Gul, der sich möglichst beiläufig umgesehen hatte, beugte sich zu ihr und wisperte: „Es sieht so aus, als wäre sie eine der Kellnerinnen am anderen Tisch.“
„Immerhin ist es nicht Lita oder Ran“, seufzte sie. Die meist weibliche Tugend Demut und der oft männliche Mäßigkeit könnten sonst alles zunichte machen, was sie bisher erreicht hatten. Der Unterschied war noch klein, Mr Hammond strahlte noch immer Tugendhaftigkeit aus wie ein Kernkraftwerk Radioaktivität, doch der Glanz war schon etwas schwächer geworden.
„Wir wussten, dass es früher oder später soweit kommt“, sagte Gul. „Wobei mir später lieber gewesen wäre.“
„Ja.“ Lil atmete tief durch. „Meine Vorstellung von ‚Hilfe von oben‘ ist ein Scharfschütze auf einem Dach.“
„Den könnten wir gut gebrauchen“, lachte Völlerei leise, ehe er ernst fragte: „Was machen wir jetzt?“
„Wir sollten abhauen, bevor Cari zurückkommt und spitzbekommt, was wir hier vorhaben. Bia hat gute Arbeit geleistet.“
Gul nickte und sah Eitelkeit intensiv an, bis diese seinen Blick erwiderte.
Es war nicht wirkliche Telepathie, doch wie alle Geschöpfe der Hölle auch konnten die Todsünden untereinander kommunizieren ohne Worte zu benutzen, selbst über große Distanzen hinweg. Früher war das unumgänglich gewesen, bis die Menschen Telekommunikationstechnik erfunden hatten. Andernfalls wäre es auch Luzifer niemals möglich gewesen, seine Sieben oder sonst einen Dämon zu sich zu rufen oder zu kontrollieren.
Missfallen zeigte sich in Bias hellen Augen, doch sie nickte. Sie verabschiedete sich überschwänglich bei Hammond, küsste ihn vertraut auf die Wange und sorgte so dafür, dass er tatsächlich rote Ohren bekam. Lil hörte ein verräterisches Klicken und als sie sich dieses Mal umdrehte, sah sie einen schlaksigen Mann mit einem Fotoapparat um die Ecke spähen. Wieder klickte es – und Lil musste grinsen. Sie würde den winzigen Rest ihrer Seele darauf verwetten, dass der Paparazzo ein Bild davon hatte, wie Hammond mit einem Weinglas in der Hand von einer schönen Frau geküsst wurde.
Sie nutzte ein bisschen ihrer Macht, um dafür zu sorgen, dass dieser glückliche Zufall auch zu dem von ihnen gewünschten Ergebnis führte. Sie gab dem Mann ein, dass er einen betrunkenen Nicholas Hammond gesehen hatte, der hemmungslos mit einer Frau geflirtet hatte.
Die Zeitungen würden sich auf diesen kleinen Skandal stürzen wie die Geier auf ein frisches Stück Aas.
Kurz darauf verließen Lil, Gul und Bia das Restaurant und schlenderten zu einer Seitengasse. Niemand hielt sie auf, keine Tugend warf sich ihnen in den Weg und wollte wissen, was sie hier getrieben hatten. Immerhin.
„Das hat Spaß gemacht“, verkündete Bia gutgelaunt. Ihre Augen, die nun wieder goldfarben waren, glommen in der Dunkelheit auf. „Schade, dass Cari uns in die Parade gefahren ist.“
„Das war gefährlich“, murmelte Gul. Er hatte einen Arm sowohl um Lil als auch um die andere Frau gelegt und zog sie bei den Worten ein wenig näher zu sich.
„Ja, es ist verdammt gefährlich“, sagte Lil selbstzufrieden, „und genau deswegen macht es so einen Spaß.“
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