„Und einen ganz neuen Kandidaten ins Team integrieren?“
Hell stieß die Luft aus. „Wo soll der denn herkommen? Die Polizeipräsidentin reibt sich jetzt schon die Hände, dass eine Stelle nicht besetzt ist und wird einen Teufel tun, mir einen neuen Kollegen ins Team zu stellen. Bei der Frau stehen doch die nackten Zahlen im Vordergrund“, fuhr Hell fast auf, da ihn dieses Thema mehr als aufregte.
„Noch ist Wendt nicht weg, diesen Fall könnt ihr noch gemeinsam lösen“, erinnerte ihn Franziska besänftigend.
Diesen Fall lösen, dachte Hell. „Wenn ich erahnen könnte, wie schnell wir eine heiße Spur haben werden, wäre mir wohler.“
Franziska bedauerte ihren Partner, der von jetzt auf gleich aus dem Urlaub geholt und in dieses offensichtlich sehr verwirrende Puzzle geworfen worden war. Sie seufzte und schüttelte den Kopf. „Es wird laufen wie immer. Du wirst den Fall lösen. Mit einer Portion Glück geht dann dein Urlaub weiter.“
„Unser Urlaub“, verbesserte sie Hell, hob erneut das Glas. „Auf uns!“
Die Liebe in Franziskas Augen war nicht zu übersehen, als sie mit ihm anstieß.
*
Swisttal-Heimerzheim
Mansur Kadyrow war hin- und hergerissen. Sein Freund Argun war vor seinen Augen ermordet worden. Sollte er mit seinem Wissen zur Polizei gehen und dort von dem ‚Unfall‘ beichten, den sie mit dem jungen Mädchen gehabt hatten? War es damit vorbei? War er sicher vor diesem Scheusal, das Argun hingerichtet hatte? Er konnte diese Frage getrost verneinen. Reek würde alles daransetzen, den Zeugen für diesen Mord ebenfalls zu erledigen. Wenn er es nicht selber tat, so war Kadyrow sicher, dass Reek selbst im Gefängnis Gehilfen hatte, die ihm diesen Gefallen tun würden. Für eine gewisse Zeit musste er die Füße still halten, um in aller Ruhe seine Flucht vorzubereiten. Flucht. Irgendwohin ins Ausland, wo man sich verstecken konnte. In der alten Heimat oder in Georgien. Dorthin, wo Reek ihn nicht aufspüren konnte. Weil er dort der Fremde war. So wie es Argun und er in Deutschland waren.
Wie jeden Abend nach dem Schlachten war es seine Aufgabe, die Boxen, in denen die Tiere getötet wurden, von deren Überresten zu säubern. Es stank nach Blut, Fleisch und der Angst der Tiere, die hier jeden Tag zu Tausenden getötet wurden. Die Stiefel, die ihm bis zur Hüfte gingen, schmatzten unter seinen Schritten. Er watete durch einen See aus Blut. Es machte ihm nichts mehr aus, mit der Zeit hatte er sich an seine Arbeit gewöhnt. An den Gestank und das Tierleid. Die Schutzbrille lief bereits unter seinem Schweiß an. Es war eine anstrengende Arbeit, die Boxen für den nächsten Tag steril zu säubern. Man musste jeden Tag mit einem Besuch von Medizinern der Veterinärämter rechnen, die die hygienischen Zustände in den deutschen Schlachthöfen begutachteten. Das passierte nicht erst seitdem die Tierschützer immer hysterischer wurden und die Veganer verächtlich mit den Fingern auf die Fleischfresser zeigten. Die ganze Branche war im Umbruch. Doch das kümmerte ihn nicht. Mit dem langen Strahlrohr reinigte er gerade den versiegelten Boden einer der Boxen. Das mit Blut vermischte Wasser spritzte ihm bis auf die Brille, landete auf seinen Lippen. Angewidert spuckte er aus, nahm den Finger vom Auslöser des Pistolenkopfes und sah sich um.
Sogar mit beeinträchtigter Sicht bemerkte er, dass eines der Bolzenschussgeräte nicht an seinem Platz hing. Auch diese Geräte hatte er zu säubern. Keiner hatte ihm gesagt, dass es defekt sei oder ausgetauscht werden müsste. Er stellte sich dicht an das Metallgatter, fragte sich, warum der Druckluftschlauch des Schussgerätes von dieser Box hinüber in die angrenzende Box führte. Er zog sich mit beiden Händen an dem Gatter hoch, um nachzusehen. Mit einem Mal tauchten plötzlich zwei helle Schemen vor ihm auf. Noch bevor er überrascht aufschreien konnte, drückte ihm einer der beiden das Schussgerät vor die Stirn. Kadyrows Stirn explodierte und sein toter Körper stürzte zurück in die Box.
*
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