir bieten Kurse und Beratung für Familienangehörige, Taxifahrer, Polizisten und Bankangestellte an und auch Kurse mit Abschlussdiplom für Zahnärzte, Therapeuten, und jetzt auch für Pfarrer und Diakone … Das internationale Interesse an unseren Kursen ist sehr groß.
Auch haben wir – zusammen mit IKEA/BoKlok – ein Wohnungskonzept entwickelt, das ganz den Bedürfnissen einer Person mit Demenz angepasst ist. Es sind hübsch eingerichtete und preiswerte Wohnungen, die praktische und sichere Details in Küche, Bad und Schlafzimmer haben, um das tägliche Leben mit einem Menschen mit Demenz zu erleichtern.
Nur so, wenn alle Voraussetzungen durchdacht sind und das tägliche Leben sich einfach und risikolos gestalten lässt, kann der an Demenz erkrankte Mensch zusammen mit seinem Partner, seiner Partnerin noch ein gutes und positives Leben führen.
Palliative Philosophie 
Silviahemmet, die von Königin Silvia von Schweden 1996 gegründete Stiftung, hat auf der Basis von Palliative Care eine Philosophie zur Versorgung und Begleitung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen entwickelt und durch Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote multipliziert. Wesentliche Elemente der Philosophie sind Verstehen des Krankheitsbildes Demenz und Lernen vom erkrankten Menschen, eine wertschätzende Kommunikation und Begegnung, die Arbeit im Team und die Entlastung der Angehörigen.
Lernen vom erkrankten Menschen 
Die gemeinnützige Stiftung Silviahemmet ist 1996 von Königin Silvia von Schweden unter dem Eindruck der Erkrankung ihrer Mutter gegründet worden. Ausdrückliches Ziel von Silviahemmet ist es, Menschen (Angehörige, Fachpersonal, Betreuerinnen und Betreuer, Entscheidungsträger, Öffentlichkeit etc.) zu einem qualifizierten und respektvollen Umgang mit demenziell erkrankten Menschen zu befähigen, die Forschung zu fördern und das Thema Demenz in der Öffentlichkeit zu enttabuisieren. Die seither gewonnenen Erfahrungen werden bereits in vielen schwedischen stationären und teilstationären Einrichtungen der Altenhilfe, in ausgewählten Krankenhäusern sowie in betroffenen Familien umgesetzt.
2.1 Palliative Care – Effekte
Die Stiftung Silviahemmet gehört zu den ersten, die das Palliative Care Konzept basierend auf den Erfahrungen von Prof. Barbro Beck-Friis mit ihrem Projekt Balzagarden in den 80-er Jahren erfolgreich auf die Begleitung, Versorgung und Pflege von Menschen mit Demenz übertragen hat (Beck-Friis 1988).
Entlastung der Fachkräfte und Stärkung des sozialen Netzes 
Wissenschaftliche Studien belegen, dass dieser Ansatz zu einer Entlastung der Fachkräfte, einer Stärkung des sozialen Netzes, einer Verbesserung der Beziehung Angehörige-Kranke und der Lebensqualität aller Beteiligten durch einen »lebensperspektivischen« Umgang mit dem an einer Demenz erkrankten Menschen beiträgt (Albinsson 2002; Sottong & Tucman 2015).
Wohlbefinden durch Silviahemmet 
»In innovativer Weise werden in Silviahemmet sowohl die Menschen mit Demenz als auch deren Angehörige als ›betroffen‹ gesehen, das Konzept richtet sich somit an das gesamte familiäre System bzw. das System der Angehörigen und Zugehörigen. Sowohl für die Menschen mit Demenz als auch für ihre An- und Zugehörigen nimmt das Wohlbefinden durch Silviahemmet zu.« (Heller & Heimerl 2010, S. 20). »Auch für Mitarbeiterinnen gibt es positive Wirkungen des Projektes. Sie können kompetenter und menschlicher handeln, fühlen sich gestärkt durch den expliziten Willen der Leitung und durch das Gemeinschaftsgefühl, das in der »Silviahemmet-Gruppe entsteht.« (Heller & Heimerl 2010, S. 25).
Würde und Lebensqualität 
Ziel der Arbeit von Silviahemmet ist der Erhalt der bestmöglichen Lebensqualität bis zum letzten Atemzug unter Einbeziehung der Angehörigen und aller am Versorgungsprozess Beteiligten (
Kasten 1 Kasten 1: Ziele von Silviahemmet • Die Sicht des erkrankten Menschen einnehmen und sich an seinen Bedürfnissen und nicht an den allgemeinen Vorstellungen vom Krankheitsbild Demenz orientieren. (»Wir lernen vom erkrankten Menschen.«) • Die Arbeit auf die Nähe zum demenzkranken Menschen und auf seine Umgebung ausrichten. • Die bestmögliche Lebensqualität für den Menschen mit Demenz und seine Angehörigen sicherstellen.
). Im Mittelpunkt steht die Würde der Person, die an einer progredient verlaufenden Demenz erkrankt ist, für die eine Heilung nicht möglich ist. Diese Person steht an erster Stelle, lehrt die »Anderen« und ermöglicht ihnen, das Krankheitsbild zu verstehen. Ihr wird mit liebevollem Respekt begegnet und ihre Versorgung und Pflege richtet sich nach ihren persönlichen Bedürfnissen, nicht nach den allgemeinen Vorstellungen vom Krankheitsbild Demenz.
Kasten 1: Ziele von Silviahemmet
• Die Sicht des erkrankten Menschen einnehmen und sich an seinen Bedürfnissen und nicht an den allgemeinen Vorstellungen vom Krankheitsbild Demenz orientieren. (»Wir lernen vom erkrankten Menschen.«)
• Die Arbeit auf die Nähe zum demenzkranken Menschen und auf seine Umgebung ausrichten.
• Die bestmögliche Lebensqualität für den Menschen mit Demenz und seine Angehörigen sicherstellen.
2.3 Die vier Säulen der Arbeit
Symptomkontrolle, Team, Angehörige, Kommunikation 
Читать дальше