Bei der klassischen Konditionierung geht es also um das Erlernen eines Reiz-Reaktions-Musters.
Ein Reiz kommt von außen auf uns zu, und wir reagieren je nach unseren Erfahrungen.
Bei Menschen gibt es hierzu das bildliche Beispiel vom Arzt, dem weißen Kittel und der Spritze.
Wenn wir als Kinder die Erfahrung gemacht haben, dass uns der Arzt im weißen Kittel eine Spritze gibt, und dies schmerzt, übernehmen wir diese Erfahrung in unser weiteres Leben.
Schon der Anblick eines Menschen im weißen Kittel kann dann zu erhöhtem Blutdruck oder dem Gefühl von Angst führen.
Neben der klassischen Konditionierung gibt es die operante, oder auch instrumentale, Konditionierung. Die operante Konditionierung ist für uns Menschen von großer Bedeutung. Von Kindheit an bis ins Erwachsenenleben und eigentlich während unserer gesamten Lebensspanne, spielt sie eine entscheidende Rolle.
Anders als bei der klassischen Konditionierung, tritt bei der operanten Konditionierung kein reines Reiz-Reaktions-Schema auf. Der Mensch lernt, dass seine Handlungen Konsequenzen haben, und diese können positiv oder negativ sein.
Es ist uns also möglich, aktiv auf unsere Umwelt einzuwirken und so für das Individuum positive Ergebnisse zu erzielen.
Die Definition nach Schnotz lautet:
„ Operante Konditionierung ist ein Prozess, in dem die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens in einer bestimmten Reizsituation durch Verstärkung erhöht wird.“ 9
Skinner (1904 – 1990) forschte zu diesem Zweck mit Mäusen.
Mäuse wurden in einen Käfig gesperrt. Dies war für sie ein negativer Ort. Vor den Mäusen gab es mehrere Tasten, wobei eine dieser Tasten den Käfig öffnete. Die Maus konnte so den Käfig verlassen und fand vor dem Käfig Futter vor.
Am Beginn versuchte die Maus auf verschiedene Art und Weise den Käfig zu verlassen, später drückte sie wahllos die Knöpfe, aber schon bald lernte sie, welcher Knopf in die Freiheit und zum Futter führte. Danach steuerte sie schon explizit diesen Knopf an.
Neben dem Futter, das als positiver Verstärker eingesetzt wurde, arbeitete Skinner auch mit negativen Verstärkern. Negative Verstärker sind dabei keine Strafe, denn durch die richtige Handlung wird ein negativer Zustand beendet.
Bei Skinner wurde dieser negative Verstärker in Form von leichten Stromstößen in die Versuche eingebunden, welche durch den Boden des Mäusekäfigs strömten und durch Drücken der richtigen Taste unterbrochen wurden. Auch hier lernten die Mäuse äußerst rasch, die richtige Taste zu drücken und steuerten diese sehr bald direkt an.
Skinner zeigte auf diese Weise sowohl positive, als auch negative Verstärker führen zum Erfolg.
Nach demselben Prinzip funktioniert operante Konditionierung auch beim Menschen.
Aus der großen Gesamtmenge möglicher Verhaltensweisen werden jene ausgewählt, die zu bestimmten, positiven Ergebnissen führen oder negative Zustände beenden.
Eine Person lernt, dass bestimmte Handlungen eine Belohnung bringen oder einen unangenehmen Zustand beenden.
Für uns Menschen kann vieles eine Belohnung sein. Ein Pokal, eine Urkunde, ein Lächeln, ein Klopfen auf die Schulter, Statussymbole und so weiter.
Geld deckt aber die größte Bandbreite ab und wird deshalb als ein Generalverstärker gesehen.
Jeder Mensch ist eigentlich immer durch Geld motivierbar, so lautet die Grundannahme.
Die Behavioristen sind also der Ansicht, dass Menschen gänzlich, oder zumindest zu einem extrem hohen Anteil, extrinsisch motiviert sind. Dies stellt auf den ersten Blick einen klaren Gegenpol zu den Humanisten dar.
Doch bis auf einen kleinen Prozentsatz von Hardlinern unter den Behavioristen gestehen auch diese ein, dass ein Teil der Motivation und des Handelns vom Menschen selbst kommen muss, und dass Menschen nicht nur aufgrund ihres Handelns und der Beobachtungen dessen, beurteilt werden können.
1.5. Handlungstheoretische-konstruktivistische Ansätze
Als dritte Theorie werden nun noch die „Handlungstheoretischen konstruktivistischen“ Ansätze vorgestellt.
Im Mittelpunkt dieser Theorie stehen die sozialen Aktivitäten des Menschen. Ein Individuum wächst in eine Kultur hinein, so die Annahme der Theorie.
Der russische Psychologe Lew Semjaonowitsch Wygotski (1896-1936) nannte diesen Vorgang „Enkulturation“.
Wygotski hat in diesem Zusammenhang die Theorie zur „Zone der nächsten Entwicklung“ entworfen.
Menschen wachsen also in eine Kultur hinein und erlernen so Tätigkeiten und soziale Umgangsformen.
Hierbei ist der Entwicklungsstand des Individuums, bei einer bestimmten Tätigkeit, durch ein unteres und oberes Niveau gekennzeichnet.
Durch geeignete Hilfen sind Leistungen auf höherem Niveau möglich.
Eine optimale Hilfestellung durch denjenigen, der die Hilfe gibt, entspricht dem oberen Niveau.
Der Bereich zwischen unterem und oberem Niveau ist die Zone der nächsten Entwicklung. 10
Im Idealfall liegt weder Unter- noch Überforderung vor.
Wygotski sah jede Kultur durch kooperative Tätigkeiten gekennzeichnet. Ein Individuum kann sich also nur in einer sozialen Gesellschaft entwickeln, und Menschen sind immer auf soziale Verbände angewiesen.
Mehrere Individuen bearbeiten gemeinsam einen Gegenstand mit Hilfe von Werkzeugen und erwerben so Tätigkeitsvoraussetzungen. Jemand, der die Tätigkeit bereits beherrscht, tritt hierbei als Experte auf und gibt sein Wissen dem Novizen weiter. Dies geschieht immer durch Kommunikation.
Kommunikation ist für uns Menschen eine entscheidende Hilfestellung.
Wygotski verweist weiters darauf, dass es bei der Zusammenarbeit von Menschen immer zwei Ebenen gibt.
Eine Ebene, die sich auf den Gegenstand bezieht, also einen Gegenstandsbezug, und eine Ebene, die sich auf die sozialen Interaktionen bezieht, den Sozialbezug.
Der handlungsorientierte und konstruktivistische Ansatz geht sehr stark vom Menschen als gesellschaftliches Wesen aus, welches sich gemeinsam, und mit Hilfe von Werkzeugen, Kenntnisse, Fertigkeiten und Motive aneignet, die es für sein individuelles und gesellschaftliches Leben benötigt.
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