Werden Sie, Boss von drüben ennet dem Atlantik, es weiterhin zulassen, dass auf Amerikas Strassen von Privaten und Polizei legal erschossene Menschen auf den Strassen herumliegen? Ihr mit eurem kindischen Waffenkult und der unbegrenzten Polizeigewalt! Werden Ihre schwarzen Mitbürger weiterhin Menschen zweiter Klasse bleiben? Und die Lations, was ist mit ihnen? Pöbel? Armseliges Amerika! Es gibt viel zu tun, Herr Trumpf. Ich hatte Ihr Land während eines dreijährigen Aufenthalts in New York kennen und lieben gelernt und immer in allerbester Erinnerung behalten. Jetzt mit Ihren unberechenbaren Ankündigungen brechen diese allmählich ruinös zusammen. Und ich hoffte, dass Amerika wieder great again wird, wie Sie zu sagen pflegen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Mitbürgern jedenfalls viel Glück bei der Wahl der geeigneten Putzgeräte und -mittel.
In Ihren Stuben geht seit Ihrer Wahl zum Präsidenten des mächtigsten Landes der Welt ein gewagtes Hasardspiel ab. Neue designierte Minister kommen und gehen gleich wieder. Nicht gerade das, was Sie sich gedacht haben, nicht wahr? Selbst Ihr Tweet vom 8. März 2017 «Don't let the FAKE NEWS tell you that there is big infighting in the Trump Admin. We are getting along great, and getting major things done!» tönt total unglaubwürdig. Der Job als Präsi ist wohl denkbar schwieriger, als Sie sich gedacht haben. Auf alle Fälle anstrengender als Ihre Fernseh-Reality-Show The Apprentice. Aber an der Position, die Sie nun mal erklommen haben, kann man mit Geld nicht alles kaufen oder erreichen. Zum Glück nicht. Glück werden Sie benötigen. Oder, hey, geben Sie es doch einfach auf, ich denke an Ihre Abdankung, denn dann ist die Welt automatisch wieder ein wenig in Ordnung. Die Welt müsste sich nicht mehr sorgen, dass Sie unbedacht den Knopf drücken, der Nordkorea auslöscht. Jede andere Person wäre besser als Sie. Es lebe auf ewig der echte Donald, nicht minder dumb, aber immer noch besser: Donald Duck aus Entenhausen.
Es ist einfach von ganzem Herzen zu hoffen, dass in unseren eigenen Stuben nie zugelassen wird, dass ein ähnlicher Witzbold und selbst ernannter Frauenheld so viel zu sagen haben wird. Jetzt möchte ich das Wort Remo übergeben. Remo ist mitnichten ein Frauenheld. Ein ganz klein wenig von einem Witzbold hat er allerdings schon. Er twittert zwar nicht wie der Amerikaner, der übrigens ein Abkömmling von einst aus Deutschland in die USA Eingewanderten ist wie es Remo selber ist für die Schweiz. Remo ist im Gegensatz zum Amerikaner sein eigener Regisseur und Schauspieler auf seinem eigenen Fernsehkanal.
Bitte sehr, Remo.
Mein Name ist Remo. Der Name stammt aus dem Lateinischen und ist wahrscheinlich abgeleitet von Remus, einem der Gründer der Stadt Rom. Es wäre mir lieber gewesen, der Remus hätte Marignano gegründet. Das hätte wenigstens einen Bezug zur Schweiz gehabt, da wo ich selbstverständlicherweise lebe. Ich frage mich, was sich meine Eltern bei der Wahl meines ausländischen Vornamens gedacht haben. Hansruedi, Heinz, Urs, Christoph oder Rolf hätten es auch getan. Habe ich Sie jetzt erwischt? Haben Sie tatsächlich geglaubt, dass ich Remo heisse? Stimmt selbstverständlich nicht. Verraten tue ich meinen richtigen Namen aber nicht. Aber dennoch verplaudere ich etwas über mich. Mit dem Ausland will ich nichts zu tun haben. Aufgewachsen bin ich zusammen mit ein paar Geschwistern. Ich bin verheiratet und habe drei Töchter und einen Sohn. Ich bin sehr seriös und habe noch nie einen Seitensprung gewagt, halte mich immer an mein Wort, es sei denn, man erschwere mir mein Leben durch Lügen, dann, stimmt, lüge ich auch, und nicht mal wenig. Meine Fans merken das nicht. Sie sind ein bisschen arglos, oder anders herum gesagt, sie überlegen nicht allzu viel, sie glauben einfach alles, was ich sage. Wenn ich etwas sage, dann gilt es, daran zu glauben und Wort zu halten, an mich zu glauben, auch wenn mir schon ab und zu von Abtrünnigen und Pseudoschweizern vorgeworfen wurde, ich schwafle im Zickzack von utopischen Ideen.
Menschen sind mir grundsätzlich wichtig. Ich habe gerne andere Menschen um mich herum, vor allem dann, wenn sie denken wie ich, beziehungsweise mein Gedankengut übernehmen. Ich bin kein Rassist, beileibe nicht, schliesslich stammt meine ursprüngliche Familie aus Germanien. Es ist also nicht möglich, dass ich mich fremdenfeindlich geben kann, sonst würde ich ja irgendwie gegen mich selbst sein. Wenn ich aber bemerke, dass ich mich in unserer Stube kaum mehr bewegen kann, dann muss ich handeln, das heisst, dass dann die Schweiz handeln muss. Es geht nicht nur um meine Stube. Viele meiner Weggefährten haben eine volle Stube und befürchten, sich darin bald nicht mehr frei bewegen zu können. Immer mehr Leute klingeln an der Haustür und bitten um Einlass. Das geht nun schon seit Jahren so zu und her. Schicke ich sie dann weg, sind sie just wieder an der Hintertür da. Also musste ich etwas dagegen unternehmen. Ich sagte der Schweiz, dass jetzt Schluss sei. Und die Schweiz gehorchte.
Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, fege ich nicht mehr so oft im Zeugs herum wie auch schon. Ich bin mit dem Alter eindeutig weiser geworden. Halt, stimmt so nicht. Es war vor ein paar Jahren, als mir die Schweiz, wer weiss warum, Knüppel zwischen die Beine warf. Ich hatte als Minister nichts Unrechtes getan. Schliesslich bin ich eidgenössisch lizenzierter Jurist von Berufs wegen und weiss, was man tun und lassen darf. Aber dennoch, ab diesem katastrophalen Tag überlegte ich meine Worte zweimal, bevor ich sie in den Mund nahm. Ich habe immer viele Worte im Mund. Das ist eine meiner Spezialitäten, die meine nicht Getreuen fürchten, denn ich bin fähig, zu allem und jedem eine klar definierte Haltung zu haben. Und sie ist immer richtig. Ich bin so etwas wie, Pardon, das ist nun ein ganz klein wenig übertrieben, allmächtig. Andere Länder wären froh, sie hätten so einen wie mich. Man muss sich nur zum Fenster hinauslehnen und schon sieht man, dass es fast überall brennt, nur in unserer Stube nicht. Das hat mit mir zu tun. Weil ich konsequent bin. Weil sich meine Familie und die Schweiz auf mich verlassen können. Weil ich Wort halte. Ich bin zwar alt geworden, wie das halt so ist, wenn man älter wird, aber geistig bin ich so fit wie eh und je. Wenn das nur die andern auch wären. Aber die geistige Flexibilität lässt bei denen viel schneller nach als bei mir. Eigentlich könnte ich den Job als Reinigungsvorarbeiter längst verlassen, denn ich bin, bevor ich mit dem Blochen des politischen Parketts begonnen habe, mit ein paar Firmen und Kriegslisten unsäglich reich geworden. Es gibt Leute, die glauben gar, dass ich alle Stuben dieses Landes für mich aufwischen könnte. Was natürlich nicht ganz stimmt. Und übrigens, meine Familienjüngsten stehen bereits in den Startlöchern für die nächsten Reinigungen. Also alles reinige ich dann doch nicht mehr selber. Zum Beispiel sind mir Fenster ein Graus. Ich mag mich da nicht mehr selber weit hinauslehnen. Sollen das Jüngere für mich tun.
So, genug der Worte, ich muss jetzt wieder los, es warten noch einige Böden, die geblocht werden müssen. Und dann habe ich noch ein berufliches Treffen am Brunnen vor dem Tore im Glarnerland. Und heute Abend erwartet mich noch Roger, der Publizist und Möchtegern-Medienmogul, zu einem Interview. Den kann ich für meine fundamentale Arbeit gut gebrauchen. Und morgen früh erwartet mich zu BaZel noch mein Namensvetter zum Zmörgeli. Am Stutz am Thunersee ist auch noch ein Röstiplausch, der auf mich wartet. Aber der muss eben warten. Es gäbe da auch noch meinen Ziehsohn, den lachenden Toni aus dem Toggenburgischen, den ich in seiner Landbeiz, dem Haus der Freiheit, besuchen müsste. Ich war früher schon mal dort, doch von Freiheit habe ich nichts gesehen oder gefühlt. Gejasst haben wir und verloren habe ich, das ist alles. Es ist eine Beiz wie jede andere. Zugegeben, wenn Toni anwesend ist, gibt es immer etwas zum Kugeliglachen. Er ist ein echter Witzbold. Wie das wohl wäre, wenn er im Bundesrat sitzen würde? Würde dann nur noch mit Karten um Entscheide gespielt und bei einem Glas Weissen von Guys Weinberg herumgealbert?
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