Wie kann die Lehrperson eine Verbindung zwischen den kognitiven Lernzielen und den Kompetenzen herstellen? Sind die Lernziele einmal formuliert, können für eine Unterrichtssequenz Kompetenzen festgelegt werden (Städeli/Obrist/Grassi 2008, S. 81–95). Die Lehrperson überlegt sich, welche Fertigkeiten oder Kompetenzen im Rahmen der vorgegebenen Unterrichtssequenz erworben werden sollen. Der Ausgangspunkt ist dabei meistens das formulierte Lernziel.
Beispiel: Die Auszubildenden beschreiben drei bis fünf Fälle, bei denen elektronische Informationen manipuliert oder missbraucht worden sind, zum Beispiel durch Hacker, Viren oder unberechtigten Zugriff. Zu jedem Fall kennen sie eine Vorbeugemaßnahme.
Zum eben skizzierten Lernziel können die Schülerinnen und Schüler nach einer Einführung durch die Lehrperson beispielsweise in Kleingruppen ein Brainstorming durchführen. Sie notieren sich alles, was ihnen zu den Begriffen »Hacker« und »Viren« einfällt. Ausgehend von dieser Ideensammlung werden drei bis fünf Suchbegriffe festgelegt. Dann beginnt die Suche im Internet mit dem Ziel, mindestens fünf aktuelle Zeitungsartikel zum Thema »Manipulation elektronischer Informationen« zu suchen und auszudrucken. Die Artikel werden in der Kleingruppe begutachtet. Jede Gruppe wählt zwei Artikel aus. Der Inhalt der ausgewählten Texte wird zusammengefasst. Anschließend bereiten sich die Gruppen auf eine kurze Präsentation der Ergebnisse vor, in der sie zeigen sollen, wie es zu Manipulationen von Informationen durch Hacker oder Viren kommen konnte.
Die von der Lehrperson ausgewählten Kompetenzen werden auf dem Planungsinstrument neben dem Lernziel aufgeführt. Folgende Darstellung (s. Tab 3) hat sich in der Praxis bewährt:
In vielen Lehrplänen ist festgehalten, welche Kompetenzen im Unterricht geschult werden sollen. Häufig zielt die Schulung der Kompetenzen auf ein Produkt hin, das im Rahmen einer Abschlussprüfung hergestellt werden soll. Unter den Instrumenten findet sich auch eine Liste mit erwünschten Kompetenzen, die im Verlauf der Ausbildung geschult werden können (
Instrument 2.6). Wir haben zudem einen Fragebogen entwickelt, anhand dessen die Schülerinnen und Schüler selbst einschätzen können, welche Kompetenzen für das Schreiben einer Schlussarbeit für sie von Bedeutung sind (
Instrument 2.2).
Instrumente und Anregungen
2.1 Lernziele formulieren – Liste von möglichen Verben
Lernziele sollen sich auf ein mögliches Endverhalten beziehen. Es ist daher sinnvoll, bei der Formulierung von Lernzielen verschiedene Verben zu berücksichtigen. Wir haben dazu eine Liste nach den Komplexitätsstufen der Bloom’schen Taxonomie (K-Stufen) entworfen.
2.2 Fragebogen zu den Kompetenzen beim Schreiben einer Projektarbeit
Die Lernenden arbeiten selbstständig an einem Projekt. Welche Kompetenzen benötigen sie, damit sie die Arbeit zielgerichtet in Angriff nehmen können? – Wir schlagen dazu einen Fragebogen vor, den die Lehrperson zu Beginn des Unterrichts einsetzen kann, um auf bestimmte Kompetenzen hinzuweisen, die im geplanten Projekt genutzt oder aufgebaut werden sollen. Das Instrument lässt sich aber auch für eine methodische Auswertung am Ende der Unterrichtseinheit verwenden.
2.3 Schülerinnen und Schüler führen eine Befragung durch
In vielen Projekten werden Befragungen (in Interviewform oder mithilfe von Fragebogen) durchgeführt. Wir halten Tipps für Sie bereit, die bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung einer Befragung hilfreich sein können.
2.4 Zusammenarbeit in Gruppen – Regeln vereinbaren
Sobald die Schülerinnen und Schüler in Gruppen arbeiten, müssen Regeln vereinbart werden. Ein Fragebogen hilft dabei.
2.5 Handlungsziele formulieren
Die Schülerinnen und Schüler formulieren eigene Ziele, was nach unserer Erfahrung vielen nicht leicht fällt. Wir schildern eine einfache Methode, wie sie dazu angeregt werden können, Handlungsziele zu formulieren.
2.6 Kompetenzen für die Ausbildung festlegen
Im Verlauf der Ausbildung werden bestimmte Kompetenzen gezielt geschult. In einer Liste haben wir einige Kompetenzen zusammengestellt, die nach unserer Erfahrung im Unterricht häufig vorkommen.
3 Inhalte auswählen und strukturieren
Sie bereiten den Unterricht vor und wählen neue Themen und Unterrichtsgegenstände aus. Wie gehen Sie dabei vor? Wie begründen Sie Ihre Auswahl? Wie strukturieren Sie die Inhalte? Welche Möglichkeiten bestehen, den Unterricht fächerübergreifend zu gestalten? – Wir zeigen, nach welchen Überlegungen Themen für den Unterricht ausgewählt und wie die Inhalte anschließend strukturiert werden können.
Die Auswahl von Lerninhalten
Auf die Frage, was in der Schule gelernt und gelehrt werden muss, lassen sich klare Antworten formulieren:
•Die Rahmenlehrpläne und die Bildungsverordnungen geben verbindlich vor, welche Inhalte erarbeitet werden müssen. Damit ist die Frage nach der Auswahl der Lerninhalte für viele Lehrpersonen bereits beantwortet. Die Inhalte beziehen sich häufig auf die Struktur der entsprechenden Fachdisziplinen, die an den weiterführenden Schulen angeboten werden.
•Den Lernenden sollen auch Inhalte vermittelt werden, die sie in der derzeitigen und künftigen Berufssituation zu kompetentem Handeln befähigen und die den Erwerb bestimmter Kompetenzen ermöglichen (
Abb. 2).

Die Schule ist eine Institution der Gesellschaft, die von deren Interessen bestimmt wird. Für die Auswahl von Inhalten ist es aus diesem Grund wichtig, hier auf die verschiedenen Funktionen der Schule einzugehen (
Abb. 3, Seite 38):
Die Lernenden werden mit Fertigkeiten und Kenntnissen ausgestattet, die sie zu einem späteren Leben in Beruf und Gesellschaft befähigen.
Die Lernenden werden durch das Einüben erwünschter Verhaltensweisen und die Vermittlung entsprechender Einstellungen, Überzeugungen und Haltungen möglichst reibungslos in die Gesellschaft integriert. Die Schule hat den Auftrag, diese Prinzipien zu legitimieren, das heißt ihre Gültigkeit und Verbindlichkeit zu untermauern, indem sie in den Fächern Politik, Geschichte, Deutsch usw. die entsprechenden Themen behandelt.
Selektions- und Allokationsfunktion
Die Lernenden werden im Hinblick auf verschiedene Schullaufbahnen und Lebenschancen eingestuft. Bildlich gesprochen, ist die Schule mit einem großen Rüttelsieb vergleichbar, das zwischen den Generationen angeordnet ist und den Zugang zu beruflichen Positionen, sozialem Prestige und materiellem Erfolg steuert. Steuerungsmittel sind in erster Linie Zensuren und Abschlüsse, die jeweils bestimmten Öffnungen des Siebes zugeordnet sind. Natürlich ist die Schule bei der Verteilung von Lebenschancen nicht allein ausschlaggebend; neben regionaler und sozialer Herkunft, Begabung, Geschlecht, Beziehungen spielen nicht zuletzt auch Glück und Zufall eine große Rolle.
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