Muskeln und Organzellen liegen mit pH 6,9 im sauren Bereich, weil sie Tag und Nacht unter Bildung von Kohlensäure Nährstoffe verbrennen. Sportler, die verstärkt auf kohlenhydrat- und eiweißreiche Nahrungsmittel zurückgreifen, sind besonders gefährdet zu übersäuern. Wenn der Sauerstoff in den Muskelzellen nicht mehr ausreicht, stellt unser Körper auf anaerobe (»ohne Sauerstoff«) Energiegewinnung um. Dabei werden Kohlenhydrate ohne Sauerstoff abgebaut. Es entsteht unter anderem Milchsäure (Laktat). Je mehr Laktat produziert wird, umso stärker sinkt der pH-Wert im Muskel, er wird zunehmend saurer und bringt immer weniger Leistung.
Das Verdauungssekret der Bauchspeicheldrüse ist mit pH 8,0 stark basisch, da es den sauren Nahrungsbrei vom Magen im Zwölffingerdarm neutralisieren muss. Über den Dünndarm werden dann die Nährstoffe von unserem Organismus aufgenommen, weil unsere Verdauungsenzyme in basischer Umgebung an die Arbeit gehen können.
Der Harn schwankt mit Werten von pH 5,0 bis 8,0 von stark sauer bis stark basisch. Durch die Entsäuerung in der Nacht ist der Morgenurin am sauersten, nachmittags zwischen 14.00 Uhr und 17.00 Uhr am basischsten, weil unser Magen mit jeder Mahlzeit neben der Magensäure auch lebenswichtige Basen produziert. Urin besteht zu 95 % aus Wasser, in dem der Harnstoff gelöst ist, der übrig bleibt, wenn wir in der Leber Eiweiß abbauen. Daneben verlassen die Harnsäure und das Kreatinin ebenfalls als Stoffwechselendprodukte und kleinere Mengen organischer und anorganischer Salze (Kochsalz), Phosphate und Säuren mit dem Harn unseren Körper. Die Niere ist unser wichtigstes Organ zur Ausscheidung überflüssiger Säuren!
Der pH-Wert von 8 ist klar basisch. Das wichtigste Eiweiß-Verdauungsenzym Trypsin, das im Saft des Dünndarms vorkommt, hat ebenso sein pH-Optimum im Bereich von 8. Bei steigendem Säuregehalt wird dieses Enzym wie die Mehrzahl aller Enzyme gehemmt oder sogar zerstört.
WICHTIGE ENZYME |
Pankreatin |
Bauchspeicheldrüsenenzym |
Katalase |
Spaltet Wasserstoffsuperoxid in Wasser und Sauerstoff |
Papain |
Papaya-Enzym gegen Entzündungen/ Verdauungserkrankungen |
Prypsin |
Eiweißstoffwechsel |
Pepsin |
Eiweißstoffwechsel |
Kathepsin |
Eiweißstoffwechsel |
Lipase |
Fettstoffwechsel |
Bromelaine |
Ananas-Enzym zur Behandlung des Verdauungstraktes |
Hyaluronidase |
Keimdrüsen und Samen des Mannes |
Diastastasen/Amylasen |
Zucker- und Stärkestoffwechsel, Bauchspeichel- und Mundspeicheldrüse |
Chymotrypsin |
Bauchspeicheldrüsenenzym, Eiweißstoffwechsel |
Enzyme – die Katalysatoren unseres Lebens
Enzyme sind so genannte Biokatalysatoren, ohne die keine der lebenswichtigen chemischen Reaktionen in unserem Körper ablaufen würde. Ohne Enzyme gäbe es kein Leben. Erst durch ihre Anwesenheit kann in unserer Zelle aus der Nahrung Energie und Baustoffgewonnen werden. Chemisch gesehen sind sie nichts anderes als spezielle Eiweißstoffe (Proteine) mit katalytischen, also umsetzungsaktiven Fähigkeiten. Alle Proteine wiederum bestehen aus Hunderten oder Tausenden von Aminosäuren. Insgesamt gibt es 20 solcher Aminosäuren, aus denen 99 % aller Proteine und damit auch Enzyme zusammengesetzt sind. Jedes Enzym hat seine bevorzugten »Nahrungsteilchen«. Manche verarbeiten nur Stärke wie das Enzym Amylase im Speichel, andere wie die Urease nur Harnstoff in der Leber und wieder andere nur bestimmte Fettmoleküle im Dünndarm (Lipase). Aber sie sind nicht nur wählerisch, was die verwertbaren Nährstoffe angeht, sie brauchen auch noch bestimmte Voraussetzungen:
Vitamine und Spurenelemente sind oft so genannte Co-Faktoren unserer Enzyme. Ohne deren Hilfe können die Enzyme ihrer Arbeit nicht oder nur ungenügend nachkommen. Die Folge: unvollständiger Stoffwechsel in den Zellen und dadurch Säureanstieg. Diese zellulären Säuren werden im Bindegewebe abgelagert, in das Blut abgesondert und dort üblicherweise von den Puffer-Systemen abgefedert. Das belastet jedoch unsere Basenreserven und »versulzt« unser Bindegewebe (→ Seite 44 »Das Bindegewebe – unsere Mülldeponie«).
So genannte Koenzyme dienen als zusätzliche Helfer. Zum Beispiel wird das Koenzym Q oder Q 10 gebraucht, um in den Kraftwerken unserer Zellen, den Mitochondrien, Glukose zu verbrennen, um so Energie zu gewinnen. Koenzyme sind mit den Vitaminen verwandt und benötigen auch Vitamine von außen. Wer sich vitaminarm ernährt, leistet Stoffwechselstörungen Vorschub.
Am schnellsten arbeiten Enzyme bei Temperaturen zwischen 33 und 37 °C. Darunter und darüber verlangsamt sich die Arbeitsgeschwindigkeit. Das Enzym wird in seiner Aktivität gehemmt. Bei über 50 °C werden die meisten Enzyme zerstört. Deswegen sind auch gekochte Nahrung oder industriell hergestellte Nahrungsmittel ohne wertvolle Enzyme.
Alle Enzyme arbeiten nur optimal bei einem bestimmten pH-Wert. Dies muss keineswegs immer der neutrale pH-Wert 7 sein. Das im Magensaft vorkommende Pepsin fühlt sich nur im deutlich sauren Bereich zwischen 2 und 3 wohl, Trypsin, das im Saft des Dünndarms vorkommt, liebt es dagegen stark basisch. Und weil das so wichtig ist, versucht unser Körper, den pH-Wert immer in einem festen Bereich zu halten. Man nennt das auch Pufferung (→ Seite 38). Eine pH-Wertveränderung ist im Gegensatz zu einer Temperaturerhöhung über 50 °C nicht »tödlich« für das Enzym. Stellt man den richtigen pH-Wert wieder her – etwa durch eine Basenkur – funktioniert das Enzym meist wieder.
So funktionieren unsere Enzyme
In einer Flüssigkeit wie etwa Wasser sind Millionen kleinster Teilchen in ständiger Bewegung. Manche sind schnell, manche langsam, und die meisten bewegen sich mit einer mittleren Geschwindigkeit. Damit es zu einer chemischen Reaktion kommen kann, müssen zwei der Teilchen aufeinander prallen. Dazu ist eine bestimmte Mindestgeschwindigkeit nötig, auch Aktivierungsenergie genannt. Leider sind jedoch die meisten Moleküle nicht schnell genug, haben nicht genügend Dampf im wahrsten Sinne des Wortes. Denn mit Hitze könnte man ihnen »Beine machen«. Dann nämlich bewegen sich alle Moleküle oder Atome schneller, und der Anteil der Teilchen mit der notwendigen Mindestgeschwindigkeit für eine chemische Reaktion steigt rapide an.
Nun kann aber das Innere unserer Zellen nicht aufgeheizt werden, um lebensnotwendige Reaktionen zu beschleunigen. Über 40 °C werden die meisten Proteine zerstört, was unseren Tod bedeuten würde. Deswegen funktioniert es umgekehrt: Nicht die Flüssigkeitstemperatur wird angehoben, bis genügend viele Teilchen die Mindestgeschwindigkeit (Aktivierungsenergie) für eine Reaktion erreicht haben, sondern die Mindestgeschwindigkeit für einen erfolgreichen Zusammenstoß wird mit so genannten Katalysatoren herabgesetzt.
Diese Katalysatoren sorgen wie in unseren Autos dafür, dass die giftigen „Abgase“ schon bei niedrigeren Temperaturen möglichst vollständig umgewandelt werden. Und das erledigen in unserem Körper so genannte Biokatalysatoren – die allgegenwärtigen Enzyme.
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