Yusuf Yeşilöz
Kebab zum
Bankgeheimnis
Geschichten von west-östlichen Begegnungen
Yusuf Yeşilöz, geboren 1964 in einem kurdischen Dorf in Mittelanatolien, kam 1987 als Flüchtling in die Schweiz. Heute lebt er mit seiner Familie in Winterthur und arbeitet als freier Autor, Übersetzer und Filmemacher. 2007 Preis der Kulturstiftung Winterthur. Er veröffentlichte acht Bücher, zuletzt «Hochzeitsflug», «Lied aus der Ferne» und «Gegen die Flut».
www.yesiloz.ch
Inhalt
Geschichten wie im richtigen Leben Geschichten wie im richtigen Leben Bis heute bin ich auf keinen Emigranten gestossen, der die Fremde nicht beklagt hätte. Das ist nicht nur in der Schweiz so. Einmal sagte ein Nachbar meiner Eltern, der sich einige Jahre nach den anderen Landsleuten im Dorf angesiedelt hatte, dass er als Fremder gesehen würde selbst dann, wenn er auf den höchsten Punkt des Minaretts steigen und vierzigmal wiederholen würde, er sei ein Einheimischer. So gesehen könnte man die Begegnungen mit dem Fremdsein mit einem Kaktus vergleichen. Man sollte ihn auf dem Nachhauseweg so zu halten wissen, dass er einen nicht sticht, bevor er blüht. Bis heute erzähle ich meistens von der schöneren Seite dieser Pflanze. Die schmerzlichen folgen vielleicht später. Einmal sass ich in Winterthur in einem Café. Um diese spätere Vormittagszeit würden hier nur Pensionierte und Arbeitslose Kaffee trinken und dabei selten mit Noten bezahlen, sagte mir einmal die Serviererin und fragte mich, von welcher Sorte ich sei. Während ich nun also die Tageszeitungen durchblätterte, merkte ich, dass ein gut aussehender, älterer Mann mich unaufhörlich beobachtete. Weder er noch ich konnten uns wirklich auf unsere Zei tungen konzentrieren. Kurz darauf fragte er mich in vier Sprachen – Englisch, Spanisch, Französisch, sogar Serbokroatisch –, nicht aber auf Deutsch, woher ich komme. Ich, an diesem Tag gut gelaunt, entgegnete spontan, dass ich Tessiner sei. Der Mann prüfte mich mit strengem Blick. Schliesslich richtete er seine Hand gegen mich. «Nein», sagte er auf Deutsch, «Sie sehen gar nicht so aus!» «Doch, doch. Ich komme aus dem Tessin. Ich bin ein Neffe von Franco Cavalli», gab ich gelassen zur Antwort. Er staunte. Dann sprach er zum Nebentisch, an dem drei Frauen sassen: «Wer isch de scho wider gsi?» «Das ist der Arzt, der seinen Lohn mit dem Spital teilt!», klärten ihn die Frauen auf. Der Mann war einen Moment lang stumm. Dann, mich anstarrend, verkündete er mit lauter Stimme: «Hochachtung! Hochachtung!» Er las weiter in seiner Zeitung und ich in meiner. Ohne mein «fremdes» Aussehen in diesem Café hätte ich diese Geschichte wie viele andere wohl verpasst. Einige davon möchte ich hier erzählen.
Erstmals in: Züritipp, 22.6.2001
Modernes Leben| Über eine «ekstatische» Zeitschrift
Erstmals in: WochenZeitung, 17.5.2012
«Rechnunglar icin»| Integrieren im Fachhandel
Erstmals in: WochenZeitung, 5.5.2011
DönerBox yiyecegiz| Die Wette am Gymnasium
Erstmals in: WochenZeitung, 14.6.2012
Wohnung zu vermieten| Von Schweizer Tugenden
Erstmals in: Zeitschrift «Wendekreis», Nr. 8–9, 2011
Mit Scharf zum do ässe| Über ein Kebabgeschäft mit Namen Bankgeheimnis
Erstmals in: WochenZeitung, 10.2.2011
Hahnenantwort| Kalo reist über die Grenze
Erstmals in: Züritipp (Tages-Anzeiger), 1.4.2002
Schweizer Qualität| Über «Füdli» und andere touristische Attraktionen
Erstmals in: WochenZeitung, 23.2.2012
Der Lieblingsbundesrat| Unfreiwillig zum Politologen werden
Erstmals in: WochenZeitung, 26.1.2012
Mit Uelis Augen| Über einen Sorgensammler
Erstmals in: WochenZeitung, 1.9.2011
Hühner-Integrations-Anlage| Über die Migration eines Wortes
Erstmals in: Züritipp, 25.5.2001
«Die Huere finden überall ein Loch»| Meine Reise im Grenzkorps
Erstmals in: Der Bund, 15.3.2005
Wahljahr| Was meine Grossmutter dazu sagen würde
Erstmals in: WochenZeitung, 2.6.2011
Schweizer Tugenden| Über einen globalen Exportschlager
Erstmals in: WochenZeitung, 22.12.2011
Aufklärung| Wie man mit Wohlstand die Umwelt rettet
Erstmals in: WochenZeitung, 30.6.2011
Etwa der Fifa-Blatter?| Über die Frage, wer eine grosse Persönlichkeit sei
Erstmals in: WochenZeitung, 24.11.2011
Lesen in Achtungsstellung| Über den Unterhaltungswert der Armee
Erstmals in: WochenZeitung, 9.12.2010
Tausendundein Gesicht| Über späte Einsichten beim Tschutten
Erstmals in: WochenZeitung, 12.4.2012
Offroader auf vier Beinen| Über die Vorlieben von Wüstenscheichs
Erstmals in: WochenZeitung, 22.3.2012
Der Kulturinteressierte| Wie mein Landsmann Ferhad beinahe eine Lesung besuchte
Unveröffentlicht
«Hoi, Ernscht!»| Kalo und das Gedächtnis des Grenzbeamten
Erstmals in: Züritipp, 4.1.2002
Absurde Wählerinnen| Über Nacktwandern
Erstmals in: WochenZeitung, 27.10.2011
Ein Missverständnis, das Glück brachte| Wie ich zum Wahrsager wurde
Unveröffentlicht
Eine steile Karriere| Über meine Unterhose, die in Toni Brunners Haus gewaschen wurde
Erstmals in: WochenZeitung, 22.9.2011
Der belesene Politiker| Über eine Politbegegnung im Zug
Erstmals in: WochenZeitung, 7.4.2011
Der Beduine hatte Geld| Über die Beziehungen Europas zu Arabien
Erstmals in: WochenZeitung, 10.3.2011
Ein heikles Thema| Über grosse Eier und Glarner Politiker
Erstmals in: WochenZeitung, 9.12.2010
Der Haarzopf der Prinzessin| Prüfung für Einbürgerungswillige
Erstmals in: WochenZeitung, 16.9.2010
In den iranischen Kerker!| Über anatolische Dorfbewohner, bärtige Schweizer und eine Weinkönigin
Erstmals in: WochenZeitung, 14.10.2010
Alte Geschichten| Kalo reist ins Dorf
Erstmals in: Züritipp, 26.7.2002
Dafür das Glück in der Liebe?| Über die Ausschaffungsinitiative
Erstmals in: WochenZeitung, 11.11.2010
«Grüezi, Herr Migrant!»| Die überfremdete Kolumne
Erstmals in: Züritipp (Tages-Anzeiger), 17.1.2003
Die Akzeptanz motiviert| Einige Bemerkungen zur Einbürgerungspraxis
Erstmals in: Tages-Anzeiger, 16.10.2000
Handschuhe für Afrika| Über ein Hilfsprojekt
Erstmals in: Züritipp, 20.7.2001
Schwalben| Über die Sehnsucht
Erstmals in: Züritipp, 27.4.2001
Ein kleiner Wunsch zum Opferfest| Ein altes Ritual in modernen Zeiten
Unveröffentlicht
Frei wie ein Geier| Wie ich der Freiheit das erste Mal begegnete
Erstmals in: Zeitschrift «Vielfalt» (heute «Voice») der Gesellschaft für bedrohte Völker, Nr. 60, September 2006
Alle unter einem Dach| Eine Überlegung zur Demokratie
Erstmals in: Züritipp, 17.8.2001
Franz, Rita und Ernscht| Wie mir von Sans-Papiers träumte
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