Wohnungen angetroffen und unverzüglich geköpft; am nächsten
Tage war die Ziffer schon weit geringer, und am dritten Abend
war kein einziger Mensch zu sehen. Der grimmigste aller
Ommajjaden war Hadjasch, der Statthalter von Kufa, dessen
Tyrannei 120 000 Menschen das Leben kostete.
Tyrannei 120 000 Menschen das Leben kostete.
Noch schlimmer als Muawijah zeigte sich sein Sohn Dschezid.
Zur Zeit dieses Scheusales hielt sich Hosseïn in Mekka auf, wo
er aus Kufa Boten empfing, die ihn aufforderten, zu ihnen zu
kommen, da sie ihn als Kalifen anerkennen wollten. Er folgte
dem Rufe - zu seinem Verderben.
Mit kaum hundert Getreuen langte er vor Kufa an, fand aber die
Stadt bereits von seinen Feinden besetzt.
Er verlegte sich auf erfolgloses Unterhandeln. Die Lebensmittel
gingen ihm aus; das Wasser vertrocknete in dem Sonnenbrande;
seine Tiere stürzten, und seinen Begleitern schaute der blasse
Tod aus den eingesunkenen fieberfunkelnden Augen. Er rief
vergebens Allah und den Propheten um Hilfe und Rettung an;
sein Untergang stand "im Buch verzeichnet". Obeïd 'Allah, ein
Heerführer Dschezids, drang bei Kerbela auf ihn ein,
massakrierte seine ganze Begleitung und ließ auch ihn selbst
umbringen. Man fand ihn aus Mangel an Wasser bereits dem
Tode nahe; aber man hatte kein Mitleid mit ihm, und er wehrte
sich vergebens mit der letzten Kraft seines schwindenden Lebens
- man schnitt ihm den Kopf ab, der auf eine Lanze gesteckt und
im Triumphe herumgetragen wurde.
Dies geschah am 10¨ Muharrem, und bis auf heute ist dieser Tag
bei den Schiiten ein Tag der Trauer. In Hindostan trägt man ein
Bild von Hosseïns Kopf auf einer Lanze herum, wie es nach
Bild von Hosseïns Kopf auf einer Lanze herum, wie es nach
seinem Tode geschah, und ahmt mit einem aus edlen Metallen
gefertigten Hufeisen den Lauf seines Renners nach. Am 10¨
Muharrem ertönt ein Wehegeschrei von Borneo und Celebes
über Indien und Persien bis zum Mogreb (*
Westen.) Asiens, wo die Schia nur noch zerstreute Anhänger
hat, und dann gibt es in Kerbela eine dramatische Vorstellung,
welche an Szenen der wildesten Verzweiflung ihresgleichen
sucht. Wehe dem Sunniten, wehe dem Giaur, welcher an diesem
Tage sich in Kerbela unter der bis zur Tobsucht aufgeregten
Rotte der Schiiten sehen lassen wollte! Er würde in Stücke
zerrissen! - -
Diese historische Einleitung mag zum besseren Verständnis des
Nachfolgenden dienen.
Wir hatten am Zab den Entschluß gefaßt, den Fluß entlang bis zu
den Schirban- und dann den Zibar-Kurden zu reiten. Bis zu den
Schirbani hatten wir Empfehlungen vom Bey zu Gumri und von
dem Melek in Lizan erhalten, und von da aus hofften wir auf
weitere Unterstützung. Die Schirbani nahmen uns gastfreundlich
auf, von den Zibari aber wurden wir sehr feindselig empfangen;
doch gelang es mir später, mich ihrer Teilnahme zu versichern.
Wir kamen glücklich bis zum Akrafluß, stießen aber hier bei der
wilden Bergbevölkerung auf eine so große Böswilligkeit, daß wir
nach verschiedenen schlimmen Erfahrungen uns nach Südost
wenden mußten. Wir überschritten den Zab östlich des Ghara
wenden mußten. Wir überschritten den Zab östlich des Ghara
Surgh, ließen Pir Hasan links liegen und sahen uns genötigt, da
wir den dortigen Kurden keineswegs trauen durften, längs des
Dschebel Pir Mam nach Südost zu halten, um dann nach rechts
umzubiegen und irgendwo zwischen dem Diyaleh und kleinen
Zab den Tigris zu erreichen. Wir hofften, bei den Dscherboa-
Arabern gastlich aufgenommen zu werden und sichere
Wegweiser zu finden, erfuhren aber zu unserem Leidwesen, daß
dieselben sich mit den Obeïde und Beni-Lam verbündet hatten,
um alle Stämme zwischen dem Tigris und Thathar die Spitzen
ihrer Speere fühlen zu lassen. Nun waren die Schammar zwar mit
dem einen Ferkah der Obeïde, dessen Scheik Eslah el Mahem
war, befreundet, aber dieser Mann konnte seine Gesinnung
geändert haben, und von den andern Ferkah wußte Mohammed
Emin genau, daß sie den Haddedihn feindlich gesinnt seien. Unter
diesen Umständen war es am geratensten, unsere Richtung zuerst
nach Sulimania zu nehmen und uns dann weiter zu entscheiden.
Hatten wir Amad el Ghandur befreit und glücklich bis hierher
gebracht, so wollten wir nun lieber einen Umweg einschlagen, als
uns wieder in neue Gefahren begeben.
So gelangten wir nach längerer Zeit und mancherlei
Anstrengungen und Entbehrungen glücklich an das nördliche
Zagrosgebirge.
Es war Abend, und wir lagerten am Rande eines
Tschimarwaldes (Orientalische Platane.). Ueber uns wölbte sich
ein Firmament, dessen Glanz nur in diesen Gegenden in solcher
ein Firmament, dessen Glanz nur in diesen Gegenden in solcher
Reinheit und Kraft zu beobachten ist. Wir befanden uns in der
Nähe der persischen Grenze, und die Luft Persiens ist ja wegen
ihrer Klarheit berühmt. Das Licht der Sterne war so stark, daß
ich, trotzdem der Mond weder im Kalender noch am Himmel
stand, die Zeiger meiner Taschenuhr auf drei Schritte Entfernung
ganz deutlich erkennen konnte. Lesen hätte ich, selbst bei kleiner
Schrift, ganz gut vermocht. Die Strahlen des Jupiter waren so
hell, daß seine Trabanten selbst dann mit einem Fernrohre mit
ausgeschraubten Gläsern wohl schwerlich zu entdecken gewesen
wären, wenn man den Körper des Planeten mit dem Rande des
Rohres zu bedecken versucht hätte. Sogar teleskopische
Gestirne kamen zum Vorscheine. Der siebente Stern des
Siebengestirns war ohne bedeutende Anstrengung des Auges zu
erkennen. Die Klarheit eines solchen Firmamentes macht einen
tiefen Eindruck auf das Gemüt, und ich lernte einsehen, warum
Persien die Heimat der Astrologie ist, dieser unfrei geborenen
Mutter der edlen Tochter, welche uns die leuchtenden Welten
des Himmels kennen lehrt.
Unsere Lage ließ uns vorziehen, im Freien zu übernachten. Wir
hatten uns im Laufe des Tages von einem Hirten ein Lamm
gekauft und brannten uns jetzt ein Feuer an, um das Lamm gleich
in der Haut zu braten, nachdem wir es ausgenommen und mit
dem Messer geschoren hatten.
Unsere Pferde grasten in der Nähe. Sie waren in der letzten Zeit
ganz ungewöhnlich angestrengt worden, und es wäre ihnen eine
ganz ungewöhnlich angestrengt worden, und es wäre ihnen eine
mehrtägige Ruhe zu gönnen gewesen, was sich leider aber nicht
ermöglichen ließ.
Wir selbst befanden uns alle wohl, mit Ausnahme eines Einzigen.
Dies war Sir David, welcher unter einem großen Aerger zu
leiden hatte.
Er war nämlich vor einigen Tagen von einem Fieber befallen
worden, welches ungefähr vierundzwanzig Stunden lang anhielt.
Dann war es wieder verschwunden, aber mit diesem
Verschwinden hatte sich bei ihm jenes schaudervolle Geschenk
des Orientes entwickelt, welches der Lateiner Febris Aleppensis,
der Franzose aber Mal d'Aleppo oder Bouton d'Alep nennt.
Diese "Aleppobeule", welche nicht nur Menschen, sondern auch
gewisse Tiere z¨B¨ Hunde und Katzen heimsucht, wird stets von
einem kurzen Fieber eingeleitet, nach welchem sich entweder im
Gesicht oder auch auf der Brust, an den Armen und Beinen eine
große Beule bildet, welche unter Aus- sickern [Aussickern] einer
Feuchtigkeit fast ein ganzes Jahr steht und beim Verschwinden
eine tiefe, nie wieder verschwindende Narbe hinterläßt. Der
Name dieser Beule ist übrigens nicht zutreffend, da die Krankheit
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