Ich fühlte in dieser Zeit, wie schlimm es für Eltern sein muss, ein Kind zu verlieren, obwohl mein Kind noch nicht einmal geboren war. Ich fühlte den Schmerz und die Trauer, obwohl ich durch etliche Sitzungen und Botschaften wusste, warum Kinder manchmal früh sterben. Dieses ganze Wissen gab mir Halt und half mir, in der schwierigen Zeit den Mut nicht zu verlieren und nie daran zu zweifeln, dass alles einen Sinn hat. Aber trotz alldem gab es immer wieder Tage, in denen ich nicht mehr weiter wusste! Tage, in denen auch ich plötzlich im Tod das Ende sah und nicht mehr das friedvolle Weiterleben, von dem ich in meinen Büchern schreibe und immer wieder erzähle.
Diese schwierige Zeit hat mir geholfen, die Ängste der Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben, noch besser zu verstehen. Vor allem wenn es um Kinder geht, hat es mir gezeigt, wie wichtig es ist, noch mehr Details zu erzählen.
Ich bin überglücklich, dass ich am 11. März 2013 meinen Sohn Shane gesund in den Armen halten durfte. Ich weiß mittlerweile auch, dass dieses Buch so wichtig ist, weil immer wieder Eltern ein Kind verlieren, und ich mit all meinem Wissen diesen Menschen helfen möchte, den Verlust besser zu verarbeiten.
Später haben wir herausgefunden, dass Shane die irische Form von Johannes ist und bedeutet: Gott ist gnädig! Ja, Gott war wirklich gnädig mit uns. Ich habe diese Zeit, die für mich so intensiv war und die mich enorm geprägt hat, nur ganz kurz erzählt. Sie hat mich vor allem gelehrt, dass es den Menschen nicht nur hilft zu wissen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und dass es allen Verstorbenen gut geht. Mir ist auch bewusst geworden, dass ich in meinen Büchern noch viel deutlicher erklären muss, warum gerade Kinder früh sterben.
Auch wenn es für uns Menschen wohl immer sinnlos sein wird, wenn ein Kind stirbt, so hoffe ich dennoch, dass du nach diesem Buch erkennen oder besser verstehen wirst, dass nichts sinnlos ist und es immer für alles einen Grund gibt, auch wenn wir das aus menschlicher Sicht oft nicht verstehen können. Ich versuche dennoch, es dir zu beschreiben und hoffe, du kannst Heilung in den Worten finden, obwohl ich weiß, dass das nicht leicht sein wird. Doch ich wünsche es mir so sehr für alle, die unter dem Tod eines Kindes oder eines geliebten Menschen leiden. Bei meiner Arbeit als Medium geht es ja darum, Trauernden durch einen Jenseitskontakt zu helfen, den Tod eines geliebten Angehörigen oder Freundes zu verarbeiten. Ich bin immer wieder fasziniert, wie schnell viele Klienten dadurch Heilung erfahren haben. Menschen, die zum Teil jahrzehntelang die Trauer nicht loslassen konnten, bekommen innerhalb weniger Minuten Erleichterung. Nach oft nur einer Sitzung können sie den Tod besser verstehen beziehungsweise haben die Gewissheit, dass es im Grunde keinen Tod gibt, sondern wir nur unsere Art des Daseins ändern und in einer anderen Form weiterexistieren.
Ich wurde in der Schweiz und in England im typischen englischen Spiritismus ausgebildet. Wir wurden wirklich darauf getrimmt, zuerst viele Fakten aus dem Leben eines Verstorbenen zu erzählen. Fakten, die nur der Verstorbene wissen kann, um den Klienten so zu beweisen, dass der Verstorbene wirklich anwesend ist. Diese Informationen sollten so präzise sein, dass sich der Klient sicher sein kann, dass die Informationen wirklich nur direkt vom Verstorbenen sein können. Ideal ist es, wenn man Charakter, Wohnsituation, Krankheiten, Todesursache, gemeinsame Erlebnisse, Geburtsdaten, Namen und Ähnliches weitergeben kann. Leider ist das nicht immer oder nicht immer mit derselben Präzision möglich. Doch meine Lehrer haben immer gesagt: »Nur wenn du die Anwesenheit eines Verstorbenen genau beweisen kannst, nur dann können die Botschaften und das Wissen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, Heilung herbeiführen. Wenn du dem Klient einfach sagst, es gibt ein Leben nach dem Tod und dem Verstorbenen XY geht es gut, wird keine Heilung stattfinden. Du musst es wirklich beweisen.« An diesen Grundsatz halte ich mich bis heute und gebe es genau so an meine Schüler weiter. Ohne Beweis findet keine Heilung statt. Nur die Beweise und ein guter Kontakt von einem fähigen Medium reichen leider nicht immer aus, damit ein Klient Heilung erfahren kann.
Ganz am Anfang meiner Arbeit wusste ich das noch nicht, aber eine Sitzung hat mir sehr eindrücklich gezeigt, dass oft gerade das theoretische Wissen über die Geistige Welt das fehlende Teilchen sein kann, ohne das keine Heilung stattfindet. Ich möchte dir hier von dieser Sitzung erzählen und dir dann genau diesen fehlenden theoretischen Teil erklären.
An einem ganz normalen Arbeitstag 2009 erwartete ich eine Frau, die einen Termin mit mir vereinbart hatte. Ich gab damals schon seit gut drei Jahren täglich mehrere Sitzungen und bis zu einem gewissen Grad war meine Arbeit Routine geworden. Ich hatte gerade eine Sitzung beendet und ging in den Wartebereich meines Spirit Messenger Centers, um Elisabeth, so der Name der Frau, abzuholen. Ich stellte mich vor und bat sie in meinen Sitzungsraum. An ihrer Seite sah ich sofort den etwa vierjährigen Jungen, der mir auch gleich mitteilte: »Das ist meine Mutter. Es wird schwierig werden, ihr zu helfen, sie hat sich total verschlossen. Sag ihr, ich lebe immer noch!« Ich war selber total überrascht, dass ich so schnell einen Verstorbenen wahrgenommen hatte, ohne mich groß darauf zu konzentrieren. Ich vergewisserte mich bei Elisabeth: »Ist es richtig, dass du deinen Sohn verloren hast und deswegen hier bist? Er war ungefähr vier Jahre alt.« Elisabeth schaute mich ohne Regung an und antwortete ganz trocken: »Ja.« Der Junge drängte: »Sag ihr, ich lebe noch!« Ich gab ihm in Gedanken zu verstehen, dass er mir zuerst viele Details aus seinem Leben erzählen muss, damit ich seiner Mutter beweisen kann, dass er immer noch da ist. Doch er antwortete, er würde mir erst Details liefern, wenn ich seiner Mutter sage, dass er noch lebt. Da mir also nichts anderes übrig blieb, erklärte ich ihr: »Elisabeth, deinem Sohn ist es unglaublich wichtig, dass du weißt, dass er immer noch lebt und bei dir ist.« Sie schaute mich an und erwiderte: »Das kann ja jeder sagen!« »Da hast du recht«, antwortete ich, »doch ich gebe einfach das weiter, was ich bekomme.«
Nach der Art und Weise, wie sie reagierte, wusste ich schon, dass es schwer werden würde, ihr zu helfen oder sie von einem Leben nach dem Tod zu überzeugen. Ich bat meinen Geistführer, er solle mich unterstützen, doch er meinte nur: »Mach dir keine Sorgen, heute wirst du eine wichtige Lektion lernen.« Na toll, dachte ich, nur ich weiß, was das heißt. Vielen Dank. Trotzdem bat ich den Jungen, mir Details aus seinem Leben zu geben.
Ich war überrascht, wie klar ich Bilder erhielt und wie einfach ich diese übersetzen konnte – denn meistens, wenn ich eine Lektion bekomme, sind es enorm zähe Sitzungen, die mich dann auch wirklich an meine Grenzen bringen. Doch heute war es anders, also begann ich zu erzählen: »Dein Sohn zeigt mir, dass er in einem Dreifamilienhaus auf dem Land gewohnt hat und aufgrund eines Unfalls gestorben ist. Er schreibt mir immer wieder den Namen Benjamin, sagt dir das etwas?« Elisabeth bestätigte: »Ja, das stimmt alles, er hieß Benjamin.« Der Junge erzählte mir dann noch von seinem Charakter, und dass er damals ein Lieblingsauto hatte, das rot war und nur noch drei Räder hatte. Auch das konnte die Mutter bestätigen. Doch sie zeigte weder Überraschung noch irgendeine andere Regung. Es kam einfach ein trockenes Ja. »Er sagt mir, dass er im Mai Geburtstag hat und zwei Monate vor seinem Geburtstag gestorben ist, also im März.« »Ja.« Inzwischen hatte ich mich an ihre monotonen Antworten schon gewöhnt und machte mir nichts daraus, denn Benjamin war ein richtiger Sonnenschein. Er zeigte mir, dass es ihm wirklich gut geht in der Geistigen Welt, dass er seine verstorbene Oma getroffen hat und mit deren Hund spielen kann, der ebenfalls schon gestorben ist.
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