Die physikalischen Gegebenheiten und unsere daraus resultierende Anatomie haben sich im letzten Jahrhundert nicht geändert, unsere Umwelt und unser Bewegungsverhalten hingegen schon. Wir verlieren unsere Form, unsere Balance und unsere Stabilität, weil wir unsere Körperfunktionen im Alltag nicht ausreichend trainieren. Darauf muss ein gezieltes Mattenprogramm eingehen, um gesundheitlichen Problemen zu begegnen und vorzubeugen – ohne irgendwelchen technischen Schnickschnack in den Vordergrund zu stellen. Das Training mit dem eigenen Körpergewicht ohne Zusatzgeräte gewinnt als Basis der Gesundheit wieder zunehmend an Bedeutung. Aber auch neues Wissen muss integriert werden, wie etwa durch das Training der Faszien sowie das funktionelle Training, und nur darum geht es jedem Übenden. Dabei ist nicht die Übung entscheidend, sondern das zu erreichende Ziel sowie die Auswahl der Übungen und die Beharrlichkeit, diese auszuführen. Dabei wird Sie dieses Buch unterstützen und motivieren – wann und wo immer Sie wollen.
Viel Spaß beim Training!
Frank Thömmes
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Kontakt zur Umwelt
Training am Boden
Ursprung und Verbreitung des Mattentrainings
Der Ursprung der gymnastischen Übungen liegt im antiken Griechenland. Gymnastik war die Kunst der Leibesübungen, vornehmlich mit dem eigenen (nackten) Körper. Ziele waren die Pflege, die Stärkung und das Üben der eigenen körperlichen Kräfte. Gymnastik ist auf die allgemeine und gleichmäßige Ausbildung des Körpers (und des Geistes) ausgerichtet und unterscheidet sich dadurch von der Athletik, die besondere körperliche Leistungen schulen möchte, und dem Sport, der sich im Wettkampf messen möchte.
Interessanterweise fanden im alten Griechenland alle gymnastischen Übungen am Boden und fast ohne Geräte statt. Die teils komplexen Bewegungen waren als Ganzkörperübungen konzipiert und schulten immer Körper und Geist.
Gymnastik mit dem Personal Trainer
Der moderne Mensch verfügt über eine eigene (Leidens)-Geschichte aus seinen bisherigen Bewegungserfahrungen und hat mehr oder wenig klar formulierte Erwartungen, Wünsche und Ziele, die er mit oder für seinen Körper erreichen möchte. Um sich heute diesen realen Bedürfnissen der Menschen besser anzupassen, hat sich das Berufsbild des Personal Trainers stärker ausdifferenziert und etabliert sich zuneh - mend. Der Personal Trainer nutzt meistens gymnastische Übungen in seinem Pro - gramm. Dazu konzipiert er an den indivi - duellen Bedürfnissen ausgerichtete Gymnastik- und komplexere Bewegungsprogramme, damit seine Kunden ihre persönlichen Bewegungs- und Trainingsziele besser und schneller erreichen können. Eine individuelle Stärken-Schwächen-Analyse des Kunden ist dabei un - verzichtbar. Und folgerichtig ergibt sich für ihn die Notwendigkeit, die richtigen Übungen für die Schwächen seiner Kunden zu erarbeiten, diese zu vermitteln und auf die korrekte und ausreichende Durchführung zu achten. Ohne gymnastische Übungen käme der Personal Trainer dabei nicht aus.
Die Entwicklung heutiger Gymnastikformen – von Jane Fondas Aerobic über Pilates und Zumba oder Bewegungsformen aus anderen Kulturkreisen wie Yoga oder Tai Chi bis hin zu zielgruppenspezifischen Programmen wie Senioren- oder Bürogymnastik – verlief dann mehr oder weniger im Zeitraffer. Viele davon waren oder sind Modeerscheinungen. Allen gemeinsam sind jedoch die Grundbewegungen des Körpers, denn dieser bleibt stets der gleiche.
Weniger Geräte – mehr freie Bewegungen
Die Nachfrage nach gezielten Übungen war nie größer als heute! Die Basis der Übungen sind dabei Übungen mit dem eigenen Körpergewicht am Boden. Bodenübungen auf Matten betonen und schulen besonders die Basis der Bewegungen (Bewegungsmuster) und fördern damit grundlegende Voraussetzungen von Athletik und Sport. Im Zuge von funktionellen Trainingsübungen erfolgt wieder eine Rückbesinnung auf diese fundamentalen Bewegungen des Körpers am Boden. Balance, Stabilität, Kraft und Beweglichkeit werden geübt und ohne Geräte in ein gesundes Verhältnis zueinander gebracht. Krafttraining an Geräten führt nur zu einer Verbesserung einzelner motorischer Eigenschaften wie z. B. Kraft, ignoriert aber funktionelle Grundmuster und deren muskuläres Zusammenspiel zwischen Agonist und Antagonist, welches über einen weiten Bewegungsraum geschult werden muss, um flexibel zu bleiben. Auch bleibt beim Gerätetraining meist die Integration der Muskelaktivität in möglichst langen funktionellen Muskelketten außen vor.
AIREX Matten bieten komfortable Unterstützung – auch bei anspruchsvollen Positionen.
Um den Kontakt zum Boden zu optimieren und das Training angenehmer bzw. überhaupt erst möglich zu machen, ist für den Übenden eine geeignete Unterlage nötig, die ihn unabhängig vom Bodenuntergrund macht. In fast allen Fällen wird dies eine Gymnastikmatte sein, die den Kontakt des Körpers zum Boden vermittelt.
Training mit der Schwerkraft
Die Möglichkeiten jeder Art von Bewegung und damit auch der Bewegung des menschlichen Körpers sind durch physikalische Rahmenbedingungen unseres Planeten bestimmt. Dazu gehören die Schwerkraft, also die Tatsache, dass unser Körper immer gen Erdmittelpunkt strebt, unser Körpergewicht bzw. Zusatzlasten, die wir bewegen, und unser Kontakt mit dem Untergrund, wo Bodenreaktionskräfte erzeugt werden.
Bedingungen für ein Übungsdesign
Jede Übung ist durch die Faktoren Erdanziehungskraft (Gravity), Bodenkontakt (Ground) und dem eigenen Körpergewicht (Body) bestimmt, die sich gegenseitig beeinflussen. An der Schwerkraft können wir freilich wenig ändern. Extreme dieses Zusammenspiels sind die Wassergymnastik, bei der wir Auftriebskräfte nutzen, die das Tragen und Bewegen unseres Körpers erleichtern und das Schlingentraining, bei dem wir das Gewicht unseres Körpers noch deutlicher spüren, da wir es an den Unterstützungsflächen der instabilen Schlingen stützen bzw. halten müssen.
Da wir uns in der Regel in unserem Alltag aber auf dem Boden bewegen und möglichst viel Transfer unseres Trainings in den Alltag wünschen, sind Übungen am Boden die beste und sicher auch die praktikabelste Wahl.
Vorteile von Bodenübungen
Bei den gymnastischen Übungen am Boden wird in verschiedenen Körperpositionen gearbeitet, die vom aufrechten Stand über Übungen im Vierfüßlerstand bis hin zu Übungen in Bauch-, Seiten- oder Rückenlage reichen. Dabei wird der Körper mit Händen, Ellenbogen, Knien und Füßen gestützt. Die Auflagefläche auf der Matte reicht von wenig (Füße) bis zu viel (Rückenlage). In jeder Position sollte der Übende entsprechende Dämpfung, Isolierung aber auch ausreichend Unterstützung, Rutschsicherheit und ein angenehmes Körpergefühl erfahren. Wer schon mal Übungen auf dem Boden ohne Matte oder auf einer zu harten Matte gemacht hat, kennt dieses Erlebnis genau. Die schmerzenden Druckstellen wegen des harten Bodens verhindern die korrekte Ausführung der Bewegung und bremsen Motivation und Spaß komplett.
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