16. Ein Apostel (dreiviertel Lebensgröße), halbe Figur. Abgesägt wie das vorige. Nach Metzgers Ansicht mutmaßlich von Orcagna herrührend. Auf der untere Hälfte des Bildes, aber ebenfalls auf der Vorderseite, befindet sich eine mit Weiß konturierte Skizze zu einer Madonna. Diese Skizze ist wenig mehr als fünfzig Jahr alt, und hat der Maler derselben das alte Bild lediglich als Untermalung benutzt.
17. Das Gastmahl des heiligen Dominikus. Dominikus setzt sich, mit seinen Mönchen, im Refektorium zu Tisch und erhebt die Hände bittend gen Himmel, während der Bruder Schaffner den leeren Korb umstülpt. Engel erscheinen und bringen Brote. Das sehr beschädigte Bild enthält noch Spuren von großer Schönheit und zierlichster Malerei, namentlich in der Behandlung der Köpfe. Es ist ein Bild von Fiesole. Metzger hat es auf das bestimmteste dafür erklärt.
18. Ein kleiner Altar mit Vorgängen aus dem Leben des heiligen Laurentius.
19. Die Begegnung des Paulus und Petrus von Pietro Spinello Aretino.
20. Verschiedene Madonnen des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts, teils aus gotischer, teils aus früher Renaissancezeit.
2. Anderweitige Bilder und Kunstschätze
1. Eine Handzeichnung von Dürer. Der dornengekrönte Christus vor dem Tode, auf dem Kreuze sitzend. Auf grauem Papier angetuscht und meisterlich mit Weiß aufgehöht. Mit Dürers Monogramm und der groß in Weiß aufgesetzten Jahreszahl 1519. Aus der ehemalig Crennerschen Sammlung erstanden (siehe Waagens Reisen durch Deutschland). Soll früher in Besitz des letzten Fürstabts von St. Emmeran gewesen sein.
2. und 3. Zwei schöne kleine Landschaften von Huysmans; in Poussinscher Art komponiert. Dunkel, viel Braun und tiefes Blau des Himmels. In Saftigkeit und Frische an dunklere Bilder Claude Lorrains erinnernd.
4. Friedrich II. Die inkorrekte Inschrift lautet: »L'auriginal a été fait d'après le Roy, par Amadée van Loo. Anno 1766.«
5. Portrait Blüchers. Wahrscheinlich von Weitsch.
6. Marktplatz von Ravello bei Amalfi. Von Blechen. Links eine hohe Mauer mit einem rundbogigen Eingang in eine Kirche. Auf dem Markt eine schöne Fontaine und in einiger Entfernung ein einzelner Baum, in dessen Schatten Lazzaronis lagern. Rechts der Blick auf das dunkelblaue Meer. Der Kontrast zwischen der glühenden Sonne und der kleinen Schattenpartie am Brunnen ist sehr schön.
7. Zwei Arbeiten von Bouterweck.
a) Eine Sibylle. (Ölbild, sehr dunkel.) Ein Herd mit geheimnisvollen Zeichen und allerhand Zauberhölzern. Die Sibylle selbst liest in einem geheimnisvollen Buch, während es auf dem Herde braut und kocht. Krieger kommen, um sie gefangenzunehmen.
b) Die Furien tragen die Leiche der Klytämnestra zum Orkus. Orest, Pylades und Iphigenia blicken dem finstren Zuge nach. Sepiaskizze, aufgehöht mit Weiß; eine sehr ausgezeichnete Arbeit.
8. Der Daumen (von Marmor) einer übermenschlich großen Figur. Die letztere, auf Sizilien gefunden, gehörte dem südlichsten Teile der Ostreihe der Tempel in Selinus an, deren übrige, im Museum zu Palermo befindlichen Skulpturen der Blütezeit der griechischen Kunst (fünftes Jahrhundert) angehören. Damals wurden vielfach die unbedeckt bleibenden Teile des Körpers: Kopf, Hände, Füße, an die Figur angesetzt , und zwar waren Kopf, Hände, Füße von Marmor , während die Figur selber von bloßem Kalkstein war. Es läßt sich annehmen – um so mehr, als man deutlich erkennt, daß dieser Daumen nicht etwa abgebrochen ist –, daß er ebenfalls einer solchen Figur angesetzt war. Ob diese Figur die Tempelstatue selber oder eine der Statuen der Giebelfelder war, ist natürlich nicht mehr festzustellen. Rauch konnte die vollendete Schönheit und Natürlichkeit dieses Fragments nicht genug bewundern.
3. Schinkelsche Jugendarbeiten aus der Zeit von 1796 bis 1803
Diese von Schinkel aus der Zeit von seinem fünfzehnten bis zu seinem zweiundzwanzigsten Jahre herrührenden Arbeiten waren früher in Berlin und über die Grafschaft Ruppin hin zerstreut (einen Hauptteil besaß Herr von Rathenow in Berlin) und wurden durch den verstorbenen Geheimrat von Quast auf Radensleben allmählich gesammelt. Sie bilden eine Kollektion von relativ hervorragendem Wert. Ihre künstlerische Bedeutung, einige Blätter abgerechnet, ist nicht groß, desto größer aber ist ihre kunsthistorische . Den Entwickelungsgang Schinkels von frühauf zeigend, ergänzen sie das , was das Schinkel-Museum an Arbeiten des Meisters bietet, in einer nicht leicht zu überschätzenden Weise.
Es sind Federzeichnungen sowie Bilder und Skizzen in Tusche und Gouache.
Federzeichnungen
1 Kopie nach Rembrandt. 1796.
2 Medaillonkopf Friedrichs des Großen.
3 Juno. Wahrscheinlich aus 1796 oder 1797.
4 Pallas Athene. Wahrscheinlich aus 1796 oder 1797.
5 Portrait. Wahrscheinlich aus 1796 oder 1797.
6 Zwei Köpfe. Wahrscheinlich aus 1796 oder 1797.
7 Säulenkapitäle, dorische, ionische, korinthische.
8 Rousseau-Grotte.
9 Die Kränzliner Kirche. 1804.(1804 war er noch in Italien. Die Jahreszahl ist also entweder nicht richtig, oder das Blatt rührt von jemand anderem her.)
In Tusche
1 Kopie nach Hogarth.
2 Seelandschaft.
3 Seelandschaft. Berlin 1797.
4 Landschaft mit Pyramide. 20. August 1797.
5 bis 8. Vier kleine Landschaften, alle aus dem Jahre 1797.
1 Größere Landschaft.
2 Ruinen des alten Theben. 1798.
3 Felsenhöhle. In bunter Tusche.
4 Remter in Marienburg. In bunter Tusche.
5 Saal der Fünfhundert in Paris. In bunter Tusche.
6 bis 20. Landschaften in schwarzer Tusche. Aus den Jahren 1798 und 1799.
1 Landschaft in bunter Tusche.
2 und 23. Grabdenkmäler in schwarzer Tusche.
1 Landschaft in rotbrauner Sepia.
In Gouache
1 ,2. und 3. Kleine Landschaften. 1797. Sehr sauber ausgeführt.
1 Neapel. 1798.
2 Potsdam bei Sonnenaufgang von Babelsberg aus. 1798.
3 Landschaft. Albumblatt. 1799.
4 dito. 1799.
5 Entwurf einer Gartenpartie. 1800.
Zu diesen Bildern gesellen sich schöne Sammlungen von Münzen und Gemmen, vor allem zahlreiche Wappen mit Handzeichnungen und Skizzen interessanter Architekturen in Deutschland, Frankreich und Italien. In bezug auf Preußen ist diese Sammlung höchstwahrscheinlich die vollständigste, die existiert; sie umfaßt alle Provinzen, besonders Rheinland, Mark, Ost- und Westpreußen.
1. Ein Gang durch die Stadt. Die Klosterkirche
Lieblich weht's vom See herüber,
Leise, langsam, wie verdrossen
Ziehen still die Wolken drüber,
Gleichen Schritts mit unsern Rossen...
Drüben liegt im Sonnenscheine
So ein alt und sauber Örtchen,
Kirch und Turm von rotem Steine,
In der Mauer Ausfallpförtchen.
George Hesekiel
Wir kennen jetzt das Süd- und Ostufer des Ruppiner Sees, haben Wustrau und Karwe und Radensleben durchstreift und schicken uns nun an, der alten Hauptstadt dieses Landesteiles unseren Besuch zu machen, der Stadt Ruppin selbst, die dem See, woran sie liegt, wie der ganzen Grafschaft den Namen gegeben hat. In schräger Linie kreuzen wir, nachdem wir Karwe und seine Uferstation wieder erreicht haben, die an dieser Stelle ziemlich breite Fläche, laben uns, die Julisonne zu unseren Häupten, an der feuchten Kühle des Wassers und traben endlich, nach glücklicher Landung, in offenem Wagen die kahle, staubige Chaussee entlang, unsere Regenschirme als Schutz- und Schattendächer über uns. Grau wie die Müllertiere erreichen wir die Stadt, sehen mit geblendeten Augen anfänglich wenig oder nichts und atmen erst auf, als wir vorm Gasthofe zum Deutschen Hause halten und freundlich bewillkommt in die Kühle des Flures treten. Moselwein und Selterwasser stellen hier unsere Lebensgeister wieder her und geben uns Mut und Kraft, eine erste Promenade zu machen und dem Pflaster der Stadt zu trotzen. In unseren dünnsohligen Stiefeln werden wir freilich mehr denn einmal an jenen mecklenburgischen Gutsbesitzer erinnert, den seine revoltierenden Hintersassen auf spitzen Steinen hatten tanzen lassen.
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