Bekim Sejranović - Ein schönerer Schluss

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Ein Zimmer in Oslo, eine abgelegene Hütte in Bosnien und mittendrin ein balkanisches Schlitzohr.
Wenn ein Bosnier sich, um dem Militärdienst zu entgehen, nach Oslo absetzt und dort Universitätslektor und Norwegisch-Lehrer wird, muss er schon ganz schön was auf der Pfanne haben: ein balkanisches Schlitzohr im überzivilisierten Norwegen, ewig auf der Flucht vor sich selbst, vor einer festen Bindung, ein Zerrissener zwischen den Kulturen und Traditionen. In diesem autobiografisch gefärbten Roman lernen wir viel über selbstbestimmte Frauen, verunsicherte Bart-, Brief- und Uniformträger, feuchte Hundeschnauzen. Ob Bekim den «schöneren Schluss» gefunden hat, verrät uns das Lächeln des Lesers, wenn er dieses zutiefst menschliche Buch wieder aus der Hand legt.

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Wenn in Deutschland Feiertage waren, zu Weihnachten oder Ostern, wurde der Weg, der an der Hütte vorbeiführt, zu einer belebten Autostraße. Den ganzen Tag über, aber auch nachts, dröhnte ein Mercedes, Ford Taunus, Opel Rekord und Volkswagenkombi nach dem anderen vorbei, vollgepackt mit allen möglichen Waren aus Germanien . Die Karawlachen lebten so: Die Männer arbeiteten im Ausland und die Frauen hüteten das Haus und zogen die Kinder auf. Alle sprachen mindestens drei Sprachen: das muttersprachliche Karawlachische, Serbokroatisch, wie man damals unsere Sprache nannte, und Germanski , wie die Karawlachen es nannten. Aber in der praktischen Anwendung waren sie nicht konsequent und beschränkten sich nicht auf eine Sprache. In ein und demselben Satz wechselten sie, wenn sie es brauchten, alle drei Sprachen, und das mehrere Male, oft ohne selbst zu wissen, welcher sie sich bedienten.

3.

Unsere „Ranch“, diesen zerfurchten Acker von siebeneinhalb dulum , hatte mein Großvater von einem gewissen Ibrahim gekauft, einem Trunkenbold, dem Bruder von Onkel Mujo, Großvaters Kriegskamerad bei den Partisanen. Ibrahim hatte das Geld rasch vertrunken und war kurz darauf gestorben. Großvaters Kriegskamerad Mujo, der Bruder dieses Ibrahim, hatte seine Äcker und Lichtungen oberhalb unserer „Ranch“. Er war ein großer, kräftiger und gesunder alter Mann, immer heiter und zu einem Scherz aufgelegt. Er erzählte, wie es eines Sommers haufenweise Schlangen und alles mögliche Ungeziefer gegeben und er in dem Jahr siebzehn Hornvipern erschlagen habe. Ein paar Mal brachte er eine tote Schlange mit und zeigte sie uns. Einmal erzählte er, wie er ein Bündel Ruten geschultert und es bergauf getragen und dabei geschwitzt habe, wie er aber plötzlich im Nacken etwas Eisiges verspürt habe. Als er das Rutenbündel abgeworfen hatte, war eine Hornviper herausgekrochen gekommen.

– Ich ziehe sofort meine Axt, um sie mit dem flachen Stück zu erschlagen, aber ich konnte nicht. Du hast mir nichts getan, also tue ich dir auch nichts.

Er passte auf unser Anwesen auf, wenn wir nicht da waren, und oft half er Großvater und beriet ihn in vielen Dingen: wann die Pflaumen spritzen, wie sie gegen die Nager schützen, wann sie düngen, wann sie pflücken und wie Sliwowitz brennen.

Von den Karawlachen sagte er, das seien gute und ehrliche Leute, die er immer höflich grüße, und sie wünschten ihm einen „guten Tag“ oder ein „ merhaba , Hausvater“, und er ihnen genauso zurück.

– Aber – gab er Großvater noch den Rat – ladet sie nicht zu euch ein, auf einen Kaffee oder zum Essen, sie könnten sich daran gewöhnen, und ihr hättet keine Ruhe mehr vor ihnen. Den ganzen Tag werden sie bei euch um die Hütte herum sitzen, sage ich euch.

Die Karawlachinnen saßen wirklich oft unterhalb der Hütte, wo der Bach fließt. Dieses Bächlein fließt durch unseren Acker und mündet in den Fluss, der sich zum Dorf hin schlängelt. Im Sommer, wenn Dürre herrschte, konnte sogar der Fluss trockenfallen, aber unser kleiner Bach führte immer Wasser. Er hieß bei uns „lebendiges Wasser“ und man konnte davon ohne Abkochen trinken. Großvater hatte ein Metallrohr angebracht, und so sah es aus wie ein Brunnen. Deshalb setzten sich die Karawlachinnen oft her zu einer Rast, labten sich am Wasser und setzten ihren Weg fort. Großvater störte das nicht, aber Mujo runzelte die Stirn. Er sagte, er habe einmal eine Karawlachin dabei erwischt, wie sie direkt neben dem Bach geschissen habe. Der Dreck habe noch gedampft, sagte er. Dann habe er sie gezwungen, ihren Dreck aufzusammeln, egal wie und womit. Sie habe mit weinerlicher Stimme gesagt: – Wie, Hausvater? Ich habe nichts, womit.

– Wie?! Was weiß ich, wie? Mit den Händen, da hast du, wie! – Und sie habe den Dreck auf den Händen weggetragen.

Es stimmte nicht, dass sie sich daran gewöhnt hätten wiederzukommen, wenn man sie nur einmal auf einen Kaffee einlud. Manchmal wollten sie gar nicht kommen, sie redeten sich heraus, dass sie es eilig hätten, obwohl sie es genau genommen nirgendwohin eilig hatten.

Die Karawlachinnen gingen langsam, gebeugt von der Last, ohne Kraft zu verschwenden, denn bis zum Dorf und zurück ist es weit, an die fünfzehn Kilometer. Wenn sie sich unserer Hütte näherten, grüßten sie schon von Weitem:

– Oh, Hausvater, einen guten Tag, merhaba , seid Ihr gesund?

Zu Majka sagten sie: – Wie geht es dir, hanuma , bist du früh auf den Beinen? Hört dein Kleiner auf dich?

Dann sagte Majka jedes Mal, dass ich ihr Enkel sei.

Großvater und Majka luden sie manchmal auf einen Kaffee ein, und meistens kamen sie auch, aber nicht immer. Sie setzten sich ein wenig hin, unterhielten sich darüber, wie die Pflaumenbäume trugen oder wie der Mais stand oder ob eine Dürre zu erwarten sei oder Überschwemmungen. Am Ende, beim Verabschieden, kamen dann alle einträchtig zu dem Schluss, dass die Gesundheit das Wichtigste sei.

Ich stand meistens daneben, hörte zu, was sie sagten, und nahm meinen ganzen Mut zusammen, um eine der Karawlachinnen zu fragen, ob ich auf ihrem Pferdchen reiten dürfe.

XIII

1.

Über das Pogrom, das im Verlauf des Zweiten Weltkriegs über die Karawlachen hereinbrach, weiß ich so viel, wie mir mein Großvater erzählt hat. Schon unmittelbar nach Kriegsbeginn haben die Deutschen, wie er erzählte, auf dem Weg, der vom Dorf M. zu den Karawlachen führt, ungefähr hundert Meter unterhalb unserer Hütte, zwölf Karawlachen in unterschiedlichem Alter abgefangen, sie am Wegrand aufgereiht und erschossen. Dann sind sie bis zum Dorf gegangen, haben es umstellt, alle Bewohner, Alt und Jung, zusammengetrieben, sie in die Häuser gesperrt und lebendig verbrannt. Mir ist nicht bekannt, wie viele sich und auf welche Weise gerettet haben und wie es ihnen gelungen ist, bis zum Kriegsende zu überleben. Großvater erzählte auch verwundert, dass viele der Karawlachen nicht einmal wussten, was ihren Vorfahren im Zweiten Weltkrieg widerfahren war. Sie wussten, dass Schreckliches und Unerklärliches geschehen war und dass über dieses Grauen die unterschiedlichsten Geschichten im Umlauf waren, aber die Details kannte keiner von ihnen. Sie lasen keine Bücher, und wenn sie es taten, hätten sie kaum etwas über sich selbst erfahren.

Den Krieg, der in Bosnien Anfang der Neunziger ausbrach, wollten sie nicht auf der Schwelle ihres Hauses erwarten. Die komplette Bevölkerung stieg in ihre Caravans und Kombis mit deutschen Kennzeichen und fuhr für immer weg. Zurück blieben nur zwei, drei Alte, die wegstarben, noch bevor der Krieg zu Ende war. Während des Kriegs drängten Flüchtlinge in das Dorf, das bis dahin bei allen einfach Karawlachi geheißen hatte, Bosniaken aus der Stadt, die unmittelbar zu Beginn des Kriegs in die Hände der serbischen Armee gefallen war. Die Flüchtlinge blieben während des Kriegs hier, und als der Friede kam, kehrten einige von ihnen in die Stadt zurück, während sich andere im Dorf M. ein Haus bauten oder ein anderes Unterkommen fanden. Das Dorf, das einmal Karawlachi geheißen hatte, blieb völlig verlassen und hatte keinen Namen mehr, sodass man sich seiner auch nicht erinnern konnte.

2.

Eines Tages, zwei Jahre nach Kriegsende, kam eine Kolonne von mehreren alten, staubigen Pkws und Kombis durch das Dorf M. und fuhr weiter zu dem Dorf, an dessen Namen sich niemand mehr erinnerte. Die Dorfbewohner versuchten durch die verdunkelten Scheiben zu spähen, in der Meinung, in den Autos säßen Karawlachen, die vielleicht an ihre Herdstellen zurückkehrten, und es waren nicht wenige, die sich darüber aufrichtig freuten. Denn wenn sogar die Karawlachen an ihren Ort zurückkehrten, war das ein Zeichen, dass bessere Zeiten kamen. Aber durch die Scheiben konnten sie nur Männer mit langen ungestutzten Bärten erkennen.

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