Das erste verzeichnete Optionsgeschäft findet sich in der Bibel (im Buch Genesis). Dabei geht es um die Vereinbarung über die Heirat von Jakob und Rahel, einer der Töchter Labans. Der Zeitpunkt dieser Transaktion wird auf 1700 v. Chr. geschätzt. Gemäß den Bedingungen dieses Optionsvertrags hatte Jakob das Recht, Rahel zu heiraten, dies aber nur, wenn er sieben Jahre für Laban arbeiten würde. Offenkundig änderte Laban die Vertragsbedingungen und bestand darauf, dass Jakob stattdessen die ältere Tochter heiratete. Jakob war derart entschlossen, Rahel zu heiraten, dass er eine weitere Optionsvereinbarung über weitere sieben Jahre Dienst annahm. Am Ende durfte Jakob, nachdem er die Vertragsbedingungen erfüllt hatte, Rahel heiraten.
Viele Jahre später schrieb Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) eine Geschichte über Thales von Milet, einen armen griechischen Astronom, Mathematiker und Philosophen, und das ist die erste schriftliche Aufzeichnung über eine Optionsspekulation.
Laut Aristoteles beobachtete Thales die Sterne, um daraus ungewöhnlich zutreffende Wettervorhersagen abzuleiten. Er kam zu dem Schluss, es werde eine reiche Olivenernte geben, also einen ausgezeichneten Herbst. Thales war schlau genug, aus dieser Vorhersage Nutzen zu ziehen. Er hatte zwar nicht viel Geld, aber er trat in aller Stille an die Besitzer der Olivenpressen (mit denen aus Oliven Öl erzeugt wurde) heran und machte ihnen ein Angebot.
Er hinterlegte bei jedem Besitzer eine Anzahlung (oder Prämie), um sich die Olivenpressen in der Erntezeit zu reservieren. Gegen diese Anzahlung hielten die Besitzer die Pressen im Herbst ausschließlich für Thales bereit. Da niemand glaubte, dass Thales das Wetter auf neun Monate vorhersagen konnte, hielt niemand mit höheren Geboten dagegen. Daher bezahlte Thales für das Recht, die Olivenpressen zu reservieren, sehr wenig.
Es stellte sich heraus, das Thales’ Prognose zutreffend gewesen war. Es war ein hervorragendes Olivenjahr und die Nachfrage nach Olivenpressen war enorm. Thales verkaufte seinen Optionskontrakt (der das Recht darstellte, die Olivenpressen zu nutzen) mit einem riesigen Gewinn an die Olivenbauern.
Die Moral von der Geschichte: Thales bewies der Welt (und sich selbst), dass Philosophen oder Spekulanten reich werden können, wenn sie klug genug sind, herauszufinden, wie man Optionen im richtigen Leben einsetzt. (Dabei ist es auch sinnvoll, Nachforschungen anzustellen, bevor man investiert.)
Der erste Optionsmarkt der Vereinigten Staaten entstand 1791, als die New York Stock Exchange (NYSE) eröffnete. Da Optionen damals noch nicht als Teil des regulären Marktes galten, wurden entsprechende Transaktionen im weniger angesehenen Freiverkehr (auch OTC-Markt genannt, „over the counter“, „über den Ladentisch“) abgewickelt. Natürlich war es damals nicht leicht, Käufer und Verkäufer zusammenzubringen, vor allem da es noch keine Computer und keine Telefone gab. Es gab keinen zentralen Ort, an dem sich Käufer und Verkäufer treffen konnten, um mit Optionen zu handeln. Damit Käufer und Verkäufer zusammengebracht werden konnten, trafen sich Makler und Händler auf einem Freiverkehrsmarkt. Manchmal schalteten Makler und Händler Anzeigen in Finanzzeitungen, um das Interesse an einem bestimmten Optionskontrakt zu wecken.
Um die Jahrhundertwende wurden Aktienoptionen über eine lockere Organisation von Freiverkehrshändlern gehandelt, die „Put and Call Broker Dealers Association“. Dabei bestand unter anderem das Problem, dass niemand wusste, was als angemessener Preis für eine Option zu betrachten sei. Deshalb passierte es leicht, dass man ein schlechtes Geschäft machte und Geld verlor. Außerdem waren die Händler, da niemand für den Optionskontrakt bürgte, prinzipiell auf sich gestellt. Und schließlich war es schwierig, einen Optionskontrakt auszuhandeln, weil die Bedingungen jedes Kontrakts einzigartig waren. Leider mussten die Händler noch weitere 100 Jahre warten, bevor die erste organisierte Optionsbörse geschaffen wurde.
Nun, da Sie eine allgemeine Vorstellung davon haben, wie man Optionen verwendet, werden Sie im nächsten Kapitel erfahren, wie man ein Optionsdepot eröffnet.
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WIE MAN EIN OPTIONSDEPOT ERÖFFNET
Die beiden häufigsten Fragen, die Menschen stellen, wenn sie sich für Optionen interessieren, sind „Wie eröffnet man ein Depot?“ und „Wie viel Geld brauche ich am Anfang?“ Beide Fragen werden in diesem kurzen, aber wichtigen Kapitel beantwortet.
Inzwischen sind Sie vielleicht schon begierig darauf, Ihr erstes Optionsgeschäft zu tätigen. Kluge Trader warten jedoch geduldig auf die besten Anlage- oder Trading-Chancen. Wenn man sich ohne Wissen oder Erfahrung auf Optionen einlässt, kann man damit Geld verlieren. Nehmen Sie sich die Zeit, sich gründlich mit Optionen zu befassen, bevor Sie Ihre erste Order platzieren. Fangen wir mit diesen Gedanken im Kopf nun an, zu lernen, was man braucht, um ein Optionsdepot zu eröffnen.
DIE FÜNF SCHRITTE ZUR ERÖFFNUNG EINES OPTIONSDEPOTS
Da Ihre Brokerfirma alle Ihre Options-Trades abwickelt, brauchen Sie als Erstes ein Maklerdepot. Nachdem Sie ein Maklerdepot eröffnet haben, können Sie ein Optionsdepot eröffnen. Sie können die Formulare online ausfüllen oder sie sich per Post schicken lassen. Wie bereits eingangs erwähnt, um erfolgreich mit Optionen zu handeln, brauchen Sie zumindest Grundkenntnisse des Aktienmarkts.
Nachdem Sie Ihr Maklerdepot mit der erforderlichen Mindestsumme eröffnet haben (der konkrete Betrag ist bei jedem Broker anders, aber normalerweise braucht man mindestens 2.500 Dollar), ermittelt die Brokerfirma, welchen exakten Geldbetrag Sie brauchen, um ein Optionsdepot zu eröffnen.
Schritt 1: Die Brokerfirma
In früheren Zeiten brauchte man einen Börsenmakler, der die Optionsgeschäfte für einen abwickelte, aber dafür bezahlte man viel Geld. Aufgrund des Internets ist es fast schon Pflicht, dass man seine Trades selbst tätigt. Das ist einer der Gründe, weshalb die Optionskommissionen in den letzten Jahren so dramatisch gefallen sind, teils auf zehn Dollar pro Trade (oder noch weniger).
Es ist allerdings nichts dagegen einzuwenden, wenn man als Optionsanfänger seine Trades von einem Vertreter der Brokerfirma (der nicht mehr als Börsenmakler, sondern als Broker bezeichnet wird) platzieren lässt. Der Broker bestätigt auch die Trades, die Sie tätigen. (Wenn ein Broker die Trades tätigt, kostet es ein bisschen mehr.)
Zwar sollten Sie bei der Wahl eines Onlinebrokers die Höhe der Gebühren berücksichtigen, aber Sie wollen ja auch kompetente Kundendienstmitarbeiter haben, die Ihnen bei den Trades helfen und mit Ihnen Optionsstrategien besprechen. Auch wollen Sie eine Brokerfirma haben, die ausgefeilte Software und Tools anbietet, die Ihre Trades schnell sowie zu den besten Geld- und Briefkursen an den Markt leitet. Außerdem wollen Sie Zugang zu Online-Schulungsmaterialien wie Webinaren und Artikeln haben. Auch ist es nützlich, wenn die Kundenservice-Mitarbeiter mindestens zwölf Stunden am Tag zur Verfügung stehen, um Fragen zu beantworten.
Wählen Sie einen Broker, der alles Erwähnte bietet. Allgemein bekannte Brokerhäuser haben Optionsfachleute, die Ihnen gerne dabei helfen, Ihr Optionskonto einzurichten und zu verwalten.
Schritt 2: Der Einschusskredit
Wenn man sich von einer Brokerfirma Geld leiht, um Aktien zu kaufen, dann kauft man „auf Margin“ beziehungsweise nutzt einen „Einschusskredit“ und dafür braucht man ein Einschusskonto.
Wenn Sie beschließen, bei Ihrem Broker ein Einschusskonto zu eröffnen, müssen Sie zuvor einen Einschuss-Kreditvertrag abschließen. Das geht ähnlich wie bei einem üblichen Kreditantrag. Die Brokerfirma nimmt eine Bonitätsprüfung vor und verlangt, dass Sie einen ausführlichen Fragebogen wahrheitsgemäß ausfüllen. Das Brokerhaus will wissen, ob Sie die nötigen Finanzmittel und das nötige Wissen haben, um mit Einschüssen umzugehen. Es möchte auch, dass Sie die möglichen Risiken kennen. Bei guter Bonität dürfte es kein Problem sein, den Antrag genehmigt zu bekommen.
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