Geprägt durch die heilsgeschichtliche Theologie der Erlanger Schule (→ Erlanger Theologie) und eine »reichsgeschichtliche« Akzentuierung durch seine Freundschaft mit den Professoren von → Schaden und → Auberlen, die ihn mit den Schriften → Oetingers, → Böhmes und der Theologie → Bengels bekannt machten, war er offen für den → Pietismus, die → Erweckungsbewegung und die Evangelische → Allianz. Mit J.Chr. → Blumhardt verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Die tiefste Begründung der Theologie des Missionsfreundes F. findet sich in dem Wort Jesu Mt 24,14: »Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.«
Hauptwerke: Briefe gegen den Materialismus, 1855; Von der Entstehung des Heidenthums und der Aufgabe der Heidenmission, 1859; Über die Wohnungen der Arbeiter, 1861; Die Stellung des Christen zur Politik, 1863; Bedarf Deutschland der Kolonien? 1879; Fünf Jahre Deutscher Kolonialpolitik, 1889.
Lit.: Kl.J. Bade: Friedrich Fabri und der Imperialismus in der Bismarckzeit, 1975 (Internet-Ausgabe Osnabrück 2005: https://www.imis.uni-osnabrueck.de/fileadmin/4_Publikationen/PDFs/BadeFabri.pdf; 5.9.2017); G. Menzel: Die Rheinische Mission, 1978.
L. Rott
Fabricius, Johann Albert (1668–1736)
F. ist als Verfasser umfangreicher griech., lat., mittelalterl. und christl. Literaturgeschichten im Gedächtnis geblieben. Mit diesen Werken hat er schon zu Lebzeiten europ. und sogar weltweiten Ruhm erlangt. Er wurde am 11.11.1668 in Leipzig geboren und starb am 16.1.1736 in Hamburg. Ursprünglich war er Philologe und Literaturhistoriker, Professor und später Rektor am Gymnasium Johanneum in Hamburg. Sein Schwiegersohn war H.S. → Reimarus, der 1737 über das Leben und die Werke von F. (in lat. Sprache) berichtete. F. war Mitglied in der »Teutsch-übenden« und der »Patriotischen Gesellschaft«.
Seine Beschäftigung mit der Kirchen- und Missionsgeschichte, schließlich auch mit der → Pseudepigrafie des AT und NT öffneten ihn für die Theologie. Mit zahlreichen Freunden gründete er die physikotheologische Bewegung, welche die Majestät Gottes in seiner Schöpfung suchte, erkannte und pries. Er übersetzte verschiedene physikotheologische Werke, versah sie mit einem Vorwort und erstellte ein Verzeichnis dieser Werke. Er selbst verfasste zwei Jahre vor seinem Tod eine »Hydrotheologie. Oder Versuch, durch aufmerksame Betrachtung der Eigenschaften, reichen Austheilung und Bewegung der Wasser, die Menschen zur Liebe und Bewunderung ihres gütigsten, weisesten, mächtigsten Schöpfers zu ermuntern«. Dabei handelt es sich um die ersten drei Bücher eines 1730 auf zehn Bücher konzipierten Werkes. Die Entwürfe einer Pyrotheologie 1732 und einer Aerotheologie 1735 sind analog aufgebaut. Dabei geht F. so vor, dass er zunächst die kausalmechanischen Eigenschaften der einzelnen Teile nach dem damaligen neusten Stand der Wissenschaften beschreibt, sodann deren Zusammenwirken etwa zum Wasserkreislauf und deren Funktion in der Natur und die Kultivierung dessen. Im Anschluss stellt er fest, dass diese genauere Kenntnis der Natur zum → Lob Gottes ermuntert. Wie schon die engl. Physikotheologen J. Ray und W. Derham hat F. mit seinen Werken eine eigene Gattung theol. Literatur geschaffen, die von den jeweiligen naturwiss. Erkenntnissen, von den Eigenschaften der Naturdinge und deren Zusammenspiel zu einer Einheit ausgehend zum Gotteslob auffordern.
F. gilt als wichtiger Vertreter der werdenden → Aufklärung in Deutschland, hat aber sowohl die Skepsis eines Chr. → Wolff als auch den engl. und franz. → Deismus abgelehnt und sich aufgrund eines klaren Offenbarungsglaubens für das Christentum eindrucksvoll apologetisch in seinem »Syllabus« eingesetzt.
Lit.: U. Krolzik: Säkularisierung der Natur. Providentia-Dei-Lehre und Naturverständnis der Frühaufklärung, 1988 (neuere Lit.); U. Möller: J.A. Fabricius, ZVHaG 36/1937 (ältere Lit.).
U. Krolzik
Fachhochschulen für Sozialwesen → Sozialwesen, Fachhochschulen für
Die internationale und überkonfessionelle Missionsgemeinschaft »Fackelträger International« wurde 1947 von dem engl. Major W. Ian Thomas (1914–2007) gegründet, der als Besatzungsoffizier in Velbert (Nordrhein-Westfalen) auf die Situation der deutschen Jugend aufmerksam wurde. »Nach zwölf Jahren Nazi-Diktatur, Indoktrination, Missbrauch und dem letztendlichen Zusammenbruch Deutschlands und der Niederlage des nationalsozialistischen Systems stand die deutsche Jugend ohne Illusion da, ohne Orientierung und moralisch und geistlich vernachlässigt« (J. Thomas, 98). Auch engl. Regierungsbeamte suchten nach Wegen, »nach den Jahren der Schrecken und des Hasses Wege zu einer Versöhnung und Wiederherstellung der Beziehungen zwischen der Jugend Deutschlands und Englands zu finden« (ebd. 90f). So begann Thomas seit 1947, junge Deutsche in das erste Fackelträgerzentrum, Capernwray Hall in Nordengland, einzuladen. Seitdem gehören 25 Konferenz-Zentren weltweit zur Gemeinschaft der Fackelträger. Davon liegen 12 in Europa (www.torchbearers.org). In Deutschland gibt es zwei Freizeitheime, die »Klostermühle« in Obernhof/Lahn und den »Bodenseehof« in Friedrichshafen. In Österreich ist es der »Tauernhof« in Schladming und »Schloss Klaus« in Klaus a.d. Pyhrn.
Das Anliegen der Fackelträger ist es, Menschen mit Jesus Christus so vertraut zu machen, dass sie im Glauben wachsen und sich als Christen in allen Lebensbereichen entsprechend einbringen können. Die drei Schwerpunkte der Fackelträgerbewegung liegen im Angebot von → Freizeiten, von Kurzbibelschulen und evangelistischen Jugend- und Gemeindeeinsätzen. Die Freizeiten richten sich an alle Altersgruppen. Der Schwerpunkt liegt im Jugend- und jungen Erwachsenenbereich. In den deutschsprachigen Zentren nehmen sehr viele Konfirmandengruppen an den bes. Programmen teil.
Die Kurzbibelschulen werden im Zeitraum von 3 bis 9 Monaten angeboten. Die Zurüstung im Glauben geschieht durch Unterricht im Vorlesungsstil, Kleingruppenarbeit und durch Eigenstudium. Verschiedene Gemeindeeinsätze verhelfen dazu, das Gelernte von der Theorie in die Praxis umzusetzen. Es ist das bes. Anliegen der Fackelträger-Kurzbibelschulen, dass die Absolventen als entschiedene Christen in ihrem Alltag leben und sich in ihrer Heimatgemeinde engagieren.
Evangelistische Einsätze und Schulungen sind ebenfalls Schwerpunkte der Fackelträgerarbeit. Diese finden in Schulen, Gemeinden oder bei anderen Tagungszentren statt. Die Fackelträger verstehen sich als Diener der örtlichen Kirchengemeinden, um diese zu unterstützen und nicht zu ersetzen. Einige Fackelträger-Zentren initiieren und unterstützen sowohl Missionstätigkeiten im In- und Ausland, als auch verschiedene diakon. Aufgaben.
Schriften von W. Ian Thomas in Auswahl: Christus in euch, Holzgerlingen, (1961) 2016; Kraftvolles Christsein, (2006) 2017.
Lit.: J. Thomas: Major W. Ian Thomas und die Geschichte der Fackelträger, 2015.
P. Reid
Fakultät/-en, theologische → Ausbildung, theologische
Falk, Johannes Daniel (1768–1826)
F. war geschichtlich bedeutend als freier Schriftsteller, Liederdichter, Diplomat und Waisenvater im Weimar Goethes. Er wurde am 26.10.1768 in Danzig geboren. Von seinen Eltern wurde er pietist. erzogen und bereits nach drei Jahren aus der Schule genommen, damit er in der väterlichen Perückenmacherwerkstatt helfen sollte. Schon bald las er heimlich die großen Dichter und träumte davon, einer von ihnen zu werden. Durch Vermittlung seines reformierten, vom Geist der → Aufklärung erfassten Pastors Majewski durfte der wissensdurstige Junge ab 1784 wieder die Schule besuchen und ab 1791 mit einem Stipendium der Stadt Danzig in Halle Theologie studieren. Bereits 1792 wandte F. sich jedoch dem Studium der Altertumswissenschaften zu und besuchte → Schiller in Jena und → Goethe in Weimar.
Читать дальше