Shahla Ujayli - Unser Haus dem Himmel so nah

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Elegant verschachtelt und der orientalischen Tradition des Erzählens verbunden steigt Ujaylis Romanheldin Djuman Badran immer tiefer hinab in die Vergangenheit ihrer Familie und führt uns durch die Geschichte Syriens der letzten 120 Jahre.
"Als wir noch klein waren, hieß es immer, in fernen Ländern gebe es Krieg, Tod, Misshandlungen, Vertreibung, Krankheit, Zerstörung, Armut und Erniedrigung. Ich habe immer fest geglaubt, dass diese fernen Länder auch fernbleiben würden. Niemals wäre mir eingefallen, dass mein eigenes Land betroffen sein könnte!"
Das Ms. Magazin wählte Shahla Ujayli unter die wichtigsten feministischen Autorinnen der Gegenwart: «Die Vielfalt und Komplexität Syriens und seiner Bevölkerung mit den Augen dreier Generationen von Frauen.»
"Ujayli erzählt von starken Frauen aus einer verlorenen Welt und vom Kampf gegen das Vergessen. Jede einzelne Geschichte trägt neben Trauer und Ohnmacht immer auch einen Hoffnungsschimmer in sich." – Ruth Eising

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Im Winter 2000 hatte ich in eben dieser Bar Sami getroffen. Er saß bei einer trinkenden und laut lachenden Gruppe russischer Männer und Frauen. Nie wäre mir in den Sinn gekommen, ausgerechnet hier einen jungen Mann aus meiner Heimatstadt Raqqa zu treffen! Ich kannte Sami vom Sehen, wir hatten dieselbe Schule besucht, ich kam in die siebte, als er in die zehnte ging, und sein Bruder war in meiner Klasse. Ich saß gerade mit Nadjwan, meiner Freundin aus den Universitätsjahren, beim Abendessen, als Sami selbstbewusst auf mich zukam, mir die Hand gab und sich vorstellte. Ich pflegte damals keinen engen Kontakt zu den Leuten aus meiner Stadt, die zum Studium nach Aleppo gekommen waren. Sie gingen zwar sehr schnell offen miteinander um und unterstützten einander, aber sie mischten sich auch in Privatangelegenheiten ein und bespitzelten sich gegenseitig, obwohl jeder dem anderen weismachen wollte, was in Aleppo geschehe, werde auch in Aleppo bleiben. Dabei machten sich die Geheimnisse meist augenblicklich auf in Richtung Osten und hatten die zweistündige Distanz bis Raqqa schon überwunden, ehe die Betroffenen am Wochenende dort eintrafen.

Doch mir gefielen Samis Selbstvertrauen und auch seine Spontaneität. Er kenne mich noch aus der Schule, sagte er. Den ganzen Abend lächelten wir uns immer wieder zu, bis er das Hotel zusammen mit seinen Freunden verließ.

Sami hatte in Moskau Software Engineering studiert und arbeitete seit seiner Rückkehr im Wärmekraftwerk zwischen Aleppo und Raqqa. Bei unserer Begegnung damals war mir gerade ziemlich kalt. Er dagegen trug eine mehr als hüftlange Jacke aus teurem schwarzem Leder, mit breitem Gürtel und einem mit grauem Pelz besetzten Kragen. Am liebsten hätte ich mein kaltes Gesicht tief darin vergraben. Samis Kopf war groß und rechteckig, er hatte weizengelbe Haut und große Augen, die durch die schlaffen Lider müde wirkten. Sein hervorstechendstes Merkmal jedoch war seine große breite Nase. »Eine große Nase ist ein Zeichen von Lebenskraft!«, pflegte meine Tante zu sagen. Sein rundlicher Mund mit den fleischigen Lippen dagegen wirkte zu klein für sein Gesicht.

Am nächsten Tag traf ich Sami am selben Ort wieder, in Gesellschaft derselben Leute, offenbar waren sie Gäste des Hotels. Wir grüßten einander, setzten uns ein wenig zusammen und unterhielten uns über das Studium, unsere Heimatstadt sowie über Freunde und gemeinsame Bekannte dort. Wie bei einer russischen Matroschka-Puppe ergab sich ein Thema aus dem anderen. Von außen nach innen wurden die Themen immer persönlicher. Sami und ich ergänzten uns sehr gut. Wenn man gemeinsame Erfahrungen teilt, entwickelt sich leicht eine gegenseitige Anziehung. So kamen wir uns näher …

Er holte mich abends häufig von der Uni ab, und wir saßen in den Cafés im stillen Shahba-Viertel, wo wir stundenlang redeten. Dann wollte er die Wochenenden in Aleppo bleiben. Wir verbrachten die Abende am Tor der Zitadelle und aßen anschließend im Restaurant des Hotels Dar Zamaria im Stadtteil Jdaydeh, wo man gekochte Fleischbällchen mit Kirschen servierte, und wo Oud-Spieler, die ihre Kunst mit der Muttermilch aufgesogen hatten, traditionelle Lieder aus Alt-Aleppo vortrugen.

Sami brachte Freude in mein Leben, das bis dahin ganz auf die Forschung für meine Magisterarbeit ausgerichtet war. Ihm war es gelungen, eine kleine Tür zu öffnen, durch die glühende Gefühle drangen. Aber nur für kurze Zeit, wie ein Feuerwerk. Er war zwar freundlich und charmant, aber nicht sehr intelligent. So wollte er mich bei seinem ersten Besuch in meinem Büro an der Uni mit einem Gedicht von Puschkin beeindrucken. Er nahm meine Hand in seine, sah mir tief in die Augen und deklamierte mit ruhiger, angenehm heiserer Stimme:

Du Liebe, meine Süße,

Horche auf mein Flehen:

Zu mir soll um sich drehen

Der Bilderreigen, diese Güte,

Am Morgen, davon himmelstrunken,

Als Zauber wieder auferstehen,

Lasse er hinfort mich gehen,

Im Schlaf, auf immer tief versunken!

Später musste ich feststellen, dass es sich dabei um das Gedicht handelte, das alle arabischen Studenten im ersten Jahr Russischunterricht einübten, bevor sie sich ihren Fachgebieten zuwandten. Als ich meiner Freundin Nadjwan davon erzählte, fragte sie ungerührt: »Natürlich, was dachtest du denn, wer er ist? Majakowski etwa?« Ich schämte mich für meine naive Begeisterung.

*

Mit der Verlobung wollte Sami noch warten, bis ich meine Magisterprüfung hinter mir hätte. Während der zwei Jahre, in denen wir zusammen waren, hatte er in der Nähe der Universität ein Studio gemietet, wo wir uns treffen konnten. Doch die anfänglich begeisterten und leidenschaftlichen Stunden, die ich in seinen Armen verbrachte, verloren schnell an Glanz. Schnell hatte ich ihn durchschaut, kannte ihn in- und auswendig, seine Witze, Reaktionen und Schwindeleien. Und er hatte nicht ein einziges Hobby! Zum ersten Mal erlebte ich, dass es Menschen ohne Hobbys gab. Er las kein einziges Buch außer fürs Studium, das er nur durch Zufall beendete. Stattdessen ließ er sich von mir erzählen, was in den Zeitungen, Büchern und Magazinen stand, die ich ständig in den Händen hielt. Er hörte sich die wichtigsten Informationen an und nickte. Aber meinem Studium und meiner Arbeit maß er keine große Bedeutung bei, seiner Meinung nach beschäftigte ich mich damit nur, weil ich noch nicht verheiratet war. Seine Interessen beschränkten sich darauf, mit mir zusammen zu sein und ein kleines Haus und ein Auto zu haben. Ich verstand diese Art zu lieben nicht, aber letztlich entdeckte ich durch ihn eine aufrichtige, verlässliche Form der Beziehung – weit entfernt von falschen Vorspiegelungen.

Liebe bedeute nicht, hohe Ziele zu verfolgen oder Begehren zu wecken, genauso wenig, den anderen ständig von sich überzeugen zu wollen. Es genüge, zusammen zu sein und ihn beschützen zu wollen und dem anderen ein sicherer Fels und eine sanfte Zuflucht zu sein. Mit diesen Ideen konfrontierte mich Jahre später Marlene Brandt, eine der weltweit wichtigsten feministischen Autorinnen, die sich in Guatemala und Nairobi bei Freiwilligeneinsätzen für die Verbesserung der Lage weiblicher Kriegsopfer eingesetzt hatte. Sie war Professorin und mit einem Mann verheiratet, der kaum lesen und schreiben konnte und Motorboote für den Fischfang baute. Vierzig Jahre lang hatte sie mit ihm in einem kleinen Strandhaus in der Karibik gelebt. Sie hätte ihn einfach geliebt, ohne irgendeine Philosophie oder Erklärung dafür zu haben, sagte sie mir, die kulturellen Unterschiede zwischen ihnen hätten sie nie interessiert. Sie meinte auch, es sei ganz normal, dass sich liebende Menschen nicht ähnlich seien, sie müssten sich nicht für dieselben Dinge begeistern. Wenn man jemanden liebe, dann liebe man ihn unter allen Umständen.

Ich zog mich damals aus Samis Leben zurück. Einfach war es nicht, denn ich hatte ihm keine Entschuldigung anzubieten. Meine einzige Rechtfertigung war, dass ich nicht glücklich war. Ich hatte das Gefühl, dass er mich erstickte, ich konnte den Käfig, in dem ich gefangen wäre, wenn ich weiter mit ihm zusammenlebte, schon spüren, bevor ich darin steckte. Es war schwer, ihm das klar zu machen. Nach langen schlaflosen und tränenreichen Nächten voller Gewissensqualen angesichts eines Menschen, der sich mir gegenüber bis zum letzten Augenblick stets nobel gezeigt hatte, beschloss ich, ihn zu verlassen. Natürlich wollte er es nicht wahrhaben, gab nicht so einfach auf. Diese Phase dauerte fünf oder sechs Monate und war geprägt von Auseinandersetzungen, flehentlichen Bitten und Druck. Doch dann siegte bei mir der Wunsch, frei zu sein. Als ich Sami verließ, war er alkoholkrank und ich mit einem dauerhaften Schuldgefühl beladen.

Tariq war Samis bester Freund, sie hatten eine glückliche gemeinsame Kindheit. Sie hatten nebeneinander gewohnt, waren zur selben Schule gegangen, hatten in derselben Bank gesessen und die Nachmittage damit verbracht, Fallen für Vögel aufzustellen oder den Pick-ups nachzurennen, sich an ihnen festzuklammern und ein Stück mitzufahren, bis sie vom Fahrer entdeckt wurden. Tariq war ein schlauer Bursche, selbstbewusst und humorvoll. Ihm fielen immer die richtigen Worte ein, die er bestmöglich vorbrachte. Er stammte aus dem Umland, sein Vater war Sportlehrer an unserer Schule, ein ehrfurchtgebietender und schwieriger Mann. Insgeheim zeigte sich Tariq solidarisch mit den Klagen anderer Schüler über seinen strengen Vater. Eines Tages im Winter warf Tariq ein Stückchen Kautschuk in den Ofen, der das Klassenzimmer heizte, und ein so fürchterlicher Gestank breitete sich aus, dass es auch nichts half, Tür und Fenster zu öffnen. Die Schüler begannen zu husten, und ein paar Mädchen taten so, als bekämen sie keine Luft mehr und würden in Ohnmacht fallen. Damit erreichte Tariq, dass nicht nur diese Stunde, sondern der gesamte Unterricht an jenem Tag ausfiel. Bei der Untersuchung des Vorfalls beschuldigten einige Schüler dann auch ihn, andere jedoch seinen Sitznachbarn Sami. Sami blieb vollkommen still, Tariq jedoch kämpfte verzweifelt und mit heißen Tränen um seine Zukunft, die er sich durch ein einziges nicht bestandenes Fach verbauen könnte. Weil er ein ausgezeichneter Schüler war, hielten alle seine Tränen für aufrichtig, und Sami wurde für drei Tage der Schule verwiesen. Danach kam er mit seinem Vater wieder, der Arzt war. Der musste unterschreiben, dass Sami keinen weiteren Unsinn machte. Ein Andermal schnitt Tariq Papier aus seinem Heft, bastelte daraus einen langen Schwanz und klebte ihn dem Vertretungslehrer für Arabisch an die Hose, als dieser, tief gerührt von Ibn Zaiduns Gedicht, das er gerade vortrug, an Tariq vorbeikam.

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