Beschreiben Sie kurz, was Glück für Sie bedeutet. Nehmen Sie sich dazu bitte ein paar Minuten Zeit und beantworten Sie die folgenden Fragen.
Was bedeutet für Sie Glück und woran merken Sie, wenn Sie dieses Glück besitzen?
Warum könnte es sich für Sie lohnen, Ihre Glückskompetenz zu entwickeln?
Wie Glück entsteht und wie es wirkt
Glück und Psychologie
Die psychologische Sicht auf das Glück
In der Psychologie entstand in den letzten Jahren ein neuer Forschungsbereich, den man als "Positive Psychologie" bezeichnet. Bei dieser Richtung der psychologischen Forschung steht das Glücksempfinden des Menschen im Blickpunkt. Dabei stellten die Forscher fest, dass wir uns glücklich fühlen, wenn in unserem Leben die Zahl der positiv empfundenen Momente die negativen überwiegt. Glück kann aktiv hergestellt werden und entsteht nicht einfach passiv, durch das Wegfallen von Unglücklichsein, Schmerz oder Stress.
Der israelisch-amerikanische Psychologe, Nobelpreisträger und Glücksforscher Daniel Kahnemann von der Princeton Universität unterscheidet dabei drei Arten des Glücks:
- Einen momentanen Glückszustand,
- Eine Glücks-Grundstimmung und
- Ein zukünftig erwartetes Glück.
Im momentanen Glückszustand erlebt der Mensch Gefühle von Glück und Hochstimmung, die nur kurz anhalten.
Die Glücks-Grundstimmung beschreibt ein ständiges Glücksniveau, welches ein Mensch in sich trägt.
Das zukünftig erwartete Glück bezieht sich auf Ereignisse, die in der Zukunft liegen, also noch nicht wirklich sind.
Alle drei Glückszustände haben unterschiedliche Ursachen, Zusammenhänge und Wirkungen.
Allgemein gilt Glück bei Kahnemann unter anderem als die Empfindung der absoluten Harmonie unseres Bewusstseins. Wir gehen in unserem augenblicklichen Tun auf, alles um uns herum, einschließlich der Zeit verschwimmt und spielt keine Rolle mehr, was auch als „Flow‟ bezeichnet wird. Als Auslöser für Glücksgefühle werden die Übereinstimmung von Erwartungen mit wahr-genommenen Umständen oder die Befriedigung von Bedürfnissen betrachtet.
In den Anfängen der modernen psychologischen Geschichte wurde Glück in der psychoanalytischen Definition als die Harmonie von Ich, Über-Ich und Es dargestellt. Der Begründer der Psychoanalyse, Siegmund Freud (1856 – 1939), sieht im Streben nach Glück den zentralen menschlichen Lebenszweck, wobei er Glück vorwiegend über die Abwesenheit von Schmerz und Unlust und das Erleben von starken Lustgefühlen definiert. Andere Analytiker kommen zu weiteren oder ergänzenden Theorien.
1908 definierte der englisch-amerikanische Psychologe W. McDougall Glück als "das harmonische Zusammenwirken aller Gefühle einer gutorganisierten und einheitlichen Persönlichkeit". Je reicher, einheitlicher, entwickelter und integrierter die Persönlichkeit ist, umso mehr ist sie zu dauerhaftem Glück fähig.
Lebensglück erscheint in psychologischen Untersuchungen als eine relativ stabile, durch den Lebenslauf aufgebaute Persönlichkeits-eigenschaft. Längsschnittstudien zeigen, dass sich der Grad an persönlichem Lebensglück wenig ändert, auch wenn sich die Lebensumstände völlig wandeln.
Der amerikanische Psychologe Abraham H. Maslow schließlich stellte 1962 die Theorie auf, dass wir Menschen von zwei Arten von Bedürfnissen beeinflusst werden: den Defizit- und den Wachstumsbedürfnissen. Die Befriedigung dieser Bedürfnisse ist auch verantwortlich für das Erleben von Glück.
Auch die Sexualität findet ihren Platz in der psychologischen Glücksforschung. Hiernach erlebt der Mensch in drei Phasen seine Glücksmomente:
1 Durch Erotik,
2 in der Romantik und
3 durch Zuneigung .
Zu Beginn einer Beziehung reichen die erotischen Herausforderungen aus, um Glück auszulösen. Bleibt es aber dabei, besteht die Gefahr, dass die Beziehung schal und langweilig wird. Um das zu verhindern, muss sie immer komplexer werden, die Partner müssen neue Potenziale wie Romantik und Zuneigung in sich selbst und bei einander entdecken – so trägt Sexualität auf Dauer zum Lebensglück bei.
Martin Seligmann, der Leiter des Positive Psychology Center (Zentrum für positive Psychologie) der University of Pennsylvania, beschreibt Glück als „Angelegenheit der Wünsche, die man hat“, als das „Erreichen bestimmter Dinge aus einer Liste erstrebenswerter Ziele.“
Fazit:
Nach der Vorstellung der Vertreter der Positiven Psychologie setzt sich echtes Glück zusammen aus einem angenehmen und sinnerfüllten Leben, aus Engagement und der Erfüllung persönlicher Sehnsüchte. Glück wird in der Auffassung der Positiven Psychologie erlebt, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Vor allem sind dies ein aktives und soziales Leben, Konzentration auf das Gute und Genussvolle, realistische Erwartungen und gute, positive Gedanken.
Der medizinische Ansatz in der Glücksforschung
Aus Sicht der heutigen Medizin sind bestimmte chemische Prozesse im menschlichen Körper für unsere Glückszustände verantwortlich. In der medizinischen Forschung wurden und werden hierzu immer neue Zusammenhänge entdeckt. Hierdurch soll gezeigt werden, dass nicht der Gedanke, die Überzeugung allein für das Erleben von Glück zuständig ist, sondern dass es dazu auch gewisser körperlicher Reaktionen bedarf.
Jedes Gefühl und jede Emotion erzeugt einen oder mehrere chemische Stoffe, die im Gehirn produziert werden. Andersherum erzeugen bestimmte chemische Stoffe, die zum Beispiel im Hypothalamus, dem Steuerzentrum unseres Gehirns, hergestellt werden, Gefühle und Emotionen.
Medizinisch bzw. neurobiologisch betrachtet lösen die Neurotransmitter Serotonin und Dopamin zusammen mit Noradrenalin das Glücksgefühl aus. Diese Hormone sind dafür verantwortlich, dass wir uns gut fühlen. Sie vermitteln den Nervenzellen (Neuronen) des Gehirns die Botschaft, die diese dann elektrisch weiterleiten: "Seid glücklich!" Das Gehirn schüttet diese Botenstoffe in unterschiedlichen Situationen aus, z.B. bei der Nahrungsaufnahme, beim Geschlechtsverkehr oder beim Sport. Sportler können seelische Höhenflüge allein dadurch empfinden, dass sie eben Sport treiben. Die Morphium-ähnlichen Substanzen, die dabei entstehen, hinterlassen solche Glücksboten.
Unsere Glücksgefühle werden dann in unserem Gehirn durch ein Zusammenspiel von Emotionen, Botenstoffen, Rezeptoren, Synapsen und biochemischen Vorgängen erzeugt. Auch Kohlehydrate spielen bei der Produktion von Serotonin eine wichtige Rolle, was zu der nicht ganz richtigen Vorstellung geführt hat, „Schokolade macht glücklich“. Denn der Neurotransmitter Serotonin wird nicht allein durch ihre Aufnahme als Nahrung ausgeschüttet.
Dass der Mensch ein angeborenes Verlangen nach Serotonin hat, ist für den Fortbestand der Menschheit und das Überleben der einzelnen Menschen wichtig. Denn Serotonin wird sowohl bei der Fortpflanzung, als auch bei der Nahrungsaufnahme ausgeschüttet. Der Botenstoff Serotonin in den Synapsen lässt uns ausgeglichen, gelassen und in stressigen Situationen ruhig bleiben.
Einige Drogen veranlassen das Gehirn, die Neurotransmitter Serotonin und Dopamin übernatürlich stark auszuschütten. Das führt dann für die Zeit der Wirkung zu einer starken Überschwemmung mit diesen Botenstoffen. Dieser Zustand kann für den menschlichen Körper ein über mehrere Stunden dauerndes Glücksgefühl hervorrufen.
Doch mit dem schnellen Glück auf Rezept, durch chemische Mittel, Psychopharmaka oder gar Drogen, ist niemand wirklich geholfen. Am Ende verschwindet das Sekundenglück und kehrt sich im schlimmsten Fall ins Unglück. Unsere Glückshormone sind nicht so leicht auszutricksen. Zwar ist deren Erforschung weit fortgeschritten, aber gleichzeitig gilt immer noch, dass Träume, Phantasien und Visionen zu einem tatsächlichen Glück dazugehören. Erst in der Einheit von Körper und Geist entsteht das Glück!
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