Was soll das Ganze?!
Lessa ist ja ganz bezaubernd, aber ich weiß nicht so recht was ich von ihr halten soll. Was ich wiederum weiß, ist, dass ich eine Hexe bin. Gibt es also doch mehr Wesen? Warum alles in dieser Welt erzählt das dann keiner? Man sollte vielleicht für alle Eventualitäten gewappnet sein?!!! Warum hat mir Großmutter nicht alles erzählt, bevor sie von uns gegangen ist? Hatte sie vielleicht nicht genügend Zeit gehabt? Und warum hatte mir meine Mutter nicht erzählt, was sie wusste? Warum war ich eigentlich auch noch hier? Was ist eigentlich los? Zu viele Fragen und doch keine einzige Antwort.
***
Nach einer Weile löst sich Lessa von meinen Armen und schaut mich fragend an. >>Du sagst ja gar nichts. Geht es dir gut? << Ihr Ton ist ein wenig besorgt. Sie war doch diejenige, die in meinen Armen geweint hat, wäre das nicht eher meine Frage gewesen? Ich lächle sie an.
>>Du bist anscheinend sehr mit dem Meer verbunden und das finde ich wirklich gut und es ist auch wichtig. Ich glaube, dass die meisten Menschen nicht darüber nachdenken, was sie tun und was für Konsequenzen das im Anschluss auf alle haben kann. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, ob es mir gut geht. Ich weiß auch gar nicht, was ich eigentlich weiß und was nicht. Es ist alles so verzwickt. << Ich schaue zu den Personen vor uns. Die Schlage vor uns wird immer kleiner und dann wieder zu Lessa, während ich mich wieder aufrichte. >>Wo sind wir hier eigentlich? Ist das das Konsulat? << Lessa scheint auf meine Frage hin verblüfft zu sein.
Eigentlich kennt ein jedes Wesen das Konsulat. Es war das Einzige der Wesen. Jeder konnte herkommen und das erläuterte sie mir auch in einem stolzen Ton, wohl weil sie mir etwas beibringen konnte, von dem man ausgehen konnte, dass das jeder weiß.
Meine Erinnerungen kommen so langsam wieder zurück. Bruchstückhaft. Besser als gar nichts und während Lessa mir mehr über die Burg erzählt, schwindet so langsam auch die Menge an Personen vor uns, sodass wir nun dran sind. Vor dem Eingang der Burg steht der Wächter. Es ist Simonius. Er hat eine Lederkluft an, dunkle fast schwarze Haar und stechend grüne Augen. Er ist einer der Diener und Hüter der Burg. Hauptsächlich dient er einzig seiner Herrin, die allerdings seit ihrem letzten Lebenszyklus nicht mehr in der Burg gewesen war.
Bis jetzt.
Als er mich erblickt, fangen seine Augen an zu leuchten.
Kapitel 5
Was bin ich?
Simonius schaut Mandy an, so als sei er sich nicht ganz sicher, ob er seinen Augen trauen dürfe. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass er sich irrt, und er wollte sich nicht zu früh freuen, um anschließend wieder traurig zu sein, dass seine Herrin immer noch nicht zurück war, auch wenn man ihm ganz kurz vorher mitgeteilt hatte, dass sie heute erscheinen werde. Es waren bereits mehrere Jahrzehnte vergangen, als er seine Herrin, die Burgherrin und Seherin zum letzten Mal gesehen hatte. Doch als er Mandy ansieht, muss er sich eingestehen, dass sie genauso aussieht wie am Tag ihres Verschwindens. Er wusste, dass sie eines Tages wieder zurückkommen würde, und der Nachtschatten hatte ihn bereits vorgewarnt, dass sie möglicherweise heute wieder auftauchen würde, aber so recht glauben wollte er es nicht. Doch nun steht sie vor ihm. Wahrhaftig. Vor langer Zeit war sie auch wegen eines Nachtschattens verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Das nun ausgerechnet ein Nachtschatten dafür sorgen sollte, dass seine Herrin zurückkehrte. Daran hatte er nie gedacht. Er wusste um des Schicksals Willen und seine Windungen, aber ihm war nicht bekannt, wie es sich auf das Leben seiner Herrin auswirkte. Er ist einfach nur glücklich sie wieder bei sich zu haben. Sie würde nun wieder ihren rechtmäßigen Platz einnehmen. Das war auch dringend notwendig, denn ihre Vertretung war nicht halb so gut wie sie selbst. Am liebsten würde er sie umarmen, aber das wäre nicht standesgemäß und ein Grinsen musste er auf ein leichtes Lächeln verkneifen, aber gegen seine Augen konnte er nichts tun. Sie würden also vor tiefster Freude über das Wiedersehen leuchten. Er streckte seinen Rücken gerader, nickte einmal in ihre Richtung und verbeugt sich anschließend tief vor ihr. >> Meine Herrin! Lady Mandy! Ihr seid es wirklich! Endlich seid ihr heimgekehrt! <<
Mandy hatte keine Ahnung, was da vor ihr geschah. Selbst Lessa scheint über Simonius Verhalten verblüfft zu sein, doch auch sie kniet sich anschließend vor ihr nieder.
Mandys Erinnerung ist noch blass, doch so langsam kristallisierte sich das Gesicht des älteren Mannes in Lederhosen und einem weißen Hemd vor ihr in ihrer Erinnerung. Ein Name schlich sich in ihr Bewusstsein und nun weiß sie, wie er heißt.
>>Simonius? Seid Ihr das? << Ihre Stimme verdeutlichte ihre Unsicherheit. Simonius erhebt sich daraufhin wie auch alle andere im Hof mit ihm. Er runzelt die Stirn und scheint ein wenig verwirrt zu sein, was sich anschließend auch in seiner Stimme wieder zeigt. >>Herrin, erinnert Ihr euch an mich? << Das Leuchten seiner Augen dämpft sich ein wenig, während Mandy die Stirn runzelt. >>So langsam kommen die Erinnerungen zurück, aber ich weiß noch nicht alles. Lessa hier << Mandy zeigte auf Lessa. >> hat mir so einiges vor dem Eingang erzählt und dabei kamen mir einzelne Erinnerungsfetzen zu Bewusstsein. <<
Mandy kam Simonius näher und umarmte den alten Herrn. Nun wusste sie, dass er sich in ihrer Abwesenheit um die Burg gekümmert hatte. Das durfte keine leichte Aufgabe für ihn gewesen sein. Sich um die Bedürfnisse aller Wesen zu kümmern, damit ein jeder ein Stimmrecht hatte war nicht leicht und bedankt sich bei ihm. >>Danke für alles was du getan hast. Du warst mir immer eine gute Hilfe und ein guter Freund gewesen und bist es immer noch, auch wenn ich sehr lange weg gewesen bin. <<
Er schüttelt den Kopf und legt ergriffen eine Hand auf seine Brust. >>Ach Herrin. << Mandy lächelt ihn an und drückt eine seiner Schultern. >>Nenn mich Mandy! Und nur Mandy! Die Zeiten haben sich dort draußen verändert und wir sollten mit der Zeit gehen. << Sie blickt sich voller Tatendrang in der Burg um und legt anschließend ihren Kopf schräg und presst ihre Lippen zusammen. >>Hier gibt es noch keine Elektrizität! Wir müssen etwas unternehmen. Die Zeit, sie läuft so schnell, dass wir es gar nicht bemerken. <<
>>Doch Herrin <<, fängt Simonius an, doch mit einem Blick von Mandy schüttelt er sich und führt fort. >>Mandy. Es kommt mir so komisch vor Euren Namen so auszusprechen. Wir können nicht alle Gebäude der Burg mit Elektrizität versorgen, da sonst die Gespenster ausziehen werden. Wir benötigen auch ihr Einverständnis. Sie …<<
>>Gut Simonius, ich verstehe dich doch. Ich wollte es nur angemerkt haben. << Sie schenkte ihm ein breites Lächeln und geht weiter in den Burghof hinein, damit sie auch in den Hauptwohnturm gelangen zu können, nur befindet sich vor dem Eingang zum Hauptwohnturm eine Überraschung für Mandy, die sie so nicht erwartet hätte. Es ist eine Überraschung in Form einer Person. Einer Person, die sie so niemals in der Schattenwelt erwarten würde, denn sie bleibt erschrocken stehen und starrt ihn an.
Als Simonius das bemerkt, erklärt dieser hinter ihr weniger begeistert über die Überraschung.>>Ach ich vergaß euch zu sagen, dass ein Nachtschatten vor euch hier auftauchte und mich in Kenntnis darüber setzte, dass ihr wieder da seid. Vor langer Zeit wart ihr mit ihm verschwunden, um mit eurer Gattung zu streiten und seid nicht zurückgekommen. <<
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