Jahrbuch der Akademie CPH
Anregungen und Antworten
Arme Kirche – Kirche für die Armen:
ein Widerspruch?
Jörg Alt · Klaus Väthröder (Hg.)
Arme Kirche – Kirche für die Armen: ein Widerspruch?
Band 10 der Reihe
Veröffentlichungen der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus
www.cph-nuernberg.de
Für die Übersetzung der im Original
spanischsprachig eingesandten Buchbeiträge
möchten die Herausgeber Frau Karla Leitz herzlich danken.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹ http://dnb.d-nb.de› abrufbar.
© 2014 Echter Verlag GmbH, Würzburg
www.echter-verlag.de
Umschlagbild: Foto: Tullio M. Puglia / Getty Images
Gestaltung: Hain-Team, Bad Zwischenahn ( www.hain-team.de)
ISBN
978-3-429-03685-0 (Print)
978-3-429-04747-4 (PDF)
978-3-429-06161-6 (ePub)
Jörg Alt, Klaus Väthröder:Was will das Buch „Arme Kirche – Kirche für die Armen: ein Widerspruch?“ Was will das Buch „Arme Kirche – Kirche für die Armen: ein Widerspruch?“ Klaus Väthröder SJ ist Leiter, Dr. Jörg Alt SJ stellvertretender Leiter der „Jesuitenmission“ in Nürnberg Ach, wie möchte ich eine arme Kirche für die Armen!“ Dieser Ausruf von Papst Franziskus bei seiner ersten Pressekonferenz vor Tausenden Journalisten am 16. März 2013 begeisterte uns. Stand dieser Aufruf doch in einer Reihe mit symbolischen Zeichen, die Papst Franziskus seit seiner Wahl gegen das vatikanische Zeremoniell durchsetzte: keine teuren roten Kalbslederschuhe mehr, Verzicht auf die Staatskarosse, Begleichung der Hotelrechnung. Dieser Papst, so scheint es, will auf Seiten der Armen stehen und man kann ahnen, dass er mehr in die Wege leiten wird, um es nicht beim Symbolischen zu belassen.
Jörg Alt: Lesehinweise
Einführung
Adolfo Nicolas: Geistliche Einführung – Den Armen ihren Platz in der Kirche zurückgeben
Martha Zechmeister: Theologische Einführung: Jorge Mario Bergoglio – der Papst der Befreiungstheologie?
Sichtweisen aus Deutschland
Solidarität mit Armen in der Welt und in Deutschland
Ludwig Schick : Konkretion des Ideals für Deutschland – Der „Katakombenpakt“ und die „Solidarwerke“
Heidemarie Wieczorek-Zeul: Partnerschaft von Kirche und Politik für eine gerechte Globalisierung
Kurt Gerhardt: Armutsbekämpfung ist nicht Umverteilung, sondern Entwicklung eigener Potenziale
Thilo Hoppe: Für eine Kirche, die teilt und zum Teilen aufruft
Joachim Rock, Joß Steinke: Für eine Zukunft kirchlicher Wohlfahrtspflege – aber nicht um jeden Preis
Angelika: Beweisen, dass es anders geht
Business und Social Media
Richard Böger: Armut als Problem, als Berufung oder als Auftrag? Gedanken eines „Bankers“
Dirk Trapp: Ein Unternehmensberater empfiehlt: Weg von der Institution – hin zu den Menschen
Ulrich Schlenker: Bits und Bytes und etwas zum Beißen – Kann Social Media eine Rolle bei der Armutsbekämpfung übernehmen?
Werte und Glaubwürdigkeit
Mechthild Schrooten: Kirche, Armut und Ökonomie
Karlheinz Ruckriegel: Glaube und Glücksforschung – was folgt daraus für die Kirchen?
Wolfgang Kessler: Jenseits von Macht, Reichtum und Zerstörung
Patrick Zoll: Was wir aus der Missbrauchskrise für eine Kirche der Armen lernen könn(t)en
Leben zwischen den Welten
Volker Riehl: Eine entwicklungspolitische Farce zum Ausgleich von Arm und Reich
Holger Haibach: Mittelmaß ist nicht spektakulär, aber erfolgversprechend
Magdalena Dumbeck: Von Bildung, Zeit und anderen Reichtümern
Robert: Besitz ist gut, wenn er den Armen dient
Sichtweisen aus armen Ländern
Afrika
Fratern Masawe: Zerbrich Armutsstrukturen – fördere Mitleid
Peter Balleis: Unser Auftrag ist, zu bleiben, wenn andere gehen
Elias Omondi Opongo: Empowerment der Armen setzt intellektuelle und strategische Investitionen voraus
Cecilia M. Simaluba: Wir sind arme Kirche und brauchen eure Hilfe
Lateinamerika
Jorge Cela: Vielleicht arm, aber reich an Würde
Friedrich Wilhelm Graf: Theologie des Reichtums statt Option für die Armen – Die Ökonomie der Pfingstkirchen
Lisbeth Mora: Die Welt mit Jesu Augen sehen heißt die Armen sehen
Asien
Hector D’Souza: Vom Stallgeruch der Schafe und vom Wohlgeruch der Wohltätigkeit
Lourdunathan Yesumarian: Immer noch weniger als Menschen – Dalits in der Kirche
Amalraj Chinnappan: Die Macht der leeren Hände und die Eucharistische Herausforderung
Zum Schluss
Jörg Alt/Klaus Väthröder: Antwort(en) auf die Frage des Buches
Siegfried Grillmeyer: Die „Option für die Armen“ als eine immerwährende Frage der Zeit
Wir stellen uns vor: Die Jesuitenmission
Jörg Alt / Klaus Väthröder
Was will das Buch „Arme Kirche – Kirche für die Armen: ein Widerspruch?“
Klaus Väthröder SJ ist Leiter, Dr. Jörg Alt SJ stellvertretender Leiter der „Jesuitenmission“ in Nürnberg
Ach, wie möchte ich eine arme Kirche für die Armen!“ Dieser Ausruf von Papst Franziskus bei seiner ersten Pressekonferenz vor Tausenden Journalisten am 16. März 2013 begeisterte uns. Stand dieser Aufruf doch in einer Reihe mit symbolischen Zeichen, die Papst Franziskus seit seiner Wahl gegen das vatikanische Zeremoniell durchsetzte: keine teuren roten Kalbslederschuhe mehr, Verzicht auf die Staatskarosse, Begleichung der Hotelrechnung. Dieser Papst, so scheint es, will auf Seiten der Armen stehen und man kann ahnen, dass er mehr in die Wege leiten wird, um es nicht beim Symbolischen zu belassen.
„Prima!“, denken wir uns, „genau die Art Rückenwind, die wir in unserem Geschäft benötigen!“ Steht doch die Hilfe für Arme in der Welt im Zentrum unserer Projektarbeit und unseres Freiwilligenprogramms und die Auseinandersetzung mit den Strukturen von Armut (die im Übrigen auch dazu beiträgt, dass die Schere zwischen Reich und Arm in den reichen Ländern immer weiter auseinandergeht) im Zentrum unserer Publikationen, Forschung und Kampagnenarbeit. Beim näheren Hinschauen fragt man sich aber: „Arme Kirche – Kirche für die Armen“: Wie passt beides denn zusammen? Ist das nicht ein Widerspruch?
Einfach ist die Frage ganz und gar nicht zu beantworten: Ist eine Kirche arm, kann sie einerseits zwar glaubwürdig mit den Armen gemeinsam arm leben und ist erkennbarer in der Nachfolge Jesu und seiner ersten Jünger. Aber: Die Kirche würde andererseits zugleich viel „institutionellen Muskel“ verlieren, mit dem sie Armen in Deutschland und weltweit wirksam hilft und einen Unterschied in deren Leben machen kann. Nur ein Beispiel anhand eines der stärksten Symptome dafür, dass mit unserer Welt etwas nicht in Ordnung ist: illegale Migration und Menschenhandel. Ohne Geld, das beispielsweise von der „Jesuitenmission“ gesammelt und weitergeleitet wird, könnten die Kirchen in den Herkunftsländern keine Präventions- und Aufklärungsprogramme durchführen, ohne Geld in den Zielländern keine Sozialdienste unterhalten oder Advocacy betreiben, etwa indem durch das „Katholische Forum Leben in der Illegalität“ sehr erfolgreich Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung und beim Schulbesuch von Kindern „Illegaler“ erreicht werden konnten.
Читать дальше