Effizientes und wirksames und nachhaltiges Training ohne biologische Information geht nicht, außer man verlässt sich oder hofft auf den Zufall.
„Erfolge haben viele Väter. Der Misserfolg ist ein Waisenkind.“
(Richard Cobden, 1804 - 1865 englischer Nationalökonom)
Methodenorientiert vs. Adaptationsorientiert
Das methodenorientierte Training
Diese Vorgehensweise orientiert sich ausschließlich an einer Trainingsmethode, die irgendwer mal niedergeschrieben hat. So wird überwiegend gearbeitet. Mit der Anwendung einer solchen Methode hat irgendwann irgendwer irgendetwas gewonnen. Also muss es doch gut sein. Anwender dieser Methodik arbeiten in der Regel im Trainingsprozess nicht mit biologischen Informationen. Wenn doch, würden sie sehr schnell merken, dass das in den meisten Fällen nicht wirklich funktioniert.
Trainingsmethoden gibt es wie Sand am Meer. Bei fast allen Methoden (intensive/extensive Intervall-Methode, HIIT-Training, Wiederholungsmethode und wie sie alle heißen) fehlt die entscheidende Information der biologischen Wirksamkeit. Welche Intensitäten sind denn jetzt genau umzusetzen? Die biologische, erforderliche Zielvorgabe ist meist nicht vorhanden.
Hier entscheidet meist wieder der Zufall, ob man die richtigen Intensitäten trifft, um die gewünschten Verbesserungen zu erreichen.
Das adaptationsorientierte Training
Diese Herangehensweise ist sehr selten in der Praxis zu finden. Sie setzt die Kenntnis physiologischer Messdaten und deren konsequente Anwendung und Interpretation voraus.
Das Training ist hierbei als „ Mittel zum Zweck“ zu sehen.
Was heißt das jetzt?
Jede Trainingsmaßnahme (Trainingsdauer, - intensität, -umfang, -gerät) wird mittels biologischer Messdaten abgestimmt mit der Fragestellung: Welche Systeme im Körper, hinsichtlich der Zielstellung, sollten verändert werden? Natürlich unter der Berücksichtigung der aktuellen, körperlichen Leistungsfähigkeit (siehe Kapitel „So geht´s richtig“) und im Bezug zu Umfängen und regenerativen Prozessen.
Hier gibt es keine Methode im herkömmlichen Sinne. Alle Trainingsmaßnahmen werden nach biologischen Informationen, je nach Leistungszustand und Zielsetzung der physiologischen Anforderung, geplant.
Die Grundlage hierzu ist eine entsprechende Leistungsdiagnostik, um den aktuellen Ist-Zustand zu ermitteln und daraus die entsprechenden biologisch wirksamen Maßnahmen abzuleiten.
Leistungsbestimmend vs. Leistungsvorraussetzend
Ausdauer als leistungsbestimmendes Merkmal:
Die Ausdauer ist klarerweise leistungsbestimmend bei allen Ausdauersportarten. D. h. wenn die Ausdauerleistungsfähigkeit nicht ausreichend ausgeprägt ist, ist die Chance auf eine gute Platzierung, geschweige denn etwas zu gewinnen, nahezu null.
Also in diesem Fall wird eine maximal mögliche und notwendige Ausprägung der Ausdauer gefordert.
Ausdauer als leistungsvorraussetzendes Merkmal:
Hier wird das Thema mit der Ausdauer interessant. In diesem Fall geht es um Sportarten, wo die Ausdauer eine untergeordnete bzw. nahezu keine Rolle spielt - zumindest, wenn man den Wettkampf selbst betrachtet.
Warum ist in diesem Fall eine optimale Ausprägung trotzdem eine Notwendigkeit?
Das Verständnis, wozu man die Ausdauer braucht, ist nicht weit verbreitet. Sprüche wie „ich will doch kein Marathon-Läufer oder Mountainbiker werden“ oder „ich bin Kraftsportler/Schellkraftsportler, da werde ich langsam“ sind die Regel.
„Dieses Training hat nichts mit der Sportart in der Spezifik zu tun, also brauchen wir das nicht.“
Es wird oft nicht verstanden, welche physiologischen Prozesse im Hintergrund ablaufen, wozu eine entsprechende Ausdauerleistungsfähigkeit notwendig ist und was sie bewirkt.
Es geht in diesem Fall darum, abhängig von der Sportart, eine optimale Ausprägung zu schaffen. Für jede Sportart und auch jedes Leistungslevel ist das eine Notwendigkeit, um Belastungen besser verarbeiten zu können. Und das betrifft weniger den Wettkampf selbst, sondern alles andere „drumherum“. Dazu gehört das Training selbst (Gesamtumfang und Intensität), d.h. je besser meine Belastbarkeit, umso mehr Umfang und Intensität kann man im Training verarbeiten. Dann wären da noch, mehrere Wettkämpfe hintereinander, Reisen, Media, jedmöglicher Stress, selbstauferlegt oder von außen.
Das ist DAS „Mittel zum Zweck“ um die entsprechenden Voraussetzungen für eine entsprechende Belastbarkeit zu schaffen.
Eine entsprechende Ausdauerleistungsfähigkeit trägt dazu bei, die Belastbarkeit zu erhöhen und die Prozesse der Regeneration, Immunsystem und Stress-Toleranz wesentlich zu unterstützen.
Belastbarkeit, was versteht man darunter?
Man stelle sich eine Brücke vor, die eine gewisse Belastbarkeit aufweisen sollte, um nicht einzustürzen. Dies wird meist mittels mathematischer Verfahren berechnet und ist Voraussetzung, um überhaupt eine Brücke zu bauen. Es wird dabei berechnet, welche mechanischen Belastungen (Autos, LKW etc.) und welche wetterbedingten Einflüsse (Wind, Erdbeben, Niederschlag etc.) auftreten könnten. Dann wird die Brücke, um einiges an Belastbarkeit und Stabilität hinausgehend, geplant und gebaut, um zu vermeiden, dass die Brücke jemals einstürzt. Man könnte dies auch Stress-Belastung - Stresstest - nennen.
So weit so gut.
Bei der Belastbarkeit des Menschen, über die wir hier sprechen, ist es genauso. Die Brücke ist mein physiologisches und energetisches Vermögen, mit allen vorstellbaren Einflüssen (physisch und mental) umzugehen, die mehr oder weniger Energie verbrauchen.
Und hier geht es oft nicht um die Sportart selbst, sondern um viele äußere Ereignisse, die einfach ablaufen - ob man will oder nicht.
Eine entsprechende, optimal ausgeprägte Ausdauerleistungsfähigkeit/Belastbarkeit ist genau das Mittel zum Zweck, diese Einflüsse leichter verarbeiten zu können.
D. h. die Regenerationsfähigkeit und auch das Immunsystem funktionieren entsprechend besser und vor allem auch schneller. Und nicht zu vergessen, eine höhere Belastbarkeit trägt bei jeglichem, vorstellbaren Stress dazu bei, nicht so leicht in eine Überlastung abzurutschen.
Reisen, Zeitumstellung, personelle Probleme, Druck (selbstgemacht und von außen), Wiederherstellung nach physischen Belastungen, terminlicher Stress - um nur einige zu nennen.
Auch die meisten „Burn-Out“-Geschichten sind das Produkt einer nicht ausreichenden Belastbarkeit. Die Unwissenheit bzw.
Fehleinschätzung der eigenen Belastbarkeit und folglich die Belastung der „Systeme“ über längere Zeiträume über die Grenzen hinaus, sind meist die Ursachen. Übertraining, Verletzungen, Leistungseinbruch, Kollaps oder Zusammenbruch sind dann nur eine Frage der Zeit.
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