Die Geschichte des Pygmalion wurde von Ovid, einem der bedeutendsten römischen Schriftsteller der Nachwelt überliefert.
Sie finden sie aber auch in der moderneren Fassung zum Beispiel in dem Musical ›My fair Lady‹ wieder.
Professor Higgins, der sich mit Phonetik beschäftigt, trifft auf dem Blumenmarkt in London die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle, die ihn wegen ihrer kraftvoll-vulgären Sprache fasziniert und gleichzeitig abstößt. Er überredet sie, sein Sprachlabor aufzusuchen und verspricht dort, ihr den Weg zu den besten Kreisen zu bahnen, wenn sie bei ihm Sprachunterricht nähme. Sie müht sich mit nur mäßigem Erfolg ab und provoziert bei dem von Higgins inszenierten Versuch, die nur oberflächlich angelernte ›feine Lebensart‹ beim Pferderennen in Ascot den Leuten vorzuführen, einen Skandal. Higgins findet trotzdem immer mehr Gefallen an seinem ›Objekt‹. Auf dem Diplomatenball im Buckingham Palace kann sie sich aber beweisen, obwohl ein Phonetiker anwesend ist, der für Geld die wahre Herkunft von Personen errät. Er denkt allerdings wegen ihres reinen Englisch, dass sie eine Ungarin mit königlichem Blut sei. Am gleichen Abend beglückwünschen sich Higgins und Colonol Pickering, aber keiner beglückwünscht Eliza.
Sie jedoch sagt dem Professor sehr deutlich, wie sehr sie sich vorgeführt und erniedrigt fühlt und verschwindet am nächsten Morgen. Professor Higgins fordert Eliza erfolglos auf, zurückzukommen, dann erst versteht er: Er vermisst sie, weil er sie trotz der großen Unterschiede zwischen sich und ihr gelernt hat als Person zu schätzen, sogar zu lieben. Professor Higgins hatte, wie auch Pygmalion, versucht, eine Frau vollkommen nach seiner Vorstellung zu schaffen, glücklicherweise aber noch die ›Kurve bekommen‹.
Wir sehen an diesen Beispielen, dass man keinen anderen Menschen nach seinen eigenen Idealvorstellungen formen kann.
Viele Beziehungen scheitern an diesem Irrglauben. Aber es gibt eine gute Nachricht: Sich selbst kann man sehr wohl verändern. Die Sozialwissenschaftler Ellen Key, Robert King-Merton und Robert Rosenthal haben sich intensiv mit diesem Phänomen beschäftigt und teils spektakuläre Versuche unternommen.
Es gab unter anderem ein Schulexperiment, in dem mehreren Lehrern einer für sie neuen Klasse gesagt wurde, mit wem sie es in der nächsten Zeit zu tun haben würden. Die Klasse wurde ihnen gegenüber aufgeteilt in die sehr motivierten intelligenten und in die eher faulen oder dummen Schüler.
Tatsache aber war, dass diese Einteilung rein willkürlich vorgenommen worden war, was die neuen Lehrer natürlich nicht wussten.
Das Ergebnis beeindruckte sogar die Versuchsleiter. Beim nächsten Zeugnis waren die Noten der vermuteten guten Schüler besser, die der angeblich schlechten Schüler schlechter. Die Schüler hatten sich also ›erwartungsgemäß‹ verhalten, und die Lehrer hatten wiederum darauf reagiert.
Das Erstaunlichste beim Pygmalion-Effekt ist also, dass sich die Menschen in Ihrer Umgebung so verhalten werden, wie es Ihrer Einstellung entspricht. Glauben Sie das nicht?
Machen Sie doch einmal den folgenden Versuch: Gehen Sie an einem beliebigen Tag aus dem Haus mit der Einstellung, dass Sie liebenswert und erfolgreich sind und viele gute Begegnungen haben werden. (Das müssen Sie aber wirklich glauben, versprochen?)
An einem anderen Tag denken Sie das Umgekehrte. Ich wette mit Ihnen, dass Sie den zweiten Versuch nach kurzer Zeit abbrechen werden – es sei denn, es spiegelt Ihre normale Haltung wider. Der Engländer Sir Francis Galton brach den Versuch jedenfalls ab, nachdem er von Passanten angerempelt und beschimpft worden war.
Er war im Selbstversuch eines Morgens aus dem Haus gegangen mit dem Glaubenssatz: ›Ich bin der meist gehasste Mann Englands.‹
Sie erleben Ihr Leben so, dass es Ihrem Glauben Recht gibt. Wie ein Radio empfangen Sie das, worauf Sie eingestellt sind. Sie empfangen das, mit dem Sie in Resonanz sind. Seien Sie mutig, und drehen Sie an dem Einstellknopf!
Unsere Welt ist unendlich bunt und vielfältig. Unermesslich viele einzelne Teile ergeben die gesamte Welt, und alles ist miteinander verwoben, niemand ist eine Insel.
Glauben Sie das auch? Wenn nicht, tun Sie so, als würden Sie es glauben. Es ist längst eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache, dass sich der Mikrokosmos vom Makrokosmos kaum unterscheidet.
Dass jede ihrer Millionen Zellen die Informationen des gesamten Organismus in sich trägt – und vieles darüber hinaus. Das hieße also, dass die gleiche bunte Vielfalt in Ihnen ist.
Jesus sagte einmal: »In meines Vaters Haus sind viele Räume.« Das Haus Gottes auf dieser Erde sind Sie. Sie sind der lebendige Tempel Gottes. Das zu wissen, ist wichtig.
Lassen Sie mich an dieser Stelle den Talmud zitieren:
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.
Ist es nicht erstaunlich, dass ein solch altes Wissen, das sich seit Jahrtausenden durch alle Weisheitslehren zieht und auch noch die nächsten Tausend Jahre wahr sein wird, heute so wenig öffentliche Beachtung erfährt?
Ich glaube, dass wir einen Funken jenes ewigen Lichtes in uns tragen, das im Grunde des Seins leuchten muss und das unsere schwachen Sinne nur von Ferne ahnen können. Diesen Funken in uns zur Flamme werden zu lassen und das Göttliche in uns zu verwirklichen, ist unsere höchste Pflicht. (Johann Wolfgang von Goethe)
Alle paar Jahre wird uns suggeriert, dass es wieder einmal um die ›entscheidende Wahl‹ geht. Als wenn wir dann wirklich eine Wahl hätten – da lachen ja sogar die Hühner. O.K., wir können wählen, ob wir die Bohnen mit Speck oder mit Zwiebeln mögen.
Aber einmal Spaß beiseite: Sie haben tatsächlich eine Wahl – immer – nicht nur alle vier Jahre. Ihr Leben hat nämlich immer nur den Sinn, den Sie ihm geben.
Wenn Sie mit Ihrem Leben zufrieden sind, werden Sie mir wahrscheinlich zustimmen; sind Sie aber unzufrieden, wird Ihr Verstand protestieren, wenn Sie hören, dass Sie sich dieses Leben ausgesucht haben, dass Sie es genau so gewählt haben, wie es ist. Sie haben es gewählt, um erleuchtet zu werden.
Sie kamen auf diese Welt, um sich zu entwickeln, um zu entdecken, dass Sie erleuchtet sind. Um dieses Ziel zu erlangen, erhielten Sie einen Körper, oder besser gesagt, Sie suchten sich einen aus. Vorher waren Sie reines Bewusstsein, unkörperlich, eine Seele. Diese Seele trägt die Erfahrungen aller vorherigen Inkarnationen in sich. Sie ›weiß‹, was sie gelernt hat und was sie noch lernen muss, um ihr Ziel zu erreichen. Die Menschheit ist in ihrer Entwicklung an einem entscheidenden Punkt angekommen. Der Weg, auf dem wir gehen, gabelt sich in zwei Richtungen, und wir haben die Wahl. Entweder gehen wir den Weg in den globalen Selbstmord oder wählen den Weg zu einer Veränderung des Bewusstseins.
Die Welt steckt in einer Energie-Blockade, die sich in der Verknappung der Rohstoffe auch im Außen zeigt. Alle schauen auf das Symptom und die Folgen, aber kaum jemand sucht die Ursache dort, wo sie ist: Im menschlichen, schöpferischen Bewusstsein selbst.
Wir können den Weg der Symptombehandlungen und vermehrten Ausbeutung, den Weg immer zahlreicherer und härterer Konflikte weitergehen. Wir können beschließen, noch mehr Leid in dieser Welt zu verbreiten und die wenigen Reichen noch reicher werden zu lassen. Wir können noch mehr Armut produzieren, weiterhin Menschen verhungern lassen – und das bei einem täglichen Militärbudget von mehreren hundert Millionen Dollar! Wir können diese Erde weiterhin als unser Eigentum betrachten, mit dem wir machen können, was wir wollen, oder wir können sie als eine wunderschöne Leihgabe für unsere gewählte Daseinsform ansehen.
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