Bent Gebert - Wettkampfkulturen

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Wie bringen Gesellschaften der Vormoderne, die keine generalisierten Konzepte von Diversität im modernen Sinne ausbilden, dennoch Vielfalt zur Geltung? Die Untersuchung verfolgt diese Frage anhand deutschsprachiger Wettkampferzählungen des 9. bis 15. Jahrhunderts und ausgewählter Bezugstexte der lateinischen und französischen Literatur. Die gattungsübergreifenden Studien arbeiten heraus, welche Differenzlogiken in Streitdialogen und Narrativen vom Seelenkampf, in Heldenepen, höfischen Romanen, Märtyrerlegenden, allegorischen Dichtungen und Exempelerzählungen greifbar werden. Ausgelotet werden erzählerische Spielräume der Vervielfältigung, die nicht nur Alternativen eröffnen, sondern insbesondere interne Möglichkeiten von Unbestimmtheit kultivieren.

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Damit ist drittens die Frage verbunden, ob Wettkampf angemessener als dezentrierende oder als zentralisierende Form erfasst ist.26 Als kooperative Interaktion scheint das agonale Schema zunächst ein dezentrales Zusammenspiel, das auf keine Einzelposition zu reduzieren ist. Mit Blick auf seine soziale Funktion adliger Rangdarstellung betont Haferland jedoch vor allem Bündelungseffekte: »Durch Zentrierung von Aufmerksamkeit strukturiert das agonale Schema Raum und Zeit«, was in der exklusiven Arena des Zweikampferzählens wie in der Inszenierung von Triumph gleichermaßen zum Tragen komme.27 An anderer Stelle hält Haferland hingegen fest: »Agonale Lenkung der Blicke und Zentrierung der Aufmerksamkeit hat es auch mit Koordinationsproblemen zu tun. Nicht jeder kann im selben Augenblick den Mittelpunkt abgeben.«28 Dies gilt genau genommen für jeden Wettkampf, der mindestens zwei Aktanten alternierend beobachtet, dabei aber sein Aufmerksamkeitszentrum fortwährend verschiebt. Regelmäßig führen Zweikämpfe die »Koordinationsprobleme« vor Augen, die sich daraus ergeben: Wettkämpfe oszillieren und bilden seltsame Schleifen, weil ihre Formen sich gerade nicht zentrieren, Akteure in der Beobachtung nicht nebeneinander fixieren lassen, sondern fortgesetzt alternieren. Auch das hat einen paradoxen Kern: Wettkämpfe scheinen ihre Helden besonders dann hervorheben zu können, wenn zugleich auch der andere in gesteigerter Intensität spürbar wird. Agonales Selbstgefühl ist so gesehen nie bei sich.29

Dies macht es jedoch schwierig, Wettkampf als »Nullsummenspiel« zu betrachten, das auf klarer Verteilung von Gewinnen und Verlusten beruht.30 Richtig ist, dass noch die verwickeltsten Wettkämpfe über die zweiwertige Codierung von Sieg und Niederlage anlaufen. Und ebenso ist zu beobachten, dass speziell Wettkämpfe mittelalterlicher Literatur ihre Gewinne und Verluste oft ausdrücklich berechnen und beziffern – mittels ökonomischer Metaphern31 oder symbolischer Zahlenspiele.32 Problematisch wäre es allerdings, daraus auf geschlossene Buchhaltung zu schließen: Wiederholungen, Ausdehnungen und Steigerungen unterstreichen vielmehr die Neigung vieler Wettkämpfe zu offenen Rechnungen. Sie ziehen andere Räume, andere Zeiten und andere Akteure hinein und vergrößern soziale Summen. Ihr exzessiver Charakter verweist auf offene Aggregation.33

Sollen Wettkämpfe zu dauerhaften Strukturen stabilisiert werden, ruft dies institutionelle Grenzziehungen und regulierende Richter auf den Plan. Gerade die Entscheidungscodierung von Sieg und Niederlage aber scheint neuerliche Öffnung, Erweiterung und Fortsetzung von Wettkämpfen oft anzutreiben. Auch diese Spannungen paradoxen Wachstums treten zurück, wenn man Wettkämpfe allein auf ihre Entscheidungen hin betrachtet. Die Annahme eines höfisch regulierten Kooperationsmodells übergeht somit eine Reihe von Aspekten, die für eine textnahe Kulturtheorie vormoderner Wettkämpfe fruchtbar sein könnten.

Wichtige Anregungen liefert auch Udo Friedrichs Studie zur »›symbolischen Ordnung‹ des Zweikampfs im Mittelalter«. Im Anschluss an Georg Simmel fragt Friedrich nach dem allgemeinen Vergesellschaftungsprinzip, das so unterschiedliche Konfliktformen wie Duelle und Zweikämpfe, Rivalität und Konkurrenz, Wettbewerb und Wettstreit verbindet. In textnahen Analysen verfolgt Friedrich dabei die »Spannung zwischen Disziplinierung und Entfesselung«, die auch in höfischen Zweikämpfen »auf komplexe Art durchgespielt« werde.34 Gerade in weitgefasster, vergleichender Perspektive zeigt sich somit die Spannung »eines allgemeinen Prinzips«, das in Kämpfen »Vergesellschaftung herstellt und zugleich bedroht«, indem es »den Gewaltcharakter von Vergesellschaftungsprozessen offen [legt]«.35

Dies macht Zweikämpfe tendenziell zu einem Modus von Reflexion: »Im Zweikampf führt der Adel sich seine kulturellen Leistungen vor Augen, diskutiert aber immer wieder auch deren Grenzen.«36 Von Gewalt als paradoxem Motor von Vergesellschaftungsprozessen verschiebt sich der Fokus damit auf Ordnungsleistungen und Grenzziehungen. Als Teil eines »Konfliktlösungsmodells« gelesen, verpflichtet dies Zweikämpfe auf »Bewältigung von Kontingenz« und »Aufrechterhaltung der Ordnung«.37 Reflexion wird damit gleichsam eine Ventilfunktion zugeschrieben: »In der höfischen Literatur wird der Zweikampf zum Medium der Reflexion komplexer sozialer und kultureller Probleme.«38

Auch in dieser Argumentation tritt das schillernde Phänomen des Kampfes damit auseinander in Probleme, die der Lösung bedürfen, und Zweikämpfe, die solche Lösungen bereitstellen oder zumindest reflektieren. Dann jedoch steht zu fragen: Falls Zweikämpfe tatsächlich ein ›Konfliktlösungsmodell‹ darstellen, weshalb leistet sich die höfische Literatur in großer Zahl Wettkämpfe mit aufwändig verschobenen oder verhinderten Lösungen (wie z.B. die Begegnung von Gawein und Gasozein in der Krone oder den Gerichtskampf von Gawan und Gramoflanz im Parzival ), Wettkämpfe mit Schein-Lösungen (wie z.B. Artus’ Schlichtungsversuch zum Kampf von Iwein und Gawein oder ambivalente Gottesurteile wie in Gottfrieds Tristan ) oder Wettkämpfe mit katastrophalen Auflösungen (wie z.B. im Nibelungenlied )? Zumindest aus Sicht einer Sozialgeschichte, die Gewalt tendenziell als Problemgeschichte thematisierte, geraten solche Kampferzählungen in die Schieflage, Grenzen zu verletzen und Lösungen geradezu zu verwehren.39

Doch formuliert Friedrich zugleich eine Reihe von Anregungen, mit denen sich die experimentellen Züge solcher Kampfmuster genauer erschließen lassen. (1.) Zweikämpfe experimentieren mit Offenheit, indem sie aus relativ einfachen Strukturvorgaben von Sieg und Niederlage zugleich »Spielräume« eröffnen, die in vielfältiger Weise zur »Projektionsfläche sozialen Sinns« dienen. Positionen werden im Zweikampf nicht zentralisiert und durchgesetzt, sondern in solchen Spielräumen ausgehandelt.40 (2.) Zweikämpfe zielen darüber hinaus auf Beobachtungsmöglichkeiten von Ordnung überhaupt.41 Denn sie liefern nicht nur ein »Medium kultureller Selbstdarstellung des Adels«, sondern »Versuchsanordnungen […], die kulturelle Muster reflektieren«.42 Was auf den ersten Blick als ein Interaktionsmuster der Durchsetzung erscheint, enthüllt sich so auf den zweiten Blick als eine operative Form von Kultur als Beobachtung von Beobachtungsbedingungen.43 (3.) Wenn Zweikämpfe Ordnung beobachten, erproben sie zugleich alternative Möglichkeiten: »Verschiedene Besetzungsoptionen können also in Spannung geraten und sich auf komplexe Art überlagern.«44 Wettkämpfe wären dann nicht bloß als Interaktionsmodell von Siegen und Verlieren zu begreifen, sondern als Frage von Formen,45 die durchgespielt, variiert und vervielfältigt werden können. Dementsprechend wären die unabschließbaren Fortsetzungspotentiale von Wettkämpfen als Hinweis zu lesen, dass auch höfische Romane mit offenen Möglichkeiten ihrer Ordnung rechnen.

Die nachfolgenden Studien schließen an diese Anregungen an. Mit Blick auf die mediävistische Forschung fällt jedoch ebenso auf, dass die zivilisierungstheoretische Vorstellung vom ›Konfliktlösungsmodell‹ des Zweikampfs selbst dann noch eine prominente Leitvorstellung darstellt, wenn sie als Negativfolie herangezogen wird. Für Viola Wittmann etwa treibe Wolframs Parzival das »Konfliktlösungsmodell […] an seine Grenzen«, indem die Kampfszenen des Romans dessen »Untauglichkeit in komplexen Situationen« wie dem Bruderkampf von Parzival und Feirefiz vor Augen führten, der konsequenterweise in Gewaltverzicht gipfele.46 Grundlegend bezweifelt Wittmann selbst, dass der Sinn solcher Zweikämpfe in »Ergebnisorientierung« nach Sieger und Besiegtem zu suchen sei.47 Alternativen sucht man dennoch vergebens: Statt bei der paradoxen Spannung anzusetzen, dass viele Kämpfe in Wolframs Parzival sowohl entscheidungsorientiert erzählt werden, als auch Entscheidungen verweigern, werden sie als problematische Reflexionen adliger Identität gelesen.

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