Neben der ZMP diente die Centrale Marketing Gesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft mbH, CMA 2, einst als Durchführungsgesellschaft des Absatzfonds 3 zur Förderung des Absatzes von deutschen Produkten der Land- und Ernährungswirtschaft im In- und Ausland. Die CMA wurde wie auch die ZMP ebenfalls hauptsächlich von der deutschen Landwirtschaft finanziert. Ihre wichtigsten Arbeitsbereiche waren die klassische Werbung, Messen und Ausstellungen, Großverbraucher- und Öko-Marketing, die Marktforschung im In- und Ausland, Fortbildungen, Öffentlichkeitsarbeit und die Qualitätssicherung. Im Rahmen der Qualitätssicherung wurde 1972 das CMA-Gütezeichen für die hohe Qualität deutscher Lebensmittel eingeführt. Ende der Achtzigerjahre folgte das Prüfsiegel für Qualitätsfleisch, das schon damals einer durchgängigen Prozesskontrolle unterlag.
Die ZMP und CMA erhielten neben Eigenleistungen Mittel aus öffentlicher Hand, dem Absatzfonds 4, der die eigentliche Finanzierungsgrundlage darstellte und damals als sicher und zukunftsorientiert galt. Diesen Anspruch konnte vor allem die ZMP für sich verbuchen, während die CMA als Marketinggesellschaft für deutsche Agrarprodukte stand und diese mit viel Geld unterstützte. Herkünfte aus anderen Ländern waren tabu. Das wurde auch so von den maßgeblichen Gesellschaftern, dem Deutschen Raiffeisenverband und Deutschen Bauernverband, eingefordert. Allerdings gab es mehr und mehr Bedenken und auch Kritik aus den benachbarten EU-Ländern. Diese hatten auch Vermarktungsstrategien für ihre Produkte, doch auf anderer Rechtsgrundlage, und sie waren vor allem weniger national ausgerichtet. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2009 stellte fest, dass diese als Finanzierungsgrundlage der CMA und ZMP dienenden Beiträge gemäß Absatzfondsgesetz als Sonderabgabe mit dem Grundgesetz unvereinbar und bis dahin geltende Regelungen nicht möglich sind. Damit entfiel die wichtigste Finanzierungsgrundlage beider Gesellschaften. Aus Eigenmitteln konnte der Betrieb nicht aufrechterhalten werden. Beide Unternehmen stellten daraufhin ihren Betrieb ein.
Der Zentralverband Eier, Mitgesellschafter der CMA, begrüßte das Urteil und hatte zuvor seine Mitglieder aufgefordert, die Auflösung der CMA zu unterstützen. In der Folge wurde ich von der CMA zur Unterlassung aufgefordert. Aber das ist Geschichte. Bedauerlicherweise entfiel mit dem Urteil auch die finanzielle Grundlage der ZMP.
Als Nachfolgeorganisation konnte 2010 die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) 5 gegründet werden. Die AMI greift einen Teil des Aufgabenfeldes auf, das die ZMP bis Anfang 2009 abdeckte. Das Unternehmensziel steht in der Vermarktung zuverlässiger Markt- und Strukturdaten, Marktanalysen und Prognosen an interessierte Unternehmen, Organisationen, Politik/Verbände und sonstige Auftraggeber aus allen Bereichen der Agrarwirtschaft.
Der Eier und Geflügelbereich wird allerdings nicht von der AMI analysiert. Aufgrund der Gesellschafterstruktur, zu dem neben anderen Verbänden und Organisationen auch der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. ZDG 6 gehört, wurde dies von der Geflügelwirtschaft auf die MEG 7 übertragen. Dazu aber später weitere Details.
1https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrale_Markt-_und_Preisberichtstelle_für_Erzeugnisse_der_Land-,_Forst-_und_Ernährungswirtschaft
2https://www.spektrum.de/lexikon/ernaehrung/centrale-marketing-gesellschaft-der-deutschen-agrarwirtschaft-mbh/1569
3https://de.wikipedia.org/wiki/Centrale_Marketing-Gesellschaft_der_deutschen_Agrarwirtschaft
4https://de.wikipedia.org/wiki/Absatzförderungsfonds_der_deutschen_Land-_und_Ernährungswirtschaft
5https://www.ami-informiert.de/ami-maerkte
6https://zdg-online.de
7https://www.marktinfo-eier-gefluegel.de
Der Wechsel in die Verbände
Meine Karriere bei der ZMP endete 1992 nach über 15 Jahren. Zu dem Zeitpunkt galten die ZMP und CMA noch als wichtige Institutionen der Agrarwirtschaft, und niemand konnte ahnen, dass beide Organisationen aufgrund der Entscheidung des Verfassungsgerichts später liquidiert werden mussten.
Zu dieser Zeit wurde ein neuer Geschäftsführer als Nachfolge für den bevorstehenden Ruhestand der bisherigen Leitung für die Verbände des Groß- und Außenhandels für Eier und Geflügel gesucht. Ich hatte zum Verband gute Kontakte, er gehörte, wie viele andere Organisationen, zum Umfeld der ZMP. Man nahm Kontakt auf, und ich habe mich dann für einen Wechsel in die Verbandstätigkeit entschieden.
Die neue Aufgabe bestand darin, die Interessenvertretung der verschiedenen Verbände wahrzunehmen. Dazu gehörten seinerzeit auch der Bundesverband der Deutschen Eiprodukten-Industrie als eigenständige Organisation und die Eier Logistiksysteme GmbH (ELS). Allerdings musste ich sehr bald feststellen, dass Verbandsarbeit in sehr großer Abhängigkeit von dem Willen und der Führung der jeweiligen Vorsitzenden stand. Meine Entscheidungsbefugnis hielt sich in Grenzen. So hatte ich mir das zu diesem Zeitpunkt nicht vorgestellt. Außerdem gab es auch hier Strukturen, die ein Umdenken erforderten, was aber auch Vorteile mit sich brachte. Dank meiner guten Kenntnisse im Bereich der EDV konnte ich schnell ein entsprechendes EDV-Netzwerk mit Computern und Druckern aufbauen. Es gab sogar Internet für erste Mails und den Versand von Faxen. Bisher hatte die Schreibmaschine, wenn auch etwas fortschrittlicher, die Dominanz.
Der Stellenwert in der Branche erwies sich für kleine Verbände als gering. Mit nur 1,5 Mitarbeitern musste ein Umdenken erfolgen. Es gab also viel zu tun, und dank meiner vielen Kontakte, die ich während meiner vorherigen Tätigkeit aufgebaut hatte, gelang es, Aufmerksamkeit zu erringen. Kommunikation stand an erster Stelle und erwies sich als elementares Instrument. Durch schnelle Verbreitung von wichtigen Informationen über das Geschehen auf der politischen und gesetzgeberischen Seite gelang es, Aufmerksamkeit zu erlangen. Die Mitglieder konnten auf Grundlage anstehender und möglicher Änderungen im Bereich der Produktion, der Vermarktung oder Vorgaben für den Im- und Export durch Zölle und andere Regelungen, die Auswirkungen auf den Handel hatten, vorausschauend Entscheidungen treffen. Damit wuchsen das Interesse und die Zahl der Mitglieder stetig, und aus dem anfänglich kleinen Verband wurde ein ansehnlicher. Es war wichtig, dabei zu sein. Das galt auch für die anderen Verbände der gemeinsamen Geschäftsstelle.
Rundschreiben sind eine wichtige Informationsquelle. Der Einsatz moderner Kommunikationstechnik ermöglichte den parallelen Versand von Faxen, später wurde dieser auf E-Mail umgestellt. Die Errichtung einer Homepage führte zu einer weiteren Informationsplattform für die teilnehmenden Betriebe. Schnell waren die Verbandsrundschreiben und Mitteilungen über das aktuelle Geschehen europaweit und darüber hinaus bekannt. Der Arbeitsaufwand hatte sich dadurch erheblich vergrößert, sodass weitere Mitarbeiter eingestellt werden mussten. Das anfänglich sehr kleine Büro verdoppelte sich in der Größe.
Trotz allem bereitete die reine Verbandsarbeit nicht allzu viele Herausforderungen. Deshalb war ich auf der Suche nach neuen, weiteren Tätigkeiten. Zunächst wurde der Verlag Informationsbriefe, der Basis für die Erstellung von Rundschreiben, Veröffentlichungen, Sammlungen von Rechtsvorschriften und Berichten war, in ein kommerziell ausgerichtetes Unternehmen, der Gesellschaft für Information und Logistik mbH, GIL, neu ausgerichtet. Gesellschafter waren die Bundesverbände Eier, Geflügel und Wild mit jeweils gleichen Anteilen. Die GIL, vorsteuerabzugsberechtigt, war letztendlich Mieter der Räumlichkeiten, und es konnten auch Dienstwagen und Reisetätigkeiten darüber abgewickelt werden.
Die GIL finanzierte sich aus dem Verkauf von Nachrichten und anderen Dienstleistungen, die nicht zur Verbandstätigkeit zählten, wie zum Beispiel die Organisation von Veranstaltungen.
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