Wir Kleinkünstler, die wir jahraus und jahrein die kleinen und kleinsten Spielstätten bedient haben, werden nämlich vermutlich – wenn überhaupt – als Letzte in den Genuss kommen, wieder uneingeschränkt arbeiten zu können. Vorausgesetzt die Spielstätten sind dann noch da und nicht inzwischen auch schon über den Jordan gegangen. Und das zeigt mir gemeinsam mit dem ganzen Brimborium rund um das Virus und die angeblichen damit verbundenen Hilfspakete, dass es die Politik einen Scheißdreck interessiert, wie es um die (Klein-)Kunst in unserem Lande bestellt ist.
Ich habe im letzten Jahr des Öfteren Musik und Vorträge bei Wahlveranstaltungen der Kommunal- bzw. Europawahl gemacht, weil ich meine eigene Unterstützung für sinnvoll erachtet habe und mich mit den Zielen identifizieren konnte.
Nächstes Jahr sind wieder Wahlen. Merkt man ja auch, wenn man sich die beiden Alpha-Tierchen (richtig: Der Herr Gesundheitsminister war jetzt nicht gemeint!) in der Union so anguckt.
Ich werde einen Teufel tun und zum Boykott aufrufen. Das muss jeder Künstler für sich selber entscheiden. Ob ich mich allerdings auf irgendeiner Veranstaltung meiner Partei im nächsten Jahr nochmal vor den Karren spannen lasse, werde ich mir bis dahin noch sehr genau überlegen!
Guckt nicht so traurig! Es ist Frühling!
Kurts Mitteilungen am 17.04.2020
Donnerwetter! Kaum sagt man bei Facebook mal kurz Bescheid, dass mein Buch fertig ist, schon kaufen die Leute, als wäre es das letzte Buch, das ich schreiben werde! Von wegen. Da kommt noch was!
Vielen Dank, liebe Lesende. Das läuft ja schon wie ein Länderspiel und dabei ist das Buch noch gar nicht offiziell veröffentlicht. Erst so in knapp 2 Wochen und dann kann man den Schinken auch bei Epubli, Hugendubel und Konsorten kaufen. Das eBook für die Freunde des übersichtlichen Bücherregals wird bis dahin auch fertig sein (nehme ich an). Falls einige der mir bekannten Wirte also vorhaben sollten, nach den Beschränkungen wieder aufzusperren: Wir können sehr gerne Termine für Lesungen mit Musik machen. Kultur kann man ja nicht genug an die Mannenden bringen in diesen Zeiten!
In meinem fortgeschrittenen Alter soll man es dann ja auch quasi als Veteran, der die Pandemie überlebte, so als ehemaliger Angehöriger der Risikogruppe schlechthin, etwas ruhiger angehen lassen. Und bis der Spaß hier vorbei ist, werde ich vermutlich genügend Zeit haben, mich auf diese Aufgabe „ruhig angehen lassen“ angemessen vorzubereiten.
Sagen wir es mal so: Die Auftritte – und davon habe ich im Laufe des Jahres ja sonst eine ganze Menge – ob alleine oder im Duo zusammen mit Jürgen Koch-Janson gehen mir schon gewaltig ab. Auf kleinen Bühnen stehen zu dürfen und nach dem Auftritt mit dem Gefühl in den Tourbus zu klettern, man hat ein paar Leute zumindest an diesem Abend für ein paar Stunden froh gemacht, ist ein echtes Geschenk, für das ich äußerst dankbar bin.
Genau genommen bin ich in erster Linie Berufskraftfahrer, weil ich 70% meiner Arbeitszeit auf deutschen oder europäischen Straßen verbringe. Und eines ist mal sicher, Leute: Diese unselige Rumgurkerei in der Zeit vor dem Virus vermisse ich im Moment überhaupt nicht!
Es ist recht unterhaltsam, welche Meinung man vom Beruf der Kulturschaffenden zuweilen so in der Gesellschaft antrifft. Hier und da auch bei vielleicht noch nicht so sehr erfahrenen oder weniger verantwortungsbewussten Veranstaltern.
Da wird schon mal gerne davon ausgegangen, dass wir ja eigentlich nur für ein paar wenige Stunden auf irgendwelchen Bühnen rumstehen, ein paar muntere Lieder trällern und dafür einen unglaublich großen Haufen Geldes bekommen. Diese Ansichten muss ich natürlich ein wenig relativieren, weil so geht es wirklich nicht!
„Du machst das doch nur wegen dem Geld!“ hört man dann auch bisweilen von Teilnehmern, die sich im Laufe des Abends erfolgreich auf mein Niveau runtergesoffen haben.
Also:
1. Ich stehe nicht auf Bühnen rum, sondern ich sitze. In meinem Alter brauche ich das nicht mehr, mir stundenlang die Beine in den Bauch zu stehen. Ich bin im Sitzen etwas kleiner und es ist übrigens auch viel bequemer. Außerdem hat das Publikum dann auch nicht den Eindruck, ich wolle überheblich auf die Leute herabsehen. Kultur auf Augenhöhe sozusagen!
2. Unfassbar groß ist der Geldhaufen nicht. Schon ganz ordentlich, aber nicht unfassbar groß.
3. Es wird gerne übersehen, dass die meisten Berufsmusiker ihr gesamtes Auskommen und ihre soziale Absicherung aus den Gagen bestreiten müssen. Und das kann ich Euch versprechen: Da kommt ganz schön was zusammen.
4. Ich rechne jetzt mal nicht die administrative Vorbereitungszeit (Plakate/Flyer vorbereiten, Akquise neuer Spielstätten, ggf. Verträge erstellen, neue Lieder komponieren, neue CDs aufnehmen und vermarkten, GEMA-Listen erstellen und und und) für einen Auftritt, sondern nur Anfahrt, Aufbau Konzert, Abbau, Übernachtung und Rück- bzw. Weiterfahrt. Und spätestens an dieser Stelle werden Eingeweihte wissend nicken, dass da schon eine ganze Menge Idealismus und Liebe zum Beruf dazugehören, um das zu machen, was meine Kollegen und mich das Jahr über so gerne durch die Lande treibt.
5. Ich mache es nicht wegen dem Geld, sondern wegen des Geldes. Das unterscheidet mich möglicherweise von Alleinunterhaltern.
Wenn das Ergebnis dieser Krise nun sein sollte, dass es die gesamte Welt mit etwas weniger Dampf auf dem Kessel auch auf die Reihe kriegt, dann ist das ganz sicher etwas, worüber wir uns freuen können.
Nur weil man Bücher von Richard David Precht liest, ist man deshalb sicherlich noch kein Philosoph. Es hilft einem aber, auch alltägliche Dinge aus anderen Blickwinkeln zu sehen und ab und zu mal über die Welt nachzudenken. Darüber, dass die Menschheit dem Planeten gegenüber inzwischen schon seit längerer Zeit ab Mitte des Jahres auf Pump lebt und darüber, dass wir mit unserem Erdball umgehen, als hätten wir noch einen im Keller. Haben wir aber nicht. Ich war gerade unten und hab extra nachgeguckt!
Im Moment gönnen wir unserer Erde offensichtlich eine weltweite Verschnaufpause und ich persönlich würde es ziemlich gut finden, wenn es hinterher nicht wieder nur noch um Wirtschaftswachstum in unserem Lande (ach was sag ich?), auf der ganzen Welt gehen würde. Wenn ich mir allerdings angucke, mit welchem Elan bereits jetzt wieder die Wirtschaft angekurbelt werden soll, habe ich da nicht so sehr viel Hoffnung. Mal gucken, ich will mich ja nicht ärgern!
Durchhalten, wir schaffen das schon!
Kurts Mitteilungen 18.04.2020
Da ich natürlich weiterhin „Kurts Mitteilungen“ für Euch schreibe, wird inzwischen auch das zweite Manuskript dicker und dicker. Meine Frau hat für das nächste Buch schon einen trefflichen Titel ersonnen, den ich aber natürlich noch nicht verrate, weil sonst die ganze Überraschung futsch ist.
Man will ja nicht Tag für Tag auf Facebook und dem, was man da so liest und hört, herumhacken, aber einfach wird einem der Verzicht darauf nicht gemacht. Also der Verzicht auf das Rumhacken.
Genial finde ich in diesem Zusammenhang die Kontras, die bei immer wiederkehrenden Rechenaufgaben (bei denen eigentlich immer die Lösung 42 sein müsste, sofern man ein Handtuch dabei hat) Anwendung finden. Da hat man schon mal Spaß!
Von einigen Kollegen und solchen, die es womöglich werden wollen, finden sich auch wieder vermehrt Hörproben mit dazugehörigen Videos, die nachdrücklich dokumentieren, dass hier und da auch die Verwahrlosung den Peak noch nicht erreicht hat.
Manches, was man hört, ist so unglaublich schön! Ich gebe zu, dass mich inzwischen hier und da die Altersmilde ereilt und dass ich, wenn etwas ganz besonders schön ist, auch schon mal ein Tränchen der Rührung vergieße und dann auch ein bisschen schniefen muss.
Читать дальше