Manou Rabe
CHICA MIT BULLI
Surfer Roman
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Manou Rabe CHICA MIT BULLI Surfer Roman Dieses ebook wurde erstellt bei
Chica mit Bulli
Adios
Fly high and touch the Sky
Bingtang Beer
Pretty Sad Days
September Sessions
The Roof is on Fire
Knock-Out
Fake Friend
Pura Vida
Getting Lost
Every End is a new Beginning
Let Love find you
Take Me Away
Summer Love and Midnight Kisses
Going north
Going South
Never give up
Happiness is a Journey
Keep Calm and enjoy Camp Life
Young, Wild and Free
Zum Schluss-Danke für den Fish
Eddies kleines SURFER ABC
Last but not Least
Impressum neobooks
Wenn du etwas loslässt, bist du etwas glücklicher. Wenn du viel loslässt, bist du viel glücklicher. Wenn du ganz loslässt, bist du frei. -Ajahn Chah
Papaya, Sesam, Mango, Orange, Zimt und Salbei.
Vor meinem geistigen Auge erscheint ein großer, orientalischer Basar mit all seinen exotischen Gerüchen, Früchten, Gemüse und duftenden Kräutern sowie dem lauten, geschäftigen Treiben.
Seufzend öffne ich meine Augen wieder - und stehe nach wie vor dem Farbregal eines durchschnittlichen deutschen Baumarktes. Papaya, Sesam und Mango sind die Namen der Farbtöne.
Seit 30 Minuten stehe ich bereits vor dem Regal mit den Farben und kann mich nicht entscheiden. Die Gerüche nach Zimt, nach Zitrusfrüchten, nach Ingwer, Pfeffer und Chili – sie weichen der dumpfen Erkenntnis in einem Gang zu stehen, wo Terpentin und Farbverdünner die Geruchskulisse dominieren.
Wie soll man sich denn heutzutage überhaupt noch zu irgendwas entscheiden? Bei dieser Auswahl an Farbtöpfen und Designmöglichkeiten wird mir schwindelig.
Dann entdecke ich eine Ecke mit Rabattfarbeimern.
Ich packe Mango und Salbei zurück ins Regal und schnappe mir entschlossen einen etwas altmodischen, dafür aber schön günstigen Farbeimer. Sonnengelb. Perfekt. Genau das brauche ich.
Sonnengelb! Sommer, Sonne, Sonnenschein - Urlaub! Los geht’s!
Endlich reiße ich mich von den Regalen los. Schnell heim, um mit der Renovierung meines mittlerweile historischen Wohnmobils zu beginnen.
An der Kasse freue ich mich: der Eimer Sonnengelb rettet mich, sonst würde ich wahrscheinlich völlig ratlos bis zum Ladenschluss vor den endlosen Regalen stehen und abwägen, ob ich Salbei und Zimt mit Sesam oder Mango-Zitrone auf Orange als Grundfarben wählen sollte.
Aber endlos soll ja was ganz anderes werden. Der Sommer. Endless Summer. Mein eigener, nicht enden wollender Sommer – der Traum eines jeden Wellenreiters!
Und dafür stellt sich Sonnengelb einfach als perfekte Wahl heraus. Perfekt für was? Perfekt für meinen Hanomag Henschel. Suleica Orion. Bitte? Wer oder was soll das sein?
Also gut, von vorn. Suleica steht für Super-Leicht-Caravan. So wie Hanuta für Haselnusstafel steht und Nutella für Nuss-Zeugs-Creme. Ja,... bei den Italienern, da weiß man es nicht so genau.
Ha – Nu – Ta = Hasel-Nuss-Tafel.
Su – Lei – Ca = Super-Leicht-Caravan.
Das war damals halt so. 1958/59 entschied sich die Firma Kunststofftechnik Ferdinand Schäfer in Detmold, einen leichtgewichtigen Campingwagen aus GFK zu bauen. So ähnlich ist es auch nachzulesen auf der Fanseite des Orion Suleica Clubs. Auf dem Reißbrett entstand ein aufsehenerregender Wohnanhänger mit einer Aufbaulänge von 4,30 Metern, Eigengewicht etwa 560 und zulässiges Gesamtgewicht 800 Kilogramm. Typ F430.
Runde, fast weibliche Formen dominierten das Erscheinungsbild. Erstvorstellung 1962, in Serie gebaut bis 1968. Im Zuge einer Präsentation in der medialen Öffentlichkeit prägte der damalige Motor-Fachjournalist Fritz B. Busch von der Zeitschrift Auto Motor und Sport aus dem Wortgebilde Super-Leicht-Caravan die heute noch gebräuchliche Bezeichnung Suleica.
Der Hersteller Hanomag Henschel aus Hamburg baute dieses automobile Kunststoffwunder in den 60ern und 70ern rund 160 mal, genaue Zahlen findet man leider nicht, und taufte die Suleica auf den Namen Orion. Der Name für mein kleines Kunstwerk war geboren: RIO! Benannt nach Rio de Janeiro - der vermutlich mit Abstand schönsten Stadt auf dieser Welt! Wenn ich an Rio denke, denke ich an Faulenzen am Strand, Bikinischönheiten, Sonne und Kultur - aber auch an Samba, Segeln und Surfen.
Und Rio, einer dieser raren Schätze deutscher Automobilkunst, sollte nun von mir renoviert werden und auch wieder auf die Straße zurück finden. Und eben nicht nur auf deutsche Straßen, sondern sollte er vor allem die europäischen Küsten von Dänemark bis Spanien unsicher machen!
Eine Surf- und Urlaubsreise mit einem Oldtimer als Freund: Sylt, Dänemark, Norwegen, Holland, Belgien, Frankreich, Nordspanien, Portugal, Südspanien und eventuell noch Marokko. Das ist mein Plan. Mein Traum!
Den Atlantik rauf und runter und immer auf der Suche nach einer freundlichen Welle. Zum Wellenreiten! Mit Kind und Kegel.
Ja – da sind wir schon. Das Kind kommt mit. Aktuell ist es noch recht jung, quasi frisch aus mir heraus... geschlüpft.
Das Beste, was mir je passieren konnte: Mein kleiner Miki.
Aktuell bin ich ja in Elternzeit. Elternzeit? Ja. Das sollte man ausnutzen - die Gelegenheit kommt vielleicht nie wieder. Eventuell wird man nie wieder so viel Zeit haben, um sie mit seinem Kind zu verbringen. Oder man wird nie wieder ausreichend Geld haben. Und falls doch, wer weiß, ob einen nicht irgendwann einfach der Mut verlässt...
Der Mut, allein mit einem Kleinkind in einem Oldtimer die Küsten Europas hinauf und hinab zu tingeln - auf der Suche nach schönen Wellen und einem endlosen Sommer.
Deshalb reise ich jetzt, nutze den Schwung meiner Vorfreude und fast kindlichen Unbedarftheit um mein altertümliches Wohnmobil zusammenzuschrauben, mein Baby einzuladen und Freunde und Familie für unbestimmte Zeit hinter mir zu lassen. Und um in Gebiete vorzudringen, in denen noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist.
Zumindest noch keine frisch gebackene neunundzwanzigjährige Mutter mit knapp einjährigem Baby in einem frisch renovierten, neununddreißig Jahre alten Oldtimer. Ohne männliche Begleitung.
Es muss passieren. Jetzt. Time is now!!
Murmeltiertag? Ist stehe schon wieder in einem Baumarkt - diesmal in einem anderen. Auf der Suche nach Korkplatten. Und natürlich sind die dünnen Dämmplatten, die ich brauche, nicht mehr erhältlich. Klar. Kork ist in den 2000ern ja auch definitiv sowas von out. Ein Relikt aus der guten alten Zeiten, als es im Keller (der Eltern) noch einen schicken Partyraum mit Minibar gab. Damals war Kork echt schick! Ok, so richtig schick war es noch nie. Um ehrlich zu sein: eigentlich war Kork in den 80ern schon out.
Aber Kork ist so unsagbar praktisch! Und billig. Ich muss echt rechnen und jeden Euro mehrfach umdrehen, denn der Trip wird ja auch einiges Kosten. Benzin, Essen, Pampers. Postkarten. Ich grinse erwartungsvoll.
Einige Stunden später betrachte ich mein Werk zufrieden. Geht doch: irgendwelche Korkplatten gefunden, irgendwelche Korkplatten verklebt - und schon sieht der Superleichtcaravan sowas von oldschool aus! Ich grinse zufrieden.
„Hallo Täubchen, Eddie, wo steckst Du?“ Meine Mami ist extra knapp fünfhundert Kilometer angereist, um ein paar Blümchen-Vorhänge zum Projekt "endloser Sommer" beizutragen.
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