Mathilde Hennig
Nominalstil
Möglichkeiten, Grenzen, Perspektiven
Narr Francke Attempto Verlag Tübingen
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© 2019 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG
Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen
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ISBN 978-3-8233-8270-6 (Print)
ISBN 978-3-8233-0208-7 (ePub)
(nach von Polenz)
AG |
= AGENS/HANDELNDER |
AOB |
= AFFIZIERTES OBJEKT/BETROFFENES |
BEN |
= BENEFAKTIV/NUTZNIESSER |
CAG |
= CONTRAAGENS/PARTNER |
CAU |
= CAUSATIV/URSACHE |
COM |
= COMITATIV/BEGLEITENDER |
DIR |
= DIREKTIV/ZIEL |
EOB |
= EFFIZIERTES OBJEKT/RESULTAT/PRODUKT |
EXP |
= EXPERIENS/ERFAHRENDER |
LOC |
= LOCATIV/ORT/RAUM |
PAT |
= PATIENS/BETROFFENER |
PO |
= POSSESSIV/BESITZ |
TE |
= TEMPORATIV/ZEIT |
(ergänzend):
POS |
= POSSESSOR/BESITZENDER |
MOD |
= MODIFICATIV |
(nach von Polenz)
EIGEN |
= EIGENSCHAFT |
GATT |
= GATTUNG |
HAND |
= HANDLUNG |
VORG |
= VORGANG |
ZUST |
= ZUSTAND |
(nach Eisenberg)
AdjGr |
= Adjektivgruppe |
Adv |
= Adverb |
attr |
= Attribut |
hd |
= Kopf (head) |
K |
= Konjunktion |
N |
= Nomen (im Sinne von: deklinierbare Wortart) |
NGr |
= Nominalgruppe |
nuk |
= Kern (nucleus) |
Pr |
= Präposition |
PrGr |
= Präpositionalgruppe |
(nach Eroms)
Adj qual |
= Adjektiv (qualifizierend) |
Adj quant |
= Adjektiv (quantifizierend) |
Adv mod |
= Adverb(ial) (modal) |
Adv temp |
= Adverb(ial) (temporal) |
Det |
= Determinierer (Artikel) |
E präp |
= präpositionale Ergänzung |
NEK |
= Nektiv, Satzteilkonjunktion |
N |
= Nomen (im Sinne von: Substantiv oder Nomen) |
PartI |
= Partizip I |
PartII |
= Partizip II |
Präp |
= Präposition |
Pron refl |
= Pronomen (reflexiv) |
Einleitung
Anliegen und Gegenstand
‚Nominalstil‘ ist ein weit verbreiteter Begriff. Eine Googlesuche ergibt aktuell knapp 50.000 Treffer, sie führen uns in Lehr- und Lernkontexte (bspw. „Nominalstil – Verbalstil – Grammatiktraining“), aber auch in den Bereich der Sprachkritik („Nominalstil – die Mutter aller Stilsünden“) und Sprachberatung („Nominalstil vermeiden! So schreiben Sie verständlicher“). Nominalstil ist im Grunde genommen ein vorwissenschaftlicher Begriff, der breite Verwendung findet, bislang aber keine systematische linguistische Aufarbeitung erfahren hat. Als Indiz dafür wird hier gewertet, dass es in der grammatischen Bibliographie des Instituts für deutsche Sprache (grammis) kein Suchwort ‚Nominalstil‘ gibt und die Recherche im Onlinesuchsystem der Deutschen Nationalbibliothek nur zwei Treffer zu DaF-bezogenen Publikationen mit ‚Nominalstil‘ im Titel liefert (Punkki-Roscher 1995, Järventausta / Schröder 1997). Und in der Tat bildet die linguistische Auseinandersetzung mit dem Konzept in keinster Weise den breiten Rekurs auf das Phänomen in der Sprachgemeinschaft ab (eine Ausnahme bildet bspw. Ziegler 2009). Das bedeutet natürlich nicht, dass es keine breite linguistische Forschung zu Nominalstilmerkmalen gäbe, vielmehr sind die einzelnen Phänomene, die gemeinhin als nominalstilistisch eingeordnet werden (bspw. Nominalisierung, Komposition, Attribution), durchaus Gegenstand elaborierter linguistischer Forschung.
Aus dieser Einschätzung ergibt sich das Anliegen des vorliegenden Studienbuches quasi von selbst. Es besteht in einer linguistischen Aufarbeitung des Konzepts ‚Nominalstil‘ auf der Basis der einschlägigen linguistischen Forschung. Dabei – das sei ausdrücklich betont, um Missverständnissen vorzubeugen – liegt der Schwerpunkt auf der grammatischen Seite des Phänomens, d. h. auf ‚Nominal-‘. Anliegen des Buches ist es, einen Überblick über das grammatische System des Nominalstils zu bieten. Außen vor bleibt hier also weitestgehend die mit ‚-stil‘ verbundene Verbindung zum Text: Nominalstil ist ein Phänomen bestimmter Kommunikationsbereiche (etwa: Wissenschaftssprache, Rechtssprache, Behördensprache) und Textsorten. Eine systematische Aufarbeitung des Beitrags von Nominalstil zur Textqualität in diesen oder benachbarten Bereichen bleibt folglich anderen Darstellungen vorbehalten. Die vorgenommenen Analysen zu einschlägigen Textbeispielen werden aber möglicherweise trotzdem einen Eindruck des Beitrags von Nominalstil zur Textprofilbildung vermitteln.
Der Untertitel des Buches, „Möglichkeiten, Grenzen, Perspektiven“, ist wie folgt zu verstehen: Primäres Ziel ist die Aufarbeitung nominalstilistischer Möglichkeiten des Ausdrucks von Satzinhalten. Eine zentrale Prämisse besteht dabei darin, dass Inhalte, die auch in Sätzen mit Vollverben ausgedrückt werden können, in nominale Strukturen überführbar sind. Die zentrale Frage lautet hier folglich: Wie können die Möglichkeiten der Überführung von Satzinhalten von verbalen in nominale Strukturen charakterisiert werden? Es wird aber auch darum gehen, welche Grenzen der nominalen Ausdrucksseite gesetzt sind. Was kann nicht nominal ausgedrückt werden und woran liegt das? Schließlich sind auch die Perspektiven des Ausbaus nominaler Syntax Gegenstand der Darstellung, also solche Bereiche, in denen im aktuellen Sprachgebrauch zu beobachten ist, dass bestimmte Arten von Satzinhalten, die eigentlich Sätzen mit Vollverben vorbehalten zu sein scheinen, nominalstilistisch realisiert werden.
Zielgruppe
Zielgruppe eines Studienbuchs zur germanistischen Linguistik sind zuallererst Studierende der Germanistik. Das Buch ist allerdings nicht als Lehrbuch konzipiert, d.h., es folgt keiner Progression und enthält keine Übungen. Dennoch kann es für das Selbststudium genutzt werden. Empfohlen sei dabei insbesondere eine intensive Auseinandersetzung mit den Beispielanalysen sowie eine Anwendung des Analyseinventars auf selbst gewählte Beispiele. Darüber hinaus richtet sich das Studienbuch an Lehrende der germanistischen Linguistik, die in ihren Vorlesungen oder Seminaren Nominalstil systematisch aufarbeiten oder einzelne nominalstilistische Phänomene besprechen wollen.
Das Buch möchte über die Zielsetzung einer Grundlage für die germanistische Hochschullehre hinaus aber auch zur weiterführenden linguistischen Auseinandersetzung mit dem Konzept des Nominalstils anregen. Es richtet sich deshalb durchaus auch – obwohl es keine wissenschaftliche Monographie ist – an Kolleginnen und Kollegen.
Aufbau und Nutzung
Das Studienbuch entwickelt ein Konzept von Nominalstil. Folglich sind die einzelnen Teile des Buches aufeinander bezogen. Das bedeutet aber nicht, dass das Buch nur linear gelesen werden kann. Folgendes erwartet Sie bei der Lektüre der einzelnen Kapitel:
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