Wie dieser Überblick über die Beiträge des Sammelbandes zeigt, nehmen die Autorinnen und Autoren Themen auf, die weit über das hinausführen, was traditionell im Kontext der Medienlinguistik untersucht wurde. Die meisten der in diesem Kontext diskutierten Fragen orientieren sich daran, wie sich die Mensch-Mensch- resp. die Mensch-Maschine-KommunikationMensch-Maschine-Interaktion im Jahr 2020 darstellt – und damit zu einer Zeit, in der die Folgen der Corona-Krise noch nicht absehbar waren. Diese Folgen werden alle Bereiche unserer Gesellschaft tangieren. So ist zu vermuten, dass der Einsatz von RoboternRoboter künftig noch zunehmen wird (z.B. zur Versorgung von Menschen in Quarantäne, im Dienstleistungsbereich). Das wird auch dazu führen, dass die Mensch-Maschine-Kommunikation in unserem Alltag immer wichtiger werden wird. Die linguistische Forschung muss dem Rechnung tragen.
Antos, Gerd (2017). Wenn Roboter «mitreden» … Brauchen wir eine Disruptions-Forschung in der Linguistik? Zeitschrift für germanistische Linguistik 45:3, 392–418.
Bendel, Oliver (2020). Sexroboter light. Pflegeroboter mit sexuellen Assistenzfunktionen. In: Bendel, Oliver (Hrsg.). Maschinenliebe. Liebespuppen und Sexroboter aus technischer, psychologischer und philosophischer Perspektive. Wiesbaden: Springer Gabler, 219–236.
Bendel, Oliver (Hrsg.) (2019). Handbuch Maschinenethik. Wiesbaden: Springer VS.
Bentele, Günter (1994). Öffentliches Vertrauen – normative und soziale Grundlage für Public Relations. In: Armbrecht, Wolfgang/Zabel, Ulf J. (Hrsg.). Normative Aspekte der Public Relations. Grundlagen und Perspektiven. Eine Einführung. Opladen: Springer VS, 131–158.
Blöbaum, Bernd (2018). Bezugspunkte von Medienvertrauen. Ergebnisse einer explorativen Studie. Media Perspektiven 21:12, 601–607.
Blöbaum, Bernd (Hrsg.) (2016). Trust and Communication in a Digitized World. Models and Concepts of Trust Research. Cham et al.: Springer International Publishing.
Burger, Harald/Luginbühl, Martin (2014). Mediensprache. Eine Einführung in Sprache und Kommunikationsformen der Massenmedien. 4., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Berlin/Boston: de Gruyter.
Christaller, Thomas et al. (2001). Robotik. Perspektiven für menschliches Handeln in der zukünftigen Gesellschaft. Berlin/Heidelberg: Springer.
Donick, Mario (2019). Die Unschuld der Maschinen. Technikvertrauen in einer smarten Welt. Wiesbaden: Springer.
Engel, Uwe (2019). Blick in die Zukunft. Wie künstliche Intelligenz (KI) das Leben verändern wird. Ein Delphi-Survey über KI und das Zusammenleben von Menschen und Robotern in der digitalisierten Welt von Morgen. Abrufbar unter: https://www.researchgate.net/publication/339252899(Stand: 19.06.2021)
Fuchs, Thomas (2020). Verteidigung des Menschen. Grundfragen einer verkörperten Anthropologie. Berlin: Suhrkamp.
Habscheid, Stephan (2000). ‹Medium› in der Pragmatik. Eine kritische Bestandsaufnahme. Deutsche Sprache 28:1, 126–143.
Holly, Werner (1997). Zur Rolle von Sprache in Medien. Semiotische und kommunikationsstrukturelle Grundlagen. Muttersprache 1, 64–75.
König, Lars/Jucks, Regina (2019). When do information seekers trust scientific information? Insights from recipients’ evaluations of online video lectures. International Journal of Educational Technology in Higher Education 16:1, 1–21. Abrufbar unter: https://doi.org/10.1186/s41239-019-0132–7(Stand: 19.06.2021)
Lotze, Netaya (2016). Chatbots. Eine linguistische Analyse. Frankfurt am Main: Lang.
Luginbühl, Martin/Schneider, Jan Georg (2020). Medial Shaping from the Outset: On the Mediality of the Second Presidential Debate, 2016. Journal für Medienlinguistik 3:1, 57–93. Abrufbar unter: https://jfml.org/article/view/34/70(Stand: 19.06.2021)
Marquardt, Manuela (2017). Anthropomorphisierung in der Mensch-Roboter Interaktionsforschung: theoretische Zugänge und soziologisches Anschlusspotential. Working Papers kultur- und techniksoziologische Studien 1. Abrufbar unter: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-57037–3(Stand: 19.06.2021)
McEwan, Ivan (2019). Machines like me. New York: Penguin Random House.
Misselhorn, Catrin (2019). Grundfragen der Maschinenethik. 3., durchgesehene Auflage. Stuttgart: Reclam.
Möllering, Guido (2006). Trust. Reason, Routine, Reflexivity. Amsterdam: Elsevier.
Posner, Roland (1985). Nonverbale Zeichen in öffentlicher Kommunikation. Zu Geschichte und Gebrauch der Begriffe ‹verbal› und ‹nonverbal›, ‹Interaktion› und ‹Kommunikation›, ‹Publikum› und ‹Öffentlichkeit›, ‹Medium› und ‹Massenmedium› und ‹multimedial›. Zeitschrift für Semiotik 7:3, 235–271.
Remmers, Peter (2018). Mensch-Roboter-Interaktion. Philosophische und ethische Perspektiven. Berlin: Logos Verlag.
Schäfer, Pavla (2014). Durch Angemessenheit zur Vertrauenswürdigkeit. Angemessener Sprachgebrauch als Mittel zum Zweck. Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur 10, 240–261.
Schnabel, Ulrich (2018). Künstliche Intelligenz. Was macht uns künftig noch einzigartig? DIE ZEIT Nr. 14/2018, 28. März 2018. Abrufbar unter: https://www.zeit.de/2018/14/kuenstliche-intelligenz-menschen-maschine-verhaeltnis(Stand: 19.06.2021)
Thimm, Caja/Bächle, Thomas C. (2018). Autonomie der Technologie und autonome Systeme als ethische Herausforderung. In: Rath, Matthias/Krotz, Friedrich/Karmasin, Matthias (Hrsg.). Maschinenethik – Normative Grenzen autonomer Systeme. Wiesbaden: Springer VS, 73–90.
Thimm, Caja et al. (2019). Die Maschine als Partner? Verbale und non-verbale Kommunikation mit einem humanoiden Roboter. In: Thimm, Caja/Bächle, Thomas Christian (Hrsg.). Die Maschine: Freund oder Feind. Mensch und Technologie im digitalen Zeitalter. Wiesbaden: Springer, 109–134.
Vickers, Ben/K Allado-McDowell (Hrsg.) (2020). Atlas of Anomalous AI. London: Ignota Books.
Westphal, Sarah/Hendriks, Friederike/Malik, Maja (2015). Vertrauenswürdigkeit ohne Vertrauen? Wie die Kommunikation wissenschaftlicher Unsicherheiten die Bewertungen und Entscheidungen von Rezipienten beeinflusst. In: Schäfer, Mike S./Kristiansen, Silje/Bonfadelli, Heinz (Hrsg.). Wissenschaftskommunikation im Wandel. Köln: Herbert von Halem Verlag, 340–364.
Woopen, Christiane/Jannes, Marc (Hrsg.) (2019). Roboter in der Gesellschaft. Technische Möglichkeiten und menschliche Verantwortung. Berlin/New York: Springer.
Zeifman, Igal (2016). Bot Traffic Report 2016. Abrufbar unter: https://www.imperva.com/blog/bot-traffic-report-2016/?redirect=Incapsula(Stand: 19.06.2021)
A Mensch-Mensch-Kommunikation via Maschine
WhatsAppWhatsApp, iMessageiMessage und E-MailE-Mail
Ein Vergleich des technischTechnik Möglichen mit dem tatsächlich Realisierten
Linda Bosshart
Die internetbasierte Kommunikation ist ein beliebter Untersuchungsgegenstand der Medienlinguistik, und dies nicht zuletzt deswegen, weil das Feld sehr produktiv ist und sich stetig wandelt. Entsprechend löst die sprachwissenschaftliche Forschung dazu nicht nur Konsens im fachwissenschaftlichen Diskurs aus. So weist beispielsweise Androutsopoulos (2010: 425) darauf hin, dass es falsch sei, in linguistischen Untersuchungen «technisch-mediale[n]» Kontextaspekten gegenüber «sozialen» den Vorrang zu geben – wie dies seiner Meinung nach allzu häufig getan wird. Demgegenüber stellt er die Forderung auf, dass sprachanalytische Zugänge zur Internetkommunikation sowohl die technischenTechnik als auch die soziokulturellen Umstände und die entsprechende Verwobenheit zu berücksichtigen haben (vgl. ebd.: 419). Ziel des vorliegenden Beitrags ist, das Verhältnis zwischen den technischen Gegebenheiten (den ‹Affordanzen›) und dem tatsächlichen (empirisch belegbaren) kommunikativen Verhalten kritisch zu reflektieren. Dazu werden die zwei Messaging-Dienste WhatsApp WhatsApp und iMessage iMessage sowie die Kommunikationsform E-MailE-MailE-Mail1 auf zwei Aspekte hin untersucht und miteinander verglichen: den ‹Grad an SynchronizitätKommunikationsynchrone› und die ‹Verfügbarkeit semiotischer Ressourcen›. Ersteres bezieht sich auf die Frage, in welcher Geschwindigkeit Konversationen ablaufen (können), Letzteres auf die unterschiedlichen multimedialen und multimodalenMultimodalität Möglichkeiten der Textgestaltung.
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