Maria Braig - Die Asylentscheiderin

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Die Postbeamtin Jule lässt sich beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zur Asylentscheiderin ausbilden.
Jule möchte mit ihrer Arbeit den wirklich Verfolgten helfen, doch schon bald verstrickt sie sich in den Konflikt zwischen Menschlichkeit auf der einen und Gesetz und Bürokratie auf der anderen Seite.
Je mehr Geschichten von Geflüchteten sie sich anhört, desto weniger kann sie zwischen den «richtigen» und den «falschen» Fluchtgründen für die Aufnahme im Zufluchtsland Deutschland unterscheiden.

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Als ich gerade überlegte, nun doch bald nach Hause zu gehen, kam Cochise. Cochise war während unserer Schulzeit genau wie ich einsam gewesen inmitten einer erzwungenen Klassengemeinschaft. Sie hieß ursprünglich Cornelia, was ihr jedoch noch nie gefallen und was sie ihren Eltern lange verübelt hatte. Dann begann sie sich für die Geschichte der Ureinwohner Amerikas und alternative Musikbands zu interessieren und nannte sich eines Tages Cochise. Davon war sie nie mehr abgewichen. Cochise war nie ein Mädchen gewesen, aber auch kein verhinderter Junge, wie es für kürzere oder längere Zeit viele von uns waren, weil sie sich gegen die damals üblichen Rollenzwänge und Geschlechterdefinitionen auflehnten, bis sie dann einbrachen und sich anpassten und alles taten, um den „süßen Jungen“ aus der Parallelklasse, „der so ganz anders ist“, um den Finger zu wickeln.

Cochise war anders. Sie blieb allein. Hatte als Kind keine Freundin und keinen Freund und später keine Beziehung – gerade so wie ich. Aber obwohl wir uns – von heute aus betrachtet – so ähnlich gewesen waren, hatten wir doch nicht zueinander gefunden.

Cochise drehte eine erste Runde durch das Lokal, ging von Tisch zu Tisch, wechselte hier ein paar Worte, lachte dort über gemeinsame Erinnerungen und kam schließlich auch bei mir an. Ich stand allein am Tresen und wartete auf mein, so hatte ich das jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt geplant, letztes Bier für diesen Abend.

Nach zwei Stunden saßen wir immer noch da und redeten. Als sich die anderen verabschiedet hatten und der Wirt Feierabend machen wollte, zogen wir weiter.

Cochise hatte nach dem Abitur die Stadt verlassen, um zu studieren.

„Wäre ich geblieben“, so sinnierte sie, als ich ihr meine Lebensgeschichte erzählt hatte, „dann wäre es mir womöglich genauso ergangen wie dir.“

Ausbildung, Beruf, ein Mann, eine Beziehung, wie es sich eben so gehörte damals, und wie es sich, wenn man nicht aufpasste, einfach so ergab. Aber Cochise war weggegangen, hatte studiert und „nach viel zu langer Zeit“, wie sie sagte, auch Examen gemacht. Ein durchschnittlicher Abschluss mit dem sie nicht allzu viel anfangen konnte. Während des Studiums hatte sie sich für alles andere mehr interessiert als fürs Lernen, dabei aber mehr fürs Leben gelernt als es den angepassten fleißigen Studierenden gewöhnlich gelang.

Sie hatte sich politisch engagiert, war bei amnesty international eingestiegen, hatte dann in der Anti-AKW- und der Friedensbewegung mitgemischt, hatte demonstriert und organisiert, Raketentransporte und später Castoren blockiert und schon früh mit Flüchtlingsarbeit begonnen.

„Und ganz nebenher habe ich noch bemerkt, dass ich mich für Frauen interessiere. Das war damals verdammt schwer, es mir selbst einzugestehen“, grinste sie ein wenig unsicher und beobachtete mich genau, wie mir schien. Als von mir keine Reaktion kam, fuhr sie fort.

„Ich habe sehr lange gebraucht bis ich es für mich akzeptieren konnte und noch länger, bis ich bereit war, es auch vor anderen zuzugeben.“

„Irgendwie passt das zu dir“, rutschte es mir raus.

Cochise grinste erleichtert.

„Dass ich so lange gebraucht habe?“, fragte sie und ich wusste genau, dass sie das nicht meinte, antwortete aber trotzdem.

„Nein, dass du auf Frauen stehst. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, warum du nie einen Freund hattest. Das ging mir ja ganz lange genauso. Aber jetzt rückblickend betrachtet, war es im Grunde immer schon klar, dass du Frauen bevorzugst.“

„Ich glaube du hast recht und es hätte mir selbst auch schon viel früher klar sein müssen. Aber ich wollte es vermutlich einfach nicht wissen. Das passte damals eben nicht in unser engstirniges Bild davon, wie unsere Leben auszusehen hatten.“

Als ich nickte sah mir Cochise lange und irgendwie komisch, wie ich fand, in die Augen und fragte dann:

„Und du? Hast du es auch mal mit einer Frau probiert?“

Das wurde mir nun doch zu intim und ich stand auf.

„Entschuldige, ich muss mal kurz das viele Bier zurückgeben.“

Cochise lachte.

„Ich sorge solange für Nachschub“, sagte sie dann, und als ich zurückkam, standen zwei frisch gefüllte Gläser vor ihr auf dem Tresen. Wir prosteten uns zu und unser Gespräch bewegte sich nun wieder auf sicherem Boden.

Cochise erzählte weiter. Ihr Berufsleben war eher unspektakulär. Nach verschiedenen Jobs und dem misslungenen Versuch sich selbständig zu machen, war sie bei einer Spedition gelandet, wo sie nun schon lange arbeitete. Mal fuhr sie mit dem Vierzigtonner durch die Lande, dann wieder arbeitete sie als Disponentin im Büro. Diese Kombination von Straße und Schreibtisch gefiel ihr und sie hatte nicht vor, so sagte sie, sich beruflich noch einmal zu verändern.

Die Zeit die ihr zur Verfügung stand, um sich politisch zu engagieren, war weniger geworden, was sie bedauerte, doch neuerdings war sie wie so viele, wieder in die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit eingestiegen. Sie unterstützte die ankommenden Menschen, organisierte, demonstrierte und war davon überzeugt, dass alle die kamen, ihre guten Gründe dafür hatten und die wenigen, die wirklich einfach auf der „Welle mitschwammen“, zu vernachlässigen wären. Sie war der Ansicht, dass kaum jemand freiwillig die Heimat verließ, alles zurück und im Stich ließ und das eigene Leben, geradeso wie das seiner Kinder, aufs Spiel setzte, wenn es nur darum ging, ein wenig mehr zu verdienen und sich am europäischen Wohlstand zu bereichern.

Auch ich hatte mich in den letzten Wochen intensiv mit dem Thema beschäftigt, hatte mit den Ertrinkenden und den Ausgeraubten mitgelitten und daran gedacht, selbst aktiv zu werden und war deshalb offen für Cochises Anliegen. Aber sehr schnell stellten wir fest, dass wir auf gefährliches Gebiet zusteuerten. Cochise wollte allen helfen, alle willkommen heißen. Sie war überzeugt, dass dies angesichts der finanziellen Lage Deutschlands kein Problem sei. Hinsichtlich des demografischen Wandels sah sie es sogar als große Chance, wenn nicht sogar als dringend geboten.

„Und selbst wenn es ein Problem wäre – müssen wir nicht helfen, wenn jemand in Not ist?“

Diesen Satz konnte ich selbstverständlich unterstreichen, jedoch war ich davon überzeugt, dass wir die riesigen Flüchtlingswellen, die über uns hereinbrachen und noch lange über uns hereinbrechen würden, wie man das überall las und hörte, nur bewältigen könnten, wenn wir aussortierten. Wer wirklich in Not war musste bleiben dürfen, gar keine Frage, aber alle anderen mussten schnellstmöglich zurückgeschickt werden, um Platz für diejenigen zu machen, die in einer wirklichen Notlage waren.

Ich hielt mit meiner Meinung nicht zurück.

„Was ist eine wirkliche Notlage und was nicht? Willst du das etwa entscheiden?“, fragte Cochise schließlich in angespanntem Ton und ich konterte schärfer als beabsichtigt – auch der Alkohol tat jetzt seine Wirkung:

„Ja, warum denn nicht? Glaubst du, ich bin weniger schlau als du, nur weil ich nicht studiert habe?“

Ich erschrak über mich selbst und Cochise sah mich verunsichert an.

„Lass uns über was anderes reden und uns nicht den schönen Abend verderben“, zog sie die Reißleine.

Dankbar bestellte ich noch eine Runde. Ich selbst hätte unser Gespräch an diesem Punkt nicht mehr zum Positiven wenden können.

Wir gingen zurück in die Schulzeit und schon bald lachten wir wieder gemeinsam über aus heutiger Sicht harmlose Geschehnisse, die uns damals tief bewegt hatten.

„Bist du denn immer allein geblieben?“, fragte ich irgendwann. Cochise erzählte von mehreren eher kurzen und einigen ganz kurzen Beziehungen und gestand ein, dass sie zurzeit auf der Suche sei. „Dauerhaft allein sein ist meine Sache nicht“, schloss sie. „Aber am liebsten allein bin ich mit mir selbst. Daran habe ich mich immer gehalten und bin damit sehr gut gefahren.“

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