Bekim Sejranović - Ein schönerer Schluss

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Ein Zimmer in Oslo, eine abgelegene Hütte in Bosnien und mittendrin ein balkanisches Schlitzohr.
Wenn ein Bosnier sich, um dem Militärdienst zu entgehen, nach Oslo absetzt und dort Universitätslektor und Norwegisch-Lehrer wird, muss er schon ganz schön was auf der Pfanne haben: ein balkanisches Schlitzohr im überzivilisierten Norwegen, ewig auf der Flucht vor sich selbst, vor einer festen Bindung, ein Zerrissener zwischen den Kulturen und Traditionen. In diesem autobiografisch gefärbten Roman lernen wir viel über selbstbestimmte Frauen, verunsicherte Bart-, Brief- und Uniformträger, feuchte Hundeschnauzen. Ob Bekim den «schöneren Schluss» gefunden hat, verrät uns das Lächeln des Lesers, wenn er dieses zutiefst menschliche Buch wieder aus der Hand legt.

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3.

Wir trafen uns Mitte Dezember. Es hatte gerade angefangen zu schneien. Dicke feuchte Flocken versprachen, dass der Schnee nicht auf den Gehsteigen der Stadt liegen bleiben würde. Aber in den Wäldern oberhalb von Oslo, in Nordmarka, lag der Schnee sicher schon einen halben Meter hoch. Ich war mit der Arbeit fertig und schlenderte durch die Stadt, schwebte fast durch die Schneeflocken. Ich hatte kein Ziel, ich konnte nur nicht an einem Ort sein. Dann kam ich auf die Idee, zum Friedhof hinaufzugehen, um Ibsen zu besuchen, und dann durch Grünerløkka nach Hause. An der Straßenbahnhaltestelle bei VG, unter der vorragenden Fassade des Gebäudes, stand sie. Vor ihr ein Kinderwagen. Das Kind, genau genommen noch ein Baby, war kaum zu sehen, es wurde von der Plane des Wagens verdeckt und war in einen Wollschal gewickelt. Auf dem Kopf hatte es eine Wollmütze, sodass von ihm nur seine blauen Augen zu sehen waren. Es brüllte, offenbar vor Wut. Als ich zu ihnen trat, um sie zu begrüßen, hörte es auf, begann zu schluchzen und mit dem Kopf hin und her zu wackeln.

Sie stand währenddessen ruhig da und sah nachdenklich vor sich hin. Als ich sie begrüßte, drehte sie den Kopf zu mir, lachte herzlich, kam näher und umarmte mich freundschaftlich.

Wir wechselten ein paar Sätze. Das Kind fing wieder an zu weinen, aber nicht mehr so laut, weil es sich schon etwas beruhigt hatte. Ich hatte so viele Fragen und wusste, dass ich die Antworten nicht würde ertragen können. Ich wollte sie fragen, wo sie wohnt, was sie tut, wie es ihr geht. Ich wollte sie fragen, wessen Kind das ist. Aber diese Frage konnte ich ihr jetzt und hier nicht stellen, nicht an der Straßenbahnhaltestelle vor dem VG-Gebäude, während der erste Schnee fällt und ihr und wer weiß wessen Kind im Wagen liegt und greint. Diese Fragen werde ich ihr nie und nirgends stellen können, denn wenn die Antworten nicht wehtäten, würde ich ihnen nicht glauben. Und wenn sie wehtäten, weiß ich nicht, ob ich mit ihnen leben könnte.

Sie fragte mich, ob ich es eilig hätte. Vielleicht könnten wir irgendwohin auf einen Kaffee oder Tee gehen? Ich hatte es nicht eilig. Ich stellte mir uns beide in einem Café vor, das weinende Kind neben uns, und das Gespräch, das wir führen würden, und die Fragen, die ich gern stellen würde, ihre Fragen, auf die ich nicht gern antworten würde, und den wahrscheinlichen Streit, den wir anzetteln würden. Und noch schlimmer, ich stellte mir vor, dass wir im Bett landen, dass wir uns wieder in ein vergiftetes Knäuel aus Liebe, Hass, Misstrauen, Leidenschaft und Eifersucht verstricken würden. Alles das sah ich vor mir. Ich sah alle unsere Möglichkeiten vor mir. Das war mein Problem. Ich glaubte, die Zukunft vorherzusehen, vor allem dann, wenn sie nicht glänzend zu sein versprach.

Ich sagte, ich hätte keine Zeit. Sie wandte sich dem Kind im Wagen zu und stellte mich vor, als würde sie zu einem erwachsenen Menschen sprechen. Die Kinderaugen waren rot vom Weinen, sahen mich aber an. Sie wickelte den Schal ab, damit ich sein Gesicht sehen konnte. Sie sagte, es sei ein Junge, sagte aber weder seinen Namen noch wie alt. Sie beugte sich hinunter, wischte sein verweintes Gesicht ab und hob ihn heraus. Sie hielt ihn mir hin, damit ich ihn besser sehe. Ich reichte ihm die Hand, und er ergriff meinen Finger. Sie lächelte von einem Ohr zum anderen und sagte:

– Ist er nicht süß?

Ich zog den Finger schnell zurück, und der kleine Junge fing wieder an zu weinen. Er sah mich an, und mir schien, als hätte er diese großen, glänzenden Augen vor gut dreißig Jahren von mir gestohlen und wollte sie mir jetzt zurückgeben. Sie versuchte, ihn mir in den Arm zu legen, aber ich wich erschrocken zurück. Ich sagte, sie solle damit aufhören. Sie sah mich an, kam wieder näher und fragte mich ganz verwundert:

– Aufhören? Womit … aufhören?

Ich rückte von ihr weg, wütend, aber ich konnte den Blick nicht von dem Jungen wenden, der nicht aufhörte zu weinen. Dann sah ich, dass sie lächelte, ich wandte mich ab und ging hastig die Straße hinunter, überall um mich herum waren Schneeflocken. Ich hörte sie etwas rufen, drehte mich noch einmal um und sah, wie sie dastand, das Kind in den Armen, wie sie rief, aber ich hörte es nicht mehr. Wieder wandte ich mich um und lief in die Dunkelheit hinein, in den Schnee.

Ich lief zum Friedhof, weil ich wusste, dass ich nur dort Ruhe finden würde.

XII

1.

Großvaters Hütte steht auf einer Anhöhe oberhalb einer schmalen Schotterstraße. Würde man diese Straße bergab in Richtung Norden gehen, dem Lauf des kleinen Flüsschens folgend, käme man zum Dorf M., wo ich mich mit dem Nötigsten versorge, dann zu noch einem Dorf und zu noch einem, um am Ende in die Save-Niederung zu gelangen, zu der Stadt, die auf der bosnischen Seite der Save liegt. Und würde man von der Hütte aus demselben Weg in die Gegenrichtung folgen, käme man zu einem Weiler, dessen unglückliches Schicksal es verdient, wenigstens flüchtig erwähnt zu werden. Hier endet die Straße.

Man weiß nicht genau, wann, aber die Bewohner des Dorfes M. sagen, es sei vor urlangen Zeiten gewesen, „zu Kulin Bans Zeiten“, da sei ein rumänisch-walachischer Stamm, oder zumindest ein Teil davon, an den Fuß des Majevica-Gebirges in Nordostbosnien gelangt. Dort seien sie geblieben und hätten ein kleines Dorf gegründet. Die Leute hätten sie Karawlachen genannt, was so viel wie Schwarze Wlachen bedeutet, und viele Unwissende hätten sie als Roma angesehen. Aber mit den bosnischen Roma, die sich ebenfalls in mehrere Stämme aufteilen, hatten die Karawlachen nicht viel gemein. Sie sprachen eine andere Sprache, sie bettelten nicht, sie gaben sich mit keiner Art Schmuggel ab. Was sie unterschied, war zudem die Tatsache, dass sie Ackerbau und Viehzucht trieben, wohingegen für die Roma Ackerbau der Sklaverei gleichkommt. Man muss auch erwähnen, dass die Karawlachen Orthodoxe waren, im Unterschied zur Mehrzahl der bosnischen Roma, die Muslime sind. In ihrem Dorf erbauten sie eine kleine Kirche, und hinter ihr wuchs nach und nach ein Friedhof. Ende der Siebzigerjahre bekamen sie auch eine Schule. Zdravko Čolić gab ein Benefizkonzert, von dessen Erlös Schulsachen und Bücher angeschafft wurden. Den Karawlachen half das aber nicht dabei, sich ihre Herdplätze zu erhalten, nach Hunderten von Jahren verließen sie sie in den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts für immer.

2.

Als Junge kam ich mit Großvater und Mutter oft auf unsere „Ranch“, wir blieben dort immer für mehrere Tage. Die Karawlachinnen konnte man oft sehen, wie sie in ihren bis auf den Boden reichenden bunten Plisseeröcken zum Einkaufen stramm den Weg ins Dorf hinunter marschierten. Sie trugen in Schnecken gelegte Zöpfe an beiden Seiten des Kopfes. Darüber trugen sie Tücher in grellen Farben, Gelb, Orange und Rot, die sie im Nacken banden, wie Piraten. Sie hatten stets dicke Knotenstöcke über ihrer Schulter, an deren hinterem Ende ein dickes Bündel baumelte. Darin trugen sie ihre Erzeugnisse ins Dorf, und zurück kehrten sie mit Lebensmitteln beladen, die sie dort gekauft hatten. Manchmal führten sie auch Pferde mit. Die waren zwar klein, fast kleiner als Esel, aber doch Pferde. Die Mähne, dicht und schwarz glänzend, tadellos gestriegelt, reichte ihnen fast bis zu den Knien. Gewöhnlich trugen sie Saumsättel, die mit allen möglichen Dingen beladen waren, und manchmal konnte man sehen, wie die Karawlachinnen sie im Damensitz ritten, so wie Frauen reiten.

Die Männer sah man seltener, weil sie fast alle, wie man das damals nannte, „saisonal“ auf Arbeit in Deutschland waren. Sie trugen Hüte mit schmaler Krempe, hatten gezwirbelte Schnurrbärte und lange, spitz zulaufende Koteletten. Gewöhnlich trugen sie Anzüge, aber ohne Krawatten.

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