Hannelore Kleinschmid - Wie ein Engel auf Erden

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Beate Blaugrün, alleinstehend, 53 Jahre, erwacht stumm und zunächst staunend aus einem Koma, in das sie am letzten Tag der DDR nach einem Selbstmordversuch gefallen war. Als Bibliothekarin hatte sie auf dem Bahnhof der thürinigischen Kleinstadt eine Bücherei der Deutschen Reichsbahn betrieben, die nach der Wende niemand mehr bezahlen konnte. Der Vorschlag, statt mit Büchern am Fahrkartenschalter zu arbeiten, trieb die Tochter eines stadtbekannten Arztes zur Verzweiflungstat. Ins Leben zurückgekehrt, wenn auch stumm, entdeckt sie nicht nur um sich herum Veränderungen, auch sie selbst hat sich verändert: Hormonströme wie in der Pubertät erregen sie und lenken ihr Sinnen und Trachten darauf, sich einen Mann zu verschaffen. Das geschenkte Leben soll ausschließlich der Lust dienen. Vom Koma zurückgeblieben sind Unsicherheiten in den Bewegungen, so dass sie sich daran gewöhnt, einen Gehstock zu benutzen. Erinnerungslücken scheinen sie nicht zu plagen. So findet sie das Wochenendgrundstück ihrer Eltern, das unerreichbar im DDR-Grenzgebiet lag, und richtet es her. Aber in der Kindheit ahnt sie einen weißen Fleck, der sie manchmal beunruhigt. Als in ihrer Umgebung Männer verschwinden, taucht bei Beate Blaugrün ein Polizeikommissar auf. Er ihr gefällt. Ist das Liebe, fragt sie sich.

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In Karins Herz war so viel Raum, dass sie mich im zarten Alter von vierzig Jahren als Vollwaise in ihren Familienkreis aufnahm.

Wir liefen zusammen. Wir joggten hintereinander her oder nebeneinander, und es war die schönste Zeit in meinem Leben. In meinem ersten Leben, füge ich zur Unterscheidung hinzu, denn das neugewonnene soll - wie ich mir selbst dauernd denke - nichts als genussreiche Zeiten bringen. Die Depressionen schicke ich sonst wohin, lasse sie den Bach runter und allein in die Hölle gehen. Im neuen Leben schlucke ich alle Pillen, derer ich habhaft werden kann. Wenn sie mir zu rosiger Stimmung verhelfen, muss nicht eine einzige von ihnen durch die Abflussrohre in die Kanalisation schwimmen.

Dass ich mit Karin joggte, machte Fritz zwar manchmal eifersüchtig - sofern ein wortkarger Mann das überhaupt zu zeigen vermag -, in mir weckte der Dauerlauf jedoch Begeisterungsschübe. Übrigens bin ich keineswegs lesbisch. So zu denken, wäre falsch. Unter Karins Fittichen war ich zehn Jahre lang Kind und durfte es sein! Mehr war da nicht. Das schwöre ich.

Bei dieser ersten Ausfahrt wurde mir nicht klar, ob Erinnerungslücken oder die Veränderung der Welt bewirkten, dass ich mich fremd fühlte. Energisch musste ich mich gegen die Angst wehren, die sich ausbreiten wollte und hohnlachend all meine Hoffnungen auszulöschen drohte, ich nähme von nun an das Leben auf die leichte Schulter.

"Na, erkennst du die alte Stadt wieder?" fragte Karin plötzlich. "Hat sie sich seit der Wende nicht mächtig verändert?" Ein hilfloses Lächeln erschien mir als Antwort angebracht.

5.

Wie eine sichere Fluchtburg kam mir das Krankenzimmer - oder genauer: das Zimmer in der Rehabilitationseinrichtung - vor, in das ich erschöpft zurückkehrte. Ohne mich auszuziehen, sank ich auf das Bett und drehte mich zur Wand. Nach kurzem Zögern verließ Karin den Raum. Beim Hinausgehen wurde sie noch viele gute Wünsche los.

Sie meinte es immer nur gut. Ich wusste das. Aber manchmal machte sie mich nervös.

In dem weißen Zimmer, das noch immer untrüglich nach Krankenhaus roch, lag ich ganz allein, entspannt und unbeweglich.

In diesem Zustand fühlte ich mich wohl. Er diente der Vorbereitung auf das neue Leben. Ich übte, indem ich meine Augen schweifen ließ, die Sachen zu benennen, die ich sah.

Das war anfangs kein Kinderspiel, sondern schweißtreibende Arbeit. Manchmal trieb mir die Verzweiflung Tränen in die Augen, weil mir ein Begriff wie Lichtschalter oder Fenstervorhang oder Türgriff nicht einfallen wollte. Dass das Ding in der Schublade des Nachttisches Pinzette heißt, kostete mich eine Woche quälenden Grübelns.

Irgendwie steckte die Neugier auf den Westen in mir, wie sie dereinst fast alle Bürger der Ehemaligen geplagt hatte. Jedenfalls kämpfte ich auf der körperlichen Ebene um gezielte, koordinierte Bewegungen und auf der geistigen um Wörter und Begriffe, wie sie zu Dingen und Lebewesen, Erscheinungen und Handlungen gehörten.

Vor dem Einschlafen konzentrierte ich mich im Finstern auf meinen Körper und suchte nach den Bezeichnungen für die einzelnen Teile: Großer Zeh, Zehnagel, Ferse und Fersenbein, Knie und Kniescheibe, Oberschenkel, Hüfte, Bauch und Nabel und dazwischen - wie nennt sich das?

Ich weiß nicht mehr, ob es in der dritten oder vierten oder fünften Woche geschah, in der ich das Spiel wiederholte. Vielleicht war es auch der vierte oder fünfte Monat meiner Rehabilitation. Wichtig ist, dass es überhaupt geschah!

Als ich meine Oberschenkel hinauf dachte, spürte ich zum ersten Mal im neuen Leben, dass ich eine Frau bin. Ich überließ mich dem aufkeimenden Gefühl und vergaß die Suche nach Begriffen. Was mich da überkam, hatte in meinem vorigen Leben keinen Namen gehabt. Vor lauter Scham oder Verschrobenheit benutzte ich die Wörter nie, mit denen die vermutlich schönsten Dinge im Leben vom Volksmund bedacht werden. So sehr war ich Opfer meiner Erziehung, dass ich nicht einmal im Geiste ordinär war.

Erotische Literatur gehörte im Sozialismus selbst für mich als Bibliothekarin zu den Engpässen. Vom Kamasutra bis zu Henry Miller herrschte nichts als Mangelware. Nur selten fanden sich in den Bücherschränken von Leuten, die nicht ausgebombt waren, bemerkenswerte fotografische Kulturgeschichten und Bände mit abgegriffenen Seiten.

Mein Vater verleugnete solcherlei Besitz. Da ich nach seinem späten Tod keinen einzigen Papierschnipsel entdeckte, der ihn als Pornographie liebenden Mediziner ausgewiesen hätte, muss er sein Bekenntnis zu den Roten so weit getrieben haben, dass er unanständiges Schriftwerk vernichtete.

Als alte Jungfer hatte ich mich stets mit mir selbst zufriedengeben müssen. Einige Gläser Wein halfen mir dabei. Aber Alkoholprobleme bekam ich nie. Dafür gibt es ausreichend Zeugen.

Meinen Händen gestattete ich, was in Worte zu fassen, ich mir nicht erlaubte. Als geeigneter Ort erschien mir die Höhle unter der Bettdecke, in der ich meinen hochroten Kopf versteckte.

Da mich nie jemand berührte, musste ich es selbst tun. Ich malte mir Begegnungen mit wunderbaren Männern aus, bis es schließlich ein Fingerspiel war, mich zu beglücken. So tröstete ich mich darüber hinweg, dass kein liebevoller, zärtlicher, gutaussehender, sportlicher, intelligenter Mann auf das Kissen an meiner Seite gefunden hatte. Insgeheim war ich sogar stolz, weil Phantasie und Konzentration ausreichten, auf meiner lieblosen Lagerstatt nicht jedes Gefühl vertrocknen zu lassen.

Pornos, Massagestäbe und andere Hilfsmittel, die die andere Beate reichmachen, brauchte ich nicht. Wäre es anders gewesen, hätte ich mich damit begnügen müssen, altjüngferlich zu welken. Sexutensilien gehörten ebenfalls zu den Mangelwaren im realen Sozialismus. Es sei denn, man besaß schmuggelfreudige Westbekannte und -verwandte. In manchem Freundeskreis wurden zu aller Ergötzung Privatfotos herumgereicht, auf denen Klaus` Ehefrau Bärbel gerade den Büstenhalter löst und ein Foto weiter aus dem Slip steigt. Selbstverständlich saß eine unverheiratete Person wie ich nicht in diesen anregenden Runden. Außerdem hätte ich mich spätestens nach dem siebten anzüglichen Witz zurückgezogen. Aber dazu hatte ich nie Gelegenheit.

Ich war ein hässliches Kind.

Wer wird nicht zum unglücklichen Menschen, wenn ihn dicke Brillengläser und Hasenzähne verunzieren? Auch der Wunsch meines Vaters nach einem Sohn trug nicht dazu bei, mich in eine harmonische Beziehung zu meinem Selbst zu bringen.

Bereits in der sechsten Schulklasse wusste ich, dass ich nie einen Mann finden würde. Ich habe recht behalten wie in vielen Dingen, die mein erstes Leben betrafen. Und das Ach-wo und Das-siehst-du-nicht-richtig und Warum-denn-nicht? beweisen mir, wie scheinheilig und lügnerisch die Welt veranlagt ist.

An jenem Tag, der nach meinem Erwachen als besonderer hervorgehoben zu werden verdient, lag ich gefühlvoll im Krankenbett. Ich versuchte mich zu erinnern, mit welchen Bewegungen an welchem Fleck meine Finger die Jünglinge ersetzt hatten, die nicht zu mir gekommen waren. Beglückenderweise arbeitete mein Gedächtnis in diesem Bereich nach und nach fast vollkommen.

Während ich in dem öden weißen Zimmer ganz allein auf der Matratze lag, tat ich mir Gutes in bekannter Weise und erlebte Unbekanntes. Eine Explosion erschütterte mich. Ich bäumte mich auf, um dann entspannt auf die gesundheitsfördernde Unterlage zu sinken. Mein ganzer Körper wurde von göttlichen Empfindungen durchströmt. Das neue Leben erschien mir in rosigem Licht. 53 Jahre musste ich werden, ehe sich mir die Krone aller Gefühle offenbarte. Jedenfalls nahm ich an, sie nun endlich gespürt zu haben.

Nachdem ich mich beruhigt hatte und mein Puls nicht mehr raste, ließ ich das Wort Orgasmus in meinen Kopf hinein und genoss es. Ernsthaft schwor ich mir in dieser Nacht der Offenbarung, jetzt und immerdar meinem persönlichen Wohlsein zu leben. Wer das egoistisch nennt, dem kann ich nur entgegenhalten, es war und ist auch so gemeint.

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