Maria Braig - Die Asylentscheiderin

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Die Postbeamtin Jule lässt sich beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zur Asylentscheiderin ausbilden.
Jule möchte mit ihrer Arbeit den wirklich Verfolgten helfen, doch schon bald verstrickt sie sich in den Konflikt zwischen Menschlichkeit auf der einen und Gesetz und Bürokratie auf der anderen Seite.
Je mehr Geschichten von Geflüchteten sie sich anhört, desto weniger kann sie zwischen den «richtigen» und den «falschen» Fluchtgründen für die Aufnahme im Zufluchtsland Deutschland unterscheiden.

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„Wir schaffen das“, wie es die Bundeskanzlerin lange und gern verkündet hatte, hieß im Grunde: „Wir schaffen das, wenn …“ und zu diesem wenn wollte ich jetzt beitragen. Wollte meinen Beitrag dazu leisten, den ärmsten und gebeuteltsten unter den Flüchtlingen zu helfen. Ich sah Bilder von zerbombten Städten und zerfetzten Körpern, von Scharen gefangener Frauen in Burkas, Niqabs oder mit Kopftüchern, und ich sah Bilder von abgeschlagenen Köpfen und verzweifelten Gestalten vor zerstörten Häusern. Diesen Menschen wollte ich helfen, genau diesen Menschen musste ich helfen, auch wenn der ein oder andere Hilfesuchende, der behauptete seine Kinder von kaum mehr als nichts zu ernähren, deswegen zurück in sein Land musste. Den meisten von ihnen ging es doch nur darum, bei uns besser zu verdienen, als es zu Hause möglich war. Aber das war nicht mein Problem und auch nicht das derjenigen, die vor Bomben und Krieg flohen.

Ich wollte etwas beitragen und ich wollte weg von meinem Schreibtisch im Büro ohne Kontakt zu den Menschen.

So traf ich meine erste Entscheidung.

Schon bald nachdem ich mein Bewerbungsschreiben losgeschickt hatte, bekam ich eine Einladung zum Vorgespräch. Ich machte einen schönen Tagesausflug daraus, einmal Nürnberg und zurück. Freigestellt vom Arbeitgeber für das alles entscheidende Treffen, freie Fahrt mit der Bahn und ein Kribbeln im Bauch, das ich schon lange so nicht mehr gespürt hatte. Ich war aufgewacht aus meiner Lethargie, in der sich Tag an Tag reihte, unterbrochen von Wochenenden, die für mich bereits am Sonntagabend als Leuchttürme am Horizont standen und auf den ich mich mühsam die Woche über zubewegte. Mein Leben ähnelte dem Rosenkranz, den ich als Kind oft am Abend mit meinen Eltern beten musste, im Oktober, im „Rosenkranzmonat“, sogar jeden Abend. Man konnte den Rosenkranz (warum hieß der überhaupt so, Rosen gab es dabei keine?) abschnittweise beten oder, wenn es hart auf hart kam, vollständig. Fünf Gesätzchen oder Gesetzchen – ich hatte als Kind und auch später nie begriffen worauf dieses Wort baute. Was es bedeutete war mir aber nur zu gut bewusst. Ein Gesätzchen waren zehn Perlen, fünfmal zehn waren aneinander gereiht, jeweils unterbrochen von einer ganz besonderen Perle. Das Wochenende sozusagen. Zehn Mal also das gleiche Gebet heruntergeleiert, nie begriffen und auch nie wirklich erklärt warum. Immer mit dem sehnsüchtigen Blick auf die große dicke Perle, die das Ende der Quälerei bedeutete. Man konnte aber nie wissen, ob es nicht danach weiterging mit einer neuen Sequenz. Und so verging mein Leben: eine Woche folgte der anderen, jedoch im Gegensatz zu damals wusste ich sicher, dass es kein Ende gab, dass es immer so weitergehen würde. Hin und wieder wurde dieser Rosenkranz der Langeweile unterbrochen von wenigen Wochen Urlaub und dann begann alles wieder von vorne. Woche für Woche, von großer Perle zu großer Perle, von Leuchtturm zu Leuchtturm, und nur diese Unterbrechungen waren mir in den letzten Jahren wirklich lebenswert erschienen und hatten mich über Wasser gehalten.

Nun wagte ich den Aufbruch, wollte mich ins Wasser stürzen und endlich wieder das Schwimmen genießen, bewusst erleben und erfahren, was zwischen den Leuchttürmen lag.

Ein wenig aufgeregt war ich schon. Sechs Wochen herumsitzen und lernen! Es hatte während der Jahre immer wieder Fortbildungen gegeben, jedoch fünf Tage waren das Höchste der Gefühle gewesen und ich erinnerte mich gut, dass die Konzentration meist schon nach drei Tagen nachgelassen hatte. Aber ich würde mich daran gewöhnen und das Beste daraus machen. Sechs Wochen raus aus meinem Alltag, das allein war schon eine höchst verlockende Aussicht.

Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte ich meine langjährige Beziehung beendet. Endlich, nach vielen Aufs und Abs oder besser gesagt Abs und Aufs, hatte ich den Mut gefunden, einen Schlussstrich zu ziehen. War das schon der erste Schritt in mein neues Leben gewesen? Ein ziemlich großer Bruch war es jedenfalls, der sehr viel Kraft erfordert hatte. Mich aufzuraffen und aus den Gewohnheiten vieler Jahre aus- und aufzubrechen hatte mich alle Energie gekostet, die ich aufbringen konnte. Manchmal wundere ich mich noch immer, wie ich es geschafft habe. Frage mich manchmal auch, was genau mich veranlasst hat, diese längst tote Gewohnheitsbeziehung endlich abzubrechen. Herauszuschauen aus meinem Schneckenhaus in dem ich mich eingerichtet hatte im Lauf vieler Jahre. Das ich zuletzt nur noch verließ, um zur Arbeit zu gehen, wo sich zu den besten Zeiten mein eigentliches Leben abspielte.

Was hatte mich in dieser Beziehung festgehalten? Heute kann ich das nicht mehr sagen. War es die Angst, vor dem Alleinsein? Die Angst davor, als Versagerin in Sachen Liebe zu gelten? Auch wenn das Single-Leben immer angesagter, immer akzeptierter wurde, so saß tief in mir drin doch immer noch der alte Stachel. Wie ich es als Kind gelernt hatte, war es für mich ein Makel geblieben, allein zu sein. Wer allein war hatte versagt, war – modern ausgedrückt – bindungsunfähig. Alte Jungfer hatte das in der Sprache meiner Kindheit geheißen. Und als alte Jungfer zu enden war das Schlimmste, was einer Frau geschehen konnte. Junggesellen, das männliche Gegenstück, waren anerkannt und interessant. Als Frau jedoch würde ich ohne Mann als eine nicht gewollte alte Jungfer enden. Spröde, unattraktiv, unfähig, einen Mann anzulocken und für mich zu gewinnen. Hässlich oder im besten Fall unscheinbar, nicht wertvoll genug, gesucht, und vor allem gefunden zu werden.

So hatte ich es gelernt, als ich ein kleines Mädchen war, und so stand das Schreckensbild jahrelang vor mir. Dass ich mich damals nicht für Jungs interessierte sah die Welt um mich herum aus einer ganz anderen Perspektive: Die Jungs interessierten sich nicht für mich. Die Männerwelt übersah mich einfach, weil ich nichts zu bieten hatte. Und warum sollte ich in Frage stellen, was alle anderen, so glaubte ich damals jedenfalls, erkannt hatten? Dass auch manche meiner Freundinnen nicht ganz freiwillig ihre Spielchen mit dem anderen Geschlecht spielten, sondern aus ähnlichen Ängsten heraus wie ich sie hatte agierten, erkannte ich erst sehr viel später. Zu spät. Einige von ihnen heirateten früh und gingen im Familienleben auf – oder unter? Manche verschwanden einfach, verließen die Stadt, studierten, machten Karriere und lebten ihre jeweiligen Leben, von denen ich nichts wusste.

Irgendwann bekam ich Torschlusspanik. Ich war hängengeblieben in meiner Stadt, in meiner Ausbildung, bei der Post. Ich fühlte mich mit mir selbst am wohlsten, konnte aber die Blicke und das Getuschel – das ich wohl eher fürchtete als hörte – irgendwann nicht mehr aushalten.

„Sie wird als alte Jungfer enden!“, „Was ist nur los mit ihr?“, so meinte ich sie reden oder jedenfalls denken zu hören. Heute glaube ich, dass ich mir das alles eingebildet habe. Es waren wohl nur meine eigenen Ängste, die mich bedrängten und dazu brachten, mich Hals über Kopf in eine Beziehung zu stürzen, die anfangs wunderbar schien, weil ich jetzt war wie alle anderen auch, die aber eben deshalb auch schnell ihren Reiz verlor. Ich war nun wie alle – gefangen in einem Leben, das nicht meines war.

Während ich packte lief mein Leben wie ein alter Film vor mir ab. Ein Film, wie wir sie früher in der Schule gesehen hatten, aufgerollt auf großen Blechspulen, die jemand von uns aus dem Lehrmittelraum holen musste, um dann den Filmstreifen im Projektor einzufädeln. Manchmal ruckelte und zitterte das Bild, manchmal riss der Film oder es gab nur Blitze und Striche zu sehen an Stellen, wo er früher gerissen und dann geklebt worden war. Ganz genau ließ sich nicht mehr rekonstruieren, was an diesen Stellen einmal zu sehen gewesen war. Ob nur wenig fehlte oder ob große Teile verloren gegangen waren blieb unklar. Manchmal wunderte ich mich, dass dies mein Film, mein Leben sein sollte, und noch mehr, wie es dazu gekommen war. Im Rückblick schien es so einfach, auszusteigen und auf einen anderen Zug aufzuspringen. Aber ich hatte es nicht getan, hatte die Möglichkeiten die sich boten nicht wahrgenommen und den richtigen Zeitpunkt immer wieder verpasst.

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