Törichte Annahmen über den Leser
Dieses Buch wendet sich an alle, die sich dafür interessieren, psychologisches Know-how in der Praxis einzusetzen. Wenn Sie zu einer der folgenden Gruppen gehören, kann es sich für Sie lohnen, das Buch ganz oder teilweise durchzulesen:
Studierende der Wirtschaftswissenschaften oder verwandter Studiengänge, die im Nebenfach Wirtschaftspsychologie belegt haben oder die einen Wahlpflichtschein machen müssen
fortgeschrittene Studierende oder Absolventen anderer Disziplinen, wie Betriebswirtschaftslehre, Ingenieurwissenschaften, Jura oder Medienwirtschaft, die gerne psychologisches Know-how bei ihrer Arbeit einfließen lassen möchten
Studieninteressierte und -anfänger der Wirtschaftspsychologie, die einen Überblick über ihr angestrebtes Fachgebiet erwerben möchten
Praktiker in der Wirtschaft, wie Absolventen kaufmännischer Berufe oder selbstständige Handwerker, die merken, dass ihnen Hintergrundwissen bei der Erledigung ihrer Aufgaben helfen würde
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Die Inhalte dieses Buches sind so strukturiert, dass Sie sich ohne besondere Vorkenntnisse aus vorherigen Abschnitten in jedes Kapitel einlesen können – dennoch aber systematisch in die wichtigsten Themengebiete und Anwendungsfelder der Wirtschaftspsychologie eingeführt werden. Das Buch gliedert sich in vier Teile, die ich Ihnen kurz vorstellen möchte:
Teil I: Der Handwerkskoffer des Wirtschaftspsychologen
In diesem Teil geht es zunächst um die sogenannten Soft Skills, die für jeden Psychologen nützlich sind und leicht erlernt werden können, Fähigkeiten wie Kommunikations-, Präsentations-, Moderations- und Coachingtechniken. Außerdem geht es um statistische und methodische Grundlagen, die verstehen helfen, Erkenntnisse psychologischer Studien einzuordnen.
Teil II: Die Grundlagenfächer als Basis der angewandten Psychologie
In Teil II beschreibe ich die wichtigen Erkenntnisse aus psychologischen Grundlagenfächern, die für die Anwendung in der Wirtschaft nützlich sind:
Die Allgemeine Psychologie , die beschreibt, was alle Menschen gemeinsam haben. Hierunter fallen die Informationsverarbeitung und die Wahrnehmung durch die Sinneskanäle. Es kann helfen zu wissen, wie Informationen aufgenommen und aus dem Gedächtnis abgerufen werden, wenn wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen.
Die Entwicklungspsychologie , die erklärt, wie Menschen sich auch als Erwachsene noch entwickeln und wie Sie herausfinden, ob es ein Mitarbeiter noch bis zum Vorstand schaffen kann oder seine Rente als Sachbearbeiter erreicht.
Die Persönlichkeitspsychologie , die Ihnen hilft, unterschiedliche Menschen nach bestimmten Regeln einzuordnen. Das kann sinnvoll sein, wenn Sie einen Kunden vor sich haben oder einen neuen Mitarbeiter suchen.
Die Sozialpsychologie , die hilft zu verstehen, wie Menschen in Unternehmen (zum Beispiel in Teams oder Projektgruppen) miteinander umgehen und sich gegenseitig in ihrem Erleben und Verhalten beeinflussen.
Teil III: Anwendungsbezogene Fächer der Wirtschaftspsychologie
In Teil III geht es um die Anwendungsfächer, die auf den Grundlagen aufbauen:
die Personalpsychologie mit den Themen Personalauswahl, -führung, -entwicklung
die Arbeits- und Gesundheitspsychologie , der es um gesundheits- und persönlichkeitsförderliche Arbeitsplätze geht
die Organisationspsychologie mit der Organisationsdiagnose und -entwicklung
die Markt- und Medienpsychologie , die von der Marktforschung über die Beeinflussungs- und Überzeugungstechniken im Verkauf bis hin zur Werbewirkungsforschung reicht
die Klinische Psychologie , die wegen des steigenden Anteils psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz auch in der Wirtschaft eine Rolle spielt
die Finanzpsychologie , die sich mit Menschen im Umgang mit Geld und insbesondere mit der Wahrnehmung und Verarbeitung von Informationen zum Geschehen an den Geldmärkten beschäftigt
Teil IV: Der Top-Ten-Teil
Im Top-Ten-Teil finden Sie einerseits beliebte Vorurteile gegenüber Wirtschaftspsychologen, aber auch Tipps, die Ihnen helfen, genau diese Vorurteile nicht zu bestätigen. Zudem gibt es als Zusammenfassung zehn zentrale Dinge, die Sie als Wirtschaftspsychologe beherrschen sollten.
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Mit den folgenden Symbolen möchte ich Ihnen gezielt einige nützliche Tipps und Informationen zur Wirtschaftspsychologie geben:
Wenn Sie dieses Symbol sehen, wird ein wichtiger Fachbegriff erläutert, den Sie zum Verständnis des Textes kennen sollten.
Hier werden Beispiele geschildert und Anekdoten dargestellt, die das geschilderte Thema illustrieren.
Hier erhalten Sie Tipps zur Anwendung der beschriebenen Techniken.
Und hier erfahren Sie, was Sie lieber lassen sollten, wenn Sie erfolgreich sein wollen.
Die Wirtschaftspsychologie ist eine neue, alte Wissenschaft. Alt, weil Hugo Münsterberg schon vor über hundert Jahren im Jahr 1912 das Lehrbuch »Psychologie und das Wirtschaftsleben« herausgegeben hat. Und neu, weil es im deutschsprachigen Raum erst seit wenigen Jahren Studiengänge zu diesem Fach gibt. Dabei verstehe ich die Wirtschaftspsychologie so, wie sie Münsterberg schon verstanden hat: nicht als »Psychologie plus Betriebswirtschaftslehre«, sondern als »Psychologie im Wirtschaftsleben«. Sie werden also nichts über Bilanzen, Rechnungswesen und finanzielles Controlling in diesem Buch finden, sondern ausschließlich Dinge, die mit den Menschen im Umfeld von Unternehmen zu tun haben: als Kunden und Konsumenten, als Mitarbeiter, Führungskräfte und Unternehmer. Bei der Entdeckung dieses spannenden Feldes wünsche ich Ihnen viel Spaß.
Teil I
Der Handwerkskoffer des Wirtschaftspsychologen
IN DIESEM TEIL …
Jeder Klempner oder Elektriker bringt seinen Handwerkskoffer mit, wenn er zu einem Kunden gerufen wird. Vorher weiß er noch nicht, welches Instrument er brauchen wird. Aber wenn er das Rohr nicht frei bekommt oder die Lampe auch nachher nicht leuchtet, kann es daran liegen, dass er ein bestimmtes Werkzeug nicht dabeihatte.
Im ersten Kapitel geht es zunächst um den Zusammenhang und die Wechselwirkungen zwischen der Wirtschaft und dem Menschen. In den folgenden Kapiteln erläutere ich dann die wichtigsten Werkzeuge eines Wirtschaftspsychologen und wie Sie diese sinnvoll in die Praxis umsetzen.
Im zweiten Kapitel werden Soft Skills des Wirtschaftspsychologen dargestellt; das sind grundlegende Fertigkeiten und Techniken, die im Studium erworben und vertieft werden und die bei der Erbringung psychologischer Dienstleistungen benötigt werden. Im dritten Kapitel sind Forschungsmethoden und Statistik an der Reihe. Diese werden benötigt, um die Ergebnisse von Studien zu verstehen und richtig zu interpretieren. Im vierten Kapitel erfahren Sie Grundlegendes über die psychologische Testentwicklung und Diagnostik . Sie werden verstehen, wie psychologische Testverfahren aufgebaut sind und funktionieren.
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