Peter Strasser - Kleiner Sisyphos der großen Worte

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Kleiner Sisyphos der großen Worte: краткое содержание, описание и аннотация

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Die Grenze des Denkbaren seit Jahrzehnten auslotend, bezeichnet sich Peter Strasser gelegentlich selbstironisch als «kleinen Sisyphos der großen Worte». Er vertritt gegenüber modischen Strömungen wie Physikalismus und Dekonstruktivismus einen Primat des Geistes, wobei der Geist als das «unerreichbar Nahe, das mitten durch uns hindurchgeht», verstanden wird. Deshalb sind Philosophie und Leben von vornherein und unauflösbar ineinander verwoben. In den vorliegenden «Denkwürdigkeiten» wird dieses Ineinander episodisch entfaltet. Auf diese Weise offenbart sich das existenziell Prägende des Nachsinnens über die Realität unseres Seins und Daseins.

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Hat er recht? Ich schaue aus dem Fenster, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen. Was Streber sagt, hätte ich in meiner Vorlesung über die Transzendenz des Ego selbst sagen können, und ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht alles, was Streber sagt, in meiner Vorlesung selbst gesagt habe. Genau so. Mich beginnt ein Gefühl der Unwirklichkeit zu beschleichen. Ja, es ist tatsächlich ein Schleichen, oder besser, ein Nebel, der sich einschleicht. So, denke ich, genauso schleicht sich der Wahnsinn ein, zwei sitzen einander gegenüber und der eine hat plötzlich das Gefühl, nicht mehr zu wissen, ob er selbst es ist, der aus dem Mund des anderen spricht.

Vor dem Fenster hat sich der Nebel ohne ersichtlichen Grund verzogen, was mein Gefühl, etwas Fremdes sei dabei, sich in mich einzuschleichen, vage verstärkt. In mir rumort ein Verdacht, den ich gleich wieder unterdrücke: Konspiriert Streber, der Nebulose, mit dem Nebel, um mich zu übernehmen? Ist das alles hier eine Inszenierung von Kräften, die mich schon seit meiner Kindheit dazu treiben, ungesunde Gedanken zu denken, beispielsweise den, dass ich ich bin, bloß, um in solchen ausweglosen Kreisläufen herumzuirren, bis ich reif bin zur Übernahme?

»Habe ich recht?«, fragt Streber, ein wenig ungeduldig, und es ist diese durchschnittliche studentische Ungeduld, die den bösen Zauber löst. Ich bin wieder bei mir, sitze in meinem Dienstzimmer, im zweiten Stock meiner Fakultät, und sehe, wie im vierten Stock des gegenüberliegenden Gebäudes ein alter Mann auf dem Balkon steht.

Ich kenne den Mann schon lange. Jeden Tag um dieselbe Zeit tritt er aus seiner Wohnung auf den Balkon hinaus. Es ist, als ob er aus einem schwarzen Loch käme, sich buchstäblich materialisierte. Der Alte kommt wie aus dem Nichts, sommers und winters. Er stellt sich an die Brüstung des Balkons und schaut. Sein Kopf bewegt sich hin und her, wie der Kopf einer Puppe. Er schaut gleichsam ohne Fokus, als ob er gar nicht wirklich schaute, sondern sich bloß den Anschein gäbe, Ausschau zu halten. Was soll das? Und Ausschau wonach? Der Alte, denke ich, könnte Strebers Vater sein.

»Das ist mein Vater«, sagt Streber, der meinem Blick gefolgt ist. Und dann erzählt mir Streber, warum er kein Ich hat. Er hat alles, was andere auch haben. An seine Kindheit kann er sich gut erinnern. Er will nicht ins Detail gehen, aber er war ein glückliches Kind. Die Mutter starb, der Vater lebt. Lebt noch. Streber schaut aus dem Fenster, zum Balkon hinüber. Dort ist nur mehr das dunkle Viereck der Türe zu sehen, die in die Wohnung hineinführt, aus der kein Licht dringt, obwohl der Tag, jetzt, da sich der Nebel verzogen hat, seine ganze Düsternis hervorkehrt. Ja, er war ein glückliches Kind, umgeben von den unsterblichen Helden von Raumschiff Enterprise und Baywatch, den Backstreet Boys, den Gummibärchen und all den nach Labello duftenden Girls, mit denen die coolen älteren Typen herumhingen. Aber dann, eines Tages, war dieser Riss in den Nächten da. Das war, als er noch ein Ich hatte.

Ihn quälte ein wiederkehrender Albtraum. Er schwebte. Er schwebte reglos im Dunkeln. Vor ihm, in einer Distanz, die unmöglich zu bestimmen war, sah er, das Blickfeld randlos ausfüllend, eine monochrome graue Fläche, die in der Dunkelheit schwach leuchtete. In der Mitte der Fläche war, von oben nach unten, ein Strich gezogen. Sonst nichts. Kein Grund zur Panik. Und doch begann Streber, vor der Wand mit dem Strich reglos schwebend, im Traum zu schreien. Schreiend wachte er auf. Er sah die besorgten Gesichter seiner Eltern, die zu ihm ans Bett gekommen waren. Als er ihnen seinen Traum erzählt hatte, schüttelten beide lachend den Kopf, sie waren ehrlich erleichtert. Man fürchtet sich doch nicht vor einem Strich an der Wand! Seitdem erzählte er seinen Eltern, wenn sie ihn wieder einmal durch die Wand seines Zimmers hindurch schreien gehört, ihn aufgeweckt und befragt hatten, einen wirklichen Albtraum, den er sich am Abend zuvor ausgedacht hatte.

»Man fürchtet sich nicht vor einem Strich an der Wand«, sage ich und versuche, nicht auf meine Armbanduhr zu schielen, denn ich weiß ja ohnehin, dass meine Sprechstunde längst vorüber wäre, hätte ich heute eine. »Sie haben keine Sprechstunde«, sagt Streber, »das tut mir leid.«

Streber versuchte, seine Angst zu besiegen. Bevor er einschlief, konzentrierte er sich darauf, keine Angst mehr zu haben vor dem Strich an der Wand. Er würde, vor der Wand schwebend, an all die Dinge denken, die ihm Freude und lustvolle Unruhe bereiteten: an das knallgelbe Surfbrett von Pamela Anderson, das Kleben eines Gummibärchens am Gaumen, bevor es verschluckt wird, den Küss-mich-Geruch von Labello-Lippen. Tatsächlich wurde der Strich an der Wand blasser und blasser, um schließlich ganz zu verschwinden. Aber es blieb die Wand. Schwach leuchtend, fast monochrom, grau mit irisierend grauen Flecken, die sich kaum voneinander abhoben. Und es blieb die namenlose Angst des reglosen Schwebens. Als Streber wieder einmal schreiend erwachte, weil er dem Grauen der Wand nicht entkommen konnte, da wusste er es: Er war nicht da! Dieses Schauen im Traum war er und er war abwesend, ein blankes Gesichtsfeld, eine Leerstelle.

»Damals«, sagt Streber, »habe ich zu verstehen begonnen, ich verstand nur nicht, was es war, das ich verstand.« Aha, denke ich, das ist Strebers Verstehenstiefsinnskitsch. Inzwischen scheint draußen die Sonne auf die Front des gegenüberliegenden Hauses. Hinter den Balkonen blinken die Fenster, da und dort werden Türen geöffnet, die Bewohner treten ins Freie: Pensionisten, Studenten, Arbeitslose in mittleren Jahren (man erkennt sie daran, dass sie geschäftig tun, sie halten Ausschau, auch wenn sie nur gelangweilt den unten vorbeifahrenden Autos nachschauen). Der alte Mann ist ebenfalls wieder zu sehen. Er ist ausgehfertig, schaut nach oben, prüft wohl, ob das schöne Wetter halten wird. Das ist nicht sein Vater, denke ich, das hat Streber bloß gesagt, um sich interessant zu machen. Tiefsinnskitsch.

»Das ist nicht mein Vater«, sagt Streber, »ich wollte nur, dass Sie mir eine Zeitlang zuhören. Ich wollte nur, dass Sie verstehen, wie es ist, kein Ich zu haben. Sie halten eine Vorlesung über die Transzendenz des Ego, doch Sie haben keine Ahnung, wie das ist …«

Keine Ahnung? Ich bin ernsthaft gereizt, entschlossen, das Gespräch zu beenden. Schließlich spricht mir dieser Student, der in meine Nichtsprechstunde kommt und mich mit seiner Lebensgeschichte behelligt, die vor allem aus einem Albtraum zu bestehen scheint, nun die Kompetenz ab, eine Vorlesung über die Transzendenz des Ego zu halten. Und während ich beginne, mich von meinem Sessel zu erheben, frage ich, so wie man jemanden zum Abschied fragt, ob man noch etwas für ihn tun könne: »Und wie ist es, kein Ich zu haben?«

»Das wollte ich Ihnen gerade erzählen«, sagt Streber und schaut mich an. Ich rieche die Tabletten. Sein aufgeschwemmtes Gesicht, in das einige verschwitzte Haare gerutscht sind, zeigt Züge einer Marter, die mich veranlassen, mich wieder hinzusetzen.

»Wenn Sie kein Ich haben«, sagt Streber, »dann ist das so, als ob Sie an der Tafel jeden Knopf drücken könnten, und es wäre immer der richtige Knopf, gleichgültig, welcher Teil der Tafel nach oben geht. Es ist dann immer der richtige Knopf, weil alles, was Sie tun, zu Ihnen gehört wie das Amen zum Gebet. Sie können sich dann nicht von sich selbst abwenden. Sie können nicht sagen: Ich hätte den anderen Knopf drücken sollen! Denn welchen Knopf auch immer Sie drücken, es handelt sich stets um den einfachen, reinen Ausdruck Ihres Wesens, Ihres opaken Wesens, hinter dem nichts steckt außer all dem, was Sie tun oder lassen, was Sie anstoßen oder Ihnen zustößt. Alles gehört zu Ihnen. Sie sind, was Sie sind. Alle Tatsachen des Universums, sozusagen, die zu Ihnen in irgendeiner Beziehung stehen – und alle Tatsachen stehen zu Ihnen in irgendeiner Beziehung –, definieren Sie als den, der Sie sind. Verstehen Sie das?«

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