Die allgemeinen Hintergrundinformationen entstammen Internetrecherchen und Artikeln in Fachzeitschriften. Zudem wurden von mir zahlreiche Beiträge in Fachzeitschriften und wissenschaftlich fundierte Publikationen während und nach meiner Promotion im Bereich Wirtschaftswissenschaften und Management veröffentlicht.
Auf Namen der Beteiligten wurde bewusst verzichtet, soweit möglich auch die Nennung von Unternehmen. Interessensverbände spielten dabei eine sehr große Rolle, und die Nennung der jeweiligen Organisation dient als Informationsgrundlage, ohne die eine strukturelle Gestaltung nicht möglich wäre. Im Vordergrund standen jedoch Objektivität und Neutralität, denn es geht nicht darum, Anschuldigungen gegenüber Beteiligten zu treffen, sondern um eine nüchterne Betrachtung der Gegebenheiten.
Im Internet sind viele der damaligen Ereignisse nachzulesen. Es gibt dazu zahlreiche Veröffentlichungen diverser Medien. Vor allem das Krisenmanagement durch Fehlentscheidungen, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen in Bezug auf Hygiene und Rückstände gaben dazu immer wieder Anlass. Aber auch kriminelle Hintergründe, die der Bereicherung dienten, waren von Bedeutung und sind ebenfalls dokumentiert und in Urteilen verschiedener Gerichtsverfahren in entsprechenden Dokumenten nachzulesen.
Prolog
Es ist lange her, da waren die Hühner noch glücklich, konnten sich im Freien bewegen und zufrieden. Stimmt das wirklich, oder ist es nur unsere Vorstellung, was Tiere empfinden, indem wir uns in das vermeidliche Wohlbefinden hineindenken?
Tatsächlich waren die Hühner weiteraus besser gestellt als heute. Selektion, Töten der männlichen Brüder, wer hätte auch nur ansatzweise daran gedacht? All das gab es nicht, die Welt war noch in Ordnung, jedenfalls aus Sicht unser fleißigen Wegbegleiter.
Überall gab es Nester, auf dem Dachboden, Misthaufen oder versteckt hinter Strohballen. Glucken, die das Eierlegen und die Aufzucht im Sinn hatten. Voller Freude habe ich all das beobachtet und hatte kein Verständnis, dass die Eier nicht mehr verwertet werden konnten. Küken gab es leider auch nicht, dafür waren die Hähne wiederum nicht ehrgeizig genug.
Als kleiner Junge auf dem Bauernhof durfte ich all das erleben, eine schöne Zeit. Allerdings nicht für die Hähne, die die Oberaufsicht über ihre Hennen hatten und mir nicht wohlgesonnen waren. Vielleicht war es aber auch nur Rache, denn die Futtertröge und vor allem Wasserbehälter umzukippen haben Spaß gemacht, und ich bekam dies zu spüren. So dumm waren die Tiere nicht und wurden angriffslustig. Es gab so mache durchaus schmerzhafte Auseinandersetzung.
Meine Reaktion war aber intensiver, denn immer zum Geburtstag gab es eines dieser Hähne, die mich vorher attackiert hatten. Das ist lange her, zeigt aber eine innige Beziehung zu den Tieren, und es hat Freude bereitet, das liebe Federvieh zu betreuen.
Hühner zählen zu den ältesten Haustieren. Sie liefern Eier, Fleisch und Federn, sind leicht zu halten und verwerten sogar unsere Bioabfälle in Form von Essenresten sehr gut. Doch wie rücksichtlos verhalten wir uns gegenüber den Tieren? Verdient haben sie es nicht.
Mit dem Schulabschluss begann eine neue Ära. Ich absolvierte eine zweijährige landw. Berufsausbildung mit Bestnote als Landwirtschaftsgehilfe. Nach der landw. Fachschule bekam ich aufgrund meiner guten Noten ein Stipendium, und das sollte der Einstieg für weitere Bildungsmöglichkeiten sein.
Landwirtschaft war zwar okay, aber Bauer eines landw. Gemischtbetriebes entsprach zu der Zeit nicht mehr meiner Vorstellung einer beruflichen Karriere. Ich wollte mehr und dachte zunächst an ein Studium im Bereich Elektrotechnik, was mir immer Freude bereitet hatte. EDV spielte Anfang der 70er-Jahre noch keine besondere Rolle, Personal Computer gab es für den privaten Bereich damals nicht.
Zum Glück habe ich mich aber anders entschieden und für ein landw. Studium eingeschrieben und erfolgreich als Dipl.-Ing agr. abgeschlossen. Der elterliche Betrieb bot für mich keine Zukunft, wenngleich mein Vater enttäuscht war, aber doch Verständnis für meine Entscheidung aufbrachte.
Nach dem Abschluss folgte direkt der Berufseinstieg bei der Deutschen Gesellschaft für Landentwicklung, Münster (existiert nicht mehr). Meine Aufgabe bestand in der Erstellung von Betriebsentwicklungsplänen für landw. Erzeugung, vornehmlich im Bereich der Schweinehaltung. Damit begann der Einstieg ins eigentliche Berufsleben, und es war eine erfahrungsreiche Zeit, die sich völlig vom bisherigen Studentenleben und der Tätigkeit auf dem Bauernhof unterschied. Auf Dauer fehlte allerdings die Herausforderung. Eine Stellenausschreibung der Zentralen Markt- und Preisberichte ZMP für die Marktberichterstattung Eier und Geflügel interessierte mich. Eineinhalb Jahre später nach dem Berufseinstieg begann meine Karriere in Bonn, wo letztendlich alles begann.
Der Einstieg: Wie alles begann
Als ich 1976 Mitarbeiter der ZMP wurde, gab es noch althergebrachte Strukturen und Arbeitsmethoden der 50er-Jahre, woran ich mich zunächst gewöhnen musste. Die Aufgabenstellung umfasste zunächst die Marktberichterstattung für den Bereich Eier und Geflügel. Es erfolgten wöchentliche Rundschreiben, die noch mit der Schreibmaschine erstellt und anschließend im Offsetdruckverfahren aufbereitet wurden. Dies war mit einem sehr hohen Aufwand und Disziplin verbunden, denn Korrekturen bedeuteten fast immer eine neue Aufbereitung der Druckvorlagen. Über Teletext wurden Daten erhoben und Kurzmeldungen versandt. Fax und Mail gab es zu der Zeit noch nicht.
Das änderte sich mit der Zeit. Es gab ein EDV-Referat, das für den Bereich Computertechnologien und Kommunikation zuständig war. Die Programmierung erfolgte über Lochkarten. Die Bereitschaft zu grundlegenden Veränderungen war aufgrund des damit verbundenen hohen Aufwands noch sehr zurückhaltend. Ein damaliger Kollege und ich haben deshalb die Initiative ergriffen, etwas Neues auf den Weg zu bringen. Wir installierten ein entsprechendes Novell-Netzwerk und die Installation von PCs und Druckern, wodurch die Schreibmaschine entbehrlich wurde. Das war zu dieser Zeit revolutionär. Damit wurde ein Grundstein gelegt, der für mich und meinem damaligen Kollegen, wir sind heute sehr gute Freunde, den Einstieg in die berufliche Karriere förderte. Das Aufgabenfeld wuchs, und es kamen neue Initiativen hinzu.
Die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft, ZMP GmbH 1, war ein Wirtschaftsunternehmen mit Sitz in Bonn und Außenstellen in Berlin und Hamburg und wurde von der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft finanziert. Die Aufgabe bestand darin, dass Marktgeschehen im Interesse der Beteiligten entlang der Prozesskette neutral zu durchleuchten und zu bewerten. Das betraf die gesamte tierische, aber auch pflanzliche Produktion sowie Obst und Gemüse. Die ZMP wurde 1950 als Selbsthilfeeinrichtung der deutschen Landwirtschaft gegründet und als Durchführungsgesellschaft des Absatzfonds zur Sicherstellung der Markttransparenz berufen. Sie stellte damit ein äußerst wichtiges Instrument zur neutralen Beobachtung und Beurteilung der Situation an den Märkten dar. Ich war 16 Jahre Mitarbeiter der ZMP, zunächst im Bereich Eier und Geflügel und zuletzt als Leiter Marketing und Vertrieb, eine außerordentlich interessante Tätigkeit, die vor allem einen tiefen Einblick in die damalige Produktionsentwicklung am Eier- und Geflügelmarkt gab. Dank dieser Tätigkeit konnte ich zahlreiche Veröffentlichungen und Publikationen herausgeben. Damit stieg letztendlich der Bekanntheitsgrad in der Branche, und das Fachwissen wurde von vielen geschätzt.
Das Hintergrundwissen und aufgebaute Netzwerk waren letztendlich von unschätzbarem Wert für die weitere berufliche Laufbahn als Interessenvertreter diverser europäischer und nationaler Verbände. Es ermöglichte den direkten Zugang zu Behörden und zur EU-Kommission. Daraus entwickelten sich internationale Kontakte und entsprechende Kompetenzen.
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