Impressum
Brunner, Urs/Schrammel, Julia:
Kittys Salon
Legenden, Fakten, Fiktion – Kitty Schmidt und ihr berüchtigtes Nazi-Spionagebordell
1. Auflage — Berlin: Berlin Story Verlag 2020
ISBN 978-3-95723-168-0
eISBN 978-3-95723-712-5
© Berlin Story Verlag GmbH
Leuschnerdamm 7, 10999 Berlin
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E-Mail: Service@BerlinStory.de
Lektorat: Gabriele Dietz, Berlin
Satz und Layout: Norman Bösch
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URS BRUNNER | JULIA SCHRAMMEL
Legenden, Fakten, Fiktion – Kitty Schmidt und ihr berüchtigtes Nazi-Spionagebordell
EINLEITUNG
1.PROSTITUTION UND SEX IM DRITTEN REICH
1.1Vorgeschichte: Käufliche Liebe in den 1920er-Jahren
1.2Das horizontale Gewerbe nach der Machtergreifung Hitlers
1.3KZ- und Wehrmachtsbordelle
1.4Die Sexualmoral der Nazi-Oberschicht
2.SPIONAGE UND MISSTRAUEN IM DIENSTE DES „FÜHRERS“
2.1Ein „Meer von Denunziation“: Volksfeinde und Spione überall
2.2Organisierte Spionage von Partei und Staat
2.3Spitzel und Misstrauen in den eigenen Reihen
2.4Der Einsatz weiblicher Reize und sexueller Verführung
3.LEGENDEN UND FAKTEN ÜBER DEN „SALON KITTY“
3.1Die widersprüchlichen Anfänge des Spionagebordells
3.2Das Nazi-Freudenhaus: Samt und Spiegel
3.3Doppelwände, Abhörgeräte und ominöse Wachsplatten
3.4Freier und „Besucher“ im Sündentempel
3.5Madame Schmidts Callgirls und Mata Haris
4.AUF DEN SPUREN VON KÄTCHEN „KITTY“ ZAMMIT-SCHMIDT
4.1Kätchens Kindheit und junge Erwachsenenjahre
4.2Gesellschaftsdame und „Puffmutter“
4.3Kitty Schmidts „reife Jahre“ bis zu ihrem „mysteriösen“ Tod
4.4Kitty Schmidt und Antisemitismus: Das Bordell als Judenversteck?
4.5Naziopfer, Überlebenskünstlerin, Opportunistin oder Kollaborateurin?
5.KITTYS NACHFAHREN UND DER „SALON“ NACH KRIEGSENDE
5.1Die „Pension Schmidt“ von 1945 bis zu Kittys Tod 1954
5.2Tochter Kathleen und Schwiegersohn Jean-Florian Matei
5.3Die Übernahme des Bordells: Künstlerpension mit „Pärchenzimmer“
5.4Enkel Jochem Matei und seine Frau Irena
5.5Das eher traurige Ende der Pension und des „Pärchenzimmers“
6.DER UNWIDERSTEHLICHE DREIKLANG VON NAZIS, SEX UND SPIONAGE: DER „SALON KITTY“ IN LITERATUR UND FILM
6.1Die „Geburt“ des „Salon Kitty“: Walter Schellenbergs Memoiren
6.2Der „Salon Kitty“ wird weltberühmt: Peter Nordens Dokumentarroman
6.3Eine verpasste Chance zur Korrektur: JochemMateis „Salon Kitty II – so wie es wirklich war“
6.4Fantasie und Perversion: Tinto Brass‘ Sadomaso-Celluloid-Spektakel
6.5Zeitzeugen kommen zur Sprache: Rosa von Praunheims „Meine Oma hatte einen Nazipuff“
6.6Ein vertiefter Blick: Claus Räfles sachlich-historisches Porträt
6.7Die Faszination des „Salon Kitty“ reißt nicht ab
ERGEBNISSE DER RECHERCHEN
NACHWORT UND AUSBLICK
DANK
Chronologie
Stadtplan von Berlin zur Kriegszeit
Kurzporträts der NS-Größen im Umfeld des „Salon Kitty“
Abkürzungen
Quellen und Literatur
Abbildungsnachweis
ANHANG
Dokumente
Index
Kitty Schmidt, Aufnahme wahrscheinlich aus den 1930er-Jahren .
Der legendäre „Salon Kitty“ in Berlin wird von vielen Autoren und Filmschaffenden als „das prominenteste Etablissement käuflicher Liebe im Dritten Reich“ 1 , als „Edel-Puff“ 2 oder als „Spionage-Treff“ 3 bezeichnet. Kein anderes Bordell soll während und nach dem Zweiten Weltkrieg für so viel Aufsehen gesorgt haben wie der „Salon Kitty“. Zahlreiche Legenden ranken sich bis heute sowohl um dieses geheimnisumwitterte Nazibordell in der Giesebrechtstraße 11 in Berlin-Charlottenburg als auch um dessen Besitzerin Kitty Schmidt.
Glaubt man etwa dem Schriftsteller Peter Norden 4 , der in den 1970er-Jahren seinen Tatsachenroman 5 „Salon Kitty“ 6 veröffentlichte, so soll die weltgewandte Dame dieses hochklassigen Freudenhauses zu Kriegsbeginn von Hitlers Schergen erpresst worden sein, mit Staat und Partei in geheimer Sache zu kooperieren. Sollte sie dazu nicht gewillt sein, würde man sie in ein Konzentrationslager stecken, so lautete angeblich die Drohung. Im Auftrag von Reinhard Heydrich, dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, sei das Edelbordell damals in ein Spionagezentrum umfunktioniert worden. Es sei die Absicht der Nazis gewesen, dort ausländische Diplomaten, aber auch Funktionäre aus den eigenen Reihen durch eigens dafür ausgebildete Prostituierte à la Mata Hari auszuhorchen, wozu im Keller extra eine Abhörzentrale eingerichtet worden sein soll. Die Intimgespräche in den Liebesgrotten seien über Wanzen von SS-Offizieren im aufwendig verkabelten Keller auf Wachsplatten aufgezeichnet worden, so Nordens Behauptungen.
Über unsere Filmfirma „Angel & Bear Productions Ltd.“ in Thailand sind wir zum ersten Mal um das Jahr 2011 bzw. 2012 herum auf dieses spannende Thema gestoßen. Mark Boot, ein in Bangkok beheimateter, befreundeter Produzent und Agent für Einkauf und Verkauf von Spielfilmen, trug sich damals mit dem Gedanken, diese Geschichte filmisch neu aufzuarbeiten. Dazu musste zuerst abgeklärt werden, welche Rechte zu erwerben waren, und Boot suchte einen Geschäftspartner für die Entwicklung und Produktion. Marks zentrales Argument war stark: Er hatte den Verkauf der Lizenzrechte von Tinto Brass‘ Spielfilmen, darunter auch für den Soft-porno „Salon Kitty“ aus dem Jahre 1976, in seinem Portfolio, und wann immer die jeweilige Frist für die Rechte für „Salon Kitty“ in vielen Ländern Europas und in Japan ablief, wurden diese fast ausnahmslos erneuert, das heißt die Lizenzen zum Vertrieb konnten auf weitere drei bis fünf Jahre erworben werden. Tinto Brass‘ „Salon Kitty“ , der von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit dem zweifelhaften Etikett „Kultiviertester aller Schundfilme über den Nationalsozialismus“ 7 versehen wurde, genoss also de facto den Status eines „Klassikers“, denn nur bei Klassikern lässt sich nach so vielen Jahren mit dem Verkauf von Vertriebsrechten noch gutes Geld verdienen und einzig solche „Evergreens“ können es sich leisten, so kurze Lizenzdauern wie drei oder fünf Jahre einzuräumen.
Hinzu kam das Faktum, dass das Berlin der Zwischenkriegszeit sowie der Zweite Weltkrieg in der Film- und TV-Welt wieder vermehrt thematisiert wurden und so etwas wie eine neue „Blütezeit“ erlebten, und zwar diesmal mit einem etwas nuancierterem Bild von den Nazis als zuvor. Nationalsozialisten hielten nicht mehr nur als permanente Parade-„Bad Guys“ für Actionstreifen oder als Perverslinge in Sexploitationfilmen her, sondern wurden neuerdings auch zu Protagonisten im Oscar-aspirierenden Weltkino und im deutschen Fernsehen. Letzteres begann eifrig Qualitätsserien zur NS-Zeit und deren Inkubationsperiode, die 20er-Jahre, zu produzieren, die sich ebenfalls global gut verkaufen ließen − denken wir hier nur an TV-Serien wie „ Unsere Mütter, unsere Väter“ 8 (2013) oder „ Babylon Berlin“ 9 (2017). Auch viel beachtete amerikanische Produktionen wie „ Valkyrie“ 10 (2008) oder etwa Quentin Tarantinos „ Inglourious Basterds“ 11 (2009) zählen zu den prominenten Vertretern dieses Genres.
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