Der vorliegende Band hat keineswegs den Anspruch einer Enzyklopädie, sondern versucht vielmehr, den an Gitarre interessierten Leser zu unterhalten und ein paar Fakten über das Instrument zu erläutern.
So geht es um Akustikgitarren, Westerngitarren, E-Gitarren, auf was man beim Lernen achten muss, Tipps zum Üben und Aufwärmen, die gängigsten Spieltechniken, Probleme beim Spielen, Verkrampfungen und Schmerzen, Privatlehrer oder Musikschule, Online-Kurse, Gitarrenkauf, Instrumentengröße, Lagerung, Zubehör und Bauteile, Linkshändergitarren, Gitarrensaiten, Saitenwechsel, Gitarre stimmen, Noten, Tabs, Akkordbezeichnungen und noch vieles mehr.
Nun wünsche ich allen viel Vergnügen beim Lesen.
1. Ich will Gitarre lernen. Wie fange ich an?
Zunächst benötigst du natürlich ein passendes Instrument. Hierfür solltest du wissen, welche Musikrichtung du spielen möchtest und die Gitarre dementsprechend auswählen. Solltest du in diesem Punkt unentschlossen sein, empfehle ich immer mit einer Konzertgitarre zu beginnen. Die Nylonsaiten sind für einen Anfänger gut zu bespielen und das Instrument lässt sich in vielen Musikrichtungen einsetzen.
Der nächste wichtige Schritt ist dann die Entscheidung für die passende Unterrichtsmethode. Möchtest du einen Privatlehrer, dich an einer Musikschule anmelden, dich als Autodidakt versuchen oder online Gitarre lernen.
-Wenn Du in einer Stadt mit guten Unterrichtsangeboten (Musikschule oder Privatlehrer) lebst und auch die Zeit für regelmäßigen Unterricht findest, ist das sicher eine erfolgversprechende Methode. Wähle aber den Lehrer gut aus und erkundige dich auch nach den jeweiligen Qualifikationen.
-Sich das Gitarre spielen selbst als Autodidakt beizubringen, kann bis zu einem gewissen Level gut gehen und ist davon abhängig, was du auf dem Instrument erreichen willst. Es führt jedoch meist in eine Sackgasse, in der man schwer wieder umkehren kann. Ich hatte des Öfteren Schüler, die sich schon einige Zeit das Gitarre spielen selbst beigebracht haben und sich dann für richtigen Unterricht entschieden haben. Meist brauchen die aber viel länger als ein absoluter Anfänger, weil man bei den Autodidakten erst einmal damit beschäftigt ist schlechte Angewohnheiten wieder abzutrainieren.
-Der Online-Unterricht ist praktisch für Menschen, die zeitlich nicht so flexibel sind und/oder weitab von Musikschulen und Gitarrenlehrern wohnen. Ansonsten gilt es das Gleiche zu beachten wie bei einem Lehrer in Fleisch und Blut: Achte auf die Qualität! Es gibt viel Gutes und Schlechtes auf Videoplattformen wie youtube oder vimeo. Als Anfänger aber bei jedem einzelnen Video zu entscheiden, ob das gerade das Richtige ist, ist schier unmöglich. Deshalb erkundige dich nach einer Plattform mit qualifizierten Lehrern und vor allem einer Seite mit einem pädagogischen Konzept bei der du logisch, Schritt für Schritt, zum Ziel geführt wirst.
2. Wann werden meine Akkordwechsel endlich schneller?
Beim Üben von Akkordwechseln werden oft die gleichen Fehler gemacht. Hauptsächlich sind zu große Bewegungen der Finger der linken Hand dafür verantwortlich, dass der nächste Akkord zu spät erreicht wird.
Als Weg zur Lösung sollte man sich zunächst zwei sehr leichte Akkorde aussuchen und folgenden Vorgang, ohne mit der rechten Hand den Akkord anzuschlagen, ganz langsam üben: Du greifst den ersten Akkord und überlegst dir dann, für jeden einzelnen Finger, den kürzesten Weg zum Zielakkord. Die jeweiligen Finger gehen dann in Zeitlupentempo und auf kürzestem Wege zum nächsten Akkord. Das gleiche machst du dann wieder zurück zum Ausgangsakkord. Im Verlauf dieser Übung ist natürlich das Ziel, den Ablauf nicht mehr im Zeitlupentempo zu machen, sondern langsam und allmählich immer schneller werden zu lassen.
Wenn du den Eindruck hast, dass alles richtig funktioniert, machst du ein Metronom oder eine Drummachine auf Tempo 60 und wechselst zwischen den beiden Akkorden hin und her, wobei jeder Akkord vier Metronomschläge bekommt, aber nur einmal angeschlagen wird. Nun kommen drei Schwierigkeitsabstufungen, die dich deinem Ziel deutlich näher bringen werden:
Du schlägst den ersten Akkord auf den ersten Metronomschlag an und beginnst schon beim zweiten Schlag damit, auf kürzestem Wege, alle Finger ganz ruhig zum nächsten Griff zu bewegen. Du hast also drei Schläge Zeit, um dann pünktlich den neuen Akkord zu spielen.
Nun machst du das selbe, beginnst aber erst mit dem Wechsel beim dritten Metronomschlag.
Du kannst dir natürlich denken, dass der letzte Schritt noch einmal das gleiche beinhaltet, nur dass du erst beim vierten Metronomschlag losgehen darfst.
Neben dem soeben beschriebenen Problem gibt es noch zwei weitere Punkte, auf die ich dich aufmerksam machen möchte:
-Finger liegen lassen: Es gibt zahlreiche Akkordwechsel, bei denen ein oder sogar mehrere Finger der linken Hand liegen gelassen werden können. Diese Tatsache solltest du dir zu Nutze machen - nie einen Finger hochheben, um ihn dann für den nächsten Akkord wieder auf die gleiche Stelle zu setzen (außer du machst dies absichtlich aus Artikulationsgründen). Hier ein Beispiel: E-Moll und C-Dur. Wenn du einen "normalen" E-Moll-Akkord mit dem Zeige- und Mittelfinger greifst und danach zu einem C-Dur Akkord wechselst, kann der Mittelfinger auf der d-Saite im 2. Bund natürlich liegen bleiben, weil er für den C-Dur-Akkord genau an dieser Stelle auch benötigt wird.
-Lagenwechsel: Bei Akkordwechseln, bei denen du die Lage wechseln musst, macht oft die Vorstellung, dass man mit den Fingern einen so weiten Weg zurücklegen muss, Probleme. Dabei stimmt diese Annahme gar nicht - warum?
Die Finger der linken Hand müssen eigentlich nur den passenden Saitenwechsel schaffen, wie bei einem normalen Akkordwechsel auch. Für den Lagenwechsel sind nämlich nicht die Finger verantwortlich, sondern der linke Arm. Er führt die Hand an die richtige Position.
Wenn es also mit einem Lagenwechsel Probleme gibt, versuche doch erst einmal den Zielakkord in der gleichen Lage zu greifen wie dein Ausgangsakkord zu greifen ist. Das klingt zunächst natürlich nicht wie es soll, aber die Finger lernen so besser ihre Aufgabe kennen und wenn das dann funktioniert, nimmst du die Armbewegung einfach mit hinzu und schon ist der Lagenwechsel gar nicht mehr so schwer.
3. Welche Lieder sind zum Anfangen geeignet?
Wenn wir von Akkordbegleitung sprechen, sind für den Anfang alle Lieder mit sogenannten "offenen Akkorden" (open chords) geeignet. Auf keinen Fall würde ich empfehlen mit Barréakkorden (Quergriffe) zu beginnen. Ganz konkret sind das die Akkorde C-Dur, D-Dur, E-Dur, G-Dur, A-Dur, D-Moll, E-Moll, A-Moll und noch einige Septimakkorde wie C7, D7, E7, G7, A7 und H7 (bzw. international B7). Mit diesen relativ einfachen Akkorden kann man schon eine ganze Menge Songs begleiten, ohne dabei sehr schwere Akkorde greifen zu müssen. Es gibt sogar Notenbücher zu kaufen mit den Titeln "Hundert Songs mit 3 Akkorden" und man kommt ins Staunen, dass man mit nur drei Griffen so viele Songs spielen kann.
Da viele Anfänger auch mit diesen Akkorden ihre Mühe haben, fange ich auf www.gitarrenstunde.tvsogar mit noch einfacheren Varianten dieser Akkorde an, so dass man oft schon nach wenigen Tagen Songs auf der Gitarre begleiten kann.
Zur konkreten Frage "welche Lieder?" ist die Antwort dann ganz einfach. Je weniger Akkorde, umso leichter ist das Stück, wobei aber auch die Häufigkeit der Akkordwechsel eine Rolle spielt. Achte bei deiner Auswahl also darauf, ob die oben genannten Akkorde vorkommen und darauf, dass nicht in jedem Takt ein neuer Akkord erscheint.
4. Wie lange werde ich brauchen, bis ich "recht gut" spielen kann?
Auch bei dieser Frage muss erst einmal definiert werden was "recht gut" spielen bedeutet, denn das heißt für jeden etwas anderes. Für die einen bedeutet recht gut spielen, wenn ein berühmter Popstar sich mit ein paar Akkorden auf der Gitarre begleiten kann. Für die anderen fängt "recht gut" spielen erst an, wenn man virtuose Solos von Slash, Eddie van Halen, Angus Young, Steve Vai oder komplexe klassische Solostücke auf der Gitarre spielen kann.
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