Abbildung 2.1: Ein Feuer setzt Energie als Wärme aus den Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen im Holz frei. Der überschüssige Kohlenstoff löst sich in Rauch auf. Der menschliche Körper setzt Energie zur Nutzung als Wärme und für die Bewegung aus den Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen in der Nahrung frei. Der überschüssige Kohlenstoff wird als Kohlendioxid abgeatmet.
Auch Pflanzen müssen Energie erzeugen und speichern, genau wie Tiere. Das geschieht auf einer elementaren Stufe, da Pflanzen durch die Bildung von Kohlenstoffketten mithilfe der Sonnenenergie chemische Bindungen eingehen. Dazu nehmen sie Kohlendioxid aus der Luft auf und binden Kohlenstoffatome, um energiereiche Zucker oder Fette zu bilden. Pflanzen speichern diese in geeigneter Weise und wir wiederum essen sie dann irgendwann – vielleicht als Kartoffeln, Reis oder Maniok. Oder ein Bauer verfüttert sie an sein Vieh, sodass sich die Energie in der Milch oder im Fleisch konzentriert.
Unter dem Strich liefert uns die Nahrung, ob wir sie nun in tierischer oder pflanzlicher Form zu uns nehmen, Energie auf der Basis von Kohlenstoff. Diese ermöglicht es uns zu leben, zu arbeiten und zu spielen. Unser Körper muss lediglich dafür sorgen, dass die richtigen Mengen an Nahrungsenergie gespeichert und die richtigen Mengen an benötigter Energie freigesetzt werden – in jeder Sekunde und in jeder Minute.
Den Laden am Laufen halten
Wir erwarten nicht, dass Maschinen ohne Treibstoff funktionieren. Ohne ihn würden Sie mit Ihrem Auto nicht weit kommen. Beim Körper ist das nicht anders, ein Durchschnittsmensch kann etwa 2400 Kalorien an Energie täglich verbrauchen. Selbst wenn Sie das hier gerade lesen und dabei völlig entspannt im Bett liegen, braucht Ihr Körper Energie, um einfach nur am Leben zu bleiben. Ihr Herz arbeitet unentwegt und pumpt Blut durch den Körper. Jede Körperzelle ist dauerbeschäftigt, sie schafft Substanzen hinaus, die sie nicht braucht, und holt andere herein. Die Leber ist ganz besonders fleißig – sie stellt genau die Energie her, die der Körper in jedem Augenblick benötigt. Sie kann Glukose aus Substanzen bilden, die an anderer Stelle im Körper freigesetzt werden, zum Beispiel aus Milchsäure (einer Kette aus drei Kohlenstoffatomen) oder aus den Bestandteilen irgendeines Proteins, das nicht mehr benötigt wird. Ist zu viel Glukose vorhanden, kann die Leber sie in Fett umwandeln. Die Leber ruht nie.
Um am Leben zu bleiben, brauchen wir eine Menge Energie, und wir haben Möglichkeiten entwickelt, um Reserven anzulegen, wann immer das möglich ist. Was wäre, wenn Sie eingeschneit würden und Ihre Schränke wären leer? Oder Sie würden als Schiffbrüchiger auf einer einsamen Insel stranden? Das wäre für Ihren klugen Körper kein Problem, zumindest nicht für ein paar Wochen. Das Einzige, was Sie unbedingt täglich brauchen, ist Wasser.
Große (und schwerere) Lesewesen brauchen überdies mehr Energie als kleine (und leichtere), um am Leben zu bleiben. Wie viel Energie Sie brauchen, wenn Sie sich hinlegen und nicht rühren, hängt davon ab, wie groß Sie sind. Wenn zwei Hunde friedlich vor dem Kamin dösen, braucht der Bernhardiner viel mehr Energie als der Chihuahua. Wer für das Futter eines Hundes aufkommen muss, hat das wahrscheinlich schon geahnt.
Beim Menschen kann die Energiemenge, die der in Ruhe befindliche Körper in einer Minute braucht, direkt bestimmt werden. Die folgende Grafik zeigt die Ergebnisse einer großen Anzahl von Menschen und veranschaulicht, wie der Energiebedarf mit der Gewichtszunahme allmählich steigt. Er zeigt auch, wie er bei Gewichtsabnahme sinkt.
Stellen Sie sich einen Menschen mit einem Gewicht von 70 kg vor, der ganz ruhig liegt. Der weibliche Körper braucht etwas weniger als eine Kalorie pro Minute und pro Kilogramm Körpergewicht. Für den ganzen 70 kg schweren Körper werden also etwa 60 Kalorien pro Stunde benötigt, um die grundlegenden Lebensprozesse mit Energie zu versorgen. Liegt man für 24 Stunden vollständig still, dann sind das ungefähr 1450 Kalorien. Eine Frau mit einem Körpergewicht von 100 kg benötigt dagegen 1,2 Kalorien pro Minute oder 1770 Kalorien in 24 Stunden.
Abbildung 2.2: Bei schwereren Menschen ist der Energiebedarf höher, damit das Gewicht konstant gehalten wird.
Der statistische Durchschnittsmann braucht aufgrund seines anderen Körperbaus etwas mehr Energie, doch die Auswirkungen auf die Körpergröße sind genau gleich. Ein 70 kg schwerer Mann verbrennt im Ruhezustand etwa 1500 Kalorien in 24 Stunden, ein Mann mit einem Gewicht von 100 kg braucht fast 25 Prozent mehr (etwa 1900 Kalorien). Das sind natürlich nur Durchschnittswerte, der eine oder andere braucht vielleicht mehr oder weniger Energie.
Eine weit verbreitete Überzeugung ist, dass der Körper mehr Energie braucht, wenn er sich bewegt. Und zu einem gewissen Grad stimmt das auch. Doch die tatsächliche Energiemenge, die während der Bewegung verbraucht wird, ist viel geringer als die meisten Menschen sich das vorstellen. Die folgende Abbildung zeigt, wie viel zusätzliche Energie während verschiedener halbstündiger Aktivitäten verbrannt wird. Zum Vergleich wird auch die Energiemenge dargestellt, die benötigt wird, um den Körper einfach nur am Leben zu halten.
Fred und Bill sind Nachbarn und wiegen beide 100 kg. Fred möchte ein paar Kilo abnehmen, also staubt er seinen Squash-Schläger ab und nach einer Eingewöhnungsphase macht er es sich zur Gewohnheit, jeden Samstagvormittag eine halbe Stunde zu spielen. Bill hat Freude daran, sich in seinem Garten zu beschäftigen. Er ist ständig mit Pflanzenschnitt, Unkrautjäten und Aufräumen beschäftigt, kommt dabei aber nie außer Atem. An einem Samstagvormittag lehnt sich Fred mit einem ziemlich roten Gesicht über den Zaun und sagt zu Bill, er solle doch auch ein bisschen Sport treiben. Doch dann stellt er fest, dass sein eigenes Gewicht nicht sinkt, also bringt er sich während seiner halben Stunde auf dem Squash-Court noch mehr zum Schwitzen. Wer verbrennt jeden Samstagvormittag mehr Energie?
Abbildung 2.3: Wie viele Kalorien werden in einer halben Stunde verbrannt? Die Zahlen beziehen sich auf eine Frau mit einem Gewicht von 80 kg bei mäßig flottem Gehen, Radfahren und Laufen/Joggen.
Die Antwort ist, es kommt darauf an, über welchen Zeitraum der Körper vergleichsweise mehr Energie verbrennt als im Ruhezustand. In der halben Stunde auf dem Squash-Court erhöht Fred seinen Energieverbrauch von 1,3 Kalorien pro Minute auf durchschnittlich 8 Kalorien pro Minute. Er verbrennt 240 Kalorien in einer halben Stunde. Doch dann setzt er sich hin, um sich zu erholen, liest den ganzen Vormittag Zeitung und fühlt sich gut. In den nächsten dreieinhalb Stunden, die er im Sessel verbringt, verbrennt er 315 Kalorien. Jeden Samstagvormittag werden also insgesamt 555 Kalorien verbrannt.
Unterdessen arbeitet Bill in seinem Garten, räumt dies und das hin und her und schneidet da und dort etwas zurecht. Er ist vier Stunden lang aktiv – dreieinhalb Stunden länger als Fred – und verbraucht mehr Energie, ohne dabei ins Schwitzen zu geraten. Er ist auf den Beinen, schleppt seine 100 kg herum und verbraucht dabei durchschnittlich 2,5 Kalorien pro Minute – insgesamt also 600 Kalorien, das sind 45 Kalorien mehr als Fred. Und bei Fred hat die Sache noch einen Haken. Beim Verlassen des Squash-Clubs kommt er an einem Süßigkeitenautomaten vorbei und belohnt sich, beseelt von seinen redlichen sportlichen Bemühungen, oft mit einem kleinen Schokoriegel (nur 100 g). So nimmt er in gerade einmal zwei Minuten wieder 400 Kalorien zu sich.
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