»Es gibt Sünden, die wir für geringfügig erachten und leicht verzeihen«, sagte ich, »weil sie dem Wunsch entspringen, genug zu essen zu haben und gesund zu sein, so wie es der Herr für uns will. Aber du musst lernen zu nehmen, ohne zu stehlen, und auch nur das zu nehmen, was du brauchst.«
»Ja, Pater.«
»Ich werde dir nicht auftragen, zu deiner Herrschaft zu gehen und ihr deine Tat zu gestehen. Vielleicht wird ihre Erwiderung keine gerechte sein.« Die an das Bett gefesselte Cecily Townshend – und Mr Townshend mit seinem Seil, enttäuscht, dass sein Käserei-Imperium ein Misserfolg war. Ein kleiner Mann, der mit dem Reichtum, der ihm vergönnt gewesen war, nie gut hatte umgehen können. »Aber die Sünde zehrt an dir in Form von Gerüchen und Fetten, die unter deine Haut gekrochen sein könnten. Schrubbe deine Hände dreimal täglich mit warmem Wasser, um sie von der Sünde zu reinigen.«
»Ja, Pater, das will ich tun. Danke.«
»Nenne mir das zweite Werk der Barmherzigkeit!«
»Den Durstigen zu trinken geben.«
»Und das fünfte?«
Sie antwortete ohne Zögern: »Sich um die Kranken zu kümmern.«
»Wirst du also das nächste Mal, wenn Mr Townshend grob zu seiner Frau ist, später, wenn sie nicht mehr gefesselt ist, zu ihr gehen und ihr etwas zu trinken geben und ihr helfen?«
»Bekomme ich dann meine vierzig Tage Ablass?«, fragte sie. »Für die Beichte und dafür, dass ich das alles tue?«
»Ja.«
»Gut. Weil ich schnell in den Himmel kommen möchte. Denn da sind sie, und ich will sie wiedersehen.«
»Wen?«
Sie stand auf, und ihre zu kleinen Fäusten geballten Hände befanden sich direkt vor dem Gitter.
»Deinen Vater und deine Mutter?«
Ihre Fäuste lockerten sich. Die starken kleinen Hände öffneten sich. Und Thomas Newman?, wollte ich fragen. Vermisst du den auch? Thomas Newman, der dich als Waise gerettet und hierhergebracht hat? Der die Townshends dazu überredete, dich aufzunehmen? Wirst du ihn vermissen? Meine Ferse suchte und fand die eiserne Geldkiste unter dem Schemel – Thomas Newmans Kiste, darin die gerollten und gefalteten Dokumente, die den Besitz seines Hauses und seiner Ländereien beurkundeten. Es war noch nicht an der Zeit, den zweiten Rosenkranz herunterzunehmen, aber ich tat es trotzdem. Ich bemerkte den bittersüßen Geruch von Hopfen und sah, dass mein Bierkrug in einer der Pausen umgestoßen worden war und das Bier eine Pfütze auf dem Boden bildete. Aber ich richtete meinen Blick fest auf die Ecke, wo die Mauer einen dunklen, schmutzigen Farbton und eine raue Oberfläche hatte. Wie ein Schussfaden aus nasser Wolle oder die Farbe eines verblassenden Tages.
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